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Ausgabe:

1988

Spalte:

721-724

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Eco, Umberto

Titel/Untertitel:

Semiotik 1988

Rezensent:

Engemann, Wilfried

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Theologische Litcraturzcitung 11 3. Jahrgang 1988 Nr. 10

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' Hier sind Angaben nicht stimmig. Das Vorwort S. XIV sehreibt E. J. Fur-
ehadic Übersetzung des Textes von ..Von göttlicher und menschlicher Gerechtigkeit
" /.u. die Angabc in Bd. 2. S. I H. Wayne l'ipkin. Aus Gründen der Gestaltung
ist zu erschließen, daß E. J. Furcha die Übersetzung geliefert hat.

Für S. 45 Z. 33 (vgl. S. 46 Anm. 21) möchte ich als Auflösung vorschlagen
: Johann Dölsch.

Söder Werbetext aufder 4. Einbandseite.

Da mir der Text von 1963 nicht vorlag, war ein genauer Vergleich nicht
möglich.

Roggc nimmt in diesem Zusammenhang - ähnlich wie andere Autoren -
die (aus einem ganz anderen Kontext stammende) Devise von der ecclesia
Semper reformanda zumindest dem Sinne nach für Luther in Anspruch und
sagt: „In Abwandlung eines seiner bekannten Dicta darf formuliert werden:
Die Kirche ist immer im Werden, nicht im Wordensein" (S. 32). Eine solche
'"nächst bestechende Formulierung dürfte letztlich jedoch ein Mißverständnis
von Luthers Sicht von Kirche sein.

* Oder liegt hier (S. 35 Z. 11 v. u.) ein Druckfehler für ..sozial-ethischen"
vor?Vgl. aber S. 230.

Unklar ist. wie die Mitteilung zustande kommt, es gehe keine Hörernachschriften
von Zwingiis Predigten (S. 273). Zumindest seit 1957 sind durch Aus-
*ahlausgabcn von O. Farner (bearbeitete) Nachschriften von Predigten Zwing-
üs durch Leo Jud bekannt geworden, deren kritische Edition freilich noch aussteht
(vgl. CR 93 III. S. XII).

Ein Abschnitt des Buches. S. 49-60. ist. von E. J. Furcha ins Englische
übersetzt, in 6, S. 59-70, erneut abgedruckt.

An einer Stelle (S. 80f0 scheint T. George Luthers Haltung zum Stellenwert
der Taufe Jesu durch Johannes für die Begründung der christlichen Taufe

und zum Verhältnis von Glaube und Taufe nicht ganz adäquat erfaßt zu
haben.

12 5 enthält einige redaktionelle, die Benutzung erschwerende Mängel. So
fehlen im Inhaltsverzeichnis die Seitenzahlen, und bei 5 von 10 Beiträgen stimmen
die im Inhaltsverzeichnis angegebenen Titel nicht mit den tatsächlichen
Titeln der Einzelbeiträgc übercin.

Eine Summe der Bedeutung Zwinglis für seine Zeit zieht Locher - ohne
auch Schwächen zu verschweigen - in einem Beitrag in f>. S. 109-116: Reformierte
Theologie. Kirche, politische und soziale Verantwortlichkeit.

14 Vgl. auch Hans-Dietrich Altcndorf: Zwinglis Stellung zum Bild und die
Tradition christlicher Bildcrreindschaft(/.S. 11-18).

11 Über „Erneuerung und Neuerungen im Zürcher Baumeisteramt" schreibt
Franeois Gucse (/. S. 117-123). Auch in diesem Bereich machten sich die Folgen
obrigkeitlichen Zugriffs in Zürich bemerkbar.

Unter etwas anderem Titel (Zwingli Bctwcen Luther and C alvin: Reformation
of Faith.Community, and Church)auch in 5, S. 13-33.

Je ein eigener Teil des Bandes (2) befaßt sich mit Fragen der oberdeutschschweizerischen
Reformation als sozialer Bewegung (mit Beiträgen von Thomas
A. Brady und Franziska Conrad) und mit dem Verhältnis der oberdeutsch
-schweizerischen Reformation zur europäischen Moderne (mit Beiträgen
von H.-J. Gocrtz. U. Gabler. K. Blaschkc. J. Roggc und W. Schulze, wobei
die beiden letzteren sich mit Aspekten des Widerstandsrechts befassen).

'* Meyer. Walter E.: Huldrych Zwinglis Eschatolngic. Reformatorische
Wende. Theologie und Geschichtsbild des Zürcher Reformators im Lichte
seines eschatologischen Ansatzes. Zürich: Theologischer Verlag 1987. XVI.
367 S. gr. 8-. Kart, sfr 46.-.

Allgemeines, Festschriften

MO, Umberto: Semiotik. Entwurf einer Theorie der Zeichen. Übers.

von O. Memmerl. München: Fink 1987. 439 S. 8'= Supplemente.

