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Ausgabe:

1988

Spalte:

343-344

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Ezekiel and his book 1988

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Seite 1

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343

Theologische Literaturzeitung 1 13. Jahrgang 1988 Nr. 5

344

wird: „Inhalt des Botenspruches kann eine Unheils- bzw. Heilsankündigung
(Gerichtswort/Heilswort) sein, das sich an Fremdvölker
richtet." Heils- und Unheilsworte richten sich neben den Fremdvölkern
auch und vor allem an Israel und Juda. Nicht befriedigen
kann auch die Einteilung der Propheten in die drei Typen Ekstatiker,
Kultpropheten und Hofpropheten (144), weil nicht erkennbar wird, in
welchem Verhältnis die für die atl. Glaubensüberlieferung wichtigen
Prophetengestalten zu diesen Typen stehen. In der Tabelle S. 145
fehlt-Daniel zu Recht, warum aberObadja?

Das vorliegende Buch ist nicht das erste, das Geschichte, Literatur
und Theologie im Bereich des AT zusammenfaßt. Es zeichnet sich anderen
Werken dieser Art gegenüber durch die konkreten Aufgaben zur
Mit- und Weiterarbeit und die zahlreichen Ansätze zur Vergegenwärtigung
des Stoffes aus. Darum kann es nicht nur beim Studium künftiger
Religionspädagogen nützlich sein, sondern überall da, wo in kirchlichseminaristischer
Ausbildung AT auf wissenschaftlicher Grundlage, aber
doch nicht als akademische Spezialdisziplin gelehrt wird.

Berlin Volkmar Hirth

Lust, J. [Ed.]: Ezekiel and his Book. Textual and Literary Criticism
and their Interrelation. Leuven: University Press; Leuven: Peters
1986. X, 391 S. gr. 8" = Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum
Lovaniensium, 74. Kart, bfr 2700.-.

Vom 27. bis 29. August 1985 fand das 35. Colloquium Biblicum
Lovaniense statt, das der Hesekiel-Forschung gewidmet war. Als
Ehrengast sollte Walther Zimmerli (t 4. 12 1983) an diesem Colloquium
teilnehmen. Seinem Gedenken ist der vorliegende Band, der
die auf dem Kongreß gehaltenen Vorträge - durch Anmerkungen
ergänzt und bereichert - gesammelt wiedergibt, gewidmet. Es handelt
sich um 31 Beiträge, die sich nicht nur mit literar- und redaktionskritischen
Fragen befassen, sondern auch inhaltlichen, theologischen
Problemen nachgehen. Der Band gibt einen aufschlußreichen Einblick
in den derzeitigen Stand der Arbeit am Buch Hesekiel und
gehört zum Handwerkszeug Tür jeden, der sich mit diesem im akademischen
Unterricht wie in der Forschung traditionell weniger berücksichtigten
Prophetenbuch beschäftigen will. Die Titel der Beiträge:

J. Lust, The Use of Textual Witnesses for the Establishment ofthe Text.
The Shorter and Longer Texts of Ezekiel (7-20); P.-M. Bogaert, Lcs deux
redactions conservees (LXX et TM) d'Ezechiel 7 (21-47): J. Lust, The Final
»Text and Textual Criticism. Ez 39,28 (48-54); M. Dijkstra, The Glosses in
Ezekiel Reconsidered: Aspects of Textual Transmission in Ezekiel 10(55-77);
V. Spottorno, Some Lexical Aspects in the Greek Text of Ezekiel (78-84);
F. R a u re 11, The Polemical Role ofthe APXONTEZ and A&HFOYMENOI m
Ez LXX (85-89); J. Lust, Ezekiel Manuscripts in Qumran. Preliminary Edition
of4Q Ez a and b (90-100); M. J. Mulder, Die neue Pesitta-Ausgabe von
Ezechiel (101-110); C. M. L. Verdegaal, The Jewish Influcnee on the Eze-
kiel-Translation ofthe English and Dutch Authorized Versions (111-119); M.
Greenberg, What are Valid Criteria for Determining Inauthentic Matter in
Ezekiel? (123-135); J. Becker, Ez 8—11 als einheitliche Komposition in
einem pseudepigraphischen Ezechielbuch (136-150); F. L. Hossfeld, Die
Tempelvision Ez 8—11 im Lieht unterschiedlicher methodischer Zugänge
(151-165); D. Baltzer, Literarkritische und literarhistorische Anmerkungen
zur Heilsprophetie im Ezechiel-Buch (166-181); L. Boa dt, Rhctorical Strate-
gies in Ezekiel's Oracles of Judgment (182-200); N.Tromp.The Paradox of
Ezekiel's Mission. Towards a Semiotic Approach of Ezekiel 3,22-27
(201-213); J. Pons, Le vocabulaire d'Ez 20. Le prophete s'oppose ä la vision
deuteronomiste de l'histoire (214-233); H. Simian- Yofre, La metaphorc
d'Ezechiel 15 (234-247); B. Willmes, Differenzierende Prophezeiungen in
Ez 34 (248-254); M. Nobile, Beziehung zwischen Ez 32,17-32 und der Gog-
Perikope (Ez 38-39) im Lichte der Endredaktion (255-259); R. Rendtorff,
Ez 20 und 36,16ff im Rahmen der Komposition des Buches Ezechiel
(260-265); H. F. Fuhs, Ez 24. Überlegungen zu Tradition und Redaktion des
Ezechielbuches (266-282); R. E.Clements, The Chronology of Redaction in
Ez 1-24 (283-294); B. Lang, Street Theater, Raising the Dead. and the
Zoroastrian Connection in Ezekiel's Prophccy (297-316); P. Joyce, Ezekiel
and Individual Responsibility (31 7-321); L. Mon Ioubou, La signilication du
eulte selon Ezechiel (322-329); C. Dohmcn, Das Problem der Gottesbeschreibung
im Ezechielbuch (330-334); B. Rcnaud, L'alliancc eternclle

