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Ausgabe:

1988

Spalte:

726

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Lutherische Theologie heute 1988

Rezensent:

M., R.

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Theologische Literaturzeitung I 13. Jahrgang 19X8 Nr. 10

72h

Die Hgg. des neuen EKL stellten sich die Aufgabe. Lehre und Leben
der christlichen Kirchen in ökumenischer Perspektive, unter Berücksichtigung
der sozio-kulturcllen Einflüsse und angesichts der Herausforderungen
unserer Zeit vorzustellen. Der 1986 erschienene I. Band
hat diese Aufgabe insgesamt überzeugend erfüllt (vgl. ThLZ 112.
1987. 251 0- Gleiches kann der 4. Lieferung bescheinigt werden. Als
Beispiel sei der Art. ..Heil" herausgegriffen, zu dem eine Entsprechung
im alten EKL fehlt. Auf eine Einführung (deren Lesbarkeit
allerdings unter zu häufigen Querverweisen leidet, allein auf Sp. 412
erscheinen derer 42!) folgen Informationen zum biblischen Heilsverständnis
, zur jüdischen, orthodoxen, römisch-katholischen und reformatorischen
Tradition. Impulse aus den sog. kontextucllen Theologien
Asiens. Afrikas und Lateinamcrikas tragen dazu bei. ein ökumenisches
Heilsverständnis zu reflektieren, das als Korrektiv gegen jede
Engführung und Eindimensionalität der Heilsverkündigung wirkt.
Dazu gehört die Warnung davor. ..daß die Heilsverkündigung zur
'ndividual psych, oder gesellschaftspolitischen Diagnose und Thera-
Piecmpfehlung wird". Vermißt habe ich Hinweise auf synkretistische
Heilsideologien wie New Agc.

Da jedes Nachschlagewerk auswählend gebraucht wird, darfauch
der Rez. exemplarisch verfahren. Den praktischen Theologen interessiert
besonders der Art. ..Gottesdienst", der mit 27 Spalten zu den
längsten der Lieferung gehört. Er informiert nach einem instruktiven
liturgiegcschichtlichcn (iberblick über die orthodoxe und die freikirchliche
Tradition sowie den Gottesdienst in den Kirchen der Dritten
Welt und in den USA. Der geschichtliche Rückblick, ohne den der
gegenwärtige Gottesdienst nicht verstehbar ist. verbindet sich in gelungener
Weise mit dem ökumenischen Ausblick, ohne den die heu-
t'ge Liturgik provinziell verengt wäre. Als unlösbar erscheint die Aufgabe
, auf zwei Spalten gegenwärtige praktisch-theologische Bemühungen
um den Gottesdienst und verschiedene moderne Ansätze darzustellen
. Es hat sich zwar aufs Ganze gesehen bewährt, die großen
Artikel auf mehrere Autoren zu verteilen, doch manchmal erschwert
das die Koordinierung, und es wäre günstiger, bei einem Artikel mit
weniger Verfassern auszukommen.

Es ist wohl Ausdruck der theologischen Situationsveränderung, daß
der Art. ..Gott" aus dem alten EKL durch ..Gotteslehre", den mit 30
Spalten umfangreichsten Art. der 4. Lieferung, ersetzt wurde, und es
spiegelt die theologische Lage wider, daß die ..Gotteslehre" in zehn
Problemanzcigen mündet. Das Bemühen um eine dialogische Theologie
ist im ganzen Werk erkennbar. Dazu gehört die Offenheit für
neue oder in ihrer Bedeutung verstärkt erkannte Fragestellungen. Sie
äußert sich zum Beispiel in Beiträgen zu ethischen Problemen wie
••Genetische Beratung" oder „Gewalt. Gewaltlosigkeit". Das geschärfte
soziale Bewußtsein kommt in neu aufgenommenen Stichworten
wie ..Gesellschaft" und ..Gleichheit" zur Geltung. Die Bedeutung
der Humanwissenschaften für Theologie und Kirche zeigt sich in
neuen Artikeln wie denen über ..Gesprächspsychotherapie". ..Gestaltpsychologie
". ..Gesundheit und Krankheit". „Gruppe. Gruppendynamik
". Der gegenwärtigen Situation in den deutschen evangelischen
Landeskirchen und in der Praktischen Theologie ist es gemäß,
daß der Art. „Gcmcindepflegc" der 1. Aufl. durch einen erheblich
längeren über ..Gemeindeaufbau" abgelöst und durch Beiträge über
• .Gemeindepädagogik" und „Gemeinwesenarbeit" ergänzt wurde.

In der unüberschaubaren kirchlichen und theologischen Landschaft
der Gegenwart bietet das neue EKL wertvolle Orientierungshilfen.
Wer keine irrealen Erwartungen an eine theologische Enzyklopädie
heranträgt, wird das Werk mit Gewinn und Dank benutzen.

HitHe (Saale) Eberhard Winklcr

Krobath. Thomas. Schmalstieg. DieterOlaf, u. Max J. Suda [Hg.]: Befreiung
in Zwängen. Für Kurt Lüthi. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik
1986. VII. 262 S.. 1 Taf. 8*. Kart. ÖS 216.-.

