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Ausgabe:

1988

Spalte:

13-15

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Zimmermann, Harald

Titel/Untertitel:

Im Bann des Mittelalters 1988

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 1

il4

Prüfung treu (nwxöq) erfunden, und wurde dies ihm nicht zur Gerechtigkeit Kirche" (78). Die Synode von Sutri 1046 bildet rückblickend „die

angerechnet? Wende zum Besseren".

^ H.-J. Hermisson, a. a. O., S. 27. Der Bejtrag >jZu Flodoards Historiographie und Regestentechnik"

n ermisson.a. a. O..S. 32ff. betrifft die „Historia Remensis ecclesiae", die viel älteres Quellen-

s. jedoch 1 Kön 11,36, wo das „Amen"-Sagen allerdings eine andere . , , ... , _ . _ . _ . , _

Bedeutung hat matenal enthalt, zu dem der Reimser Domherr Flodoard Zugang

" Als Ausnahme könnte jedoch Jer 28,6 betrachtet werden, wo es indessen hatte- Offenbar gibt es noch mehr wörtliche Übernahmen, als jetzt er-

anders genannt ist. kennbar ist. „Jedenfalls wird man viel mehr Passagen so werten müs-

17 R. Smend. Zur Geschichte von pnsn. Hebräische Wortforschung. FS für sen, als die Monumenta-Edition vermuten oder sich vielleicht auch

W- Baumgarten = SVT 16, 1967, S. 284-290 = Die Mitte des Alten Testaments. durch Vergleich exakt beweisen läßt" (92). - Der Artikel „Wurde

Gesammelte Studien Bandl, 1986, S. 118-123; O.Kaiser, Traditionsge- Gregor VII. 1076 in Worms abgesetzt?" unterstreicht das Frage-

schiehtliche Untersuchung zu Gen 15.ZAW 70,1958, 107-126. zeichen. Die gründliche Quellenuntersuchung kommt Zu folgendem

G. Ebeling, Zwei Glaubensweisen? Wort und Glaube III 175, S. 236; Ergebnis: „Für das Wormser Konzil im Januar 1076 war zwar seitens

w-Zjmmerli, Grundriß der alttestamentlichcn Theologie, 1975, S. I28f: sich ,___, .__. . j- ^ n . m

Festmachen des deutschen Königs Heinrich IV. die Deposition Papst Gregors VII.

geplant gewesen, ein entsprechendes Synodalurteil ist jedoch offenbar

nicht gefällt worden" (105). Man forderte vom Papst „den Vollzug

einer Autodeposition und rechnete dabei auch auf die Unterstützung

Allgemeines, F6StSChriftGn papstfeindlicher Kreise in Rom. Erst einige Jahre später wurde das

Ergebnis der Wormser Verhandlungen als Absetzung Gregors VII.

71_1„„ ,,,,.„ ...... gedeutet" (106). - Die Untersuchung „Canossa 1077 und Venedig

Zimmermann, Harald: Im Bann des Mittelalters. Ausgewählte Bei- ,,™ . ; . ' . . , „ , 6 . . , ,. ,

träne i/ u • j r> u. u- u. c . u „ 1177 und Jahrhunderte danach beginnt mit einem Vers des Lieder-

L>age zur Kirchen- und Rechtsgeschichte. Festgabe zu seinem 6

60. Geburtstag, hg. von I.Eberl u. H.-H. Kortüm. Sigmaringen: dichters und Oberhofpredigers Karl Gerok nach 1872: „Hofft ihr,

Thorbecke 1986. XIV, 232 S„ 1 Taf. gr. 8°. Lw. DM 84,-. daß sich m Canossa noch ein Heinrich büßend stellt? Glaubt ihr. daß

