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Ausgabe:

1988

Spalte:

779-780

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Kurz, Wolfram

Titel/Untertitel:

Ethische Erziehung als religionspädagogische Aufgabe 1988

Rezensent:

Adam, Gottfried

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Seite 1

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779

Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 10

780

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Kurz. Wolfram K.: Ethische Erziehung als rcligionspädagogischc Aufgabe
. Strukturen einer sinnorientierten Konzeption religiöser Erziehung
unter besonderer Berücksichtigung der Sinn-Kategorie und
der Logotherapie V. E. Frankls. Göttingen: Vandcnhocck & Ruprecht
1987. 31 1 S. gr. 8" = Arbeiten zur Religionspädagogik. 3. Kart.
DM 82.-.

..Die Eroberung einer menschenwürdigen Zukunft ist die Grundaufgabe
der gegenwärtigen Menschheit und jedes einzelnen Menschen
, der jetzt lebt. Diese Aufgabe ist nur zu erfüllen, sofern sich der
Mensch von Werten leiten läßt, welche geeignet sind. Leben zu bewahren
. Im Zusammenhang ethischer Erziehung gilt es, so mit (jungen
) Menschen umzugehen, daß sie zu einem lebensfreundlichen Verhalten
freigesetzt werden .. . Was den Menschen motiviert, sich
grundlegend zu ändern, ist nicht vorrangig die Angst, vielmehr die
Liebe zum Leben. Die zentrale Aufgabe einer vom Glauben her verantworteten
ethischen Erziehung ist es deshalb, so mit Menschen zu
kommunizieren, daß sie Liebe zum Leben entwickeln." (S. 5) Mit diesen
Worten benennt der Autor eingangs den Gesamthorizont, innerhalb
dessen er die Frage der ethischen Erziehung thematisieren will.
Dabei wird der Versuch unternommen, das (psyeho)therapeutische
System der Logotherapie für eine glaubensorientierte ethische Erziehung
fruchtbar zu machen.

Der Autor macht dabei unmißverständlich klar, daß es ihm nicht
um eine allgemein ethische Erziehung geht, sondern um ein vom
christlichen Glauben her entworfenes und damit theologisch zu verantwortendes
Konzept. Er sieht das innerste Interesse des Menschen
darin bestehen. ..immer wieder neu zu werden". Der Wille zur Erneuerungsei
Folge eines Schmerzes und einer Hoffnung, die den Menschen
kennzeichne. Der Mensch leide daran, daß er nicht sei. wie er
sein solle. Dieser anthropologischen Sicht korrespondiert in theologischer
Hinsicht, daß es das innerste Interesse des sich in Jesus Christus
vorzeigenden Gottes ist. „daß der Mensch neu werde, auf daß sein Leben
aus der Entfremdung von sich, den anderen, der Natur und dem
künstlichen Kosmos und in all dem von Gott herausfindet und ihm so
die Chance des Gelingens zufällt" (S. I 1).

Das Zitat macht deutlich, daß die ethische Erneuerung des Menschen
im Kontext des Glaubens ihren entscheidenden Anstoß von
Gott her empfängt, aber gleichwohl auf die geschichtliche Situation
bezogen ist und daher humanwissenschaftlicher Erkenntnisse nicht
entraten kann. Kurz nimmt den Dialog mit der Logotherapie Frankls
auf. um diese für einen sowohl theologisch als auch anthropologisch
verantworteten Entwurf ethischer Erziehung fruchtbar zu machen. In
der religionspädagogischen Diskussion finden sich zwar verschiedentlich
Bezugnahmen auf die Logotherapie, aber in dieser prinzipiellen
Weise wurde bisher der Dialog nach dieser Seite nicht aufgenommen.
Damit wird ein eigenständiger Entwurf ethischer Erziehung vorgelegt,
dessen Ausführungen freilich nicht für sich allein stehen, sondern im
Rahmen eines religionspädagogischen Ansatzes entfaltet werden, der als
..sinnorientierte Konzeption religiöser Erziehung" zu bezeichnen ist.

Das Vorhaben wird in drei Teilen entfaltet. Im ersten Teil (..Logotherapeutische
Aspekte") geht es um eine systematische Darstellung
des logotherapeutischen Ansatzes und seiner Bedeutung für die ethische
Erziehung. Hier wird der von der Logotherapie aufgezeigte Weg
des Menschen von der sinnentfremdeten über die sinneröffnende zur
sinnerfüllten Existenz des Menschen rekonstruiert. Der zweite Teil
(..Systematische Aspekte") analysiert den Sinn-Begriff: theologisch,
philosophisch und ethisch-pädagogisch. Hier wird die Sinn-Kategorie
unter systematisch-theologischen Gesichtspunkten in ihrer Beziehung
zu modernen Ethik-Entwürfen, sowie in ihrem Bezug zum Glaubensbegriff
erörtert und mit Hilfe des her'mencutischen Modells vom vierfachen
Schriftsinn in ihrer Struktur durchsichtig gemacht. Im dritten
Teil (..Praktische Aspekte") wird die Korrespondenz meditativer und

ethisch-pädagogischer Prozesse herausgearbeitet. Gegenüber einer
kognitiven Vereinseitigung ethischer Erziehung wird die Bedeutung
der Meditation (und ihre Nähe zur Sinn-Kategorie) herausgearbeitet.
Die Arbeit endet mit der Skizzierung der ..sinnorientierten Konzeption
religiöser Erziehung".

