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Ausgabe:

1989

Spalte:

181-182

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

The literary formation of Genesis and Exodus 1 - 23 1989

Rezensent:

Herrmann, Siegfried

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 3

182

"en Buches den Interessenten in der DDR zur Verfügung steht. Es redaktionelles Rahmenwerk, das eine Fülle ursprünglich unabhängi-
andelt sich um einen Nachdruck, der mit der ersten deutschsprachi- ger Traditionen vereinigt, die nach narrativen Grundsätzen zusammen
Ausgabe von 1979 - auch typographisch - völlig identisch ist. mengeordnet sind, um keinen Preis nach theologischen Prinzipien.

tla'b findet man auch keine Ergänzungen der inzwischen crschie- Diese seien erst im Abendland an die Texte herangetragen worden
ne" Literatur, Nachträge oder inhaltliche Veränderungen. Der Rezen- und hätten mit ihnen ursprünglich nichts zu tun. Augustin, Luther
*lon der Göttinger Ausgabe (ThLZ 107, 1982, Nr. 8, Sp. 5910 ist nur und die protestantischen Theologen bis zu Gerhard von Rad werden
'nzuzufügen, daß das Buch inzwischen einen großen Benutzerkreis hauptsächlich als die Schuldigen an der theologischen Verfremdung
Pfunden hat, den es hierzulande auch finden wird. Beiden Verlagen der Texte hingestellt, deren ursprüngliche Bedeutung uns fern bleibe.
'st rur d'e Realisierung der erhofften Lizenzausgabe bei der EVA zu Seinen eigenartigen Standpunkt faßt der Autor in diese Worte zusammen
. men(S. 198):

Berlin Karl-Wolfgang Tröger "A ProPer use of exegesis does not really carry us beyond the text itself, but

rather it serves to make us familiär with that text. That is all. And this is appro-
priate; for narrative calls us into a World of Narnia, the World of imagination in
which we all ean live and find sustenance. This is a World that is in the texts

AltSS Testament thcmselves, and only in those texts. We do not need a key apart from them to

lead us back into the wardrobe of imagination - only a belief in the narrative
world which exists and reveals itself even to one today who chooses to pick it up

°mPson, Thomas L : The Origin Tradition of Ancient Israel. I. The and read."

pjterary Formation of Genesis and Exodus 1 -23. Sheffield: JSOT Thompson gibt wohl zu, daß es im Pcntateuch sukzessive Stadien

Stud/SrelI1'eld Academic Press 1987' 221 S- 8' = Journal for the literarischer Entwicklung gegeben habe. Aber sie entziehen sich unse-

> ot the Old Testament, Suppl. Series 55. Lw. £ 25.-. rer Kenntnis. In der Endredaktion sei die Tradition in einem einzigen

Das Buch ;ct u • ii imi li ii u u u Schaffensprozeß up to date formuliert worden. Dies sei im Exil

» outn ist, bei allem Wohlwollen, eine seltsame Mischung aus ^ o ..... , ,. „

"VhßverstänHn,' a l- j .« l n- ui' u a geschehen und sollte dort dem Selbstverstandnis Israels dienen. Da sei

^Manclnissen der verschiedensten Art, oberflächlichen Argu- 6. , . ... .. .. „ »

menten unH tv,=„i~ : u ,, .--i c. n _ i eine Ideologie entstanden, die die Kraft und Fähigkeit hatte, jeden

und theologischem Unverständnis. So muß man urteilen, ,. • . . ■ , „ . ..... . . .*

Wcnn man ,™ „• i o i. u. j • u extremen politischen und sozialen Bruch zu uberleben. This isase f-

uidn von einem konservativen Standpunkt ausgeht und sich , ,. . ... ..... . . , ,

lra8t, in WP|..uom , , - ,,r .. ,. , . . • . • u i •.• u understanding which will hold them in cxistence even in the loss of

■ «i weichem Umfang der Vf. die bisherige historisch-kritische - -

r°rschuni> am ai. t- . i . r- ■ . i • their kingdom and their temple, in exile from their land; for none o

f,,„j B m Alten Testament überhaupt anerkennt. Es ist kein , ° . £ . .... . ,„.. „ , .