ein Barbarossa noch dem Papst den Bügel hält? Nein, die Zeiten sind

Gedruckt werden neun Aufsätze des Tübinger Historikers, die an vorüber! Hört, was unser Kanzler spricht, hörts vom Rheinstrom bis
z- T. schwer zugänglichen Stellen erschienen waren. „Ottonische Stu- zum Tiber: Nach Canossa gehn wir nicht!" Die Ereignisse von 1077
dien" zeigen Beziehungen zu Frankreich und besonders zum Erz- und 1177 sind oft zusammen gesehen worden, auch in einer „Serie der
bistum Reims. Schon 931 hatte Heinrich I. eingegriffen. Otto I. setzte deutschen Historiengemälde" (113). Aus der Fülle der Details ist für
dies fort. Es gab „das gemeinsame Bestreben des deutschen Königs den Theologen besonders interessant ein Hinweis auf Luthers Streitend
des Papstes um die Befriedung Frankreichs" (I 1). Rather von schrift „Bapsttrew. . . Alexanders III. gegen Keyser Friderichen Bar-
Verona erwartete schon 951 „die Kaiserkrönung Ottos als unmittel- barossa . . ."(WA 54,300-345), auf die Z. hinweist (128 mit Anm. 54
bar bevorstehend" (17). Widukind von Corvey schildert, Ottos Sol- und 55, dazu Abb. 4). Abbildungen zwischen Seite 132 und 133 zei-
daten hätten 955 ihren siegreichen Feldherrn zum Imperator aus- gen zweimal Canossa (I und 5) sowie dreimal Venedig (2-4).
gerufen (18). Otto ließ sich 962 in Rom krönen, da ihm „das von Das Thema „Der Cancer Cusa und sein Gegner Gregor-Errorius"
Widukind vertretene romfreie Kaisertum als eine Unmöglichkeit er- betrifft Thomas Ebendorfers Papstchronik, die am Ende „ein merkschienen
sein mag" (19). Die späteren Ottonen hatten weniger Einfluß würdiges Pamphlet kopiert" (133). Gregor von Heimburg griff Niko-
auf Frankreich, so daß also „der letzte universale Kaiser, dessen Sou- laus von Cues an „unter Benutzung seines latinisierten Namens Krebs
veranität über Frankreich anerkannt wurde, der auch hier respektiert aus Cues eben als Cancer Cusa" (134). Thomas Ebendorfer schrieb
wurde, Otto der Große war" (25). In seinem Privilegium Ottonianum unter dem Eindruck der Bulle Execrabilis von 1460, in der Papst
hatte Otto 962 den Kirchenstaat bestätigt und eine Mitwirkung des Pius II. jede Berufung an ein Konzil verurteilte. Ebendorfer bringt die
Kaisers bei Papstwahlen festgelegt. Das Dokument ist als Prachthand- Bulle in seiner Chronik, was sicher nicht eine Zustimmung bedeutet,
schrift überliefert mit einer wechselvollen Geschichte. Es kam in das Gregor von Heimburg wurde 1461 nach einer Konzilsappellation in
Kirchenrecht Gratians. Goldast bestritt im 17. Jh. die Echtheit, mit Rom gebannt „und nun bald nur als Errorius bezeichnet" (139).
der sich 1715 auch Leibniz beschäftigte (49). Muratori hatte seine Gerade Nikolaus Cusanus hatte ihn so genannt. Gegen ihn verteidigt
Zweifel (57). Theodor Sickel erwies 1881 die Echtheit des Doku- sich Gregor, der alte konziliaristische Grundsätze wiederholte. Eben-
ments. Das Privilegium Ottonianum wollte „nicht weniger, aber dorfers Abneigung gegen Papst Pius IL, „den vom Konziliarismus
keinesfalls auch mehr bewilligen als seine Vorgänger" (68). konvertierten Humanistenpapst wird einmal mehr deutlich und stellt

Der Aufsatz „Die Päpste des ,dunklen Jahrhunderts' von Johan- ihn an die Seite Gregors von Heimburg. Dessen antipapalistische
"es VIII. bis Sutri" will das 10. Jh. heute nicht mehr so negativ wie Radikalität mag Ebendorfer aber ebenso zuwider gewesen sein wie des
früher einschätzen; dennoch gibt es „eine Negativbilanz . . . speziell Cusaners klerikales Selbstbewußtsein" (149). Ebendorfer übernahm
,m Hinblick auf die Situation Roms und des römischen Papsttums" wohl zur Informierung der Nachwelt die päpstliche Bulle Execrabilis
'70). In rund eineinhalb Jhh. amtierten „nicht weniger als 45 Päpste ebenso wie das Pamphlet „Cancer Cusa" (151). - Kaum bekannt ist
und Gegenpäpste ... 15 Päpste waren in jenen 150 Jahren abgesetzt eine Episode „Der Deutsche Ritterorden in Siebenbürgen". Über die
worden, manche freilich erst posthum, 14 starben im Kerker, im Exil Vorgänge der Jahre 1211-1225 hatte August Ludwig Schlözer 1796
oder durch Mord . . ." (70). Immerhin hat aber Johannes VIII. 875 informiert. Nun geht Z. auf die spärlichen Quellen zurück, vor allem
den letzten Karolinger aus italienischer Linie gekrönt. Papst Formo- ein Diplom Papst Gregors IX., der 1231 auch ältere Urkunden, dar-
SUs nat drei Kaiser gekrönt, freilich auch Jene Leidenschaften unter die des Ungarnkönigs Andres II. zitiert, der 1211 die Ritter ins
geweckt, die sich nach seinem Tode an seiner Leiche austobten" (72). Land gerufen hatte (157ff). Gregor IX. erstrebte noch 1234 eine Restionannes
XL schloß „erste Kontakte mit der kluniazensischen Re- tution.

ormbewegung" (73). Johannes XII. krönte Otto L, den er nach Rom Eine Fundgrube ist der Aufsatz „Rechtstradition in Papsturkun-

gerufen hatte. Johannes XIII. verdiente „vielleicht am ehesten eine den". Immer wieder haben sie sich auf frühere Päpste berufen, „oft das

jnonographische Darstellung" (74). Gregor V. hat seinem kaiser- einzige Zeugnis über eine ältere Privilegierung" (185). Johannes XIII.

'chen Vetter Otto III. manche Sorge bereitet; der gelehrte Franzose hat bei der Errichtung des Erzbistums Magdeburg 968 „an die Ein-

Gerbert von Aurillac war als Papst Silvester II. auch „nicht ganz der Setzung des Angelsachsen Bonifatius in Mainz durch Papst Zacharias

rechte Mann für das päpstliche Amt" (76). Die drei nächsten Päpste erinnert" (195). Am häufigsten berief man sich auf Gregor I.; auf ihn

amen aus der Familie der Tuskulaner. „Das Papsttum als Erbbesitz berief sich z. B. Benedikt VII. bei der vorübergehenden Aufhebung

einer römischen Adelsfamilic erscheint... als höchstes Übel der des Bistums Merseburg 981 (187). Altafrikanische Konzilscntschei-