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Ausgabe:

1988

Spalte:

133-136

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Escribano-Alberca, Ignacio

Titel/Untertitel:

Eschatologie 1988

Rezensent:

Kandler, Karl-Hermann

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Theologische Literaturzeitung 1 13. Jahrgang 1988 Nr. 2

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lung von 1814. die Schleicrmachcr bis 1828 ausdrücklieh und bis
1831 zumindest im technischen Teil stillschweigend zugrundelegtc.
sowie deren Vorstufe, den ersten Entwurf von 181 1, zu dokumentieren
" (LXlIf). Der Entwurf von 1814 soll in einem gesonderten Band
folgen.

In dem orliegenden. dem ersten Dialektik-Entwurf von 181 I gewidmeten
Band sind gedruckt: 1) I.-1 I. Vorlesungsstunde in der
Nachschrift Twcsten. 2) 12.-49. Vorlesungsstunde (Manuskript
Schleicrmachcr) und zwei Beilagen: 1) Notizheft zur Dialektik
U8I 1-1818). 2) Lehnsätzc aus der Dialektik in der Ethik 1812/13.
Eine prägnant informierende Einleitung, welche auch schon die
heiteren Handschriften Schleiermachers zur Dialektik in kurzer Besehreibung
ordnet (X1.VII1-LIV) sowie über Entwicklung und
Wirkungsgcschichle der Dialektikkonzeption Auskunft gibt, und die
dem Standard der ..Philosophischen Bibliothek" entsprechenden
Hilfsmittel (A uswahlbibliographie. Anmerkungen, Sachverzeichnis)
sind beigegeben. Hervorgehoben seien die klärenden. Datierungen
zum Notizhcfl zur Dialektik (1811 -1818) und der (Tcil-)Druck der
Nachschrift Twesten (I .-I 1. Vorlcsungsstunde). Twestens Nachschrift
tritt für die vielleicht verlorenen oder gar nicht niedergelegten
Notizen Sehleicrmachcrs für diesen Teil seiner Vorlesung ein. Der
Druck der Texte folgt mit Ausnahme der Lehnsätzc aus der Dialektik
in der Ethik 1812/13 den im Zentralen Archiv der Akademie der Wissenschaften
der DDR (NL Schleiermacher) und in der Staatsbibliothek
(Preußischer Kulturbcsitz) Berlin (West) (NL Twesten) aufbewahrte
n H a n dsc h r i ft e n.

t orrigcndum:S. LVI.A. 121: H. statt A. Ritter.

Leipzig Kurt Nowak

'•serilmno-Alherca, Ignacio: Lschatolugic. Von der Aufklärung bis
zur Gegenwart. Ereiburg-Basel-Wicn: Herder 1987. 238 S. gr. 8" =
Handbuch der Dogmengeschichte. Bd. IV: Sakramente - Lschalo-
'ogie. Easz. 7d: Kart. DM 83,-.

Weder liegt ein Faszikel des umfangreichen Handbuchs vor, aber
Nieder fehlt ein Teil (Scholastik), der dem behandelten Zeitraum vorangeht
. Vf. greift auch auf die behandelten Zeiträume nicht zurück.

Es fällt auf. wie umfangreich Vf. ..Die Eschatologie in derChurch of
Engl

and" (12-114) darstellt, doch nicht eingeschränkt auf den
anglikanischen Bei eich. Eitle solch umfassende Monographie darüber
'Ol deutschen Sprachgebiet ist Rez. sonst nicht bekannt.

Die Betonung der Eschatologie (= E.) in der englischen Theologie
Wird der Tatsache gerecht, daß, wie wohl in keiner anderen Konles-
Sl°n, die E. für die gesamte anglikanische Theologie bestimmend ist.
^*as gilt vor allem im Hinblick auf die millcnaristischc E. Vf. be-
seheinigt aber der E.. die unter dieses Leitbild gestellt ist. daß sie „die
Lehre von den letzten Dingen zu einer allgemeinen, den altkirch-
liehcn Traditionen nicht unähnlichen Eschatologie" gestaltet, die
n'eht nur ein Anhängsel zu den übrigen Loci darstellt, sondern „in der
Regel das Ganze der Theologie" im Blick hat. Sic ist vor allem
'>r°Phetie-Auslcgung und interpretiert das Wesen des Christentums
kosmolheologisch (7). Rez. ist deutlich geworden, wie stark diese E.
heute auf die ökumenische Bewegung, vor allem in der sog. Dritten
^elt.sich auswirkt. Darauf geht aber Vf. gar nicht ein.

E.-A. konstatiert für die anglikanische E. den Einfluß von Calvin
und Beza, der Luthers fehlt. Während die 42 Artikel die Sterblichkeit
der Scel e und den Millenarismus verurteilen, sind diese Aussagen in
den 39 Artikeln gestrichen. Frühzeitig und wiederholt wird auf die
Kirche von England das Attribut "cleet Nation" bezogen (u.a.
Brighi man. 17; Whiston. 81). Mcde rundet die christliche Vorstellung
v°n einer Entwicklung der Menschheit auf das Ende hin ab (18). Die
Quintomonarchisten sind in der Zeit Cromwells überzeugt, die Heils-
'c'i des Millenni ums sei angebrochen. Christi Gesetz muß- nicht nur
'n der Kirche - angewandt werden; Christus hat seine Macht an die
"Saints" delegiert (19-29).

