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Ausgabe:

1988

Spalte:

527-528

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Johannes Damascenus, Opera homiletica et hagiographica 1988

Rezensent:

Richter, Gerhard

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527

Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 7

528

schlußband Berücksichtigung finden. Übereinstimmung herrscht über
die Absicht von Laktanz: Er will die heidnische Vielgötterei herabsetzen
, dazu gibt er entsprechende Beschreibungen bis hin zu den Kulten
niederer Volksgottheiten. Die Thematik war nicht neu, christliche
Apologeten hatten sich ausführlich gegen Götzendienst und Heidentum
gewandt (13). Immerhin bietet Laktanz einige Fragmente antiker
Autoren, die wir nur ihm verdanken. Monat stellt die Frage, ob die
Polemik des Laktanz anachronistisch gewesen sei. Die Frage wird verneint
: Laktanz führte keineswegs einen Kampf gegen Windmühlen.
Zwar war das Heidentum schon im Absterben, es war aber immer
noch die offizielle Religion im römischen Reich (14). Das hatte sich
gerade in der Verfolgung unter Diokletian wieder erwiesen. Laktanz
ließ sich inspirieren von älteren Apologeten, zumal von Tertullian
und Minucius Felix (18).

Die Überlieferung des Textes ist günstig: Es gibt noch mehr als 150
Manuskripte, die freilich größtenteils aus der Zeit der Renaissance
stammen. In der Frage nach dem Verhältnis der längeren zur kürzeren
Fassung schließt sich die Edition einer Arbeit von E. Heck an (Die
dualistischen Zusätze und die Kaiseranrufungen bei Lactantius ...,
Heidelberg 1972): Die kürzere Fassung ist die ursprüngliche, aber die
längere Fassung bringt Zusätze im Sinne einer bewußten retractatio,
sie ist auch als Werk des Laktanz anzusehen. Ein Stemma codicum
verdeutlicht dies: Die Manuskripte gehen bis in das 5. Jh. zurück, davor
aber sind zwei Urfassungen anzunehmen, die „Versio brevior"
und die „Versio retractata vel interpolata". Die Zusätze der längeren
Fassung werden in der Edition durch Fettdruck hervorgehoben, was
jedenfalls die Aufmerksamkeit des Lesers hervorruft. Das gilt insbesondere
für die Dedikation an Kaiser Konstantin I, 13-16 (36-39).
Die Edition von S. Brandt im CSEL 19 wird als fundamentale Arbeit
anerkannt (23). Dennoch hat Monat eine Reihe von Änderungen vorgenommen
, die er begründet: Er hat mehr Manuskripte heranziehen
können, er hat die oft ungenauen klassischen Zitate überprüft; man
kann jetzt gut erkennen, ob Laktanz sich getäuscht hat oder ob er absichtlich
die Zitate verändert hat (24). Der conspectus siglorum folgt
der Edition von Brandt (27). Dem Text mit französischer Übersetzung
(28-245) folgen Anmerkungen und Indices. Der Index der Bibelstellen
nennt drei Stellen, davon zweimal die Schöpfungsgeschichte; der
Index antiker Autoren nennt fast 200 Fundorte, besonders häufig
Cicero und Vergil.

Rostock Gert Haendler

(Johannes von Damaskos]: Die Schriften des Johannes von Damas-
kos. Hg. vom Byzantinischen Institut der Abtei Scheyern. V: Opera
homiletica et hagiographica, besorgt von P. B. Kotter. Berlin (West)
- New York: de Gruyter 1988. XX, 607 S. gr. 8° = Patristische Texte
und Studien, 29. Lw. DM 340,-.

Mit dem 5. Band erreicht die Werkausgabe insofern ihren Höhepunkt
, als in den homiletischen und hagiographischen Schriften der
Verfasser selbst deutlicher zu Wort kommt als in der kompilatori-
schen Pege gnoseos. Der Hg. hat in die Sammlung auch zwei Schriften
aufgenommen, die bisher an entlegener Stelle veröffentlicht waren,
und drei bisher nur handschriftlich bekannte, die er jedoch alle drei als
Spuria bezeichnet. Auch bei den übrigen Schriften hat er die Verfasserfrage
unter günstigeren Voraussetzungen nochmals aufgenommen
.

