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Ausgabe:

1988

Spalte:

110-113

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Sand, Alexander

Titel/Untertitel:

Das Evangelium nach Matthäus 1988

Rezensent:

Wiefel, Wolfgang

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109 Theologische Literaturzeitung 1 13. Jahrgang 1988 Nr. 2 ITO

JudaiCa Alt-Ägypten" (S. 108-142) als formal über längere Zeiträume hin

relativ konstant aus und geben - wenn man von den „biographischen

M „ . _ ,, „. w , „ , Inschriften" absieht (S. 109-113)-genügend Vcrgleichsmaterial nach

iNordheim, Eckhard von: Die Lehre der Alten. II. Das Testament als . _ „ _ . . ... . .

. .. .,, T , „ . der äußeren Form wie auch nach inhaltlichen Gesichtspunkten

Literaturgattung im Alten Testament und im alten vorderen Orient.

Leiden: Brill 1985. VI. 164 S. gr. 8* = Arbeiten zur Literatur und (Motivation, Intention und Art und Weise des Argumentiercns) her.

Geschichte des hellenistischen Judentums. 18. Kart, hfl 60,-. um mit dem Testament als einer Untergattung wcisheithcher Lehre

verglichen zu werden, auch wenn sie sich z. T. speziell auf die

Band I der Untersuchung E. von Nordheims, in der er - von den Belehrung von Königen beziehen; aber das ist ja im AT (1 Kön 2)

..Testamenten der 12 Patriarchen" ausgehend - das Testament als nicht anders. Insbesondere werden vorgestellt: Die Lehre des Ptahho-

üterarische Gattung in der israelitisch-jüdischen Literatur untersucht, tep. Die Lehre des Anchscheschonki, Die Lehre für König Merikare

war in ThLZ 108, 1983,498-500 besprochen worden. Nun liegt Band und Die Lehre des Königs Amenemhet I. Nun behauptet v. N. nicht

" vor, der diejenigen Teile der Arbeit enthält, die sich mit unbedingt eine Abhängigkeit der israelischen Testamente von diesen

Testamenten oder in ihre Nähe gehörigen Texten des Alten Testa- ägyptischen „Lehren", hält aber angesichts des übernationalen Cha-

ments und der altvorderorientalischen Literatur befassen. rakters weisheitlicher Literatur doch einen aus Ägypten kommenden

In Teil A (S. 5-15) werden aus den alttestamenllichen Apokryphen „Anstoß" für wahrscheinlich (S. 142).
die Texte 1 Makk 2,49-70 sowie Tobit 4 und 14.3-1 I als Testamente In einem Schlußabschnitt zu beiden Bänden („Ergebnis und Aus-
desTyps, wie ihn v. N. schon in Band I bestimmt hatte, gewürdigt. In blick", S. 143-148) resümiert v. N. seine Ergebnisse und weist auf
Teil B (S. 17-93) geht es um vier Texte des (hebräischen) alt- Testamente im Neuen Testament (Apg 20,17-38 und Joh 13-17)
testamentlichen Kanons. Zunächst steht I Kön 2 im Blickpunkt. sowie in späterer christlicher Literatur hin. So liegt diese Arbeit nun
V. N. kristallisiert 1 Kön 2,1-2 und 5-10 als „frühest erreichbare abgeschlossen und in sich geschlossen vor. Auch wenn der Rez. zum
Textgestalt des Testaments Davids" heraus und zeigt an diesem Kern Schluß noch einmal die Frage nach der Existenz apokalyptischer
(und seiner Bearbeitung bis zum kanonischen Text) die formbestim- Testamente stellt, deren sachlicher Inhalt weniger weisheitliche Lehre
menden Merkmale der Gattung „Testament" auf. als vielmehr Vorblick auf so oder so verstandene Endzeit wäre (für das
.Besonders ausführlich wird sodann der sog. „Jakobssegen" Gen NT vgl. Mk 13) und für die Gen 49-50 - in der Endfassung dieses
49-50 behandelt (S. 29-51), da dieser Text von manchen Autoren als Textes und in seinem Verständnis als Vorblick auf die künftige Ge-
..Vorbild für die Disposition der TestXIIPatr. oder gar für die gesamte schichte der zwölf Stämme - dann wirklich eine Art Muster gebildet
Testamentsliteratur der jüdisch-hellenistischen Epoche" angesehen haben könnte (s. oben), so soll doch diese Rückfrage den Wert der vor-
w""d (S. 51). Die komplizierte Traditions-und Redaktionsgeschichte gelegten Untersuchung auch diesmal nicht herabsetzen; sie bleibt
dieser Kapitel wird von v. N. neu untersucht, mit dem Ergebnis, daß bzw. wird gerade auch durch den nun vorliegenden 2. Band ein beerst
im dritten Stadium der Text zum „Testament" ausgebaut wird, achtenswerter Beitrag zur Erschließung der literarischen Gattung
einem Testament freilich, dem alles Wcisheitlich-Mahnende, wie es „Testament" in der biblischen und nachbiblischen Literatur.

