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Ausgabe:

1988

Spalte:

881-883

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Lexikon der Religionen 1988

Rezensent:

Tröger, Karl-Wolfgang

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Theologische Litcraturzcitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 12

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Unrecht adversativ; es wolle nur das Ich des Sprechers betonen. Das
Neue in der Gesetzesauslegung von Mt 5,38f bestehe darin, daß Jesus
nicht den Standpunkt des Schadenverursachers einnehme, sondern
den des Geschädigten. In ...Als een erfgenaam"? Een hypothese voor
de uitlcg van Mc 10.13-16" (S. 98-108) schlägt P. de Maat vor. das
Annehmen des Königreichs Gottes wie ein Kind in Mk 10.1 5 als ein
Annehmen wie ein Erbender aufzufassen. Von Geburt an sei ein Kind
künftiger Erbe. Dem entspreche, daß Mk 10.15 vom gegenwärtigen
Annehmen des Königreiches Gottes spreche, in das man aber erst
künftig hineingehen werde. Bestimme man Mk 10,15 als redaktionellen
Einschub. dann sei er nicht nur wegen der Kinderthematik von
Mk I0.13f.l6 an seine jetzige Stelle gelangt, sondern bilde auch eine
redaktionelle Klammer mit V. 17 (..Was muß ich tun. um das ewige
Leben zu crbcnT'). In beiden Fällen empfange der Mensch dasescha-
tologische Heil wie ein Erbender. Ein Plädoyer für die pluriforme
Exegese hält G. Bouwman und exemplifiziert dies an „De wonderbare
visvangst (Lc 5.1-11): Een proeve van integrale exegese"
(S. 109-129). Im letzten Beitrag „Imitatio Christi: Samenhang en
Ideologie in 1 Petr 3,13-4.6" (S. 130-154) fragt R. J. Peters nach der
Rolle ( hnsli innerhalb der pariinelischen Stücke und Leidenstexte im
I. Petrusbrief im allgemeinen und besonders in 3.13-4.6. Das Leiden
der Gemeinde, so lautet das Ergebnis, geschieht in der Nachfolge des
Leidens C hristi. Dabei stelle Christus freilich ein für die Gemeinde
unerreichbares Vorbild dar, da sein Leiden einmalig und soterio-
logisch und deshalb nicht wiederholbar sei.

Heidelberg Helga Wcippert

Religionswissenschaft

könig. Franz, U. Hans Waidenfels: Lexikon der Religionen. Begründet
von F. König unter Mitwirk, zahlr. Fachgelehrter hg. von
H. Waidenfels. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1987. XIV. 729 S.
gr. 8". Lw. DM 98.-.

Das vorliegende Lexikon löst das bewährte „Religionswissenschaft-
liche Wörterbuch" ab. das Kardinal Dr. Dr. Franz König 1956 im
Verlag Herder herausgegeben hatte. Die Nachfolge des Hg. hat nunmehr
Dr. Dr. Hans Waldenfcls SJ, Professor für Fundamentaltheologie
. Theologie der nichtchristlichen Religionen und Rcligionsphilo-
sophie an der Universität Bonn, angetreten. Er hat viele renommierte
Wissenschaftler für das neue Werk gewonnen, an dem insgesamt 127
Autoren (davon nur zwei aus sozialistischen Staaten [Polen] und 12
aus nichteuropäischen Ländern) mitgearbeitet haben. Der Hg. selbst
ist mit zahlreichen Beiträgen, vor allem zum Buddhismus sowie zu
grundsätzlichen und speziellen Themen wie Erleuchtung. Geschichte
/Geschichtsschreibung; Inkulturation. Kontextualität.
Name. Natur. Nichts etc. vertreten. „Die neue Gestalt und der neue
I itcl des Lexikons tragen", wie Hg. im Vorwort bemerkt, „der neuen
Wcltsituation Rechnung, mehr als 40 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg
mit seinen einschneidenden gesellschaftlich-politischen und
intcrnational-interkulturell-interreligiösen Folgeerscheinungen, aber
auch mehr als 20 Jahre nach Beendigung des Zweiten Vatikanischen
Konzils mit seinen innerkirchlich wie ökumenisch für die gesamte
Christenheit bedeutsamen Zukunflsperspektiven." Besondere Bedeutung
kommt dabei der Konzilscrklärung „Nostra aetate" vom 28. 10.
1965 über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nicht-
christlichen Religionen zu. Das Anliegen und der Geist von Nostra
aetate bestimmen den Grundtenor des ganzen Bandes. Der „katholische
Verständnishintergrund" wird besonders bei den theologischsystematischen
Artikeln deutlich (vgl. u. a. Kirche. Kulturfen), Mission
). Ziel des Bandes ist. auch dem Niehtfachmann wissenschaftlich
fundierte Informationen über die gegenwärtige von Pluralismus und
Synkretismus gekennzeichnete Religionswelt zu geben und dem Leser
zur „eigenen Urtcilsbildung vom christlichen Standpunkt aus" zu verhelfen
.