Aber es gab auch Nieht-Millenaristcn. vor allem unter den Puritanern
. Vf. bescheinigt R. Baxter, er bürge für eine echte „cschato-
logische Gesinnung, die das Erbe der Apokalyptik der Reformationszeit
in sehr konkrete theologische Bahnen lenkt" (35). Für T. Hall ist
der Millenarismus ein "epidemical error" (37). Im 17. Jh. wirkte auch
kontinentale Theologie auf England ein (Hartlib. Duraeus,
Comenius). Duraeus begreift die Entfaltung des Geschehens als einen
"gradual progress" (43). J. Worthington behält millenaristische Gedanken
bei. entfernt aber daraus alle zeitlichen und sichtbaren Bestimmungen
. Auch bei ihm treten Theodizeegedanken stark hervor:
Vordem fünften Akt ist überGottcs'Werkc nicht zu urteilen (50f).

E.-A. betont stark die Wirkung Newtons auf die Theologie als ..die
längst ersehnte Antwort auf die Lösung der Wahrheitsfrage in der
Theologie gegen den Atheismus" (52; 66-74); seine subordinatia-
nischc Christologie sieht Vf. vor allem alttestamentlich begründet.
Auch Burnet will ..die biblische Geschichte mit naturwissenschaftlichen
Beobachtungen in Linklang" bringen (56). Typisch für die englische
Theologie ist die Betonung der Unsterblichkeit der Seele als
"immorlal Substance". Vf. spricht vom ..urenglischen Thema" von
der im Tod vorder Auferstehung vom Leib getrennten Seele ("sleep of
the soul". 62). Whiston argumentiert wieder dualistisch-millena-
ristisch. Zu Garret formuliert Vf.: „Die Scholastik der ekklesiologisch
-nationalistischer] Apokalyptik lullt die fromme Öffentlichkeit
in den Frieden des Millenniums ein" (92). Sykes entfaltet die Rcich-
Gottes-Theologic als Kampf der wahren Kirche gegen das Böse, den
Antichrist = Rom (96). In der 2. Hälfte des 18. Jh. dringt die Aufklärung
in die Theologie ein. W. Worlhington durchdenkt das
Millennium neu: die Sintllut gilt als positives Stadium der Reinigung,
die Theodizee ist selbstverständlich, der Mensch handelt innerhalb
eines gnadenhaft geschenkten Natur- und Geschichtsreichel voll anti-
zipatorischer Hoffnung (102). R. Hurd fällt in ..blutleere Apokalyptik
" zurück. Bei Horsley nimmt die Prophetie-Auslcgung stark zeitgeschichtliche
Konturen an (Napoleon als aus dem Bösen. 1 10). Radikale
Prophetie zeigt sich bei Irving und Darby (I 11-114). Beide
bestimmen die Eschatologie des Jahrhunderts, beieinander gestellt
futuristische und historische Apokalyptik.

„Die protestantische Theologie" erhält nur den halben Umfang
(I 15-165). Im Gegensatz zu England wird in der Aufklärung die alt-
testamentliche Reichs-Theologie ausgeschieden (116). Bei Reimarus
wird die Infragestellung der E. zur Infragestellung des Christentums
überhaupt, bei Semler ist sie sekundär und wird zur individuellen
Jenseits-E. Schleicrmachcr verbürgt „die Gegenwärtigkeit des Ewigen
im frommen Gemüt" (120). Hegel diffamiert die E.. weil es durch sie
zur Verachtung der Güter und Ehren dieser Welt kommt (123). In
seiner Nachfolge wird bloß präsentische E. betrieben (125). Marheinc-
kes eschatologische Gedanken kreisen um den Begriff der Seligkeit,
die nur ein Leben im Geist sein kann (127).

Ganz anders konturiert ist die heilsgeschichtliche Theologie bei
v. Hofmann. Frank. Beck. Kliefoth u.a. (129-134). „Kliefoths
Eschatologie nimmt moderne Vorstellungen hinsichtlich dcrZcntrali-
tät der Eschatologie vorweg." Hengstenberg bekämpft den Chiliasmus
als bekenntniswidrig. Luthardt setzt sich mit Irving auseinander. Gehört
Rothe hierher? Er sieht das Millennium als christliche Utopie,
die weltliche Strukturen < erwandelt.

Die liberale Theologie (138-141) entmythologisiert die E. konsequent
. Als Restfrage bleibt ihr die Unsterblichkeit der Seele. Ritsehl
subjektiviert eschatologische Sätze. Demgegenüber weist die Reli-
gionsgesehichtlichc Schule auf die „unabdingbare Bedeutung der
christlichen Eschatologie" hin (142-149). während Harnaek sie geradezu
bekämpft. Für A. Schweitzer hat die E. „Jesus zermalmt. Er ist
das Opfer der Eschatologie geworden." Bei Troeltsch ist Christi Gestalt
„um die Dimension der Zukunft" gebracht

Demgegenüber bedenkt Kählcr die E. von der Rechtfertigung her
neu (150). Bachmann will anglikanische Anstrengungen aufnehmen,
ohne das Reich Gottes zu verdiesseitigen. Im Gegensatz zu Barth.
Bultmann und M. Dibelius will Heim die E. „im Sinne einer Zukunftserwartung
vor der Autlösung" retten (152). Besonders beachtet