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Ausgabe:

1988

Spalte:

155-158

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Eham, Markus

Titel/Untertitel:

Gemeinschaft im Sakrament? 1988

Rezensent:

Plathow, Michael

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Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 2

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zurechtzufinden (7-15). Abschließend machen sie aufgrund eigener
Forschungen das Thema auch über die genannten Gewährsmänner
hinaus transparent („Mehrheitskonsens als Zivilreligion? Zur
politischen Religionsphilosophie innerhalb liberal-konservativer
Staatstheorie", 221-262). Einführungen in die präsentierten Texte
und eine kommentierte Forschungsbibliographie belegen das Interesse
der Hgg. an Gegenstand und Leser, das von aller Editionsroutine
angenehm absticht.

Rostock Jens Langer

Bergler, Manfred: Die Kontroverse zu Max Webers Thesen über die Entstehung
des modern westlichen Kapitalismus (ZRGG 39, 1987,24-46).

Kippenberg. Hans G.: Rcligionssoziologie und Säkularisierungsthese:
E. Dürkheim und M. Weber aus der Sicht der Symboltheoric (NZSTh 27, 1985,
177-196).

Ökumenik: Catholica

Eham, Markus: Gemeinschaft im Sakrament? Die Frage nach der
Möglichkeit sakramentaler Gemeinschaft zwischen katholischen
und nichtkatholischen Christen. Zur ekklesiologischen Dimension
der ökumenischen Frage. I/Il. Frankfurt/M.-Bern-New York:
Lang 1986. XVIII, 851 S. 8° = Europäische Hochschulschriften.
Reihe 23: Theologie, Bd. 293. Kart, sfr 150.-.

Wer sich in Zukunft mit dem Problemkreis „Fundamentalkonsens
und Grunddissens" im ökumenischen Gespräch beschäftigen wird,
mit den Fragen nach der Abendmahls- und Sakramentengemeinschaft
und den ekklesiologischen Implikationen, mit dem Thema „Sakrament
und Sakramentalität der Kirche", mit den Konsenstexten zu
Taufe, Eucharistie und Amt und den neuralgischen'Punkten im ökumenischen
Denken und Handeln, wird nur schwer an der Dissertation
von Markus Eham vorbeigehen können; sie wurde im Sommersemester
1986 von der Katholisch-Theologischen Fakultät der
Ludwig-Maximilian-Universität München angenommen und erschien
auch 1986 im Druck. Dabei handelt es sich um ein voluminöses
Werk in 2 Bänden mit 761 Textseiten und zusätzlich einem
detaillierten Inhaltsverzeichnis von 18 Seiten und einer breiten Literaturliste
von 77 Seiten. Man braucht Zeit und Muße, um sich mit
diesem Werk intensiv zu beschäftigen, das „die Frage nach der Möglichkeit
sakramentaler Gemeinschaft zwischen katholischen und
nichtkatholischen Christen (Zur ekklesiologischen Dimension der
ökumenischen Frage)" systematisch-theologisch entfaltet unter Heranziehen
breiter kirchengeschichtlicher Materialien (§§2-7, 9-11),
zu dogmatischen und kirchengesetzlichen Ausführungen über die
sakramentale Gemeinschaft mit den (vor allem) orientalischen Kirchen
und reformatorischen Gemeinschaften und mit der Analyse der
Dokumente des II. Vatikanischen Konzils und der nachfolgenden
kirchlichen Gesetzgebung, um dann im III. Hauptteil den theologischen
Diskurs aspektreich vorzunehmen; auch hier werden thcolo-
giegeschichtliche (§ 20), biblisch-theologische (§ 23) und rechtstheologische
Gesichtspunkte in die systematische Reflexion einbezogen.

So hat die Arbeit unter den folgenden Überschriften der drei Hauptteile
ihre Gestalt gefunden:

I. „Sakramentalität der Kirche - Zur geschichtlichen Entwicklung einer
katholisch-ekklesiologischen Grundoption bis zum II. Vatikanischen Konzil
und deren Bedeutung für das Verständnis von Wesen und Vollzug der kirchlichen
Gemeinschaft" (S. 41 -261).

II. ,,Der sakramentale KirchenbegrifTdes II. Vatikanischen Konzils und seine
ökumenische Relevanz insbesondere im Hinblick auf die Frage nach der Möglichkeit
sakramentaler Gemeinschaft zwischen katholischen und nichtkatholischen
Christen" (S. 262-468).

III. „Die Frage nach der Möglichkeit sakramentaler (eucharistischer)
Gemeinschaft zwischen katholischen und evangelischen Christen in der theologisch
-ökumenischen Diskussion"(S. 469-755).

Das dann weiterhin sehr detailliert ausgeführte Inhaltsverzeichnis
hilft, den Gesamtduktus der Arbeit in den Blick zu fassen, aber auch
Teilthemen genauer zu studieren: eine Hilfe für alle, die bei der Breite
der Ausführungen an einem bestimmten Gesichtspunkt (theologiegeschichtlichen
, gesetzestheologischen, dogmatischen, neutestament-
lichen usw.) besonderes Interesse haben.

