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Ausgabe:

1988

Spalte:

41-43

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Lohaus, Gerd

Titel/Untertitel:

Die Geheimnisse des Lebens Jesu in der Summa theologiae des heiligen Thomas von Aquin 1988

Rezensent:

Heidrich, Peter

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Theologische Literaturzeitung 1 13. Jahrgang 1988 Nr. 1

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gewisse Unausgewogcnheit wird mit dem Satz umschrieben: „In weitreichender
oder zurückhaltender Art beteiligten die deutschen Ordinarien
in der Folgezeit ihre Weihbischöfe an der Mitverantwortung in
ihren Bistümern" (ebd). Abschließend wird über die fast 800jährige
Geschichte der Weihbischöfe in Paderborn gesagt: „Aus den wenig
geachteten Knüppelkerlen des Mittelalters, wie sie von einem zeitgenössischen
Fürstbischof betitelt wurden, sind nach einer vertieften
theologischen Reflexion über Kirche und Amt in unserem Jahrhundert
die ersten und vornehmsten Mitarbeiter eines Diözesan-
bischofs geworden" (XXIII).

Die Liste der 53 Weihbischöfe von Paderborn nennt für das Mittelalter
überwiegend Ordensangehörige: Zistersienser, Franziskaner,
Dominikaner, Karmeliter, Augustinereremiten. Als Nr. 30 wird genannt
: „Dr. med. Niels Stensen, Bischof von Titiopolis
(1677-1686)". Abbildung 65 zeigt ein Porträt; es gilt „als einziges
authentisches Bild, das von dem berühmtesten Anatom seiner Zeit
erhalten ist". Stensen verließ 1683 Münster aus Gewissensgründen,
alsein Fürstaus dem H ause Wittelsbach Bischof von Paderborn werden
sollte, der bereits Erzbischof von Köln sowie Bischof von Lüttich
und Hildesheim war. Stensen kam 1685 nach Schwerin, „wo er eine
kleine Gemeinde sammelte. Doch seine Kräfte waren verbraucht."
(112)

Aus den letzten Jahrzehnten seien folgende Weihbischöfe genannt:
Wilhelm Weskamm( 1949-1951 »wurde Bischof von Berlin (t 1956);
Friedrich Maria Rintelen (1952-1970) wirkte in Magdeburg bis 1981
(Anekdoten S. 180). Franz Hengsbach (1953-1957) wurde der erste
Bischof des neu errichteten Bistums Essen; Johannes Joachim Degennardt
(1968-1974) wurde 1974 Erzbischof von Paderborn. Johannes
Braun (1970-1973) wirkte als Apostolischer Administrator des
Bischöflichen Amtes Magdeburg. Seine Bischofsweihe in Magdeburg
war „ein Schritt in Richtung auf die rechtliche Lockerung der alten
Verbindung zwischen dem (Erz-)Bistum Paderborn und dem Kommissariat
Magdeburg" (200). Seit 1973 „ruht die Jurisdiktion des
Erzbischofs im derzeit sog. Bischöflichen Amt Magdeburg", was als
„ein juristisches unicum" bezeichnet wird (200). Paul-Werner Scheele
(•975-1979) wurde Bischof von Würzburg; ihm wurden „eine Fülle
von Aufgaben in der ökumenischen Arbeit übertragen" (202). Paul
Josef Cordes (1976-1980) wurde als Vizepräsident des Päpstlichen
Rates für Laien nach Rom berufen: - Ein Anhang zeigt die Wappen
der Weihbischöfe (215-219), die 65 Namen umfassende Paderborner
B'schofsliste. Daten zur Bistumsgcschichtc, Quellen- und Literaturverzeichnis
(224-226). Orts- und Personenverzeichnis sowie den
Bl|dnachweis (243). Der Band wirbt in Sprache und Form „um einen
breiteren Leserkreis" (V). Die reiche Bebilderung und prächtige Aus-
s attung sowie der informative und doch locker geschriebene Text
sollten das Buch wohl zu einem Erfolg werden lassen.

R°stock Gert Haendler

Dogmen- und Theologiegeschichte

'-'»haus, Gerd: Die Geheimnisse des Lebens Jesu in der Summa theo-
ogiae des heiligen Thomas von Aquin. Freiburg-Basel-Wien: Herder
1985. 270 S. gr. 81 = Freiburgcr theologische Studien, 131. Kart.
DM 58,-

Die Studie wurde im Sommersemester 1984 in Bochum als Dissertation
angenommen. Der Titel scheint eine mediävistischc Arbeit
anzukündigen. Das Anliegen der Arbeit ist aber systematisch-theo-

gisch, sie versteht sich als Beitrag zu heutiger Christologie und
j eriologie und will deren trinitarischen Zusammenhang hcrausstel-

n- Mit den Fragen und Antworten heutiger Theologen wird der
^luinate neu gelesen. Einer Abkehr von metaphysisch geprägter
eo'ogic zugunsten einer biblischen Theologie soll insofern gewehrt
Verden, daß Thomas zwar nicht als „Moderner" erscheint, aber auf
e,ne gewisse Weite seines Denkens aufmerksam gemacht wird, die

Thomas aus der Scholastik heraushebt. Angelus Silesius erscheint als
Motto des Vorworts mit den berühmten Zeilen vom tausendmal in
Bethlehem und nicht im Christen Geborenseins. Die thomanische
Theologie, also die des Aquinaten selber, habe noch alle Ereignisse
des Lebens Christi in die Heilsgeschichte eingebunden, habe also vermieden
, nur Inkarnation und Kreuz theologisch zu erörtern. Die
Mysterien des Lebens Jesu sind trinitarisch bezogen, verweisen aber
auch in den Grund unseres Lebens.

