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Ausgabe:

1988

Spalte:

314

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Evangelisch und ökumenisch 1988

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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Seite 1

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313 Theologische Literaturzeitung I 13. Jahrgang 1988 Nr. 4 314

ist auch in der Volkskirchc Dänemarks der Fall. Auch in dieser Hinsicht
weiß sich BischofMartensen als guter Däne.

Mit seinen zwei Büchern über die Taufe hat Hans L. Martensen
einen großen populärtheologischen Einsatz geleistet. Darüber hinaus
greifen seine Bücher konstruktiv in die ökumenische Debatte ein.
besonders die zwischen Katholiken und Lutheranern. Eine Übersetzung
in eine der großen Sprachen ist erwünscht. Auch fachtheologisch
ist das Werk von Interesse. Seine größte Bedeutung ist aber wahrscheinlich
pastoral. Als Ehrenrettung der Taufe ist es von großer
Wichtigkeit.

Ebeltort Lars Thunberg

Amirtham, Samuel, and John S. Pobee [Ed.]: Thcology by the People.

Reflcctions on doing theology in Community. Geneva: World
Council ofChurches 1986. X. 143 S. 8 Kart, sfr 14.90.

Das ,,Programm für theologische Ausbildung" (PTE) des ORK hat
sich in seiner 30jährigen Geschichte vornehmlich um die theologische
Ausbildung in den südlichen Kontinenten bemüht. Der Versuch zu
erfahren, was „Theologie vom Volke her" Für die ökumenische Bewegung
und für ihre Mitglicdskirchen bedeutet, liegt auf dergleichen
Linie. Im Blick hatte man die Theologie der lateinamerikanischen
Basisgemeinden, Minjung in Korea oder auch verschiedene Bewegunsen
in europäischen Basisgruppen, feministische Gruppen in den
westlichen Kirchen und Erfahrungen von Laienbildungscinrichtun-
gen, wie sie z. B. im Zusammenhang mit dem Programm der "Theolo-
8'cal Education in Extension" beim PTE bekannt geworden sind
(dazu vgl. Kinsler 91 IT). 1985 fand in Mexiko eine Konsultation statt.
•Jeron Beiträge hier von den PTE-Direktoren veröffentlicht worden
sind.

Da werden zuerst Geschichten erzählt. Geschichten von emanzipa-
•orischen Bewegungen aus allen Kontinenten, bewegende Geschichten
, die deutlich machen, wie unendlich viele Menschen in repressiven
Situationen leben, bewegend aber auch, weil sie erzählen, wie die
Begegnung mit der Bibel zu einer neuen Weltsicht, zu neuem Sclbst-
wertgelühl. zur Befreiung führt. Wo diese Erfahrungen ausgesprochen
und weitergesagt werden, wird Theologie gemacht. Was bedeutet
das?

In vier Riehtungen wird diskutiert:

Welche hermeneulischen Fragen stehen zur Debatte, wenn
Theologie „zusammen mit dem Volke" (Schwantes 43ff) gemacht
wird? Zunächst ist klar: Die historischen Fragen an die oder über die
Texte treten zurück zugunsten der unmittelbaren Identifizierung erlebter
Umweltcrcignisse und bestimmter Personen mit den in der
Bibel geschilderten Ereignissen und Menschen. So lernt man auch als
Beschulter Theologe die Bibel neu kennen (vgl. Schwantes' Versuch.
J'e Bibel als Buch der bäuerlichen Welt zu beschreiben, 51 IT). Aber
führt das nicht oft genug dazu, daß die Bibel nur selektiv gelesen wird?
Oh die „universale Kirche" das nötige Korrektiv ist, wie es in der Einführung
gefordert wird, darf gefragt werden.

Das führt zu der Frage, wie die „Theologie vom Volke her" zu
den ausgebildeten, hauptamtlichen und ordinierten Theologen steht.
Mitunter scheint es. als seien sie nun überflüssig. Dagegen wehrt sich
v°i" allem der Beitrag des Generalsekretärs westafrikanischer Theologischer
Seminare, J. N. Kudadjic (38 ff), der dem Volk im Grunde nur
c,ne Hilfestellung für die Theologen einräumt. Zwar spricht er auch
v°n Komplementarität. Die Erst-Kompetenz sieht er jedoch bei den
ausgebildeten und ordinierten Theologen. Michael Taylor, der stellvertretende
Vorsitzende von PTE. ist moderatcr. (116) Beide Seiten
haben einander zu ergänzen und beizustehen.