In gleicher Weise vermögen auch die heuristischen Überlegungen in
§1, die systematischen Zwischenbilanzen S. 96ff, 22111' und die
Zusammenfassungen S. 233ff, 257ff, 3391T, 415ff, 463ffund die systematische
Reflexion im III. Hauptteil vorauszuweisen, die wiederum
in den Zusammenfassungen S. 497ff, 535ff, 724ff ihre Konzentration
erfährt und die These der Arbeit immer profilierter hervortreten läßt,
bis sie in den Abschnitten §24 V: „Grenzen der .Teilkonsens-
Taktik'" und im Ausblick: „Das Plädoyer für den ,integral-ekklesia-
len' Weg" (S. 756IT) ihre Zuspitzung erfährt. Auch diese Zusammenfassungen
helfen dem Leser-bei dem nicht selten komplizierten Stil
des Vf. - das Ganze im Teil vor Augen zu behalten.

Der ekklesial-integrale Weg zur Wiedergewinnung der Einheit der
Kirchen trägt in höherem Maße der kritisch-ökumenischen Valenz
der (katholischerseits unabdingbaren) sakramentalen Idee im Kirchendenken
Rechnung, als dies durch eine isolierte .Detailkonsenstaktik
' gewährleistet ist" (S. 761); dieser „integral-ekklesiale" Weg
„auf der Basis einer Übereinstimmung in den grundlegenden Fragen
nach dem Sakrament und nach der Kirche (als Sakrament), d. h. nach
der Interdependenz dieser beiden Fragen" (S. 753f) weist zugleich auf
das ekklesiologische Defizit evangelisch-katholischer Einigungsbemühungen
(S. 731). Diese These (vgl. S. 12, 683, 694, 728, 730f, 737,
752f, 756 u. a.) zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit; auf sie
hin sind die Analysen theologiegeschichtlicher und kirchengeschichtlicher
Texte, die Betrachtung der Dokumente des II. Vatikanischen
Konzils und der Konsenstexte vorgenommen. Im sakramentalen Kirchenverständnis
der römisch-katholischen Kirche liegt die entscheidende
Divergenz, der „wesentliche Nerv" (S. 319), der „neuralgische
Punkt" (S. 316) des ökumenischen Gesprächs, dem auf dem Weg
„eines dynamisch-dialogalen, integral-ekklesialen Prozesses"
(S. 756), d. h. als „Gemeinschaft im Bekenntnis (Glaubensgemeinschaft
), Gemeinschaft im sakramentalen Leben (Sakramentsgemeinschaft
) und Gemeinschaft in der Struktur ekklesialen Handelns
(Dienstgemeinschaft)" nach der Erklärung der gemeinsamen römischkatholischen
/evangelisch-lutherischen Kommission „Einheit vor
uns" (1985) zu begegnen ist: „der katholisch-ekklesiale Bautypus muß
dabei lernen, sich von seiner anstaltlich-hierarchologischen Tendenz
zu befreien; sinnenfällig käme dies z. B. zum Ausdruck in der faktischen
Aufwertung des konstitutiven communial-gemeindlichen Elementes
bei der sakramentalen Amtsbestellung (jurisdiktionelles Element
der kanonischen Wahl!); der lutherisch-reformatorische ekkle-
siale Bautypus müßte lernen, das in ihm liegende aktualistisch-
personalistische Ge'fahrenmoment wirksam zu überwinden durch
eine eindeutigere Sakramenten- (bzw. ordinations-)theologische und
ekklesiologische Ratifizierung der instituierend-kommunikatorischen
Valenz der kirchlich sich .vergestaltenden' Christus-Gnade (konstitutiver
Charakter des ordinatonschen Geschehens im Sinne wirksamer
Mitteilung personaler Vollmacht)" (S. 759). Ob damit dem Dialogdokument
„Einheit vor uns" nach den vorher aufgezeigten ekklesiologischen
Divergenzen zu schnell die Funktion einer Zielorientierung
des „integral-ekklesialen" Weges zugesprochen wird, bleibt zu fragen.
Zunächst aber geht es in der Arbeit darum, die Bedeutung des sakramentalen
Charakters der römisch-katholischen Kirche in die ökumenische
Gesprächslage, die durch die funktionale „Teilkonsenstaktik"
gekennzeichnet wird, einzuzeichnen. Die sakramentale Idee im Kirchenverständnis
hat dabei eine kritische und heuristische Funktion im
Hinblick auf die gegenwärtige ökumenische Diskussion (S. 469), weil
sie - bei der interdependenten Verknüpfung von soteriologischem,
christologischem und ekklesiologischem Problcmkreis - der „innere
Fluchtpunkt" (S. 12) ökumenischer Wegbeschreibung darstellt.
Das Nachzeichnen der historischen „Schaltstellen" zum sakramen-