Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1988

Spalte:

442-443

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Egger, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Methodenlehre zum Neuen Testament 1988

Rezensent:

Schnelle, Udo

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

441

Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 6

442

anläßlich von Apg 16,9ff zeigt W., daß alle fünf in Apg von Paulus und Personen in der Apg zu den aus den historischen Quellen geberichteten
Träume bzw. Visionen von Lukas formuliert sind und wonnenen Erkenntnissen „paßt" (233 u. ö.) und sucht bei der Aus-
einem historiographischen Schema antiker Autoren entsprechen), mit legung einzelner Passagen die schriftstellerische Absicht (25,27, 232)
der „Theologie und Anthropologie der Areopagrede" (Nr. 9; und die literarische Gestaltung des Stoffes durch Lukas (55, 117, 135,
S. 478-480; hier setzt sich W. von der durch M. Dibelius und andere 139 u. ö.) deutlich zu machen. Verschiedentlich beruft er sich auf
vertretenen Auffassung ab, Lk zeige hier eine wesentlich stoische M. Dibelius, H. Conzelmann, E. Haenchen und E. Schweizer (nicht
Anschauung von der natürlichen Gotteserkenntnis als seine eigene erwähnt sind die Veröffentlichlungen von J. Roloff [NTD], G. Schnei-
Meinung; vielmehr mache Lk durch seinen Kontext deutlich, „daß der [Herder] und R.Pesch [EKK] sowie U. Wilckens [Missions-
sich die christliche Botschaft vor Heiden weder mit atl.-biblischen reden]). Danach spielt bei den Ereignissen in Philippi „der Kolonieloch
griechisch-philosophischen Argumenten überzeugend vortragen Status der Stadt eine entscheidende Rolle" (51, ebenso 32, 55); bei
läßt", S. 479), und schließlich geht W. im letzten Exkurs (Nr. 10) die Thessalonich „paßt der Bericht der Apostelgeschichte" zu den poli-
Frage nach „Gemeinde und Amt" an (S. 581-585), wobei er die tischen Verhältnissen der sich selbst verwaltenden Stadt „vorzüglich"
..theologische Tiefendimension" des lukanischen Gemeinde- und (93). In geeigneter Form wird in der Areopagrede den besonderen reli-
Kirchenverständnisses betont (das Amt ist, was es sein soll, nur in der giösen und philosophischen Verhältnissen in Athen Rechnung getra-
..doppelten Beziehung ... zum Herrn und ... zur Gemeinde", S. 584) gen (143, 179). Für das gegenüber den antiken Quellen abweichende
und Lukas gegen das Negativetikett eines „frühkatholischen" Amts- Bild von Gallio bei Lukas (wobei auch die Chronologie des Paulus
Verständnisses in Schutz nimmt; mit anderen möchte er lieber „nach- tangiert wird ) weist E. auf die „schriftstellerische Absicht des Lukas"
apostolisch" oder „präkatholisch" sagen (S. 585). (236).

Alles in allem kann man sich nur freuen, daß Weisers handlicher In bezug auf die entsprechenden Aussagen des ntl. Textes bietet E.

Kommentar zur Apostelgeschichte nun vollständig vorliegt, und ihm mit diesem Buch ein sehr informatives Bild von Geschichte, Zivili-

weite Verbreitung wünschen, da er ohne Überkomplikation ebenso sation und Religion jener Städte, die zugleich vier verschiedene Typen

wie ohne falsche Simplifizierung zu einem angemessenen Verständnis von Griechenstädten darstellen; die große Anzahl von Grundrissen

dieses biblischen Buches zu führen vermag. und Zeichnungen veranschaulichen dabei den Eindruck von diesen

r.„»/i>.i _u >,t'i i uri. Stätten und Denkmälern (wenn bei dem Titel des Buches auch einige

Jena/Naumburg Nikolaus Walter . v B

Partien in der Vorgeschichte wie der nachapostolischen Zeit überaus
ausführlich ausgefallen sind). Eine ähnlich aufgebaute Veröffent-

Eiliger, Winfried: Paulus in Griechenland. Philippi, Thessaloniki, Uchung des Autors über Ephesos (Geschichte einer antiken Weltstadt)

Athen, Korinth. Stuttgart: Kath. Bibelwerk 1987. 308 S. m. erschien als Urban-Taschenbuch Nr. 375. Hervorzuheben ist, daß bei

