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Ausgabe:

1989

Spalte:

179-180

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Garr, W. Randall

Titel/Untertitel:

Dialect geography of Syria-Palestine 1989

Rezensent:

Zobel, Hans-Jürgen

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Seite 1

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179

Theologische Literaturzeitung 1 14. Jahrgang 1989 Nr. 3

Konfirmanden in den Kirchen der Deutschen Demokratischen Republik
" daraufhin, daß Kaufmann auch versucht hat, „die Religionspädagogik
in der Bundesrepublik und die Katechetik in der DDR miteinander
ins Gespräch zu bringen, füreinander aufzuschließen und
fruchtbar zu machen". Diese gehaltvolle Festschrift spiegelt gleichermaßen
theologisch und pädagogisch fundierte Dialogfähigkeit des
Jubilars wider. Sie ist eine Art Zwischenbilanz der religionspädagogischen
Reformbemühungen einer Generation und führt in den
gegenwärtigen Diskussionsstand ein.

„Evangelische Bildungspolitik im Verhältnis zur staatlichen Reformpolitik"
in der BRD behandeln C. Roger, G. Bromm, O. Basse und K. H. Potthast
. ..Religionspädagogik im Zusammenhang von Theologie und Pädagogik"
ist das Rahmenthema für K. E. N ipkow: Religionspädagogik und Rcligions-
didaklik im Spannungsfeld theologischer und crziehungswissenschaftlichcr
Entwicklungslinien; H. K. Berg: Hoffnung lernen. Beobachtungen und einige
Vorschläge zum Unterricht im Alten Testament; H. Stock: Neutestament-
liche Theologie und Religionspädagogik. Erwägungen zur Religionspädagogischen
Rezeption der neuen Frage nach dem historischen Jesus; P. Biehl:
Evangelium und Religion als religionspädagogisches Problem. Von der Säkularisierungsthese
zur Symboltheorie; K. Wegenast: Homiletik und Didaktik.
Bemerkungen zum Problem der Arbeitsgemeinschaft der praktisch-theologischen
Disziplinen untereinander und mit anderen Wissenschaften. - Konkrete
Projekte und aktuelle Probleme erörtern K. Goßmann: Die Religionspädagogische
Projektentwicklung Norddeutschland; C. Reents: Zur Einschätzung
von Schülern im norddeutschen Typ des problemorientierten evang.
Religionsunterrichts (1966-1972); H. Gloy: Wie kann Erziehung nach
Tschernobyl gelingen?; G. Martin: Religionspädagogische Projektentwicklung
in Baden und Württemberg. - Im letzten Abschnitt werden „Glaubeji und
Lernen im Schnittpunkt von Gemeinde, Gesellschaft und Ökumene" reflektiert
in den Beiträgen von E. Rosenboom: Gemeindepädagogik und Rcligions-
pädagogik; W. Flemmig: Was ist unsere Schuldigkeit? Von der Neugestaltung
des Konfirmandenunterrichts in der Volkskirchc zur Erneuerung der
Gemeinde; K. Deßecker: Bildung? Wir stehen an den Anfängen wie 1967;
D. Aschenbrenner: Pädagogische Mitarbeiter der Kirche. Reform und
Realität; U. Becker: Ökumenisches Lernen. Der Band schließt mit eindrücklichen
Berichten von J. Zimmer über pädagogische Beobachtungen in Ländern
Asiens und Hinweisen von D. Goldschmidt zur Arbeit der Aktion
Sühnezeichen/Friedensdienste. - Die Bibliographie Kaufmanns weist 213 Titel
nach.

E. W.

Alter Orient

Garr, W. Randall: Dialect Geography of Syria-Palestine, 1000-586

B. C. E. Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press 1985.
XIV, 289 S. gr.8 Lw. $ 40.-.

"Dialect Geography" ist, wenn man so will und den alten Vorderen
Orient bedenkt, eine vergleichsweise junge Wissenschaftsdisziplin. Vf.
nennt als ihre eigentlichen Wegbereiter mit ihren Vorarbeiten Gottheit
" Bergsträsser „Sprachatlas von Syrien und Palästina" (ZDPV
1915), Zellig S. Harris "Development of the Canaanite Dialects" von
1939 und Chaim Rabin "The Origin of the Subdivisions of Semitic"
in der Festschrift für G. R. Driver von 1963. Ihnen verdankt Vf. viele
Anregungen in methodischer Hinsicht.

G. verfolgt in seinem Buch zwei Ziele: Darstellung der charakteristischen
linguistischen Eigenheiten des jeweiligen Dialekts, zusammengefaßt
in einer tabellarischen Übersicht über die Verteilung der
sprachlichen Besonderheiten in den Dialekten, und die Erstellung
eines Klassifikationsschemas der Dialekte des Nordwestsemitischen
in Syrien-Palästina in der ersten Hälfte des 1. Jt. v. Chr. Dabei ist der
Zeitraum durch Anfang und Ende des judäischen Königtums
bestimmt und der Begriff Syrien-Palästina im weitesten Sinn unter
Einschluß aller Gebiete westlich und nördlich der syrisch-arabischen
Wüste gebraucht, in denen nordwestsemitische Dialekte gesprochen
wurden.

