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Ausgabe:

1988

Spalte:

142-143

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

Stanke, Gerhard

Titel/Untertitel:

Die Lehre von den "Quellen der Moralität" 1988

Rezensent:

Holderegger, Adrian

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Theologische Literaturzeitung I 13. Jahrgang 1988 Nr. 2

Hermeneutik und der durch sie ausgelegten theologischen Sache"
(190), (I90IT). - Der ganze Abschnitt zeichnet sich durch seine
Hermeneutik und Dialektik in besonderer Weise aus.

3.6 („Das Verhältnis von Geschichte und Geschichte Gottes im
Tambacher Vortrag") weist, in kritischem Bezug vor allem zu Hegel
und Marx (s. bes. 203). die Dialektik auf, um die es Barth geht. 3.7 thematisiert
Barths „Theologische Kritik der kritischen prophetischen
Kritik", vor allem zu Ragaz. Es wird gezeigt, wie Barth „an der
Problematik der Kritik und des Kritikers Grundzüge einer theologischen
Ideologienlehre und Ideologiekritik" (210) entwickelt.

Eine für die Gesamtanlagc der Arbeit besonders wichtige Funktion
kommt dem Schlußabschnitt von Teil III zu: 3.8. Mit ihm bezieht sich
der Vf. - auf der Basis der beiden repräsentativen Schriften „Das
Geschenk der Freiheit" (1953) und „Die Menschlichkeit Gottes"
(1956)- auf Barths spätere Theologie, um zu zeigen, „wie Barth selbst
die von uns in Erinnerung an Luther gegen die Theologie des zweiten
.Römerbriefs' geltend gemachten Gesichtspunkte in eigentümlicher
Weise selbst einholt" (212). Sachlich geht es dabei vor allem um die
Frage nach der „Bedingung für die Überwindung der Elemente einer
natürlichen Kreuzestheologie, aus denen das Anderssein Gottes im
.Römerbrief seine Kraft zieht" (214). So erfährt zugleich mit Teil III
die gesamte Arbeit eine - knappe - Abrundung, wenngleich auch
Barths spätere Theologie wieder, vom Vf. notiert (2150, ihre eigenen
Probleme aufwirft, denen die Arbeit aber im gewählten Rahmen nicht
nachgehen muß.

VI

Angesichts der Weite und Komplexität der Thematik des Buches,
der Fülle der zur Geltung gebrachten Gesichtspunkte und der aufgewiesenen
bzw. hergestellten Beziehungen scheint es fast unmöglich,
ein systematisches Fazit zu ziehen. Der Vf. versucht es gleichwohl und
wagt sogar, über eine rüekblickende Zusammenfassung hinaus, einen
-Ausblick": Teil IV. Text und Gedankengang sind äußerst konzentriert
und stellen eine Quintessenz dar, die sich nicht wiederum
zusammenfassen läßt. Die im Titel der Arbeit symbolisierte Fragestellung
und Thematik: „Identitätsvcrlangcn und Widerspruch" tritt
ln ihrer systematisch-theologischen Bedeutung vollends heraus.

VII

Man muß den Mut bewundern, mit dem Thaidigsmann nach der
Wahrheit fragt und sich dazu ins Gespräch mit Luther, Hegel und
Barth begibt - auf drei verschiedene Forschungsfelder, die gewöhnlich
nicht zugleich beackert werden. Er tut dies in überlegten und überprüfbaren
Schritten.

Mit der Arbeit als ganzer ist in der gegenwärtigen theologischen
Diskussion ein neuer Stand erreicht. Insgesamt kann Thaidigsmanns
Arbeit dazu dienen, die in der Religionsphilosophic Hegels und der
'hr folgenden Theologie Karl Barths wirksame theologica crucis
naturalis zu erkennen .und diesem Hauptproblem gegenwärtiger
Theologie und Kirche die Aufmerksamkeit zuzuwenden, die nötig ist,
e|ncr Gefahr zu begegnen.

Tübingen Oswald Bayer

Altner, Günter: Vom Sein zum Werden. Zum Dialog /.wischen Theologie
"nd Naturwissenschaften (EK 20, 1987, 190-192).

■Hto, Emilio: La morl de Dieu selon Hegel. L*interpretation d'Eberhard
Jiingel(RTL 17.1986,293-308).

Geense. Adriaan: The Frccdom ofGod and the Idcntity of the Human Person
(ER 39,1987,148-153).

Knock, Wendelin: Die Trinitätslehre - Schlüssel zum Verständnis des Christinen
Gottesbegrifts (ThGI 77,1987, 151-178).

l ink. C hristian: Die Entscheidung der Christologic Calvins und ihre theologische
Bedeutung. Das sogenannte Extra-Calvinisticum (EvTh47, 1987,
97-119).

