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Ausgabe:

1988

Spalte:

759-761

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

In honor of John Calvin, 1509 - 64 1988

Rezensent:

Rogge, Joachim

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Theologische Literaturzeitung 1 13. Jahrgang 1988 Nr. 10

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rend sich so die ..Variata" nur mühsam neben den älteren Texten
halten konnte, wurde sie in den Melanchthonausgaben von 1541.
1562 und 1580 veröffentlicht, wogegen die Jenaer Lutherausgabe die
Editio prineeps brachte.

Diese Bibliographie stellt ein wichtiges Hilfsmittel dar. um Drucke
der ..Augsburgischen Konfession" und ihrer ..Apologie" mit ihren
Übersetzungen zu identifizieren und vielleicht auch noch weitere zu
finden. Vor allem erleichtert sie es. die Texte zu finden, die Theologen
des 16. Jh. jeweils herangezogen haben. Schade, daß auf Register verzichtet
wurde.

Leipzig Helmar Junghans

Furcha, E. J. [Ed.]: In Honor of John Calvin, 1509-64. Papers from
the 1986 International Calvin Symposium McGill University.
Montreal: McGill University 1987. VI. 385 S. 8" = ARC Supplement
. 3.

Dieses Buch kann man nur im Sachzusammenhang mit vielen
anderen Aktivitäten zur Belebung der Calvin-Forschung in der Welt
anzeigen. Wer auf dem neuesten Stand sein will, muß sorgfältig die
vielen Beiträge zur Kenntnis nehmen, die auf den internationalen
Symposien und Kongressen angeboten und diskutiert worden sind.
An der Spitze steht da der alle vier Jahre stattfindende Internationale
Kongreß für Calvin-Forschung. Der letzte dieser Reihe von wissenschaftlichen
Veranstaltungen fand 1986 in Debrecen. Ungarn, statt.
Der Berichtsband darüber wird in Bälde vorliegen. Die Referate des
zeitlich davor liegenden Kongresses der genannten Art sind 1984 veröffentlicht
worden (Calvinus Ecclesiae Genevensis Custos. Hg. v.
W.Neuser. Frankfurt a. M.-Bern-New York-Nancy 1984). Zwischenzeitlich
finden auch im Vier-Jahres-Turnus Kongresse für Calvin
- und Calvinismus-Forschung für den Bereich Mittel- und Osteuropa
statt (siehe den Berichtsband: Immigration und Emigration -
die calvinistische Einwanderung und Auswanderung in Mitteleuropa.
Beiträge des II. Kongresses für Calvin-Forschung in Mittel- und
Osteuropa vom 24. bis 26. September 1984 in Berlin, hg. von J. Langhoffund
J. Rogge. als Ms. gedruckt 1985).

Der Beginn der Reformation in Genfund die Erstpublikation des
Hauptwerkes Calvins, der Institutio Christianae Religionis. im Jahre
1536 hat gleich drei internationale Kongresse ausgelöst. 1984 fand ein
der Institutio gewidmeter Kongreß in Potchefstroom/Südafrika statt.
Die Referate sind publiziert in: John Calvin's Institutes. His Opus
Magnum. Proceedings ofthe Second South African Congress for Calvin
Research. July 31 -August 3. 1984. Potchefstroom 1986. Die
Genfer Theologische Fakultät veranstaltete eine Vorlesungsreihe,
deren wissenschaftliche Beiträge auch gedruckt vorliegen: Actualite
de la Reforme. Vingt-quatre lecons presentees par la Faculte de
theologie de l'Universite de Geneve a l'Auditoire de Calvin dans le
cadre du 450c anniversaire de la Reformation 1536-1986. Genf
1987.

Und nun bekommen die Calvin-Forscher weitere Beiträge zum
Verständnis und zur Wirkungsgeschichte des Genfer Reformators in
die Hände. Der Hg. des vorliegenden Berichtsbandes hatte sich schon
vor seinem Engagement für Vorbereitung und Durchführung des
international besuchten Calvin-Symposiums in ähnlicher Weise für
die Belebung reformationsgeschichtlicher Studien in Kanada verdient
gemacht. An der McGill-Univcrsität fand u. a. ein Zwingli und
der Zürcher Reformation gewidmeter Kongreß statt (Huldrych
Zwingli.. 1484-1531. E.J. Furcha. editor. Montreal 1985; cf. dazu
auch: Prophet. Pastor. Protestant. The Work of Huldrych Zwingli.
After five hundred years. Edited by E. J. Furcha and H. W. Pipkin.
Pennsylvania 1984).