Das Lexikon enthält mehrere Gruppen von Beiträgen, von denen
man vor allem sechs unterscheiden kann: I. Hauptartikel zu den großen
Religionen und religiösen Strömungen der Gegenwart, darunter
Buddhismus und Buddhistische Philosophie. Hinduismus/Hindu-
Religionen und Hinduistischc Philosophie. Judentum. Islam. Sikhis-
mus, des weiteren Babismus. Baha'ismus. Caodaismus. Jinismus.
Koreanische Religionen und Traditionelle Religionen/Naturvölker.
Der von ökumenischem Geist geprägte Artikel „Christentum"
stammt von F. König und J. Kremer. Außerdem werden die großen
Religionen der Vergangenheit behandelt, unter ihnen die Ägyptische,
die Babylonisch-assyrische. Etruskische. Germanische. Griechische.
Hethitische. Keltische. Römische. Slawische. Sumerische und Ugari-
tischc Religion. Manichäismus und Mysterien.

2. Mit diesen Artikeln verschränkt sind kürzere Beiträge zu besonderen
Aspekten der „heute wirksamen" Religionen (Richtungen.
(iruppierungen etc.. z. B. beim Islam: Shi'a/Shiiten. Sunna/Sunni-
ten. Sufismus. Wahhabiten: im Hinduismus: Shiva/Shivaismus.
Vishnu/ Vishnuismus) und zu zentralen Vorstellungen und Begriffen
(z. B. beim Islam: Shan'a; Shahada. Salat. Zakat. Hadjdj; Djihad: bei
den indischen Religionen: Anatman. Atman. Brahman. Ahinisa.
Dharma etc.). Querverweisungen sorgen für die notwendige Vernetzung
der zu einem größeren Komplex gehörenden Artikel, so daß der
Leser immer tiefer in ein Gebiet vordringen kann. 3. Dem dienen
ebenso die mehrere Religionen und Kulturen umfassenden, häutig
von mehreren Autoren geschriebenen Beiträge, z. B. über Abraham.
Böses/Leid. Ehe/Familie. Gebet. Kult/Gottesverehrung. Opfer. Prophet
. Hierzu gehören auch Schwerpunktartikel wie Ethik. Gott (1 1
Autoren). Heil/Heilsweg. Heilsgestaltcn. Meditation/Mystik.
Mensch (das Menschenbild der Gnosis fehlt). Offenbarung. Schuld/
Sünde. Theologie. Tod. Tradition, Welt/Schöpfung, Zukunft/Jenseits
. Diese Artikel sind als „bewußter Beitrag zum beginnenden Dialog
der Religionen" gedacht. In ihnen sollen „zu bestimmten Grundsatzfragen
die Einstellungen der verschiedenen Religionen angefragt
und als Material für vergleichende Studien zusammengetragen werden
" (Vorwort).

4. Religionswissensehaftliche Sachartikcl wie Animismus, Dämonen
. Fetisch/Fetischismus. Kastenordnung. Magie. Mikrokosmos -
Makrokosmos. Monotheismus. Mythos/Mythologie (gut und wichtig
). Okkultismus. Polytheismus, Reinkarnation. Schrift-Entwicklung
. Symbol. Tabu. Synkretismus, Zahl. Zeit. 5. Theologisches
stematische Artikel wie Absolutheitsanspruch. Buße. Dekalog.
Cinade. Katholizismus. Kirche. Protestantismus. Sakrament. Taufe
etc. 6. „Problemartikel im eigentlichen Sinne", in denen - so der
Hg. - neureligiöse Phänomene und gesellschaftliche Fragen der
(icgenwart behandelt werden, die noch kein „abschließendes Urteil"
zulassen. Hierzu darf man Beiträge rechnen wie Befreiungstheologien.
Feministische Theologie (verständnisvoll, offen und konstruktiv).
Krisenkulte/Messianische Kulte (umfangreiche Bibliographie). Neu-
religiöse Bewegungen (Afrika. Asien. Europa und Nordamerika.
Lateinamerika) und einige der „Religion und .. ."-Artikel, z. B.
Macht und Religion. Marxismus und Religion. Andere Artikel dieser
Serie wie Medizin und Religion. Erotik (warum nicht Sexualität?) und
Religion, Musik und Religion (enthält leider nichts Näheres über Art
und Funktion der Musik in den nichtchristlichen Religionen), weiter
Ökologie. Ökonomie, Politik. Sprache sowie Tier und Religion sind
mehr der 4. Gruppe zuzurechnen.

Zugunsten der Aktualität des Lexikons wurde auf christlich-dogmatische
, liturgische, kirchengeschichtliche und konfessionskund-
liche Beiträge sowie auf Personenartikel weitgehend verzichtet. Dies
mit vollem Recht, weil es dafür ausreichend andere Nachschlagewerke
gibt. Das gilt auch für die „rein interkonfessionell-ökumenischen
Fragestellungen". Das Anliegen „Ökumene" kommt dabei
gleichwohl nicht zu kurz.

Das Buch ist in jeder Hinsicht handlich und benutzerfreundlich,
was für den Niehtfachmann. für den es ja nicht zuletzt geschrieben
wurde, entscheidend ist. Die Beiträge sind solide und zeugen von gro-