Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1989

Spalte:

189

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Bovon, François

Titel/Untertitel:

Luc le théologien 1989

Rezensent:

Burchard, Christoph

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

1X9

Theologische Literaturzeitung 1 14. Jahrgang 1989 Nr. 3

190

Neues Testament Tradition zu sichern; III (229-279) will darlegen, daß sich aus I und II

ein konkretes und höchst anschauliches Bild von der Entstehung der

g synoptischen Evangelien, insbesondere aber des Mk, gewinnen läßt.
!?oD,'nFran?0iS: ,'UC le Th£'ol(,Rien- Vingtcinq ans de recherches Für den kontinentalen, deutschsprachigen Leser wird hier also ein

496, S~JlM S aRUghrm"' Ge"f: Lab°r Ct F,d6S '988' Problemzusammenhang angesprochen, den er mit Lachmann i. A.

-: Lub. *t° ,°u . • -rü-_ tu .-di, längst erledigt glaubte. Jedenfalls konnte! Lange 1980 lapidar fest-

wike the 1 heologian. Thirty-Three Years ol Research ... . , " , _ . . ,, ~

(1950-1983). Transl. by K. McKinney. Allison Park, PA: Pickwick stellcn: Jm Sprachraum smd heute alle Versuche, die Mt-

publications 1987. XVI, 510 S. 8" = Princeto'n Theological Mono- Prl°ntat aufrechtzuerhalten, aufgegeben worden" (Das Mt-Evan-

graphSeries, 12. Kart. $ 35.-. gelium, WdF 525, Darmstadt 1980, S. 4).

Sollte die vorliegende Veröffentlichung von O. und R. Tür die Syn-

Bovons nützlicher und anregender Forschungsbericht von 1978 optiker-Forschung in England repräsentativ sein bzw. es doch werden,

(igj . ' • 37-39) war schnell vergriffen. Die Neuauflage ent- so bleibt nur festzustellen: Lachmann und Griesbach haben auf bei-

a 1 CMn paar Druckfehler weniger (es gab aber nicht viele) und eine den Seiten des Kanals schulbildend gewirkt. Die Argumentations-

ortsetzung mit-dem Proust-Titel Du cöte de chez Luc mehr ketten erreichen das jeweils andere Ufer nicht mehr. Für beide Seiten

■ 429-443 zuerst in RThPh 115, 1983, 175-189), dazu einen Lite- steht wohl auch zuviel auf dem Spiele. So geht die gesamte deutsch-

rdturnachtrag 1982-1987 (S. 445-449, nur Bücher). sprachige Redaktionsgeschichte von der Mk-Priorität aus, während

Die englische Ausgabe hat Stellenregistcr, Sachindex und Nachtrag umgekehrt zumindest für die Vff. O. und R. an der Mt-Priorität die

n'cht, dafür mehr Druckfehler. Allein im Verfasserregister stimmt fast Möglichkeit von dessen Frühdatierung und damit seiner historischen

'n ^utzend Namen nicht ganz. Taeger ist richtig, heißt aber zur Glaubwürdigkeit hängt. Denn so, wie O. und R. ihre These vertreten,

rate im Text Jaeger (S. 4170- Aus dem ausführlichen Inhaltsver- bedingen sich die historische Glaubwürdigkeit der Evangelien, ihre

Ze^ichnis sind sämtliche Namen gestrichen, bloß bei Kapitel VI stehen Frühdatierung und ein lückenloses Traditionsprinzip bei den Kir-

^'e, das hat R. Michicls. falsch Micheals, nicht gut getan (S. VI). Die chenvätern gegenseitig. Insofern ist für O. und R. die Evangelien-

scheint aus der Blockhauszeit des Computersatzes zu forschung noch Bestandteil einer Leben-Jesu-Forschung, die Einsprü-

rnnien. Sind es übrigens von 1950 bis 1983 nicht 34 Jahre For- chevonM. Kühler und W. Wrede-im deutschsprachigen Raum Aus-

n8 (und 26 bis 1975)? gangspunkte einer kerygmatischen Würdigung der Evangelien - sind

J&un Weitermachen: H. Baarlink, Die Eschatologie der synoptischen Evan- von den vff- ° und R nicht rezipiert worden. Die Tiefe der Gcgen-

Re^"' Stutt8arl "sw. 1986 (ThLZ 113, 1988, 3470; J- D. M. Dcrrctt, New sätze läßt sich m. E. an einem Satz Lessings demonstrieren: „Die

0"°('ul'ons°f OldConundrums. A Fresh Insight into Luke'sGospel. Shipston- Religion ist nicht wahr, weil die Evangelisten und Apostel sie lehrten,

Nach°ur ,98fi; F-Godct. Kommentar zu dem Evangelium des Lukas (1890), sondern sie lehrten sie, weil sie wahr ist." (G. E. Lessing, Ges.

thc ThiHGieflen ,986:DGoodinB- AccordingtoLuke. A new exposition of Werke VII;S. 813,hg.vonP. Rilla, 1956). Die hier vorliegende Kritik

,ThLZl'n |CQ«SPe'' Leiccster- England/Grand Rapids' Michigan 1987 des Traditionsprinzipes sichert für Lessing und die von ihm be-

den hikani^Zc M Ho[1'mann' Das ^nalolog'schc Heil lsracls nath stimmte Aufklärung das Ringen um den Wahrheitsanspruch des

""»nischen Schriften. Diss. theol. Heidelberg 1988: II. Klein. Barmherzig- , . .. , . ,/<r n , n , • . .