35 Abb. 8'. Kart. DM 29,80. dieser Sicht von der Position der antiken Geschichte aus besondere

Aspekte tangiert und Vergleiche anhand von Quellenmaterial im

Mit dieser Veröffentlichung des Katholischen Bibelwerks sucht größeren Rahmen angestellt werden (z. B. über den Altar vom unbe-
w- Elliger die Aussagen der Apostelgeschichte von Weg und Wirken kannten Gott). Bei der Areopagrede, der sich der Autor besonders
des Apostels Paulus in Griechenland durch eine umfassende Ein- zuwendet (133ff, 135ff, 173ff), ist deren christliche Intention („Aufbeziehung
der Umwelt verständlicher zu machen. Er stellt darin die erstehung") angedeutet; doch gerade hier müßte das Gespräch mit der
■m Untertitel genannten Städte in Nordgriechenland vor und setzt die theologischen Exegese weitergeführt werden, wobei das Verhältnis
auf Grund der Forschungsergebnisse aus Archäologie, Epigraphik, beider Betrachtungsweisen zu klären wäre. Verschiedentlich weist E.
Historie und Religionswissenschaft gewonnenen Kenntnisse von auch auf die christliche „Sicht" (68f, 137, 236, 245). Doch wie weit
■hnen in Zusammenhang mit den ntl. Aussagen, bietet jedoch keine wird diese dann nicht nur als ein Aspekt unter anderen genommen? -
fortlaufende Schilderung anhand des ntl. Textes. etwa wenn der Heilige Geist als „formendes Prinzip" bezeichnet wird

Einleitend skizziert E. die Anlage der hellenistischen Stadt und (25).-Dem Leser, der unter dem Titel des Buches auch das Paulusbild

zeichnet dann in sachkundiger Form die Geschichte dieser vier Orte und die Erörterung anderer Fragen (und nicht nur die Aussagen von

bis in die römische Zeit; in übersichtlicher Form beschreibt er die 1 Kor 6) erwartet, wird nicht deutlich, inwieweit das lukanische Bild

unterschiedlichen Verwaltungen der Städte und die dort herrschenden von dem Apostel sich nicht einfach mit dem Eindruck aus seinen Brie-

wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Verhältnisse. Zur Kenn- fen deckt. Auch wird nicht erkennbar, daß bei Lukas eine bestimmte

Zeichnung der verschiedenen Kulte kann er zumeist Inschriften Sicht der Heilsgeschichte begegnet. Titel und Untertitel des doch so

heranziehen. Ausführlicher geht er auf archäologische Denkmäler informativen Buches müßten hier genauer gefaßt werden.
ein, zumal wenn sie im ntl. Text erwähnt sind. Weit über die apostolische
Zeit hinaus führt der Autor, wenn er frühchristliche Basiliken
beschreibt (u. a. das Kreuz in der Hauptapsis des Oktogons in
Thessalonich)

I Egger, Wilhelm: Methodenlehre zum Neuen Testament. Einführung

'nncrhalb dieser ausführlichen Städteschilderungen nimmt E. an •„ ,inguistische und historisch-kritische Methoden. Freiburg-Ba-

mehreren Stellen Bezug auf Aussagen der Apg (abgesehen von dem sel-Wien: Herder 1987.234 S. 8". Kart. DM 22,-.

Abschnitt „Gemeinde und Prostitution [IKorö]" wurden nur selten

Stellen aus den Paulusbriefen herangezogen) und untersucht, wie die In diesem Methodenbuch, das sich vor allem an Theologiestuden-
historischen, wirtschaftlichen und kulturellen „Bedingungen der ten wendet, wird der Versuch unternommen, linguistische und histo-
einzelnen Stadt auf die jeweiligen Berichte (sc. der Apg) abgefärbt risch-kritische Methoden der Bibelauslegung miteinander zu ver-
haben" (22). Seine Ausführungen beschränken sich demgemäß auf binden. Nach einem kurzen Einleitungsabschnitt (Methodenlehre als
einzelne Berührungspunkte: Konfrontation mit den Beamten, u. a. Anleitung zum Lesen) entfaltet der Vf. im 1. Teil die seiner Methoden
! Statthalter Gallio, und philosophischen Richtungen sowie denlehre zugrundeliegende Texttheorie. Danach stellt der Text
Bezüge auf archäologische Stätten. Zusammenhänge im ntl. Text und zunächst eine Struktur (geordnete Menge von Elementen und von Be-
Elintergründe werden jedoch angedeutet; der Gegensatz zu den Juden Ziehungen zwischen den Elementen) und einen Teil eines Kommuni-
kommt zur Sprache. Die Via Egnatia ist beschrieben; einzelne grie- kationsvorganges dar, die unter synchronem Aspekt zu untersuchen
chische Begriffe (z. B. daimonion, auch die Erastus-Inschrift) werden sind. Sodann muß unter diachronem Aspekt die Entstehungsge-
ln verständlichcr Form erläutert. Skizziert sind noch weitere in der schichte des Textes betrachtet werden. Analog diesem Textmodell ist
^Pg erwähnten Orte. die Methodenlehre aufgebaut: Nach einem Kapitel über vorberei-
Konkret fragt E. danach, wie das „Bild" von den Geschehnissen tende Schritte der Analyse (Textkritik, erste Orientierung über den

Berlin Karl Matthiae