Lunnintj. Per Die Schöpl'ungstlicologic Jürgen Moltmanns- eine nordische
Perspektive (KtlD 33,1987,207-223).

Slenczka, Reinhard: Ökumenische Erklärungen und dogmatische Klärungen
(KuD32,1986,207-232).

Volk, Ernst: Evangelische Akzente im Verständnis der Eucharistie (KuD 32.
1986,188-206).

Welker, Michael: Dogmatische Theologie und postmoderne Metaphysik.
Karl Barths Theologie, Prozeßtheologie und die Religionstheorie Whiteheads
(NZSTh 28, 1986,311-326).

Systematische Theologie: Ethik

Stanke, Gerhard: Die Lehre von den „Quellen der Moralität". Darstellung
und Diskussion der neuscholastischen Aussagen und
neuerer Ansätze. Regensburg: Pustet 1984. 365 S. 8' = Studien zur
Geschichte der Kath. Moraltheologie, 26. Kart. DM 48,-.

Die vorliegende morallhcologische Arbeit wurde 1980 von der
Theologischen Fakultät der Universität Würzburg als Dissertation
angenommen. Sie ist in drei Hauptteile gegliedert. In- einem ersten
Teil (18-93) wird die Lehre vom Wesen und den Quellen der Sittlichkeit
einer Handlung in der Neuscholastik dargestellt. Als Grundlage
dieser Darstellung dienen dem Vf. vor allem die lateinischsprachigen
Handbücher der Moraltheologie dieser Zeit. Die Ausführungen über
die neuscholastische Lehre beginnen mit einer kurzen Klärung des
Begriffs „menschliche Handlung". Nachdem der Vf. das neuscholastische
Verständnis von Sittlichkeit skizziert hat, kommt er zum
eigentlichen Gegenstand der Untersuchung, zu den fontes moralitatis
(Objekt, Ziel und Umstände). Nebst Unklarheiten in der Definition
der zentralen Begriffe bemängelt er, daß die neuscholastischen Autoren
trotz ihrer Betonung des subjektiven Elementes einer Handlung
schließlich doch dem objektiven Element mehr Gewicht gäben.

Im zweiten Teil (94-165) mit der Überschrift „Überlegungen heutiger
Autoren zur Frage der Normenbegründung und der Sittlichkeit
einer Handlung in Auseinandersetzung mit der traditionellen Lehre
von den Quellen der Moralität" werden Aspekte jener Diskussion aufgerollt
, die in jüngerer Zeit angesichts des Ungenügens der neuscholastischen
Konzeption einerseits und der Engführungen der Situationsethik
andererseits geführt wurde. Der Vf. referiert hier die Konzeptionen
und Überlegungen von B. Schüller, P. Knauer, J. Fuchs,
F. Scholz, K. Demmer und L. Janssens. Er stellt Übereinstimmung
zwischen den Autoren bezüglich der Unterscheidung zwischen vorsittlichen
und sittlichen Werten fest. Die besprochenen Autoren seien
der Meinung, daß alle vorsittlichen Werte (Güter) einer Güterabwägung
unterworfen werden könnten, während die neuscholastischen
Autoren auch gewisse vorsittliche Werte als absolut verpflichtend
betrachteten (151).

Im dritten Hauptteil (166-300) werden „kritische und weiterführende
Überlegungen" zu den genannten Positionen in Aussicht
gestellt. Ein erstes Kapitel ist der Klärung des Begriffs „menschliche
Handlung" gewidmet. Zu diesem Zwecke zieht der Vf. Erkenntnisse
der theologischen Tradition, der Wertphilosophie (D. v. Hildebrand),
der analytischen Philosophie und der Strafrechtswissenschaft heran,
um schließlich zu einer Umschreibung des Begriffs hinsichtlich jener
Gesichtspunkte zu kommen, die für eine ethische Betrachtung zu
berücksichtigen sind. In den nächsten beiden Kapiteln werden die
subjektbezogenen Faktoren (sittlich relevante Charakteristika der
handelnden Person) und die objektbezogenen Faktoren (sittlich relevante
Merkmale des „Gegenstandes", um den es geht) behandelt. Ein
eigenes Kapitel ist dem Ziel der Handlung gewidmet. Im 5. Kapitel
werden die Aspekte, die für die sittliche Beurteilung einer Handlung
relevant sind, einander zugeordnet, um eine Antwort auf die Frage
nach der Bestimmung der sittlichen Richtigkeit einer Handlung zu
erhalten. Hier findet der direkte Vergleich zwischen der neuscholastischen
Position und den dargestellten neueren Positionen statt. In
der Neuscholastik habe man versucht, „aus der Erkenntnis des
Wesens und des letzten Zieles des Menschen allgemein verbindliche
Normen abzuleiten" (267), während die neueren Autoren von der Er-