Die vorliegende Untersuchung, eine Tübinger Habilitationsschrift,
hat ihr eigenständiges Profil darin, daß sie die Sinn-Kategorie nicht nur
für die ethische Erziehung im besonderen, sondern auch für die Kon-
zeptionierung von Religionspädagogik im allgemeinen fruchtbar macht.

Für die Theoriebildung sowohl im Blick auf die Religionspädagogik
allgemein wie die ethische Erziehung im besonderen wird ein eigenständiges
Konzept vorgelegt, das der weiteren Diskussion würdig ist
und die rcligionspädagogischc Theorie-Diskussion bereichert und
Perspektiven fürdie Praxis aufweist.

Würzburg Gottfried Adam

Ökumenik: Allgemeines

Ökumene-Lexikon. Kirchen - Religionen - Bewegungen. Hg. in Verb,
mit A. Basdekis. G. Gaßmann. K. Lefringhausen. P. Löffler,
H. Meyer. H. Schütte. O. Schulz. C. Springe. H. Uhl. L. Vischcr
von H. Krüger. W. Löser. W. Müllcr-Römheld. 2.. veränd. Aufl.
Frankfurt/M.: Lembeck: Frankfurt/M.: Knecht 1987. X. 1 346 Sp.
gr. 8 Lw. DM 130.-.

Daß nach ca. vier Jahren eine zweite veränderte Auflage des 1983 in
erster Aullage erschienenen Ökumene-Lexikon (vgl. ThLZ 1 10. 1985.
234-236) vorgelegt werden kann, begründen die Herausgeber mit der
..überraschend [!] starken Nachfrage" (Vorwort). Unter den ..Ergänzungen
und Korrekturen" (ebd.) sind verschiedenartige Aktualisierungen
hervorzuheben. So wurde vielfach neue Literatur aulgenommen
, neues statistisches 'Material fand Berücksichtigung und
vermittelt den erreichbaren gegenwärtigen Informationsstand. Auch
bei den Verweisen sind Verbesserungen festzustellen. Von nennenswertem
sachlichen Gewicht sind Veränderungen bei den Artikeln.
Einige Stichworte wurden gestrichen (z. B. Gnosis. Kollekte), bei
anderen wurden im einzelnen Veränderungen vorgenommen. Es
überzeugt, wenn z. B. unter dem Stichwort ..Rechtfertigung" die
orthodoxe Sicht durch einen bisher fehlenden Beitrag über Rechtfertigung
aus römisch-katholischer Sicht ersetzt wird. Verwunderlich
ist dagegen der Verzicht auf den Artikel über Joseph Ratzinger. offenbar
zugunsten eines über Karl Rahncr. der selbstverständlich auch in
ein solches Nachschlagewerk gehört. Daß die Geschichte der ökumenischen
Bewegung personell und ereignisbezogen fortgeschrieben
wird, versteht sich von selbst.

Unter den neu aufgenommenen Artikeln sei ausdrücklich auf zwei
verwiesen, deren Fehlen vom Rez. bei der ersten Aullage beanstandet
worden war (Bundesrepublik Deutschland: Deutsche Demokratische
Republik). Die kirchlichen Verhältnisse in der DDR werden dabei
von einer Autorin aus der DDR (Roswitha Bodenstein) skizziert. Daß
bei der Übersicht über die Gliedkirchen des Bundes der Evangelisuhcn
Kirchen in der DDR die kleinste Gliedkirche, nämlich die Evangelische
Kirche des Görlitzer Kirchengebielcs fehlt, muß wohl auf einen
Druckfehler zurückzuführen sein. Unbedeutende, offenbar auch
drucktechnisch bedingte Veränderungen im Bildteil dieser Auflage
seien nuram Rande erwähnt.

Es wäre keineswegs überraschend, wenn sich das Ökumene-
Lexikon auch in seiner zweiten Auflage als Nachschlagewerk über den
Kreis der Fachleute hinaus bewährt.

Halle (Saale) Helmut Obst

Hinz. Rudolf: Kirchen im Südlichen Afrika. Kremkau. Klaus: Aus"
landsarbcit. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1986.
XI. 152 S. 8"= Kirchliches Jahrbuch fürdie Ev. Kirche in Deutschland
. 1984.2.