Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1988

Spalte:

509-510

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Glauben ermöglichen 1988

Rezensent:

Winkler, Eberhard

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

509

Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 7

510

Altes Testament

Leipzig/ Halle (Saale) Wolfgang Wiefel

Fragment) „Aus meinem Leben" an Stelle des „Aus einer jüdischen sich bestätigt, daß die Probleme und Lösungsversuche in der Rcli-
Familic" der Werkausgabe, womit der Eindruck eines eigenständigen gionspädagogik der beiden Konfessionen keine wesentlichen UnterManuskripts
suggeriert werden könnte. Tatsächlich enthält der Band schiede aufweisen, zumal ein Konsens darin besteht, daß „Glauben
zusätzlich nur die Weiterführung, die unter der Überschrift „Die ermöglichen" nicht ohne Verschränkung der biblischen Wahrheit mit
zweite Lebenshälfte" nachgestellt ist (375-400). Aus Originaldoku- der Situation der jungen Menschen möglich ist.
meinen versucht die im Kölner Karmel lebende Ordensgenossin E.W.
Maria Amata Neyer den Weg von der Konversion bis zum Gang ins
Vernichtungslager nachzuzeichnen. Das meiste ist aus vorliegenden
Biographien bekannt.

In einer Frage widerspricht die Skizze der verbreiteten, auch vom

Rez. vertretenen Sicht, der Weg Edith Steins zur katholischen Gestalt Viewegcr, Dieter: Die Spezifik der Berufungsberichte Jeremias und

des christlichen Glaubens habe über die Aneignung der philosophia Ezechiels im Umfeld ähnlicher Einheiten des Alten Testaments.

Pcrennis, also über den Weg von Husserl zu Thomas gerührt. Sie Frankfurt/M.-Bern-New York: Lang 1986. 180 S. 8" = Beiträge

glaubt Zeugnisse dafür anführen zu können, daß sich die geistig- ™r Erforschung des Alten Testaments und des antiken Judentums.

rpi;n;^ iu i • • o r ,. 6. Kart. slr40,-.
■cugiose Lebenswende in zwei Stufen vollzogen habe. Zunächst in

einer der Krise ihres jüdischen Selbstverständnisses nach vergeh- Vf. legt mit der anzuzeigenden Studie seine Leipziger Promotions-

lichem Einwurzclungsvcrsuch antwortenden Annäherung an das schrift von 1985 vor. Das /. Kap. (S. 9-24) skizziert die forschungs-

Christcntum überhaupt, sodann angeregt durch die Lektüre der geschichtliche Lage, die dadurch gekennzeichnet ist, daß die bis-

Selbstbiographie John Henry Newmans (während eines Ferienaufcnt- herigen Untersuchungen der sog. „Berufungsberichte" im AT in

haltes bei Hedwig Conrad-Martius) die konkrete Zuwendung zur kaum einer Frage einen den Vf. befriedigenden Konsens erkennen

katholischen Kirche (387f). Der Hinweis, daß von der Phänomenolo- lassen. Er gewinnt jedoch schon hiereinen im folgenden richtung-

6ie aus auch die Möglichkeit einer Existenzbestimmung innerhalb des weisenden Standpunkt: Schon vor der Abfassung der Berufungs-

■ludentums bestand (gedacht ist wohl an Karl Löwith oder Hans crzählungen Jeremias (=J's) und Ezechiels (= Ez's) existierten zwei

Jonas), verfehlt wohl doch die Konkretion, die sich im singulären unterschiedliche Verschriftungsformcn göttlicher Beauftragungsbe-

Denk- und Lebensweg der Edith Stein vollzog. richte, nämlich vorprophetische „Erzählungen über erstmalige

Indienstnahmcn" Moses, Gideons und Sauls sowie „visionäre Schilderungen
einer göttlichen Thronszene mit einer Sendungsübergabe,
die keine Erstbeauftragung" darstellen (lKön 22,19-22; Jes 6). Von

lSta,.i. i /•■■■ . i r„ u ..... ., ... o beiden setzt Vf. die Berufungsberichte J's und Ez's ab, denen sein

i^iamel, 11 Linter: ] (.lauben ermöglichen. Zum gegenwartigen Stand , , .. _ . „ . , . , ....

der Rcligionspädagogik. Festschrift für Günter Stachel. Hg. von zcntrales lntercsse Zwel "auptkapitcl widmen sich !hrer l.terar-

E. Paul u. A. Stock. Mainz: Grünewald 1987. 386 S„ 1 Taf. 8°. Lw. kritischen, form-und traditionsgeschichtlichen Analyse.

