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Ausgabe:

1988

Spalte:

757-759

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Neuser, Wilhelm H.

Titel/Untertitel:

Bibliographie der Confessio Augustana und Apologie 1530 - 1580 1988

Rezensent:

Junghans, Helmar

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Theologische Literaturzeitung I 13. .lahrgang 1988 Nr. 10

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und es damit wieder für breitere Interessentenkreise zuganglieh zu
machen. - Heinemanns kritische Ausgabe basiert auf intensiven und
sorgfältigen wissenschaftlichen Studien. Diese haben nicht nur in der
umfänglichen Einleitung (S. I-LVII) mit der Behandlung einschlägiger
Fragen und entsprechenden Nachweisen, sondern auch in der
Textedition mit je einem textkritischen und einem qucllcnkritisch-
sachlichen Apparat ihren überzeugenden Niederschlag gefunden. Ein
Personen- und Ortsregistcr erleichtert die Benutzung. Der Edition
liegt das in der Greifswalder Universitätsbibliothek als Kostbarkeit
autbewahrte Autograph Bugcnhagens zugrunde, das sich noch 1728
im Besitz, des Greifswalder Professors Christian Nettelblatt befand,
dann aber bald in deren Bestände gelangte. ..Von den Abschriften ist
nur die ältere Hamburger Handschrift berücksichtigt." (S. LV)

Daß der Neudruck der Heinemannschcn Edition in dieser Zeitschrift
angezeigt wird, hat zwei untereinander zusammenhängende
Gründe. Einmal gehört die ..Pomerania" als unveräußerlicher Bestandteil
in das Gesamtwerk Bugcnhagens. der 1985 anläßlich der
500. Wiederkehr seines Geburtstages wieder stärker in das Blickfeld
reformationsgeschichllicher Arbeit und Forschung gerückt ist. Zum
anderen besitzt die ..Pomerania" als ganze und namentlich überall
dort, wo sich ihr Verfasser nicht aufdie bloße Wiedergabe der von ihm
gesammelten Materialien beschränkt hat. beträchtliche Bedeutung für
die Frage nach seiner geistigen und geistlich-theologischen Gesamthaltung
in seiner vorreformatorischen Zeit. Das gilt insbesondere Tür
die Frage nach dem Einfluß des Erasmus von Rotterdam auf Bugenhagen
. In der ..Pomerania" findet sich eine ganze Reihe von Stellen,
an denen erasmisehe Gedanken verwendet sind oder sich hinter den
Auslührungen Bugcnhagens begründet vermuten lassen. Darauf hat
1935 der damalige Greifswalder Privatdozent Lic. Hans Eger mit entsprechenden
Nachweisen aufmerksam gemacht: Bugcnhagens Weg zu
Luther. Monatsblätler d. Ges. f. pomm. Gesch. u. Altertumskunde
(künftig: MBU.) 49. 1935. 23-33. Die besondere Bedeutung der
..Pomerania" liegt im Kontext dieser spezifischen biographischen
Fragestellung darin, daß für Bugcnhagens Frühzeit nur ein äußerst
schmaler Qucllenbestand existiert und dieses Geschichtswerk die
erste erhaltene Quelle darstellt, an der sich der nach 1512 (Briefwechsel
mit dem Münsteraner Humanisten Johannes Murmcllius) für
'hn offenbar ungemein wirksam gewordene erasmisehe Einfluß nachweisen
läßt. Insofern ist die ..Pomerania" auch für die eigentliche
Bugenhagen- und Reformationsforschung von hohem Wert.

Erwähnt sei. daß R. Schmidt am Ende seines Vorwortes (S. *V-
*V1I) die wichtigste Literatur zur ..Pomerania" angeführt hat. die
nach der Heinemannschcn Ausgabe erschienen ist. Nachzutragen
wäre die knappe, mehr in der Form einer Anzeige gehaltene, jedoch
einige Fehler korrigierende Rezension von M. Wehrmann in den
MBH. 15. 1901, 57-59. Aufgenommen sind auch einige Ergänzungen
Heinemanns zu seiner Edition, die er in den MBU. 15. 1901. 70-73
(und nicht, wie Schmidt angibt, im Jg. 14. 1900) veröffentlichte
(S. *VI1!-*X). Daran angeschlossen sind einige Hinweise auf neuere
Literatur zu Heinemanns Ergänzungen von R. Schmidt.

Es kann nur lebhaft begrüßt werden, daß diese für die Geschichte
Pommerns, die Geschichte der pommerschen Historiographie und
nicht zuletzt für die Bugenhagenforschung wichtige Quellenschrift
einen Neudruck erfahren hat. Allen an Bugenhagen und seinem Heimatland
Interessierten dürfte dieser Neudruck hochwillkommen sein.
Dem Initiator. R. Schmidt, sowie dem Böhlau-Verlag sei dafür herzlich
gedankt.

Greift Wild Hans-Günter Lcder

Neuser. W H.: Bibliographie der Confessio Augustana und Apologie
1530-1580. Nicuwkoop: de Graaf 1987. 132 S. gr. 8' = Bibliotheca
Humanistica & Reformatorica. 37. Lw. hü 80.-.