5. Lw. DM 48.-. [im Text: Semiotik]
~: Kinfühning in die Semiotik. Autorisierte deutsche Ausgabe von

J. Trabant. 5. Aufl. München: Fmk 1985. 474 S. m. Abb. 8" = UTB

Linguistik. 105. Kart. DM 26.80. [im Text: Einführung]

Was geschieht, wenn Menschen etwas Wahrgenommenes mit Sinn
füllen, etwas verstehen bzw. sich (gegebenenfalls) mit anderen über
etwas verständigen oder in sonstiger Weise auf etwas reagieren: aufein
Wort, auf einen Satz, einen Bibeltext, einen Roman, auf ein Signal
°der eine Melodie, auf die Verkehrsampel, eine rote Fahne oder auf
e>n Gemälde usw.? Dieser Fragenbereich zeigt - in vorläufiger, all-
Serneingchaltencr Kurzfassung - das Untcrsuchungsfcld semiotischer
Forschung auf.

Umberto Eco. Ordinarius für Semiotik an der Universität Bologna.
Mat den Versuch unternommen, die oben genannten Aspekte, aussehend
von einem Modell für die ..elementare Struktur der Kommunikation
" (vgl. Einführung. 47-64; Semiotik. 57-75) zu bearbeiten.
Es ist ihm wie nur wenigen Autoren dieses Fachs gelungen, jene Fragen
nicht nur in gewissenhafter Umsicht gegenüber der Tradition
Semiotischen Denkens (das. die Sprache betreffend, wenigstens bis
Piaton zurückreicht) zu reflektieren, sondern gleichzeitig einen
e'genen Akzent zu setzen, der - wovon seine Rezeption in der einschlägigen
semiotischen Literatur zeugt - nun selbst schon zu dieser
Tradition gehört. Jener Akzent ist weniger in einer Verfeinerung der
Semiotik als Spezialwisscnschaft im Rahmen disziplin-interner Zei-
ehenklassifikationen zu sehen; Eco geht es um eine „allgemeine
Semiotische Theorie", die jeden in einem kulturellen Kontext denkbaren
„Fall von Zeichen-Funktion" anhand zugrundeliegender, auf
Codes beruhender Systeme erklärt (Semiotik. 21).

Damit betont Eco die erkenntnis- und kommunikationstheoreti-
St'hen Implikationen der semiotischen Diskussion. Die beiden ange-
*eigtcn Bücher haben (nach Opera aperta, 1962, dt.: Das offene
Kunstwerk. Frankfurt/M. 1977) wesentlich dazu beigetragen, jene
a"ch zu explizieren: Während die im Italienischen bereits 1968 als
••La struttura assente" erschienene „Einführung" im Zusammenhang

einer ausführlichen Auseinandersetzung mit dem „ontologischcn
Strukturalismus" (vgl. S. 63.1.31.365-377 u. ö.) konzipiert wurde, befaßt
sich die „Semiotik" (Trattato di semiotica generale. Milano
[1975] 1985) intensiver mit dem Inventar dieser Disziplin selbst, und
zwar hinsichtlich seines Erklärungswertes für die Elemente von ..Signifikations
- und/oder Kommunikationsprozessen" (Semiotik.
68-75 u. ö.).

Jedoch knüpft Eco in beiden Arbeiten an dasselbe Prolegomenon
des ihn kennzeichnenden semiotischen Urteilens an: bei der kulturellen
Bedingtheit der Kommunikation bzw. beim Kommunikationscharakter
der Kultur (I.). Die Relevanz des Ecoschen Ansatzes für
jeden, der sich mit der Theorie und Praxis von Erkenntnis- und Kommunikationsprozessen
zu befassen hat. ergibt sich nicht nur aus den
theologischen (Einführung. 75f u. ö.; Semiotik, 93 u. ö.). soziologischen
(Einführung. 353-356 u. ö.; Semiotik. 382-384 u. ö.). sprachphilosophischen
(z. B. Semiotik. 217-230) oder anderen speziellen
„Exkursen", sondern zeigt sich grundsätzlicher: sowohl angesichts der
Folgerungen für das Verhältnis der Zeichenprozesse zur Wirklichkeit
bzw. ihren Gegenständen (2.) als auch hinsichtlich der oft übersehenen
Bedingungen, das das Empfangen und Entstehen von Botschaften
begleiten (3.).

/. Unausweichlicher Zeichengebrauch - die Phänomenologie der Kultur
als Kominunikationsmodalilül

Das in der Kommunikationswissenschaft aus verschiedenen Perspektiven
beschriebene Phänomen, wonach Menschen „nicht nicht
kommunizieren" können (vgl. z. B. Paul Watzlawick u. a.: Menschliche
Kommunikation. Bern 41969. 41-54.72-79). wird von Eco als
soziokulturellc Unausweichlichkeit begründet und semiotisch präzisiert
: Weil Menschen nicht nicht in einer Kultur leben können, geraten
sie-entsprechend dem jeweiligen soziokulturellen Kontext und
den in ihm enthaltenen Übereinkünften - in einen permanent kommunikativen
Umgang mit deren Phänomenen, d. h. in eine kommunikative
Beziehung zu allem, was eine Kultur hervorbringt: Gegenstände
. Sitten. Gesetze usw. Indem dieses kulturelle Potential Funktionen
erfüllt bzw. mit Gebräuchen verbunden ist. ist es - dank solchen
Gebrauchs - auch ohne den (je aktuellen) Gebrauch signifikant
für ihn. Deshalb kann jede kulturelle Erscheinungsform (das Wort