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Ausgabe:

1988

Spalte:

729

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Taylor, Rodney L.

Titel/Untertitel:

The way of heaven 1988

Rezensent:

Tröger, Karl-Wolfgang

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Seite 1

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729

i hcologische Laeraiui^.«.ming 113. Jahrgang 1988 Nr. 10

730

raylor, Rodney L.: The W ay of Heaven. An Introduction to the Con-
fucian Religious Lire. Leiden: Brill 1986. XI. 37 S.. 48 Taf.4* = Ico-
nography of Religions. XII: East- and Central-Asia. 3. hfl 72.-.

Vf. behandelt innerhalb der ost- und zentralasiatischen Abteilung
der Reihe ..Ikonographie der Religionen" den Konfuzianismus in seinen
religiösen Dimensionen. Er betont im Vorwort, daß gerade der
religiöse Faktor besonders herauszuarbeiten sei. weil der Konfuzianismus
eben nicht nur. wie viele meinen, ein ethisches und humanistisches
System darstellt. Bei seinem ..Überblick über das religiöse
Leben der konfuzianischen Tradition" zieht der Autor sowohl Studien
über die ..philosophische und religiöse Natur" des klassischen
und Nco-Konfuzianismus als auch Untersuchungen über den „konfuzianischen
Kult, seine Geschichte, sein Ritual und seine Zeremonien
und ihre Beziehungen zur staatlichen Orthodoxie und Orthopraxie"
(S. VII) heran. Er berücksichtigt den öffentlichen Bereich des Konfuzianismus
, den Staatskult, ebenso wie die private Sphäre, das persönliche
religiöse Leben seiner Anhänger. "Confucianism is both a personal
practicc and point of view. and at the same time isalso assimilated
into State idcology and State cult" (S. 1).

Auf die ausgewählte Bibliographie (S. IX-X) mit 80 Titeln folgt
eine Einführung (24 Seiten), die dem Leser folgende Aspekte des Kon-
luzianismus nahebringen will und viele interessante und wichtige Details
enthält: [. Die religiöse Dimension des K. mit den beiden Abschnitten
..Menschliche Natur und der Himmclswcg" und „Neo-K. -
das Streben nach Weisheit"; II. K. und Staatskult: I. Der wachsende
Einfluß des K.. 2. Der Kult des Konfuzius. 3. Konfuzianische Orthodoxie
und Staatsorthodoxie; III. Konfuzianische Zeremonie: I. Liturgie
und Ritual. 2. Opfer. 3. Die Bedeutung der Musik; IV. Die Feinheit
der konf. Ikonographie und V. "Self-Cultivation" - Religion und
das Individuum.

Der Katalog der Illustrationen (S. 25-37) enthält eine Beschreibung
der Fotografien. Diese werden auf 48 Tafeln mit insgesamt 100 Abbildungen
dargeboten und stammen von J. Madsen. S. Palmer und
vom Vf. Drei der reproduzierten Zeichnungen sind dem K'ung-tzu
sheng-chi (Taipei. 1957) entnommen. Der Illustrationsteil enthält
Bildmaterial zum Staatskult mit Aufnahmen vom Gebetstempel Ch'i-
nien tien in Peking, vom T'ai-shan. d. h. einem der fünf heiligen Berge
In China, und vom konfuzianischen Tempel in Ch'ü-fü (27 Fotos u. a.
von der Halle der Großen Vollendung Ta-ch'cng tien und ihrer Umgebung
, von Kultgcrätcn. dem Platz, auf dem Konfuzius lehrte, und
seiner Begräbnisstätte). Es folgen 16 Aufnahmen zur Zelebration der
koreanischen Sokchon-Zeremonic und 22 Fotos von der chinesischen
Shih Tien-Zcrcmonie (in beiden Fällen handelt es sich um die jährlich
zweimalige Opferzcremonic im Frühjahr und Herbst), des weiteren
Bilder von konfuzianischen Tempeln in Hong Kong (mit Hauptaltar
). Tokyo (Yushima: Speiscopfer. Anbetung). Nagasaki. Taku in
der Präfektur Saga/Japan (Hauptaltar. Kultkleidung und -gefäße).
Shizutani in der Präfektur Okayama/Japan (konfuz. Schrein) und
zum Schluß drei Fotos von einem konfuz. Gelehrten. Vier Darstellungen
des Konfuzius finden sich auf den Tafeln 36 und 37. zwei Zeichnungen
von Opferhandlungen für Konfuzius auf der Tafel 38.

Das Bildmaterial ist sehr instruktiv und stellt zusammen mit den
dazugehörigen Erläuterungen und der gediegenen Einführung in den
Konfuzianismus als religiöses Phänomen eine willkommene Bereicherung
jeder rcligionsgeschichtlichcn Bibliothek und ikonographi-
schen Materialsammlungdar.

Berlin Karl-Wolfgang Tröger

»steh. Andreas [Hg.]: Dialog aus der Mitte christlicher Theologie.

Mödling: St. Gabriel 1987. V. 245 S. 8- = Beiträge zur Religionstheologie
. 5. Kart. DM 45.-.