Zu den zentralen Texten der lutherischen Reformation gehören
ohne Zweifel die ..Augsburgischc Konfession" und ihre ..Apologie"

Daher ist es sehr nützlich, ihre Verbreitung,zu erfassen. Da sich nach
Luthers Tod der Streit um sein Erbe mit einem über den ..echten"
Text der „Confessio Augustana" verband, gilt es. auch aufdie unterschiedlichen
Textfassungen zu achten.

Die vorliegende Bibliographie beschränkt sich aufdie Drucke vor
dem Konkordienbuch von 1580. Sic erfaßt 117 Drucke, gibt ihre Titel
ungekürzt wieder, markiert ihre Zeilenenden und vermerkt den Rotdruck
. So können Drucke leicht identifiziert werden. Die aus der Forschung
ergänzten Vcrlagsorte. Drucker und Erscheinungsjahre sind in
eckiger Klammer hinzugefügt. Ein Verzeichnis der Sigla (36-38)
erläutert, welcher Textteil und welche Textfassung jedes Sigel
bezeichnet. Die Beschreibung der Drucke hält mit diesen Sigeln fest,
welche Texte auf welchen Blättern jeweils gedruckt sind. Die Bogen-
Signaturen werden vollständig mitgeteilt. Schließlich sind aus 55
Bibliotheken Exemplare aufgrund von Autopsie oder genauer bibliographischer
Beschreibungen nachgewiesen. Obgleich sich daruntei
auch Bibliotheken in der DDR befinden, fehlen so wichtige Sammlungen
wie die Universitätsbibliothek Leipzig oder die Sächsische Landesbibliothek
Dresden. Da eine wissenschaftliche Bibliographie der
Bestände der Staatlichen Luthcrhalle in Wittenberg fehlt, bleiben
ihre Exemplare unerwähnt.

Die Bibliographie enthält neben den Drucken in Melanchthon- und
Lutherausgaben auch die ..Corpora doctrinae". die zwischen 1560
und 1580 für Sachsen. Braunschweig. Pommern. Preußen. Thüringen
. Brandenburg. Braunschweig-Lüncburg und Braunschweig-Wol-
fenbüttel erschienen. Die Inhaltsangaben zu ihnen gewähren eine aufschlußreiche
Übersicht zur Konfessionsbildung in der zweiten Hälfte
des 16. Jh.

Die Bibliographie behandelt in der Einleitung auch griechische,
englische, französische, niederländische, polnische, slowenische,
kroatische, italienische und tschechische Übersetzungen (22-35).
wobei auch die Nachrichten von Übersetzungen festgehalten werden,
die nicht mehr aufgespürt werden konnten. Wenn sich eine Übersetzung
zu einer Paraphrase ausgeweitet hat. wird ihr Titel in der Einleitung
angeführt, aber nicht mit in die Bibliographie aufgenommen.
Leider ist in der Einleitung nicht lückenlos angegeben, unter welcher
Nummer die jeweiligen Übersetzungen (so fehlt z. B. Nr. 20 bei der
englischen Übersetzung von I 536) oder die Ausgaben des ..Corpus
doctrinae Misnicum" eingeordnet sind.

Diese Bibliographie hebt eine Vielfalt in der Überlieferung dieser
beiden Bekenntnisschriften ins Bewußtsein, die in der Regel unbeachtet
bleibt. So zeigt sich, daß Justus Jonas von Artikel 7 an die Apologie
nach der Editio prineeps von 1531 übersetzte, dann aber die ersten
sechs Artikel und Artikel 10 nach der überarbeiteten Fassung von
1531. Die Drucke der „Confessio Augustana" zeigen auch mehr Unterschiede
, als sie üblicherweise mit den Bezeichnungen „Invariata"
und „Variata" festgehalten werden. Sie lassen sich folgendermaßen
periodisieren: Auf sieben Drucken außerhalb von Wittenberg noch
im Jahre 1530 erschien 1531 die von Melanchthon herausgegebene
Editio prineeps in Wittenberg, an der er bereits von der 2. Aufl. an
Änderungen vornahm. Ab I 540 erschien - nur in Latein - die „Variata
" neben den älteren Textformen. Gegen den Widerstand der Philippisten
setzte seit 1557 der bewußte Rückgriff auf die Editio prineeps
. ja sogar aufdie handschriftlichen Originale ein. so daß 1577
„Die erste vngeendertc Rechte wäre Augspurgische Conlession ..."
aufgrund der handschriftlichen Originale, die die Kurfürsten von
Sachsen und Brandenburg im Reichsarchiv hinterlegt hatten,
erschien. Die Bibliographie läßt erkennen, daß die „Corpora doctrinae
". die zwischen 1563 und 1576 erschienen und nicht für Sachsen
bestimmt waren, den Text der „Confessio Auguslana" von 1531 und
1533. für Brandenburg sogar von 1530 enthielten. Von dem „Corpus
doctrinae Misnicum" sind 16 Ausgaben erfaßt. Die erste von 1560
enthält den Text der „Confessio Augustana" von I 542. die „Variata".
Noch im selben Jahr folgt eine Ausgabe mit dem Text von 1533. Danach
erschienen nur noch Ausgaben ohne „Variata" oder diese mit
dem Text von 1531 zusammen (insgesamt 6 Drucke in Leipzig). Wält-