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Ausgabe:

1988

Spalte:

20-21

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Pisano, Stephen

Titel/Untertitel:

Additions or omissions in the books of Samuel 1988

Rezensent:

Novotný, Tomáš

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Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 1

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in Stichworten das Wichtigste der einzelnen Kapitel- bzw. Textinhalte
zusammenfaßt.

Als Arbeitsschritte werden empfohlen: „1. Lektüre der Grob- und
Feingliederung des jeweiligen Textkomplexes; 2. Lektüre des biblischen
Textes; 3. Erneute Lektüre der Grob- und Feingliederung mit
Rekapitulation des durch die Lektüre des biblischen Textes Gelernten
."

Im Anschluß daran sollen als 4. Arbeitsschritt die Fragen durchgearbeitet
werden, die in unterschiedlicher Anzahl den bibelkund-
lichen Überblicken der einzelnen Bücher angefügt sind: Ihre Funktion
in dem Gesamtkonzept wird wie folgt beschrieben: ,,a) Sie wollen zusätzliche
Informationen und Hinweise auf weitere Sachverhalte des
Textes bieten, b) Sie dienen der Prüfung des eigenen Wissens . . . c) Sie
zeigen Linien über einzelne biblische Bücher hinaus durch das
gesamte Alte Testament und Querverbindungen vor allem zum
Neuen Testament, aber auch zu jüdischen Schriften aus hellenistischrömischer
Zeit hin auf... d) Vereinzelt kommen auch Aufgaben vor.
Durch sie soll der Benutzer zur aktiven Mitarbeit angeregt werden,
e) Aus didaktischen Gründen finden sich hin und wieder redundante
Fragen. Sie wollen der Selbstprüfung dienen und auf besonders wichtige
oder interessante Details verweisen" (S. 8f).

Das Arbeitsbuch soll den Inhalt des Alten Testaments vor allem
unter rein bibelkundlichen Gesichtspunkten darbieten. Dabei wird
bewußt auf Fragestellungen verzichtet, die sich aus der Einleitungs-
wissenschaft und der Theologie des Alten Testaments nahelegen.
Allerdings findet sich des öfteren das Stichwort „Problemhinweis",
mit dem die Vff. auf exegetische Probleme hinführen wollen. In gleicher
Absicht werden in Auswahl auch „Literaturhinweise" geboten,
die es dem Benutzer dieser Bibelkunde ermöglichen sollen, „an bestimmten
, ihn interessierenden Fragen weiter zu arbeiten" (S. 9). Am
Schluß des Buches folgt noch eine Übersicht über „die wichtigsten
Kommentarreihen zu den Büchern des Alten Testaments" (S. 375 bis
403).

Die bibelkundliche Darstellung (S. 18-361) folgt dem hebräischen
Kanon. Unter der Überschrift „Zur Anordnung der biblischen
Bücher" (S. 11-18) werden wichtige Texte zur Kanonfrage vorgestellt
, und dieser Abschnitt bietet am Ende eine tabellarische Übersicht
über „die Reihenfolge der biblischen Bücher" in der Hebräischen
Bibel, der Septuaginta, der Vulgata und der Lutherbibel. Überhaupt
werden zu den einzelnen biblischen Büchern eine Vielzahl von
Tabellen und Übersichten geboten. Sie reichen u.a. von der reinen
Namensauflistung der „Söhne Jakobs bzw. der Stämme Israels" im
gesamten AT (S. 34f) über historische Information wie die „Regierungszeiten
altorientalischer Herrscher" (S. 1370 und die „Wirkungszeiten
der Propheten" (S. 218) bis hin zu rechtlichen, kultischen und
theologischen Themazusammenstellungen. Am Schluß findet sich
noch einmal eine Gesamtübersicht über „Die Bedeutung der hebräischen
Eigennamen in den Bezeichnungen der biblischen Bücher"
(S. 362), „Briefe im Alten Testament" (S. 3620 und „Gottesvorstellungen
im Alten Testament" (S. 363-374).

Insgesamt bietet dieses Arbeitsbuch eine umfassende Fülle an bibelkundlichen
Informationen. Als sinnvoll dürfte sich in der Praxis der
didaktische Aufbau des Buches erweisen. Ebenso ist es zu begrüßen,
daß neben den Querverbindungen zum Neuen Testament auch der
Rezeption des Alten Testaments im Judentum nachgegangen wird. So
findet sich z. B. auf den Seiten 75-77 ein Überblick zu den Texten der
Tora, die dem Judentum wichtig sind, oder auf S. 50 begegnet die
Frage: „In welchem jüdischen Fest wird die Übergabe des Gesetzes am
Sinai gefeiert?"