Vf. geht so zu Werke, daß er in drei großen Kapiteln die "Phonp-
logy" (S. 23-78), "Morphology" (S. 79-166) und "Syntax"

(S. 167-204) untersucht. Dabei werden die einzelnen linguistischen
Erscheinungen dialektweisc vorgeführt und gruppiert. Das letzte
Kapitel "The Dialectal Continuum of Syria-Palestine" (S. 205-240)
bietet die Auswertung. Für das Beispiel *d als y oder als q ergibt sich,
daß Altaramäisch, Samalisch und Der Alla zur Dialektgruppe eins,
Phönizisch, Ammonitisch, Moabitisch und Hebräisch zur Dialektgruppe
zwei gehören, die ein .y haben. Beim Beispiel der zweifachen
Gestalt des Personalpronomens der 1. sg. werden Phönizisch, Samalisch
und Moabitisch durch den Gebrauch von 'nk, Altaramäisch
und Hebräisch aber durch die Innovation von *'anä zu je einer
Gruppe verbunden. Und beim dritten Beispiel der Relativpartikel
entstehen schließlich drei Dialektgruppierungen', zu oder zi verwenden
Byblisch, Altaramäisch und Samalisch; das Phönizische und
Ammonitische haben und im Moabitischen und Hebräischen
erscheint '.sr.

Ein Vergleich dieser drei Beispiele zeigt, daß die linguistischen
Erscheinungen nicht gleichrangig oder gleichwertig sein können und
daß die Notwendigkeit besteht, bei dem Einschätzen der Bedeutung
linguistischer Phänomene differenzierend zu verfahren, also die-
jenigen beseite zu lassen, die an allgemeinen Entwicklungen teilhaben
oder anderen Ursprungs sind, und diejenigen Veränderungen aufzugreifen
, die so etwas wie linguistische Innovationen darstellen-
Bedenkt man weiter, daß eine einzelne Innovation eine Zufall5"
erscheinung sein kann, dann können für die angestrebte Dialektklassi-
fizierung nur "sets of shared innovations" (S. 216) infrage komm1-'11'
wobei phonologischc und morphologische Erscheinungen viel geeig'
neter sind, als syntaktische Besonderheiten.

Eine Analyse dieser ausgesonderten Innovationen läßt erkennet
daß es im syrisch-palästinischen Raum im 2. Jt. ein Dialckt-Konti-
nuum des Nordwestsemitischen gegeben hat, das von zwei Extremen
bestimmt wird; denn das Phönizische und Altaramäische stellen die
beiden Zentren des Nordwestsemitischen dar. Zwischen diesen beiden
Polen können die anderen Dialekte eingeordnet werden, wobei es hinsichtlich
des Hebräischen für Vf. ratsam erscheint, diesen Dialekt als
kleineres linguistisches Unter-Zentrum innerhalb der kanaanäischen
Sphäre zu bestimmen. Auch die exakte Einordnung des Altbyblischen
und Samalischen macht weitere Überlegungen erforderlich. Abschl'6'
Bend weist Vf. zur Untermauerung seiner Sicht der Zuordnung der
nordwestsemitischen Dialekte auf die physische Geographie hin, wei'
geographische Gegebenheiten die Kommunikation der Menschengruppen
untereinander fördern oder erschweren können, wie den"
auch historische, politische und ökonomische Faktoren auf die
Sprachentwicklung der Dialekte eingewirkt haben.

Diese „Dialektgeographie" stellt eine sorgfältige sowie in ihrer Art
und Weise und in der Breite der herangezogenen Texte einzigartige
Leistung dar. Man kann bei Details anderer Meinung sein; man kann
auch fragen, warum der Einsatzpunkt gerade mit dem Regierungsantritt
Davids gewählt werden mußte. Man könnte auch fragen,
nicht noch innerhalb des Hebräischen mit Diaickten gerechne1
werden sollte. Eines aber kann überhaupt nicht fraglich sein: DieS&
Buch bereichert die Semitistik ungemein und verleiht ihr neue
Impulse. Und es ist ein willkommenes Hilfsmittel bei der Interpreta-
tion der einschlägigen Texte. Dafür gilt dem Vf., laut Klappente*'
"Lecturcr of Northwest Semitic Languages in the Department of
Oricntal Studies at the University of Pennsylvania". herzlicher
Dank.

Greifswald Hans-Jürgen Zobel

Ringgren, Helmer: Die Religion des Alten Orients. Übers, von H-
Klaus-Crede. Berlin: Evang. Vcrlagsanstalt 1987. 255 S. gr.8'*
Grundrisse zum Alten Testament. Das Alte Testament Deutsch-
Erg.Reihe. Lw. M 10,80.

Es ist sehr zu begrüßen, daß nunmehr eine Lizenzausgabc dieses
1979 beim Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen erschiene-