d'Ez 16,59-63 et l'alliance nouvcllc de Jer 31.31 -34 (335-339); C. Begg. The
Non-mention of Ezekiel in the Deuteronomistic llistory. the Book of Jeremiah
and the Chronistic History (340-343); J. van Goudocver, Ezekiel Sees in
Exile a New Tcmple-City at the Bcginning of a Jobel Year (344-349); B.
Maarsingh, Das Schwertlied in Ez2l,13-22 und das Erra-Gedicht
(350-358); A. Lema i re. Les formules de datalion dans Ezechiel a la lumiere
des donnees epigraphiques recentes (359-366). - Die Nutzung des Sammcl-
handes erleichtern Register der zitierten Autoren und der berücksichtigten
Bibelstellen.

K-II. B.

Judaica

Mendelssohn. Moses: Schriften zum Judentum IV. Unter Benutzung
von teilweisen Vorarbeiten aus dem Nachlaß von Simon Rawido-
wiez. Bearb. von W. Weinberg. Mit Beiträgen von A. Altmann.
Stuttgart: Frommann 1985. XCTII, IV, 652 S. 8'=,Moses Mendelssohn
. Gesammelte Schriften Jubiläumsausgabe, 10,1 u.2.

Da das öffentliche Interesse an Moses Mendelssohn in dem letzten
Jahrzehnt in hohem Maße zugenommen hat, wird auch der Fortgang
der Jubiläumsausgabc seiner Werke mit wachsendem Interesse verfolgt
werden. Seit 1985 liegt nun der 10. Band dieser umfangreichen
Ausgabe vor- selbst ein Dokument der jahrzehntelangen Forschungsgeschichte
, die ihn ermöglicht hat. Simon Rawidowicz, der 1930 mit
Band 7 den ersten Teil der „Schriften zum Judentum" ediert hatte
(mit der Lavater-Kontroversc sowie den Schriften über die Ritualgesetze
der Juden und zur Reform des Judeneides), hatte in den dreißiger
Jahren an der Herausgabe der Mendelssohnschen Psalmenübcr-
setzung gearbeitet. Nachdem er die Weiterarbeit selbst nicht mehr
hatte fortführen können, ist Werner Weinberg, Jerusalem, als Bearbeiter
des nun vorliegenden Bandes gewonnen worden. Ihm wurden
die handschriftlichen Materialien von Simon Rawidowicz durch dessen
Witwe übergeben, so daß er sie Für diese Ausgabe nutzen konnte.
Freilich handelte es sich nicht um ein etwa nur zu redigierendes
Manuskript, sondern um Vorarbeiten; die Verantwortung Für die Edition
trägt Weinberg selbst.

Moses Mendelssohn, der herausragende Repräsentant des Judentums
im Deutschland der Aulklärung, war den meisten der Zeitgenossen
durch seine philosophischen Werke - den „Phädon", die
„Morgenstunden oder Vorlesungen über das Dasein Gottes" etc. -.
den Späteren vor allem als der Freund Lessings, als der Briefpartner
Kants und Herders bekannt. Daß ein umfangreicher Teil seines
Werkes sich in unterschiedlicher Weise auf das Alte Testament und
Überlieferungen des Judentums bezieht, ist nur wenigen geläufig. Das
Schrifttum Mendelssohns, das sich seiner eigenen Bindung an die
Jüdische Gemeinde verdankt, läßt sich in drei Gruppen einteilen: die
hebräischen Schriften (Kommentare zu Pcntateuch und Kohelet,
Maimonides-Schriften u.a.), die Schriften zur öffentlichen Geltung
des Judentums (Jerusalem oder Uber religiöse Macht, Schriften an
Lavater u. a.)- und diejenigen Schriften, die Brücken zu schlagen versuchen
zwischen der jüdischen Gemeinde und dem deutschen Aufklärungs
-Bürgertum. Dieser dritten Gruppe ist der vorliegende Band
der Jubiläumsausgabe gewidmet.

Den größten Umfang nimmt die Psalmenübersetzung ein. Ein Jahrzehnt
lang hatte Mendelssohn, je nach der eigenen Gemütsverfassung
und den Möglichkeiten seiner Freiheit, einzelne Psalmen Ubersetzt,
bis er sie 178.3 geschlossen drucken lassen konnte. Es war die erste
jüdische Übersetzung, die mit dem Anspruch auftreten durfte, die
Psalmen als eine Urkunde der alten hebräischen Poesie dem zeitgenössischen
deutschen Leser nahezubringen. Sie war bemüht,
mehreren Anforderungen Rechnung zu tragen: sie wertete die gelehrte
Arbeit jüdischer Kommentatoren für die Übersetzung aus und korrigierte
daher an inhaltlich wichtigen Stellen die Übersetzung Luthers;
vor allem für jene Psalmen, die als Weissagungen aufChristus in der
kirchlichen Überlieferung verstanden worden waren, stellte sie die
jüdische Interpretation in der Öffentlichkeit vor; und sie war zugleich