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Ausgabe:

1988

Spalte:

828-830

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Gödecke, Monika

Titel/Untertitel:

Geschichte als Mythos 1988

Rezensent:

Zimmermann, Harald

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Theologische Literaturzeitung 1 13. Jahrgang 1988 Nr. 11

828

Katolickiej 1986. 202 S. gr.8° = Pisma Starochrzescijariskich
Pisarzy, 36.

-: O Zasadach. Przeklad S*. Kalinkowski, wstep, opracowanie: S. Ka-
linkowski, W. Myszor, E. Stanula. Warszawa: Akademia Teologii
Katolickiej 1979. 368 S. gr.8° = Pisma Starochrzescijariskich
Pisarzy. 23.

Durch den Rez. wurden bereits mehrfach polnische Publikationen
aus der Reihe Pisma Starochrzescijariskich Pisarzy (Schriften der altchristlichen
Schriftsteller) besprochen (vgl. ThLZ 108, 1983, 443ff;
1 12, 1987,288ff). In dieser Sammel-Rczension nun sind insgesamt 14
Bände, davon vier Doppelbände, mit Übersetzungen von Werken der
altchristlichen Kirchenväter in die polnische Sprache vorzustellen,
die in den Jahren 1979 bis 1986 im Verlag der Katholischen Theologischen
Akademie in Warschau erschienen sind. Der Redaktionsausschuß
der Reihe, bestehend aus Emil Stanula als Leiter und Stanislaw
Kalinkowski, Wincenty Myszor und Kazimierz Obrycki als Mitarbeitern
, ist in allen Bänden der gleiche. Die Genannten haben auch die
Hauptarbeit der Übersetzung ins Polnische sowie der Erarbeitung
einer Einführung zu den einzelnen Werken getragen, doch tauchen bei
der Auswahl aus den Schriften des Ambrosius noch die Namen von
vier weiteren Übersetzern auf, während Augustins insgesamt sechs
Bände umfassende „Ennarationes in Psalmos" von Jan Sulowski
übersetzt wurden, der auch die Einleitung dazu geschrieben hat.

In dieser Rezension soll vor allem kurz berichtet werden, welche
Themen in den Einleitungen zu den Kirchenväterschriften behandelt
werden. Der polnischen Übersetzung des Werkes „De prineipiis" des
Origenes (Band 23) liegt die Textausgabe von P. Koetschau in der
Reihe der „Griechischen Christlichen Schriftsteller" (Leipzig 1913)
zugrunde. Die Einleitung, bestehend aus drei Teilen, behandelt folgende
Fragen: 1. Darstellung von Zeit und Umständen der Entstehung
des Werkes, Probleme der Weiterwirkung des Textes bei anderen Kirchenvätern
, die Übersetzung des Rufin; 2. Origenes als Systematiker,
Charakterisierung seines Systems, seine Lehren über die Trinität.
geistliches Sein, seine Christologie und seine Vorstellung von Christi
Versöhnungswerk, gnostische Elemente seines Hauptwerkes; 3.
Theologische Prinzipien bei der Interpretation der Bibel, Einheit der
Schrift Alten und Neuen Testaments, die Benutzung der alexandri-
nischen exegetischen Regeln vom doppelten Schriftsinn: Literalsinn
und geistlicher Sinn der Schrift, Kriterien für das Vorhandensein eines
geistlichen Sinnes in der Schrift. Der eigentlichen Übersetzung ist die
Vorrede Rufins vorangestellt.

Der Band 25 (1980) enthält die exegetischen Schriften (Kommentare
zur Genesis) gegen die Manichäer von Augustin. Die Einleitung
zu diesen Schriften steht unter dem Thema „Vom Manichäismus zur
Metaphysik".

In Band 30 (1983) werden von Origenes die Homilien zum Buch
Jeremias, der Kommentar zu den Klageliedern und die Homilien zu
den Samuelis- und Königsbüchern wiedergegeben. Es sind dies die
letzten Schriften von Origenes, die bisher noch nicht ins Polnische
übersetzt waren. In der Einleitung des Bandes werden Fragen nach Ort
und Zeit der Entstehung fieser Schriften sowie nach den Adressaten
erörtert.

Der Band 32, Heft 1 und 2 (1985) enthält die Werke des Eugippius,
dessen Leben, Schriften und Wirksamkeit in der Einleitung dargestellt
werden. Seine Werke umfassen die Lebensbeschreibung des heiligen
Severin, die Mönchsregel des Eugippius und seine Auszüge aus den
Werken Augustins. Eugippius war ein Schüler des Severin in der
römischen Provinz Noricum (Teil des heutigen Österreich) und später
Abt eines Klosters bei Neapel, das für die Mönche Severins gegründet
worden war. Aus seiner Lebensbeschreibung des Severin erhalten wir
ein anschauliches Bild über das Leben in Noricum, bevor es 488 von
den Römern geräumt wurde. Seine Auszüge aus den Werken Augustins
bezeugen die Rezeption der Gedanken Augustins und die Popularität
dieses Kirchenvaters im 6. Jh. Sie stammen u. a. aus folgenden
Werken Augustins: Selbstbekenntnisse, Gottesstaat, Über die Trinität
, Über die wahre Religion, Gegen Faustus und Über die Übereinstimmung
der Evangelisten. Die Werke des Eugippius waren bisher
nicht ins Polnische überset/t.

