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1988

Kategorie:

Religionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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337 Theologische Literaturzeitung I 13. Jahrgang 1988 Nr. 5 338

wurde. Zweifellos ist es gerechtfertigt, sich eine Basis zu suchen, von
der aus das Material beurtejlt wird, doch ist auch der andere Weg
gangbar.

Eine gewisse Ausweitung von üsr während der 18. Dynastie
verspricht interessant zu werden. In der Stele des Königs Amosis
tauchen solche Aussagen auf, die nicht weitertradiert worden sind
oder erst in der Ramessidcnzcit wieder aufgenommen wurden. Auf
die glaubenspolitische Bedeutung dieser Stele kann hier nicht eingegangen
werden, doch hat dieser Beleg Hoffmcicr immerhin zu der
Annahme geführt, daß dsr auch "sacred aura" oder "mana" bedeuten
könne. Maua ist aber m. E. ein zu belasteter Begrilf. als daß selbiger,
auf einen Beleg gestützt, für das ägyptische Material angewendet
werden dürfte (S. 1670.

Uber Begriffe läßt sich streiten, auch über Übersetzungen kann
diskutiert werden. Der Rcz. möchte sich nicht als Beekmesser verstanden
wissen, wenn er einige Übersetzungen klären möchte, sind doch
die Übersetzungen Grundlage für die Argumentation.

S. 241': Der Satz shrn.j hftjw^ fnhw hr Isw n mljt braucht nicht als Adverbialsatz
verstanden zu werden, sondern wird als Fortsetzung des vorangegangenen
wWn/zu verstehen sein, vgl. Janet H. Johnson. "NIMS in Middlc Egyptian".
FS Charles Nims. Chicago 1983.

S. 62: CT VI 269b besteht aus zwei nebeneinandergestellten Hauptsätzen,
die m. E. nicht durch .und' angeschlossen werden dürfen. Das Zitat aus der Stele
des Wp-w.wt- wird durch den Infinitiv eingeleitet. Die Form rdjl kann nicht
circumstaniial aufgefaßt werden. Die Phrase steht als Abschluß von Partizipial-
ausdrüeken. die den Toten aus der Menge herausheben sollen. Die nachfolgenden
itm /-Formen, von Hoffmcicr durch "that he might ply . . ." deutlich als
untergeordnete Formen verstanden, mögen hier temporalen Charakter haben:
......wenn er das Ruder führt inder msA»-Barkc . ..".

S. 180: Zu Urk IV 1794 (13)—(14) muß zum vollen Verständnis noch die
nachfolgende Phrase wie wd:.sn r Ii: dazugezogen werden. Dadurch wird deutlich
, daß '(/ / cinceireumstantiale Form ist. die als Einleitung Für einen temporalen
Nebensatz dienen kann. Deutlieh wird Ii SW in Jsrn als eingeschobener
Adverbialsatz verstanden, der sich dann auf Ii bezichen muß. So dürfte die
Übersetzung lauten: „Als ich den Palast betrat - er war im Zustand des dsrw-,
um den Horus in diesem seinen Haus zu sehen, wandelten die Fürsten nach
draußen." Das paßt selbstverständlich besser zu der auserwählten Stellung des
Stclcninhabcrs.

Diese Kleinigkeiten sind natürlich nicht gravierend, weil sie an der
Grundhaltung de* Autors nicht rütteln können. Doch manchmal
blitzt durch besser fundierte Übersetzungen ein besseres Verständnis
von den Dingen auf Doch das ist nur eine Anmerkung am Rande zu
dem gründlichen Versuch von Hoffmeier, mit dessen Buch ein großer
Schritt zum Verständnis des Heiligen im alten Ägypten getan worden
ist.

Budapest Ulrich Luft

Pacini, David S.: The ( unning of Modern Religious Thought. Philadelphia
, PA: Fortress Press 1987. X. 165 S.gr. 8*.