Da das Arbeitsbuch mit seinen 400 Seiten nahezu auf Vollständigkeit
hin angelegt ist, sind besondere Akzente und Schwerpunkte kaum
hervorzuheben und auszumachen. Hier liegt m. E. eine gewisse
Schwäche dieses Buches. Wenn es „auch ohne eine begleitende Lehrveranstaltung
eigenständig durchgearbeitet werden kann", wie die Vff.
betonen (S. 8), dann hätte dafür einleitend oder drucktechnisch viel
stärker zwischen wesentlichen und weniger wichtigen Lerninhalten

unterschieden werden müssen. Eine „Tabelle der expliziten Referenzen
auf die Exodustradition im AT" z. B. mit insgesamt 343 Belegstellen
(S. 520 wird ohne innere Strukturierung der Belegstellen nach
ihrer Wichtigkeit vermutlich nicht nur „im ersten Moment den interessierten
Benutzer abschrecken" (S. 52).

Über Akzente und Gewichte in der Bibelkunde läßt sich im einzelnen
natürlich streiten. Manch einer würde auf einen Überblick über
den ,;Aufbau des Chronistischen Geschichtswerks mit Parallelen"
und seines gattungsmäßigen und expliziten Sondergutes (S. 354-361)
verzichten. Demgegenüber hätte man sich vielleicht gewünscht, daß
der Überblick zum Messias im AT nicht nur die Belegstellen des
Titels, sondern auch die sog. messianischen Texte aufführt.

Wenn man schon auf das Problem des Tetrateuch, Hcxateuch und
Enneateuch hinweist (S. 86), dann hätte man konsequenterweise auch
auf die klassische „Quellenscheidung" eingehen sollen. „Priesterschrift
" und „Jahwist" werden an keiner Stelle erwähnt, und ebenso
fehlt ein Hinweis darauf, daß die Gottesbezeichnungen JHWH und
Elohim signifikante Größen der Literarkritik waren und bei einer
Vielzahl von alttestamentlichen Wissenschaftlern auch heute noch
sind. Sicher sind dies weithin Fragen, die auf der Grenze zwischen
Bibelkunde und Einleitungswissenschaft liegen und damit kaum eindeutig
zu lösen und letztgültig zu entscheiden sind. Hierzu gehört
allerdings nicht, daß hin und wieder auch wichtige Parallelstellen
fehlen, von denen einige genannt sein sollen: Bei der Übersicht über
die beiden Dekaloge vermißt man jeden Hinweis auf Hosea und Jere-
mia, und dementsprechend findet sich auch kein Rückbezug auf den
Dekalog bei Jer 7,9 und Hos 4,2. Noch mehr verwundert es, daß 1 Kön
19,1-18 nicht als Parallele zu Ex 19 erscheint und ebenso bei der
Gesamtübersicht auf S. 368 fehlt. Zu Hos 2,20 (S. 223) sollte man
neben Ez 34,25 auch Gen 9,8-17 lernen lassen. Die Gottesebenbild-
lichkeit des Menschen (S. 364) spielt außerhalb der Genesisstellen
auch in Ps 8,6 eine Rolle. Zur Frage nach den Parallelen der „Natan-
verheißung" in den Psalmen muß es auf S. 109 wohl heißen: Ps 89
und 132 (richtigdann S. 285).

Ob die Profilierung eigener Stichworte so weit gehen sollte, daß für
das schon fast klassische Stichwort „Gefährdung der Ahnfrau" jetzt
„die Inbesitznahme der schönen (Ahn-)Frau" (S. 25fT) gelernt werden
wird, sei eine letzte Frage am Rand.

Bei aller Kritik im einzelnen wird der Lehrende in diesem Arbeitsbuch
viele Anregungen für die Darstellung der eigenen Bibelkunde
finden, und der Lernende wird am Ende, wenn er dieses Buch entsprechend
der vorgegebenen Arbeitsschritte intensiv durchgearbeitet hat,
über eine vorzügliche Bibelkenntnis des Alten Testaments verfugen
.

Greifswald Ernst-Joachim Waschke

Pisano, Stephen, S. J.: Additions or Omissions in the Books of
Samuel. The Significant Pluses and Minuses in the Massoretic,
LXX and Qumran Texts. Fribourg: Universitätsverlag; Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht 1984. XIV, 295 S. gr. 8' = Orbis Biblicus
et Orientalis, 57. Lw. sfr 78.-.

Diese Doktordissertation ist an der Universität in Fribourg im
November 1982 verteidigt worden.

Es ist eine sorgfältige Arbeit, die alle wichtigen Textvarianten der
Samuelbücher im masoretischen Text, in LXX und in dem in Qumran
gefundenen Text (4Q Sam") vergleicht. In den selbständigen
Kapiteln beurteilt der Autor umständlich jede der 69 Abweichungen
und zu jedem Kapitelschluß führt er seine eigene Ansicht ein (mit
Mut, die Unsicherheit zu bekennen), welchen Text er für den dem
Original am nächsten stehenden hält. In den meisten Fällen kommt er
zu dem Schluß, daß der masoretische Text der ursprünglichste ist.
Dagegen zeigen seiner Forschung nach LXX und 4Q Sam" eine in den
Zusätzen oder in anderen Textveränderungen (von der Erweiterung
des Textkolorits bis zu den gewollten Veränderungen des Erzählungscharakters
) spätere literarische Aktivität.