Kc" gegenüber H^n ci a j ^ • • ,. c „ christlichen Glaubens, für die Vit. O. und R. dagegen wird Lessing
6 nuoer den Elenden und Geachteten. Studien zur Botschaft des lukani- . . . ....

M"en Sondergutes. Neukirchen-Vluyn 1987. (ThLZII3, 1988, 5180; ohne weiteres mit Reimarus gleichgestellt und wegen seiner Kritik am

Ws^'inghardl. Gesetz und Volk Gottes. Das lukanische Verständnis des Gesct- Traditionsprinzip zu denen gerechnet, die die historische Glaub-

tUmsd^.Hcrkunn. Funktion und seinem Ort in der Geschichte des Urchristcn- Würdigkeit der Evangelien untergraben (S. I 12). Das ist sicher kein

tyorr ublnScn 1988; G. Nebe, Jesus von Nazareth als „Prophet mächtig im Glanzpunkt in der ansonsten so sorgfältigen Arbeit vonO. und R.
seinen LükascvanScl'um- Untersuchungen zum lukanischen Jesusbild und Eine Rezension, die wie diese an einer Bruchzone der internatio-

Bochumr|a9x'0nS8eSChich,'ichcn Hin,c,grunden- Thco1 Habilitationsschrift na|en Bibclwissenschaft arbeitet, wird sich des Problems ihrer Sach-

derFors.. ,crschciminBWANT):H^ und Werturteile auch dort bewußt bleiben, wo der Dissens in der

sthe" SvnaUBogS8CSC,hich,C SCit F C Baur- Gicßen '983; W- S,egcmann' Zwi" Sache offen zutage tritt. Unter dieser Voraussetzung ist dem Werk

nische" EÄtr" BC"ra!Z^^Tl^TTJZ IUk,a" von O. und R. hohes Lob zu zollen für die Grobstruktur seines Auf-
Dietai ■ ,Ln- theol. Habilitationsschrift Heidelberg 1983; H. Warnecke, _ , . „. . *"

E^^hliche Romfahrt des Apostels Paulus Stampfl 1987; W. Wiefel, Das baus' Denn auch Wenn man d,e BedcutunS Kirchenvater für die

«19131 k m nach Lukas' Berlin 1988; T. Zahn, Das Evangelium des Lucas Evangclienforschung so hoch nicht zu schätzen weiß (wie dies O. und

komme hdruck w"PPcrtal 1988, und natürlich Bovons eigener Lukas- R tun), so muß m. E. doch anerkannt werden, daß es die Vff. meister-

'-"tar, dessen Erscheinen bevorsteht. haft verstehen, die Frage ihrer Leser just aufden Punkt zu lenken, den

HcidelbcrB . sie dann auch ausführlich zu behandeln gedenken. Dafür nur ein Bei-

8 C hnstoph Burchard .... . , . v

spiel: Wenn einerseits und innersynoptisch das Mk-Evangelium aus

_ seinen Vorlagen (!) Mt und Lk erklärt wird, andererseits aber mit den

VvT1, ^Cmard- ;ind 1 Küey: The Order of the Synoptics. ^sprechenden Passagen der Kirchenväter der petrinische Ursprung

UuL T Sv"«Ptic Gospcls? Macon, GA: Mcrcer University; dcs Mk festgehalten und betont wird, so entsteht beim Leser unver-

tn-Peeters 1987. XIV,294 S gr 8" Lw.$ 38.95. meidlich die neugierige Frage, wie denn die VIT. nun diese beiden

gjn Perspektiven zusammenbringen. Und eben für die Beantwortung die-

des ge pC'1..'st anzuzeigen, dessen Tenor gänzlich aus dem Rahmen ser Frage meinen die Vff. bestens gerüstet zu sein. Sie entwerfen das

Raut)1 ^/^^'Sen exegetischen Konsenses im deutschsprachigen folgende Szenarium: Petrus wird in Rom mit dem von Paulus mit-

H.ypoth rüUsfa"t- Es Seht um die "2GH" - die Zwei-Evangelien- gebrachten Lk-Evangelium konfrontiert, dessen heidenchristlicher

NeUauf|CSe also' hinter der sich nichts anderes verbirgt als eine Charakter eine sachliche Herausforderung Tür seine bis dato eher am

priorit itd8C Griesbacn"HyPothcse, die Griesbach - von der Mt- judenchristlichen Mt orientierten Lehrvorträge bildet.

aufdcn [aUS8encnd-auchLuk zeitlich vor Mk plaziert und Mk damit Um nun weder das von Paulus mitgebrachte Evangelium nach Lk

lieg verwefa* P'atZ t,Cr Rc'ncn,olSc der Entstehung der Evangc- zu desavouieren noch andererseits selbst durch Lk/Paulus in Frage

datierun Vcrhundcn 'st die "2GH" mit einer radikalen Früh- gestellt zu werden, legt Petrus bei seinen Lehrvorträgen nun die beiden

Passen -b°S das~ um überhaupt in den Rahmen der "2GH" zu Rollendes Mt und des Lk zugrunde, indem er im akuten Prozeß seines

Die Vit °numca- 40 n.Chr. angesetzt wird. Vortrages aus beiden den roten Faden des erzählerischen Authaus

Ehrlichen gC,1Cn lhr/icl in drei Schritten an: I (3-108) soll durch aus- findet, wie er auch die Reihenfolge der Perikopen so gestaltet, daß es

(l09_->-)6. syn°Pt'schen Vergleich die Mt-Priorität sichern: II trotz dieser doppelten Vorlage nicht zu Wiederholungen kommt. Es

versueh, die entsprechenden Ergebnisse von I durch die sind diese Lehrvorträge, die Mk in Schnellschrift aufnimmt und aus