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Ausgabe:

1988

Spalte:

32-33

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Corsini, Eugenio

Titel/Untertitel:

L' Apocalypse maintenant 1988

Rezensent:

Böcher, Otto

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 1

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Fragen gestellt werden. Die Brauchbarkeit des Kommentars wird
noch erhöht durch eine Reihe von Exkursen, in denen jeweils die zentralen
theologischen Themen des Rom in den gesamtbiblischen Kontext
hineingestellt werden (hingewiesen sei hier vor allem auf den
Exkurs zu Rom 7, S. 142-144, sowie auf den Exkurs „Das Gesetz bei
Paulus", S. 154-157), nicht zuletzt aber auch durch die umfangreichen
Stellen- und Sachregister am Ende des Bandes (S. 255-296).
Bemerkenswert ist schließlich, daß im vorliegenden Kommentar auch
-jedenfalls ansatzweise - der Aspekt der Auslegungs- und Wirkungsgeschichte
zu seinem Recht kommt (grundsätzlich dazu S. 18-22) und
auch auf diese Weise wiederum Fragen zu den Möglichkeiten der
Rezeption der Botschaft des Rom in der Gegenwart aufgeworfen
werden.

Insgesamt ist damit in dem vorliegenden Band ein informativer,
dabei aber auch gut lesbarer Kommentar entstanden, zu dessen Vorzügen
es gehört, bestimmte Aporien in der Argumentation des Paulus
nicht zu verschweigerr(so z. B. S. 189.202 zu Rom 9-11) und darüber
hinaus auch die Freiheit zur kritischen Befragung der im Rom dargelegten
Positionen wahrzunehmen (soz. B. S. 79.181 f. 193.243). Nicht
zuletzt auf solche Weise macht der Vf. darauf aufmerksam, daß der im
Rom angesichts bestimmter Fragestellungen geführte Dialog nicht das
Gespräch von damals definitiv beendet hat, sondern vielmehr seinerseits
den grundlegenden Anfang eines Gesprächs darstellt, das - um
der Sache der Botschaft des Rom willen - vom gegenwärtigen Leser in
je eigener Verantwortung aufzunehmen und weiterzuführen ist. Liest
und versteht man den vorliegenden Kommentar unter diesem Aspekt
- als Einführung in das Gespräch mit Paulus und seinem Verständnis
von Evangelium -, so wird dieser Kommentar auch in einer Zeit, in
der an theologisch profilierten Kommentaren zum Römerbrief ansonsten
kein Mangel ist (E. Käsemann, H. Schlier, U. Wilckens, C. E. B.
Cranfield), den ihm gebührenden Platz behaupten.

Rostock - Hans-Friedrich Weiß

Collins, Raymond F.: Studies on the First Letter to the Thessalo-
nians. Leuven: University Press; Leuven: Peeters 1984. XII, 415 S.
gr. 8° = Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium,
LXVI.BF 1500.-.

Der Autor ist seit einer Reihe von Jahren mit der fortlaufenden
Publikation von Studien zu IThess hervorgetreten. Er legt sie nun
gesammelt vor. Die früheste Arbeit erschien 1974/75 ("The Church
of the Thessalonians"), der Beitrag "Paul's Early Christology" ist erst
eigens für diese Publikation geschrieben worden. Neu ist auch der umfassende
Forscriungsbericht, durch den C. sie einleitet. Er erfaßt die
seit 1956 erschienene Literatur, von dem gleichen Zeitpunkt geht
auch die Bibliographie zu IThess aus, mit der der Band abschließt.
Dieses Jahr ist gewählt, weil in ihm der große Kommentar von Beda
Rigeaux zu den Thessalonicherbriefen erschien; die Bibliographie
schließt denn auch ab mit einer Ergänzung zu der bei Rigeaux, übrigens
indirekt ein glänzendes Zeugnis für die Solidität von dessen
Arbeit.

Der Forschungsbericht von C. umfaßt gut 70 Seiten, er gibt einen
sehr hilfreichen Überblick über eine immense Literatur, die in den
letzten Jahrzehnten zu IThess erschien. Selbst entlegene Veröffentlichungen
(und Vorträge) werden dem Leser vorgestellt, besonders
auch aus dem Bereich der SBL-Arbeit. Freilich sind auch Lücken und
Fehler oder Mißverständnisse zu vermerken. So fehlt, obwohl ein
eigener Abschnitt Datierungsfragen gewidmet ist, die Darstellung und
Diskussion der Frühdatierung von IThess durch G. Lüdemann, die
immerhin auch von Schade aufgenommen wird; verständlicher ist,
daß C. die.Aufgabe scheut, die zahlreichen Kommentare und Auslegungen
zu IThess im einzelnen vorzustellen, er präsentiert sie in
einer selbständigen Rubrik seiner Bibliographie sowie in einem sehr
gedrängten Überblick innerhalb des Forschungsberichts. Fehlerhaft
ist die Behauptung, W. Harnisch habe (ebenso wie G. Friedrich)

"denied the pertinence of 5,1-1 1 to First Thessalonians", vielmehr
sei das Stück eine spätere, freilich paulinische Zufügung (S. 151.50).
Ich selbst bin gerade der Meinung entgegengetreten, 1,9b. 10 sei Teil
eines Hymnus oder Bekenntnisses (gegen S. 23).