DM 48,-. Kap. 2 (S. 25-49) bestimmt Jer l,2aßb.4-10 (die „Beauftragung

J's") als in exilischer Zeit abgefaßte Einheit. Zwar hat Rez. die mit

Diese Festschrift für den Mainzer Religionspädagogen ist ein kath. dem frischen Mut des Promovendcn vorgetragene Detailkritik des Vf.
Pendant zur Kaufmann-Festschrift „Glaube im Dialog". Beide an der bisherigen Forschung das gesamte Kapitel hindurch gern
Bücher sollen den gegenwärtigen Stand c|cr Rcligionspädagogik gelesen, hätte jedoch verschiedentlich eine weniger thetische, dafür
beleuchten und dabei den Beitrag des Jubilars zur Entwicklung dieser mehr detaillicrt-argumentative Auseinandersetzung z.B. mit
Disziplin würdigen. Stachel ist seit 1973 Vorsitzender der Arbeits- W. Thiel als der Sache dienlicher empfunden. Formgeschichtlich er-
Serneinschaft Kath. Katechetik-Dozenten. Über diese „AKK" in- arbeitet Vf. ein lünfglicdriges Schema der Perikope sowohl mit Ähnformiert
einleitend A. Gleißner. E. Feifei skizziert die Entwicklung lichkeiten zu den „vorprophetischen Berufungsberichten" als auch
-von der curricularen zur kommunikativen Didaktik". E. Paul disku- mit recht wesentlichen Umbildungen ihnen gegenüber, so daß er es
t'ert die Unschärfedes Begriffs „,Katechese' heute", wobei ersieh u. a. ablehnt, diese als Berufungserzählungen , jeremianischen Typs"(z. B.
17111 Ratzinger auseinandersetzt. Religionspädagogische Grundfragen gegen Zimmerli) zu bezeichnen. Jer 1,2a/?b.4-10 wird als „deutliche
erörtern ferner F. Schrcibmayr: „Christlich glauben. Versuch einer Weiterentwicklung" dem Schülerkreis J's zugewiesen. Kap. 3
Strukturanalyse des Grundakts christlichen Daseins"; D. Mieth: (S. 50-89) gewinnt zur Grundlegung weiterer analytischer Vergleiche
••Erzählen und Handeln"; G. Biemer: „Religionspraxis oder Reli- folgende Elemente des Komplexes Ez 1,1-3,15: „Thronwagenvision"
e'onsbegriff?"; R. Sauer: „Ist der Glaube nur Objekt des Religions- (1,1 [2]3b.4-28a) und „Buchrollenvision" (2,8-3,3) mit markanten
Unterrichts? Ein Plädoyer für die katcchctischc und handlungsorien- Unterschieden; 2,3-7 („Sendungsaudition") steht in Beziehung zu
tlerte Dimension des Religionsunterrichts". Aus der empirischen For- 2,8-3,3; von beiden Stücken ist 3,4-9.lOf als „Fortschreibung"
schungberichten F.-X. Kaufmann: „Religiöser Indifferentismus" und abhängig. l,28bT2,2 bildet einen Übergangsabschnitt, während

• A. Zwergel: „Empirische Religionspädagogik und Alltags-Kon- 1,4-28a und 3,12-15 als „visionärer Rahmen" um den übrigen Text-
Option" (Auswertung einer Studie über die Verwendung von Für- bestand gelegt sind. Gegen Zimmerli wird der Einfluß von Jes 6 auf

Ottern im Unterricht). Es folgen Beiträge zur Exegese und Bibel- Ez 1,1-3,15 zurückhaltend beurteilt und die literarisch eigenständige

d'daktik, darunter H. Zirker: „Neue Zuflucht beim Mythos?" und Gestaltung von Ez 1 ,l(2)3b.4-28a; 3,12-15 unterstrichen.. Form-

■ Oser: „Grundformen biblischen Lernens" (213-246, eine beson- geschichtlich bestätigt sich dem Vf. die Zusammengehörigkeit der

ers wichtige Arbeit!). Zur ethischen Erziehung äußern sich J. A. van Audition 2,3-7 mit der Vision 2,8-3,3. Ein Vergleich mit

er Ven: „Diagnose und Therapie in der Werterziehung" und Jer l,2a/fb.4-10 bekräftigt die Zugehörigkeit von Ez 1,3a zu 2,3-3,3

• Schuh: „Zum Leben führen. Buße und Bußerziehung als Weg und als dessen „biographisches Einleitungselement" und die Übereinstim-
egweisung zu einer reifenden Lebensgestalt". Das Schlußkapitel mung beider im fünfgliedrigcn Formschema unbeschadet jeweiliger

jWhiUt Gedanken von H. M. Enomiya-Lassalle über „Zen auf dem Spezifica. Traditionsgcschichtlich hebt Vf. u. a. die Umklammerung

weg des Christen", W. Si mon: „Wort und Schweigen", eine Bild- der Auditionseinheit 1,3a; 2,3-3,3 durch den Visionsbericht und die

Predigt von W. Lange, eine Besinnung über „Natur- und Gottes- dadurch bewirkte beide verbindende, übergreifende Interpretation im

unde" von A.Stock im Anschluß an J. Bobrowski, während Sinne der Legitimierung Ez's hervor. Die Schlüssigkeit der Argumente

p Halbfas sich zum Paradoxon äußert und K. Richter Guardinis des Vf. gegen B. Längs und E. Kutschs These von der Thronwagen-
rage aufnimmt, ob der Mensch von heute noch liturgiefähig ist. Die vision als /«'^(datierter Mitteilung des Ez-Buches und v
'ste der Veröffentlichungen Stachels beschließt das Werk, in dem tion im Kontext haben den Rez. nicht völlig überzeugt.