Nach Bänden zur Universalität des Christentums, zur Begegnung
desChristcntumsmitdcm Islam, dem Buddhismus und dem Hinduismus
, liegt mit dem Band 5 die Veröffentlichung der Vorträge auf dem

Symposium des Jahres 1986 vor (Beiträge zur Religionstheologie, hg.
von der Theol. Hochschule St. Gabriel Mödling bei Wien. Herausgeberkomitee
: A. Bsteh. J. Riedl. A. Vorbichler). „Die Besinnung auf
den geistigen Standort christlichen Glaubens in der Begegnung mit
den anderen religiösen Traditionen der Menschheit" ist „Teil eines
Gesamtkonzepts" der in Mödling veranstalteten Religionstheologischen
Studientagungen (6).

Folgende Beiträge sind veröffentlicht: Richard Schacffler. Wahrheit. Dialog
und Entscheidung (13-42); George Chemparathy. Christlicher Glaube
in der Begegnung mit dem Hinduismus (43—84); Eduard Sc h we i zer. Jesus als
Gleichnis Gottes (85-103); Walter Kasper. Das C hristentum im Gespräch
mit den Religionen (105-130); Aloysius Pieris. Christentum und Buddhismus
im Dialog aus der Mitte ihrer Traditionen (131-178); Wolfhart Pannennerg
. Religion und Religionen. Theologisehe Erwägungen zu den Prinzipien
eines Dialoges mit den Wcltreligionen (179-196); GeorgesC. A na wati. Christentum
und Islam. Ihr Verhältnis aus christlicher Sicht (197-216); Walter
Kern. Bekehrung der Kirche zum Kreuzesglauben. Ein Beitrag zur Bekehrung
der Religionen?(217-239).

M. P.

Altes Testament

Fokkelman, J. P.: Narrative Art und Poetry in the Books of Samuel. A

füll interpretation based on stylistic and structural analyses. II: The
crossing Fates (ISam. 1.3-31 & USam, I). Assen-Dover. NH: Van
Gorcum 1986. XII. 796 S. gr. 8' = Studia Semitica Neerlandica. 23.
Lw. hfl 115.-.

Bd. I des vierbändig geplanten Werkes legte in leicht verständlicher
Abgrenzung 2Sam 9-20 und I Kön I -2 aus. Problematischer ist bei
Bd. 2 der Einsatz trotz der Begründung (S. 17) mit I Sam I 3 (auch Fokkelman
). Trotz gleicher Anlage kann ich nur z. T. auf die Besprechung
ThLZ 109. 1984. 103IT zurückgreifen. F. ist hier grundsätzlicher
und theoretischer, will kein Beispiel für eine Literarkritik
geben, sondern eine Texttheorie an den Samuelbüchern prüfen (S. 7.
vgl. Bd. 1 S. 6). Das macht seine Darlegungen vorsichtiger, m. E. aber
auch angreifbarer. Es ist richtig, daß nur vorurteilsloses Hören die
Diskussion mit einem Text ermöglicht (s. auch ThLZ 109. 1984.
107); aber das ist mit geringen Ausnahmen (etwa gegenüber dem
Suchen von dicta probantia) ein abstraktes Ideal. Die Einheit eines
Komplexes, an die F. von den Einzelheiten her herankommen will, ist
als Arbeitshypothese bereits unerläßliche Voraussetzung. Das Ineinander
. Erfassen des Ganzen vom Einzelnen, des Einzelnen vom Ganzen
her. und damit die Möglichkeit präjudizierender Urteile charakterisiert
jeden Verstchensvorgang. F. sucht Orientierung, die die Übersicht
behält und die Analysen stützt, durch das Modell einer linguistischen
Analyse in Form einer Stufenleiter von zwölf Stufen zu sichern.
Stufe 1-6 führt von Lauten über Silben. Worte. Phrasen zu kürzeren
(5: clauses) und längeren (6: sentences) Sätzen. Da ist das Gebiet der
stilistischen Analyse und der traditionellen Grammatik. Daraufbaut
die Stufenleiter 7-12 in gleicher Weise, so daß das Folgende das Vorhergehende
einschließt und dadurch korrigiert wird, und führt zu
Akten. Gruppen und Kompositionen und ermöglicht die Erkenntnis
der Einheiten wie der notwendigen Scheidungen. Den Vorteil dieses
Modells sieht F. in seinem rein sprachlichen, ideologisch neutralen
Charakter, weiter in der Kontrollicrbarkcit jeder Stufe von der vorhergehenden
her. Seine Schwäche ist, daß es nicht mit den spezifischen
Qualitäten eines Textes befaßt ist. Indessen will ja gerade die
Theorie zwischen Text und Ausleger vermitteln.

Ein Text wird nicht durch das Verstehen von Worten begriffen; der
Leser (Hörer) ist unerläßlich für die Meinungsbildung. Die noemati-
sche Seite (Leiter) wird durch die noetische (Hörer) ergänzt. Aber die
Auslegung gewinnt an Kontrollicrbarkcit. wenn ihre Möglichkeiten
vertikal und horizontal geprüft werden, und wird nicht in einem Strudel
von Eindrücken ertrinken.

Wenn das Gebiet der dicta probantia ausgeschlossen wird, befürchte
ich hier eine enge Konstruktion. Hat der Ausleger sein Ver-