Wie im Falle der Zwingli gewidmeten Veranstaltungsreihe war
wiederum die Facully of Religious Studies der genannten Universität
Träger des Symposiums, zu dem sechzehn Forscher ihre Beiträge lieferten
, die in der Mehrzahl der Fälle im vorliegenden Berichtsband
wiedergegeben werden. Man muß der kanadischen McGill-Univcrsität
. ihrer Fakultät für religiöse Studien, ihrem Dekan und vornehmlich
dem rührigen Reformationshistoriker E. J. Furcha hohe
Anerkennung aussprechen, u. a. dafür, daß durch die genannten wissenschaftlichen
Konferenzen und die Drucklegung ihrer Resultate ein
sehr willkommener wissenschaftlicher Austausch zu Geschichte und
Gegenwart reformierter Theologie und Kirche möglich geworden
ist.

Als Anlaß des Symposiums Anfang Oktober 1986 wird zwar die
Erstausgabe der Institutio angegeben, aber die insgesamt 16 Beiträge
gehen auch wiederum über das Umfeld nur der Institutio hinaus im
Blick aufdie ganze Lebensleistung Calvins. So hat man nicht nur ein
Buch zu einem Spezialthema vor sich. Angesichts der vorliegenden
Beiträge kann der Rcz. den Satz im Vorwort nur bestätigen: ". . . the
locus of the Symposium was on the work and influence ofthe chic!
reformer of Geneva" (III).

Der Band ist in vier Themengruppen eingeteilt: [, Verschiedene
Einflüsse auf Calvin, nicht nur was die Abfassung der Institutio
angehl. Themengruppe II bietet zwei Vorträge zum geistigen Umfeld
der Erstausgabe der Institutio 1536. Zu III sind Beiträge abgedruckt ZU
einzelnen Aspekten des Denkens ( alvins im Sachzusammenhang mit
den Anstößen, die von daher reformationstheologisch wichtig geworden
sind. In einer Abendsitzung wurde über die neueste Calvin-
Forschung gehandelt. Das dabei Vorgetragene ist in Sektion IV enthalten
, so etwa über neueste biographische Arbeiten über Calvin
(A. Wolters. Ontario. USA), über sein politisches, ökonomisches und
soziales Denken (W. F. Graham, Michigan, USA). D. Demson (Toronto
. Kanada) vermittelt Einsichten in das Calvin-Bild der neuesten
Forschung.

Der Ordinarius für Kirchcngeschichtc in Zürich. F. Büsser. handelt
seinem Forschungsgegenstand entsprechend über Zwingiis und Bullingers
Einflüsse auf Calvins Institutio und die exegetische Arbeit des
Genfer Reformators (1 fTu. 64ff). E. Grislis (Winnipeg. USA) untersucht
Senecas und Ciccros Gedanken im Blick auf Calvins Verständnis
der doppelten Prädestination. J. P. Payton .Ir. (Ontario, I ISA) geht
dem christlichen Humanismus Calvins in dessen Antwort 1539 an
Kardinal Sadolet nach.

In der zweiten Abteilung belaßt sich D. Willis (Princeton. NJ. USA)
mit dem sozialen Umfeld zum Verständnis der Erstedition der Institutio
. Der frühere verdienstvolle Dekan der gastgebenden Fakultät,
J. C. McLelland widmet sich dem Renaissanccgedanken in der Theologie
der Institutio von 1536. Somit sind in der ersten und zweiten
Abteilung dieses Berichtsbandes die immer wieder verhandelten
Reflexionen zu Calvins antiken, humanistischen und reformatorisch-
zeitgenössischen Vorlagen erneut präsent, ein Symptom heutigen
Calvin-Forschungs-Trends schlechthin.

6 Beiträge in der dritten Abteilung wenden sich Calvins Lehren!-"
wicklung. theologischen Einzelthemen und seiner Wirkungsgeschichte
zu. J. D. Douglass (Princeton. NJ. USA) umspannt mit seiner
Gedankenfolge gerade die Zeit von der Institutio-Erstausgabe bis zur
Edition letzter Hand 1559. und zwar mit dem Gesichtswinkel des
Gottcsbildes im Zusammenhang der Menschwerdung. Christliche
Lehre hat es mit der Gotteserkenntnis zu tun und mit der Selbsterkenntnis
des Menschen, insofern "indeed the doctrine ofthe image
of God in humanity is an important key to the whole of Calvins s
theology"(199f).

Calvins Verständnis (awareness) des Heiligen und das Rätsel seinei
Theologie behandelt J. H. Leith (Virginia. USA). Er kommt zu den'
Ergebnis, daß Calvins Theologie am besten verstanden werden kann
als der Ausdruck der sehr persönlichen, existentiellen Verbindung
zwischen Gott und Mensch und Mensch und Gott. Darin findet sie
ihre Einheit, nicht in der Unifizierung von Details in einem imposanten
dogmatischen Gedankengebäude. Der Vf. wendet sich damit
gegen die frühere Einschätzung Calvins als des großen Systematikers
der Reformationszeit. Seine Ganzheit muß theologisch begriffen wcr*
den unter Berücksichtigung seiner theologischen Schritten. Briclc
Kirchenpolitik. Traktate und seiner Institutio. (228)