Jena/Naumburg Nikolaus Walter

v- N. als „Wcsensmerkmal" der Gattung Testament ansieht (z. B.
* 47 A. 56). abgeht. Insofern ist seine Abwehr der Vorbildhaftigkeit
von Gen 49-50 Für die Gattung natürlich richtig. Aber es läßt sich

doch noch einmal fragen, ob es nicht auch eine Form von Testamen- NCUGS TöStaiTICnt
len gibt, die mehr die prophetisch-apokalyptische Vorausschau als die

wcisheitliche Belehrung pflegen (A. B. Kolenkow's "Blessing Testa- t. , , .. .. . m._~w, ... .

m ,, Sand, Alexander: Das Evangelium nach Matthaus, ubers. u. erklärt.

"lem .vgl. schon ThLZ 108, 1983,4990. Regensburg: Pustet 1986. 679 S. 8" = Rcgensburger Neues Testatin
„echtes Testament", wenn auch „mit besonderer Prägung", er- ment. Lw. DM 96,-.
nuttL'lt v. N. dann in Dtn 31-34, freilich nur in einem Faden innerhalb
dieser Kapitel: 31,2. 5-6a. 7f. 14f. 23; 32; 48-52; 34.1-8. Hier Als das Regensburger Neue Testament in den dreißiger Jahren zu
s,nd „Testament" und „Amtsübergabe" so eng ineinander verlloch- erscheinen begann, konnte man in ihm eine Frucht der Bibel-
tcn, daß man von einem Ineinander zweier Gattungen sprechen muß bewegung im deutschsprachigen Katholizismus sehen. Deren enger
(S-63); jazu kommt, daß dieses Testament infolge der weiteren Verbindung mit der aufblühenden kirchlichen Bildungsarbeit entRedaktion
der Kap. 31 -34 für den Leser nicht mehr ohne weiteres er- sprach es, daß die Auslegung zunächst Lesern zugedacht war, die
kennbar ist. In ähnlicher Weise wird auch aus Jos 23-24 ein Testa- keinen unmittelbaren Zugang zum Urtext hatten. So wurde das RNT
roent herauskristallisiert (Jos 23; 24,291"), jedoch hier in reinerer Form ein katholisches Gegenstück zum NTD. Inzwischen hat sich der Cha-
a's im Falle von Dtn 31-34. Dazwischen (Jos 24,1-28) steht ein rakter der Reihe deutlich verändert. Die seit Ende der sechziger Jahre
..Bundesformular", aus dem K. Baltzer die Gattung „Testament" erscheinenden Bände - beginnend mit den Pastoralbriefen von
"•tte ableiten wollen. Deshalb vergleicht v. N. aufS. 72-93 die beiden N. Brox (1969) - bieten sich nicht nur erheblich umfangreicher dar,
Gattungen ..Bundesformular" und „Testament", mit dem doppelten sie sind auch zu exegetischen, die Fachdiskussion explizit einbe-
^rgebnis, daß beide Formen voneinander unabhängig sind (S. 72-90) ziehenden Kommentaren geworden. Das gilt nun besonders für die
Und daß sich einige Züge der Gattung „Testament" noch deutlicher hier anzuzeigende Matthäus-Auslegung, den inzwischen sechsten in
"erausstcll en, und zwar auch in Abgrenzung gegenüber der Weisheit- dieser Weise gestalteten Teilband, verfaßt von dem Bochumer Neu-
'■ehen Lehr- und Mahnredc. mit der das „Testament" ja nach v. N. testamcntler Alexander Sand. Sie löst die Bearbeitung durch
besonders eng verwandt ist (S. 91 0. wobei mir die Erkenntnis wichtig J. Schmid ab (zuletzt 5. Aufl. 1965), die sie dem Umfang nach um
^heint. daß das Testament immer schon eine literarische Gattung ist, mehr als das Anderthalbfache übertrifft (679 statt 399 Seiten). Vom
^'ealssolche in mündlicherTradition nicht vorgegeben ist. bislang geltenden Grundsatz, alle drei Synoptiker durch den gleichen
'rn Teil C (S. 94-142) schließlich geht v. N. der Frage nach, ob die Autor kommentieren zu lassen, ist man abgegangen: Lukas und Mar-
^attung „Testament" der israelitisch-jüdischen Literatur eigentüm- kus wurden bereits durch J. Ernst ausgelegt. Dennoch ist die Konti-
,ch ist oder ob sie Parallelen, evtl. Vorbilder in anderen altvorder- nuität klar erkennbar. Die Kommentierung steht in der Tradition
or,entalischcn Literaturen hatte. „Gattungsverwandte Schriften im jener Richtung deutschsprachiger katholischer Exegese, die von den
^esopotamischen Literaturkreis" (S. 94-107) erweisen sich als weder Vätern des RNT begründet wurde. J. Schmid ist der am häufigsten
Unlereinander formal einheitlich noch als echte Testamente, die für zitierte Ausleger, dem Lehrer O. Kuss gilt die Widmung des
ernen Gattungsvergleich mit den biblischen Testamenten in Frage Werkes.

arnen. Dagegen zeichnen sich die „gatlungsverwandten Schriften in Bereits die knapp gehaltene Einleitung (I 7-34) macht deutlich: Der