-T Kritischer ist die Auseinandersetzung mit der „akademischen
Theologie". Hier scheinen sich fast alle in der Meinung einig zu sein:
Was heute theologisch weiterführt, geschieht nicht in den traditionellen
theologischen Instituten. Zum Teil klingt das sehr überhitzt
. Aber man muß es wohl eine Weile aushalten, ehe man darauf

reagiert. Kritisiert werden Ausbildungsgänge und Lehrpläne, die vom
Leben isolieren, statt sich in ihm zu bewähren. In den südlichen Kontinenten
gibt es Grund, solche negativen Erfahrungen zu verallgemeinern
. Hinsichtlich der nördlichen Hemisphäre darf man etwas vorsichtiger
sein. Immerhin: Die ersten Generationen von Dritte-Welt-
Thcologen sind hier auch ausgebildet worden. Die Frage bleibt
aktuell: Wie wird Theologie „für" die Menschen in ihrer Lage getrieben
, besser wie wird sie „in" dieser Situation gemacht? Stellt man sich
ihr praktisch, so fallen uns auch für unsere Verhältnisse eine Reihe
von Dingen ein. die unsere Isolierungstendenzen bestätigen. Wir sollten
bei PTE mit im Gespräch bleiben, zumal die Mexiko-Konsultation
eine Reihe guter Anregungen zur Weiterarbeit gibt (119 IT).

4. Die vierte Ebene behandelt die ekklcsiologischen Aspekte der
„Theologie vom Volke her". Daran sind fast alle Beiträge beteiligt.
Die Auseinandersetzung mit dem hierarchischen Amtsverständnis
betreibt die Einleitung besonders ausführlich. „Theologie vom Volke
her" ist ein Ausdruck für das Priestcrtum aller Gläubigen. Trotzdem
wird sogar auch noch bei dieser Auseinandersetzung etwas von dem
Dilemma erkennbar, das u. E. an manchen Stellen der ökumenischen
Bewegung aufleuchtet. Da ist einerseits die Lima-Konvergenz, die das
reformatorische Amtsverständnis mit dem bischöflichen Denken in
eine positive Beziehung zueinander bringen will. Und da ist andererseits
das Denken der Lima-Basisgemeinden und anderer Aufbrüche,
das kräftig an den Grundfesten des hierarchischen Kirchenbegriffes
rüttelt. Mexiko hat auch nicht über das Dilemma hinweggeführt. Das
war nicht zu erwarten. Wir müssen es vielleicht auch erst noch richtig
sehen lernen. Und wir werden dann hoffentlich noch wissen, daß die
„Theologie vom Volke her" ihre Wurzeln tief in der Kirchen-
geschichtc hat.

Berlin Johannes Althausen

Evangelisch und Ökumenisch. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
1987. 156 S. 8' = Jahrbuch des Evangelischen Bundes. 30. Im Lichte
der Reformation.

Heft 7 der ThLZ I 12, 1987 enthielt einen Artikel „Zur Hundertjahrfeier
des Evangelischen Bundes 1886-1986" (481-490). Darin
war bereits zweimal der Titel „Evangelisch und Ökumenisch" aufgenommen
worden: Die Thesenreihe aus dem Materialdienst des Kon-
fcssionskundlichen Instituts Bensheim Nr. 4/1986, 61-64 war mit
einigen Kommentaren skizziert worden (489); der Sammelband von
Gottfried Maron hg. (Göttingen 1986) war ausführlich vorgestellt
worden (483-489). Jetzt wird dieser schöne Titel zum dritten Mal verwendet
für das Jahrbuch des Evangelischen Bundes 1987 und innerhalb
dieses Bandes sogar noch ein viertes Mal als Überschrift einer
Festansprache, die Gottfried Maron am 20. 9. 1986 in Bensheim gehalten
hat (10-22). Man muß also genau aufpassen, was jeweils gemeint
ist. wenn der Titel „Evangelisch und Ökumenisch" zitiert
wird.

Die weiteren Arbeiten des Jahrbuchs seien genannt: Paolo Ricca: Die
Ökumene der Sünder und die Ökumene Gottes - Bibelarbeit zu Römer 3.21 bis
30: Johannes Hempcl: Evangeliseher Glaube und ökumenische Herausforderung
: Helmul Hild: Herausforderungen der Ökumene am Ort: Werner
Lösen: Was gilt in der Kirche? Katholische Fragen an die Evangelische
Kirche: Hans-Martin Barth: Was gilt in der Kirche? Evangelisehe Fragen an
die Evangelisehe Kirche: Helmut Obst: Gegeneinander - Nebeneinander -
Miteinander. Situation, Probleme und Aufgaben der Evangelisehen Kirche in
der DDR; Helmut Spengler: Von Gott reden. Wie redet die Kirche von
Gott?: Dietrich B i n u n : Luther über die Grenzen des Staates 1523.

GH.

Wintconsln Evangelical Luthe ran Synod. Proceedings ofthe Forty-Ninth
Biennial Convention. Assembled at Northwestern College Walertown. Wl.
August 3 to 7. 1987. Milwaukce. Wl: Northwestern Puhl. Housc 1987. VI.
293S.8V