Der umfassende Nachweis der handschriftlichen Zeugen, die jeder
Schrift vorangestellte Inhaltsangabe sowie die beiden kritischen
Apparate entsprechen der Anlage der früheren Bände und brauchen
nicht nochmals gelobt werden. Das Gleiche gilt von den verschiedenen
Indizes. Diesmal ist sogar ein Verzeichnis der Schreiber, Stifter,
Auftraggeber und Vorbesitzer von Handschriften hinzugekommen.
Problematisch bleibt der analytische Index. Als ein Kompromiß
zwischen dem Mangel, die wichtigsten Begriffe überhaupt nicht aufzulisten
, und ihrem vollständigen Nachweis, werden gerade jene

Stichworte ausgewählt, für die bisher einiges Interesse bestand. Für
den Einstieg mit veränderter Fragestellung leistet er wenig Hilfe. Beispiel
: Oikonomia - von der frühen Theologie bis zu den Kappado-
kiern häufig verwendet - und oikonomikos sind je zweimal notiert.
Bei rascher Durchsicht des Textes fand ich das Hauptwort weitere
zwölfmal in unterschiedlicher Bedeutung, das Adverb noch einmal
und dazu einmal Oikonomos.

Dieser Band stellt nicht nur einen Höhepunkt dar. sondern ist auch
der Abschluß der Werkausgabe, die der Hg. bis zu seinem Tode selbstlos
und gewissenhaft erarbeitet hat. Eine persönliche Würdigung hat
Ernst Vogt deshalb dem Band vorangestellt. Als Ganzes verdient die
Ausgabe unter die besten Editionen patristischer Texte eingereiht zu
werden.

Erlangen Gerhard Richter

Kirchengeschichte: Mittelalter

Gregoriiis Ariminensis: Lectura super Primum et Secundum
Sententiarum, ediderunt A. D. Trapp, et V. Marcolino. III: Super
Primum (Dist. 19-48). Elaboraverunt V. Marcolino, W.Simon,
W. Urban, V. Wendland. VII: Indices. Index rerum: Elaboravit
M. Santos-Noya, collaboravit V. Marcolino. Index Auctorum: Elaboravit
W. Urban. Berlin (West)-New York: de Gruyter
1984/1987. VII, 535 S. et X, 381 S. gr. 8" = Spätmittelalter und
Reformation. Texte und Untersuchungen, 8/12. Lw. DM 244-et
Lw. DM 184,-.

Mit dem Text von I, dist. 19-48, an dem außer den beiden Hgg.
auch Walter Simon, Wolfgang Urban, Volker Wendland und Manuel
Santos-Noya mitgearbeitet haben, liegt jetzt der ganze Kommentar
des Gregor von Rimini zu den beiden ersten Sentenzenbüchern vor.
Über die Prinzipien der Ausgabe wurde schon früher in der ThLZ
Auskunft gegeben (108,1983,276-279). Es ist sehr erfreulich, daß wir
hiermit diese wichtige Quelle zur Theologiegeschichte des 14. Jh. in
einer modernen, vorzüglichen Ausgabe haben.

Mit Band VII ist die Ausgabe abgeschlossen. Verantwortlich fiirden
Band sind Manuel Santos-Noya und Venicio Marcolino, aber auch
Wolfgang Urban, Michael Bräutigam und Thomas Reinhuber haben
mitgearbeitet.

Das umfassende Sachregister (Index rerum et verborum) nimmt
den größten Platz ein (S. 1-225). Hier sind nicht nur „in breit angelegter
Auswahl die philosophisch und theologisch repräsentativen Auffassungen
und Stellungnahmen des Sentenzenkommentators" (vgl-
S. VII), sondern auch die opiniones der Gegner sowie die dicta und
auetoritates verzeichnet. Wer einmal ohne diese Ausgabe mit Gregor
gearbeitet hat, wird sich bald davon überzeugen, daß wir mit diesem
Register ein vorzügliches Hilfsmittel erhalten haben. Durch Inhaltsangaben
der angeführten Stellen wird der Einstieg in das Gedankenge-
füge Gregors erheblich erleichtert.

Es' ist sehr zu begrüßen, daß die Hgg. sich außerdem entschlossen
haben, auch die mittelalterlichen Register, die in 20 Handschriften
und in den frühen Drucken zu finden sind, mitzunehmen
(S. 226-276: Tabula Primi Libri; S. 277-306: Tabula Secundi Libri).
Da diese Register außerordentlich zahlreiche Varianten aufzeigen, die
es in diesem Fall nicht lohnt, aufzuzeichnen, hat man den Druck von
Venedig (1522) und zwei Handschriften zugrundegelegt.

Der dritte und letzte Teil des Bandes (Index auetoritatum et auctorum
, S. 307-376) umfaßt vier Register: Bibelstellen, Von Gregor und
den Herausgebern angeführte auetoritates, Verzeichnis der Bibliotheken
, Handschriften und Ausgaben und Namenregister von „anderen"
in der Ausgabe erwähnten Autoren. Der Band schließt mit einer Liste
von Errata und corrigenda zu den sechs Textbänden (S. 377-380) und
einer Inhaltsangabe (S. 381). In einer kurzen, aber zureichenden Einleitung
(S. VII-X) wird das zur Benutzung des Bandes Nötige erklärt
.