„Entsprechend dem Lebens- und Denkstil des Anti-Jubilars weicht
dieses Buch von der Form einer traditionellen Festschrift ab und erscheint
zwischen dem 60. und 65. Geburtstag Lüthis. Es ist mehr ein
Ermunterungsbuch aus dem Freundeskreis, denn ohne Ermutigung
gibt es auch bei Lüthi keinen permanenten Mut zum N#ucn. Die
Würdigung Lüthis mit einer akademischen Festschrift bleibt der
Evangelisch-Theologischen Fakultät vorbehalten." (S. 10) Dieser
Charakterisierung entsprechen auch die verschiedenen Beiträge, die
teilweise mit wissenschaftlichem Anspruch, teilweise essayistisch,
teilweise einem populären Anspruch genügend, teilweise poctisch-
emanzipatorisch gestaltet sind. Lüthis Dialogizität selbst ist Anstoß
und Motor dieses Bandes. Beigetragen haben: Johanna Dohnal. Kurt
Marti. Josef Prinz. Hans-Eckehard Bahr. Linda Christianeil. Baläzs
Nemeth. Theodor Präger. Michael Bünker. Alfred Kirchmayr. Heinz
Rothcnbühler. Helmut M. Jedliczka. Dieter Olaf Schmalstieg. Peter
Karner. Dorothec Solle. Evi Krobath. Elisabeth Moltmann. Georges
Casalis. Augustinus Karl Wucherer-Huldenfeld. Johannes Dantine.
Thomas Krobath und Max Josef Suda. Der Band schließt mit einer
Bibliographie Kurt Lüthi.

M. P.

Track. Joachim [Hg.]: Lutherische Theologie heute Gedenkband für
Wilhelm Andersen. München: Claudius 1988. 1I7S.. 1 Taf. 8".
Kart. DM 16.80.

Dem Andenken und Lebenswerk WilTielm Andersens, der über 20
Jahre lang Rektor der Kirchlichen Hochschule Ncuendettelsau war.
ist der vorliegende Band gewidmet, der aus Anlaß des 40jährigen Bestehens
dieser Einrichtung herausgegeben wurde. Andersen, der sich
als Barthschüler gleichzeitig dem lutherischen Erbe verpflichtet
wußte, war in seiner Position nicht unumstritten (man denke nur an
die Kontroverse mit Künneth). Sein bleibender Verdienst ist aber
wohl darin zu sehen, daß er aus systematischer Perspektive eine trini-
tätstheologischc Grundlegung der Mission erarbeitete. Dieser Aspekt
wird stringent dargestellt (Wagner), wie auch der Erfahrungsaspekt der
Theologie (Baier) und das stets kirchenbezogene Lehren und Handeln
Andersens (Track. Meister. Burkhardt) zur Sprache kommen. Daß
allerdings „Lutherische Theologie heute" weit mehr ist alsdasCEuvre
eines einzelnen Theologen, hätte ein Mann wie Andersen sicher zu
betonen gewußt.

Die Beiträge im einzelnen: Martin Pocrksen: Lebenslinien (13-22); Klaus
A. Baier: Das wissenschaftliche Lebenswerk Wilhelm Andersens (23-37);
Joachim Track: Theologie im Dienste der Kirche (38-54); Herwig Wagner
: Wilhelm Andersen als Missionsthcologe (55-69): Augusl St rcrbel: Das
Wirken Wilhelm Andersens an der Augustana-Hochschule (70-77): Johannes
Meister: Das kirchliche Wirken von Professor Dr. Wilhelm Andersen
(7S-86): Karl Burkhardt: Dr. Wilhelm Andersen in der Landessynode
(87-96). Eine ..Bibliographie von Wilhelm Andersen" (97-116) beschließt den
Band, in der unter vielem anderen auch seine Mitarbeit an unserer Zeitschrill
dokumentiert ist.

R. M.

Religionswissenschaft

Strolz. Walter: Heilswege der Weltreligionen. 3: Quellentexte zu Judentum
. Christentum. Islam. Hinduismus. Buddhismus. Taoismus.
Freiburg-Basel-Wien: Herder 1987. 285 S. 81 = Veröffentlichungen
der Stiftung Oratio Dominica, geb. DM 39.80.

Mit dem vorliegenden Dokumentationsband schließt Walter Strolz
die beiden vorausgegangenen Dialogbände ab (vgl. dazu meine Besprechungen
in ThLZ 110. 1985. 348-350 und ThLZ 112. 1987.
94-96).

Für denjenigen, der sich im interreligiösen Gespräch fachkundig
machen will, w ird der Rückgriff auf die hier systematisch dokumentierten
Originaltexte unabdingbar werden. Das setzt allerdings voraus,
daß man sich auf die Systematik von Strolz einläßt.

Im ersten Teil behandelt erdie monotheistischen Religionen Judentum
. Christentum und Islam. Leitend ist der Dreischritt „Schöpfung.