'Undamentniictio^t, dl _ "V ., . . „. ,, these aspects is essential to their self-identity (S. 194). Ähnlich wie

^ki c,ual|stisches Buch, ganz im Gegenteil, es ist totaler Kahl- , „K _ . •...„_,,

Cn'ag und richio. ur n . l j uj Lvan Seters den Deuteronomisten nicht den Redaktor, sondern den

In'rtj- richtet sich fast gegen alles, was insbesondere die abend- ., . _ ,.. , . ,

indische ilttpctom» .r l Wr . n , . ,. c . . Verfasser seines Geschichtswerkes sein lassen mochte, versucht

am . dlllestamenthche Wissenschaft, aber auch die Soziologie _ . . _ . „ . ■ , . _ ' . , ,

menkanischi-r p™. /w , . ,, „ ... „. . . Thompson, den im 6. Jh. angesetzten Schopfer des Pentateuch sich as

ho. ",!>cner Provenienz (Mendenhall, Gottwald) zutage gefordert v , ' , , . . °_

at Der Autnrict^.. u ■ „. . ml .• ..n . lim .• Autor und Redaktor in einer Person vorzustellen.
(Iq-i^. ^Ul0r ,!>'durch sein Buch über die "Patnarchal Narratives .

74) bekannt a j i ■• - l- .< .l a rv Laßt sich dem Buch von Thompson Positives abgewinnen? Wenn

rw . *dnnt geworden und radikahsiert hier seine Methode. Die.....„ ,. ., ' ... . ,, , " .

rarste un„ apr r. . • . . . .. . .. ..... . ja, dann dies, daß die von ihm bekämpfte Urkundenhypothese im

- ung aer Geschichte Israels mochte er strikt von biblischer ' , . ' , . „ .. „l o. • , . .

CXegese trenner, i .. r^- ■ ,■ . Recht ist. Denn ohne daß es ihm voll bewußt zu sein scheint, ist er sel-

n»ho . tnnen- Letztere sei eine Disziplin eigener Autonomie . _ . _ _ ,. ... .... .

"eoen der hktnrick.. a l- ■ • l r- l /c ^, r-> her im Detail von den Resultaten der Qucllenscheidung abhangig.

rx. n'siorischen und archäologischen Forschung S. 40). Des „, . ,.. „ . . . , . „

dr|en NieU PPto, t _ l a l ^ l- l. j c • ■ • Wo er Richtiges sagt, ist es langst bekannt. Beispielsweise scheint er O.

|,r,„, . tls rett-r Lemche Arbeiten zur Geschichte und Soziologie _.„.,, .... T. , ,,, e, ,. ... .

,;>racls vR| Thl 7 i n moo a^i ..fw .a. l i Eißfeldts Arbeiten zur Tholedoth-Struktur überhaupt nicht zu

kanm 6 • "1L^ 113. 1988, 401-410) waren dem Autor noch unbe- kennen

knn„." S° daö eine Auseinandersetzung mit ihm nicht erfolgen ' . .

^°nnte. 6 Thompson halt sich viel darauf zugute, daß seine Erzahlungscin-

Die hier vorop|Pn.„ r. ■ l ■, l <- a ju. hciten unmittelbar dem vorliegenden Text entsprächen und nicht

Bnr-k ' or8e|egte literarische Untersuchung der Genesis und des , _ „ . .. .. . . . *

°uches Exodus Ki. w x, , rx . durch Quellenscheidung künstlich rekonstruiert wurden. Das fiihrt

sinn b,s KaP-23 Leviticus, Numeri und Deuteronomium *_. . , .... , ,.

naeinem2 Rn„h ll ■ . ■ •, „ ■ . ff , .■ praktisch zu einer harmonisierenden Nacherzählung der vorliegenden