Vf., Assistant Professor für Historische Theologie an der C'andlcr
School of Theology der Emory University, erklärt es zum zeitgenössischen
Vorurteil, die Moderne rein säkular verstehen zu wollen.
Er fordert dazu auf, sie „religiös" zu begreifen. Jeder andere Ver-
stehensweg sei zu eng. Diese Enge sei es geradezu, die zu jenem
anderen Begreifen nötige. Die Enge resultiere nämlich aus der Befangenheit
in der eigenen Epoche. Diese Einstellung verführe dazu, sich
der Mühe der Empathie in andere Zeitalter zu verweigern. Ein solcher
Individualismus, der sich zu wenig historisch relativieren könne,
verberge eben die Religion. Bei genauerem Hinsehen besitzen bestimmte
moderne Einstellungen in der westlichen Welt laut Vf. den
Charakter von religiösen Anschauungen. Die Verfechter derselben
haben die Wertvorstellungen von der Kirche übernommen und modifiziert
. Es handelt sich also nicht um einen einfach nachfolgenden
Gestaltungsvcrsuch, sondern diese von Pacini als religiös interpretierte
Anschauungsweise ist durch Übernahme, Verkleidung und
systematischc Umkchrung entstanden. „Nur wenn man sieht, daß die

Moderne in der verstohlenen Aneignung eines Systems von Werten
besteht, gelangt ihre religiöse Anschauung in den Blick." (101)

Die Anschauung der Moderne verkleidet sich mit List als abtrünnig
, säkular und historisch neu. Vf. entdeckt im modernen Individualismus
jedoch eine Spielart des Augustinismus. Seiner selbst gewahr
werden, Selbstwahrung und Selbstbczogcnhcit hängen zusammen.
Das ist die List modernen religiösen Denkens außerhalb der Kirche:
Was sich so unrcligiös gibt, "kommt letztlich aus einem religiösen
Bezugssystem. Dieser Hintergrund bleibt dort nicht verborgen, wo
man sich in emanzipatorischer Gesinnung auf eine Neuinterpretation
von Religion, Kirche, Kultur, Geschichte und Sprache einläßt.

Mit alledem lenkt Vf. in historischen Dimensionen erneut den Blick
auf die massiven Veränderungen in den Erfahrungen des gegenwärtigen
Menschen, die für viele beunruhigenden Identitätsverlust gebracht
haben und den Kontext darstellen für neue soziale Erfahrungen
. Pacini nimmt diese Erfahrungen ernst, aber er übernimmt sie
nicht einfach, sondern fragt nach ihren Hintergründen. Die Sclbst-
bclängcnhcit der Moderne und der Individuen in ihr wird von einer
kommenden Offenheit abgelöst werden, wenn sie sich ihrer Wurzeln
in der Geschichte bewußt wird. Die Menschenrechte etwa werden
nach Meinung des Vf. genauer erläßt, wenn man sie in ihrer Verankerung
in der theologischen Tradition sieht, die eintritt für die persönliche
Würde der Individuen in deren historischen Wechselwirkungen
mit anderen Menschen und mit der Natur. Mit dieser Einsicht wird
die menschliche Selbstinterpretation erweitert um den Dialog mit
anderen Traditionen. Damit wendet Pacini sich auch gegen eine Interpretation
der Menschenrechte im Sinne einer "civil rcligion", die mit
dcrGefahr nationalistischer Engführung verbunden ist.

Vf. schließt seine Aufsatzsammlung ab mit Überlegungen zu den
Wandlungen des Narzißmus. Ein narzißtisches Wcltverhalten. wie
immer es auch kulturell und sozial verstehbar gemacht werden mag,
kann nur aufgebrochen werden durch ein geschichtliches Bewußtsein,
dem auch die Religion angehört.

Daß der Autor sein Anliegen nicht apologetisch, sondern besorgt
um das Humanuni entwickelt, macht den Ernst und den Vorzug
seiner Analyse aus.

Rostock Jens Langer

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