Der Band 34, Heft I und 2 (1986) enthält die Homilien des Origenes
über Texte aus den Büchern Numeri, Josua und Richter. Diese polnische
Übersetzung stützt sich auf die Ausgabe des 7. Bandes der Ori-
geneswerke von W. A. Baehrens (Homilien zum Hexateuch in der
Übersetzung Rufins) in der Reihe der Griechischen Christlichen
Schriftsteller (Leipzig 1921). Besonders diese Homilien lassen die allegorische
Schriftinterpretation des Origenes deutlich werden, wenn für
ihn der Auszug aus Ägypten ein Bild ist für den Auszug aus der Welt,
in der die Menschen ohne Glauben lebten, der Zug zum Roten Meer
dagegen der Weg zur Taufe und der Einzug in das verheißene Land ein
Bild dafür, daß unter Leitung und in der Kraft Christi alle Feinde
besiegt sind und das himmlische Jerusalem erreicht wird.

Unter den ausgewählten Schriften des Ambrosius (Band 35, 1986)
werden folgende in polnischer Übersetzung mit Einleitung geboten:
Über Naboth, Über Tobias, Über Isaak oder den Geist und Über die
Jungfrauen. Es sind Schriften von moralisch-paränetischem Charakter
, die stark von stoischen Gedanken beeinflußt sind, vor allem auf
dem Wege über Cicero und Scncca. Sie lassen auch die Ansichten des
Ambrosius über das Thema der materiellen Güter und über das Recht
auf Eigentum erkennen sowie sein Verhältnis zum Almosengeben.
Besonders in der Schrift über Isaak bedient sich Ambrosius einer vier-
gestaltigen Interpretation: I. einer allegorisch-ekklesiologischen (Verhältnis
von Christus zur Kirche), 2. einer allegorisch-mystischen
(Einheit Christi mit dem heiligen Geist). 3. einer sakramentalen
(Anspielung auf Taufe und Eucharistie) und 4. einer allegorisch-
mariologischen Interpretation (Verhältnis des Hohenliedes zur
Mariologie).

In Band 36 (1986) werden des Origenes Homilien über das Lukasevangelium
geboten. In der Geschichte der Auslegung des Lukasevangeliums
sind sie die frühesten Homilien, die große Bedeutung für
die Darstellung der mariologischen Ansichten des Origenes und die
Darstellung seiner Position in der Geschichte der Mariologie haben.

Die „Ennarationes (Erläuterungen) in Psalmos" von Auguslin
umfassen die Bände 37-42 (1986) der Reihe. In der Einleitung wird
u. a die Bedeutung Augustins als Prediger herausgestellt und in einer
Liste das Jahr der Entstehung (zwischen 392 und 416), der Ort des
Vortrages und die Form der Veröffentlichung (mündlich oder schriftlich
) zusammengestellt. Das Heft 2 des 42. Bandes enthält bei einem
Umfang von 357 Seiten zu den Ennarationes einen Index zu Bibelstellen
, einen Sachindex und eine Bibliographie. Auch alle anderen
hier vorgestellten Bände enthalten einen Anhang mit dem gleichen
Aulbau wie der Indexband, einschließlich einer Übersetzung der
redaktionellen Einleitung in französischer Sprache.

Ucrlin Joachim Rohde

Gödecke, Monika: Geschichte als Mythos. Eusebs „Kirchengeschichte
". Frankfurt/M.-Bern-New York-Paris: Lang 1987.
305 S. 8° = Europäische Hochschulschriften. Reihe XXIII: Theologie
, 307. Kart.sfr65.-.

Dem „Vater der Kirchengeschichtsschreibung" verdankt die Kirchengeschichte
fast alles, was von ihren Anfängen bekannt ist. Gleichwohl
ist Eusebius von Caesarea viel kritisiert worden. Zu den jüngsten
Kritikern zählt die Regensburger Doktorin der katholisch-theologischen
Fakultät mit ihrer schon 1984 approbierten Dissertation.
Dabei bleibt der Bischof von der Anklage der bewußten Fälschung
oder Verfälschung der Tatsachen nicht frei. Aufgrund solcher Feststellungen
geht es der Dissertantin um den Wert des Werkes, das am
Anfang der christlichen Historiographie steht. Sie meint ihn mit dem
Wort „Mythos" umschreiben zu können. Das ist keine neue Idee,
spricht man doch schon seit langem von einer Epoche der mythologischen
Kirchengcschichtsschreibung. Der Fortschritt der Dissertation
scheint mir in dem vorsichtigen Aufspüren von Eusebs Denk-