Fehler finden sich leider auch sonst. Die Tabelle II auf S. 87, die die Randverweise
der Textausgaben N25 und N26 vergleichend auflistet, enthält allein für
Kap. 1 und N2* sechs Fehler (1,1: Act 16,1!; 1,2: [IThess] 2,13; 1,5: ICor2,4!s;
1,6: Act 8,14!; 1,7: [IThess] 4,10; 1,10: [IThess] 5,9)'. Falsch ist die Behauptung
S. 259, nur in Rom 1 und IThess "Paul makes reference to God's wrath";
IThess 1,10 besonders nahe steht Rom 5,9! Mißlich ist eine Angabe wie S. 369
"in no other verse" des NT komme „lesen" zweimal vor, während erst
Anm. 25 ebd. die „Ausnahme" nennt ("i.e. with the single exception of
Acts 8:30").

Indessen bleiben solche Mängel doch die Ausnahme; an ihnen darf
der Wert des Buches nicht gemessen werden. C. hat eine Reihe wertvoller
Beiträge zum Verständnis des Briefes und darüber zum Verstehen
des Paulus überhaupt geliefert. Eine stattliche Anzahl von
Studien spüren den theologischen Aussagen des Briefes nach, sie sind
offenbar z. T. ursprünglich für einen breiteren Leserkreis gedacht
gewesen. C. betont öfters, daß IThess das älteste literarische Dokument
des NT sei und daß ihm deshalb besondere Bedeutung zukomme
. Das ist in gewisser Hinsicht sicher richtig, doch darf man
diesen Gesichtspunkt auch nicht überbetonen. Bleibt man, wie C. es-
sicher zu recht - tut, bei der zeitlichen Ansetzung des Briefes um 50, so
trennt ihn doch nur eine relativ begrenzte Zeit von den nachfolgenden
Briefen, jedenfalls gemessen an dem Zeitraum seit der Bekehrung/Berufung
des Paulus. Es ist daher nicht unproblematisch, theologische
Themen allein aus diesem Brief entwickeln zu wollen und dabei zu
meinen, eine besondere Frühform zu erhalten. Allerdings müßte die
Frage, welche Konsequenzen die jeweilige Bestimmung des pauli-
nischen Kontextes für das Verständnis einzelner seiner Aussagen und
Texte hat, ganz allgemein bewußter und kritischer retlektiert werden.
Neben den Darbietungen theologischer Einzelthemen enthält der
Band große und wichtige analytische Arbeiten zu zentralen exegetischen
Fragen des Briefes wie der nach seiner Integrität, den in ihm
verarbeiteten eschatologisch-apokalyptischen oder paränetischen
Traditionen, der Reflexion liturgischer Praxis oder der Widerspiegelung
des paulinischen Selbstverständnisses. Sie zeichnen sich durch
eine umfassende Berücksichtigung des jeweiligen Diskussionsstandes
sowie ein besonnenes Urteil aus, so daß man sie in jedem Falle mit
Gewinn liest, auch wenn man gelegentlich ihrem Urteil nicht zuzustimmen
bereit ist. C. selbst hat bisweilen seine Meinung gewandelt,
so nennt er S. 297 (1974/75) den heiligen Kuß (IThess 5,26) "a litur-
gical gesture", während er S. 138f (1980) ihn bloß als eine Form des
Grußes versteht.

Man kann es nur begrüßen, daß die verstreuten Arbeiten des
Löwener Neutestamentiers zu IThess (nur der zur Textgestalt der
Thessalonicherbriefe2 bezieht 2Thess mit ein, der zu I Thess 5,27 geht
ausführlich auch auf Kol 4,16 ein) gesammelt vorgelegt worden sind.
Die weitere exegetische Arbeit an diesem Brief wird daraus Gewinn zu
ziehen wissen.

Halle (Saale) Traugott Holtz

1 Bei dem Verweis auf "Tables V und VI" (statt III und IV) S. 93 A. 38 ist
offenbar versehentlich das Manuskript nicht umgestellt worden.

2 Vgl. dazu jetzt auch H. Köster, The Text of First Thessalonians, in: The
LivingText, ed. D. E. Groh u. R. Jewett, FS E. W. Saunders 1985,219-227.

Corsini, Eugenio: L'Apocalypse Maintenant. Trad. de l'Italien par
R. Arrighi. Preface par X. Leon-Dufour. Paris: Ed. du Seuil 1984.
297 S. 8* = Parole de Dieu. 23. Kart, ffr 110.-.

Eugenio Corsini (* 1924) ist Professor für altchristliche und griechische
Literatur an der Universität Turin. Seine jetzt von Renza
Arrighi ins Französische übersetzte Auslegung der Offenbarung des
Johannes ist in italienischer Sprache (unter dem Titel „Apocalissc