Urkn^j and vorbehalten) versteht sich se bst als Angriff auf die , c. ... ,__ . . T„. _ 6

icundenhvnnthpco xl l-, j c j- c . m Endgestalt des Textes. Seine sachlichen und logischen Spannungen

ein^ "'ypothese. Thompson ha t die Studien von van Seters für ■ . . ,. , , , „ . ... , TT, B

nen geeionpt..^ l . , j • l werden nicht „diachron" nach den Grundsätzen der Uberlieterungs-

iedrv-l '6"CIen methodischen Ausgangspunkt, distanziert sich ... , . _ . 7

Jta°ch ausdrürlliok u ,, c- l : r- l -, j r. . . u 1 geschichte aufgelost, sondern nach narrativen Prinzipien etwa der

Gan, -^^cklich von H. H. Schmid. Er ha t den Pentateuch als „ , . • . ... . • . , •.

anzenrüre;nPp . . , ., " ' ,. , .. , . .. ... Beobachtung eines Dreischrittes bei der Einleitung eines Thcmen-

Oi.nii Produkt des 6. Jh. v. Chr. Nicht nur die herkömmliche . 0 . . „. ... ..

VUe|lenscheirii,n„ l ., . . r- l- l. kreiscs, threefold introduction ) zu einem scheinbar widerspruchs-

Di» t- laun8 wird abgechnt, sondern auch die Formgeschichte. - * , , . , . „, . . „r

^Fragcnach.tomc-. • . T j r-l ,al losen Ganzen harmonisiert. Ob man auf solche Weise der Komposi-

P3S ei^ige was ^ ,Z !m x CSC1 mnülL Ä tiot, altorientalischer Literaturwerke in vollem Umfang gerech, wird,

S*2en oder h 'S ICXtTur 'Sl U,lat!ha"f ,V°n V0^cfaßtCn ist ZWeifelhaft. Wer dazu noch glaubt, auf hundert Jahre Forschung

S'eren- Thümps0n trhe0'081SC.he" Thco"cn Ä^S? ^ verzichten zu können, sollte darauf gefaßt sein. Irrtümer der Vergan-

es namentl °h v p^"1 m" ubcr^'fernrden)ldeenJ"ndH P" genheit. wo sie geschehen sein sollten, nicht zu überwinden, sondern

Erzähl, lilchvon Rad tat, sondern mit auf Tradition beruhenden 6 ...

^*"!urißcn I' zu wiederholen

™* J^'^elbständigen „Einheiten" (units) zUSilm- AutQr ^ Sensorium ^ Theo|ogisches besjtzt ^ man

^hlkctten rcl 1 ^ ^a^ T T ihm nicht zum Vorwurf machen. Aber persönliche Verärgerung über

Wmha°en,"storlT" m'h ^^"^ d'C llteranSChCn das Erbsündendogma reicht als methodische Voraussetzung für eine

tischen Gen l^L'iT ^mL'hrj <~r ,l r «tiL ,,„n MM, andere Sicht der Dinge nicht aus, zumal dann nicht, wenn sie zur Ver-
f Wie^n (eine tr I V n ^WCrdCn runrsolchcr E™hlk tten nach- ^ hjstorjsch.kritischen Mcthode überhaupt rührt (S. 201).

!>«ivtt» un , ' " ' ,G,rundlagc' sodann d,e "Complcx-Cham- ..Hjstorica|.critical exegcsis and Redaktionsgeschichte now appear to

Tex,e um die rn . • Jakob-Esau- Joscph und die ,T r me impene.rable - at best, quaint." Das sagte der Vf. in einer öffent-

Und zusätziiehc FC'etZesm,tteilung im Buche Exodus)- a'! siek"nda,'e liehen Vorlesung an der Ecole Biblique in Jerusalem aus dem Jahre

m«««^^!iritl^fchlcht die "*t™cture rf^ Tholedoth : als |9g6 dje dem Buch a|s Epj|og angerügt jst sje js, njch, ohnc

an'üsehen Als fr " „ ha,n-Narrative" isl dic um Passa und E.XOd,US humorige Untertöne und wirkt dekuvrierend. Wer möchte, lese diesen

°an^ wurde Gen r ^nStrUktion Zum Zweck der EinlC'lUn8 ^ ..Epilog" zuerst!
Was di Beschaffen.

SC Erza'hlungcn und Erzählkomplcxc zusammenhält, ist Bochum Siegfried Herrmann