Die Arbeit ist klar gegliedert. Das Eingangskapitel klärt die Zielsetzung
und stellt die Problemlage dar. Das 2. Kapitel stellt thomanische
Formeln dar: die gratia unionis als erste Grundformel für eine
Theologie der Mysterien Christi, die zweite Formel ist menschliches
Gottessohnsein, die dritte Grundförmel ist die der Sendung des Sohnes
. Kapitel 3 behandelt die Lebensereignisse des menschlichen Gottessohnes
von seiner Empfängnis bis zu seiner Erhöhung. Da ist die
Rede von der Empfängnis Christi, seiner Geburt, seiner Taufe, seinen
Wundern, vom Leiden und Sterben Christi und von seiner Auferstehung
. In diesem Kapitel werden die genannten Ereignisse in der Art
erörtert, wie Thomas vorgeht. Leiden und Sterben Jesu werden unter
der Frage nach ihrer satisfactio, des meritum, des sacrificium behandelt
. Bei den Wundern wird dargestellt, warum Christus Wunder tun
mußte. Sie werden auch im Blick auf Wunder des Christen besprochen
. Bei der Empfängnis tritt der trinitarische Zusammenhang in den
Vordergrund, die Konvenienz dieses Ereignisses wird herausgestellt.
Das „convenit" ist dann Thema des 4. Kapitels. Der Unterschied der
Fragestellung einer biblischen Theologie zu Thomas wird gelegentlich
in einer Anmerkung hervorgehoben, mit der Versicherung. Thomas
bleibe in der bibeltheologischen Dimension (152). Das letzte Kapitel
trägt die Überschrift: Das gelöste Problem und sein Horizont. Zusammenfassung
.

Die Arbeit zeugt von großer Belescnheit des Vf. Es gibt ausführliche
Diskussionen der Ansichten von Odo Casel, von Karl Rahner, Dietrich
Wiederkehr, Gustave Martelet. Die Diktion ist schwierig. In
Anm. 22 heißt es: „mit der Schreibweise ,Theo-logie' soll die betont
trinitarische Dimension angedeutet werden. .Theo-Iogie' der Mysterien
Christi meint dann ein Ereignis des menschlichen Lebens Christi
.gemäß' dem ,ordo Trinitatis', das als menschliches Ereignis eben
diesen ,ordo' offenbar macht." So sieht sich der Leser ständig vor dem
Wechsel von Theologie und Thco-logie. fragt sich bei Zeilentrennung,
welches wohl gemeint sei (auch weicht das Inhaltsverzeichnis darin
von der Durchführung ab). Auch ..theologische Theologie" findet sich
und auffällig oft ein verstärkendes „wirklich" vor Theologie. Es gibt
fatale Druckfehler, z. B. S. 207: es ist „die Menschwerdung Gottes
auch nicht mehr die Konstitution desjenigen Subjekts, das" . . . Genugtuung
. .. leisten kann. Hinter „mehr" fehlt ein „als". Mit der
Bemerkung „Vgl. K. Rahner, Schriften IV, 160" verbindet sich überraschenderweise
, daß der angeführte Satz wörtlich aus Rahner zitiert
ist, ohne Kennzeichnung, ein oft gebrauchtes Verfahren. Bei der Darstellung
des thomanischen Gedankengangs zur Empfängnis Christi
heißt es (1490. die Unversehrtheit der Mutter verweise auf das
WORT-Sein des Empfangenen; weil das WORT empfangen werde,
sei und bleibe Maria Jungfrau, „oder man könnte auch sagen:
WORT-Sein als Ereignis der Bildung des menschlichen Leibes
(Empfängnis) ist das Jungfrausein und -bleiben der empfangenden
Mutter". Kann man das wirklich auch sagen? An dieser Stelle «endet
sich Vf. übrigens gegen Ratzinger, der gemeint hatte, die Lehre vom
Gottsein Jesu würde nicht angetastet, wenn Jesus aus einer normalen
menschlichen Ehe hervorgegangen wäre. Das thomanische Argument
, menschliches Wort werde ohne corruptio im cor empfangen
und gehe aus diesem auch ohne corruptio hervor, erscheint dem Vf.
nicht einer Auseinandersetzung mit der Sprachphilosophic bedürftig
-
Natürlich bleibt es Gewinn, an Hand des in die Thematik eingearbeiteten
Vf. sich mit ausgewählten Thesen des Aquinaten zu befassen.
Auch das wird der Leser des Buches dankbar vermerken, daß es die
Mühe einer Zusammenfassung gewollten und erreichten Ertrages der