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Ausgabe:

1988

Spalte:

309-310

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Konflikt um die Theologie der Befreiung 1988

Rezensent:

Gassmann, Günther

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309 Theologische Literaturzeitung I I 3. Jahrgang 1988 Nr. 4

ständigkeit der Angaben bemühen. Andererseits fanden zumindest
ökumenische Aspekte im Handbuch durchaus Aufnahme (33ff:
267ff;508fT).

Die Fülle anregender Informationen und Gedankengange kann hier
nur angedeutet werden. Gut, daß man im Anhang etwas über Person
und Lebenswerk der Autoren erfahrt. Man wünscht dem Handbuch,
daß es zum Begleiter aller gerade in den harten Anforderungen der
Praxis stehenden evangelischen und katholischen Religionspäd-
agogen wird.

Greilswald Günlher Kchnscherper

Ökumenik: Allgemeines

Greinacher, Norbert [Hg.]: Konflikt um die Theologie der Befreiung.

Diskussion und Dokumentation. Zürich-Einsicdcln-Köln: Benziger
1985.331 S.8 Kart. DM 34,-.

Die „Instruktion über einige Aspekte der .Theologie der Befreiung
"" (6. August 1984) der römischen Kongregation Tür die Glaubenslehre
hat eine überaus breite Beachtung in der Öffentlichkeit
gelunden und viele, z. T. sehr unterschiedliche Reaktionen provoziert
. Dies deutet daraufhin, in welch hohem Maße die lateinamerikanische
„Theologie der Befreiung" nicht nur zu einem vielbeachteten,
sondern auch äußerst sensiblen Thema besonders innerhalb der
römisch-katholischen Kirche und Theologie geworden ist. Die Entwicklung
vom Aufkommen der Theologie der Befreiung über die verschiedenen
Aspekte des Konflikts um diese Theologie bis hin zur
-Instruktion" vom August 1984 wird in dem vorliegenden Buch Norbert
Grcinachers, Professor für Praktische Theologie an der Katholisch
-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen, dokumentiert
, beschrieben und interpretiert.

Greinacher hat sein Buch in sieben Kapitel unterteilt, die unterschiedlich
strukturiert sind. Kap. 1 „Entstehung der Theologie der Befreiung
" enthält eine Einführung Grcinachers, wesentliche Auszüge
aus den Schlußdokumenten der zweiten und dritten Gencralkonfe-
renz des lateinamerikanischen Episkopats in Medellin 1968 und
Puebla 1979 sowie Auszüge aus einem Dokument der Bischöfe Perus
u"er „Gerechtigkeit in der Welt" (1971) und aus dem Apostolischen
Schreiben von Papst Paul VI. „Evangelii nuntiandi" über die Evangelisierung
in der Welt von heute (1975). Kap. II „Was will die Theologie
der Befreiung?" besteht aus einem Beitrag des Hg. Kap. III „Geschichte
des Konflikts*' wird wiederum vom Hg. ausführlich eingeleitet
. Es dokumentiert sodann das Schlußdokument des Ersten Lateinamerikanischen
Kongresses der „Christen Für den Sozialismus"
(1972). das Schlußdokument der Vollversammlung der Internationalen
(röm.-kath.) Theologenkommission „Zum Verhältnis zwischen
menschlichem Wohl und christlichem Heil" (1976), die Schlußerklärung
des 4. Kongresses der Ökumenischen Vereinigung von Dritte-
Welt-Theologcn (1980) sowie ein Memorandum westdeutscher
(kath.) Theologen zur Kampagne gegen die Theologie der Befreiung
II 977) und eine Erklärung der Bischöflichen Aktion Adveniat zu diesem
Memorandum.

Kap. IV ..Zuspitzung des Konfliktes" enthält zwei Dokumente, in
denen die Kritik an bestimmten Ausprägungen der Theologie der Befreiung
zum Ausdruck kommt: einen Artikel von Kardinal Ratzinger
(Januar 1984) und die den Inhalt dieses Artikels aufnehmende, eingangs
erwähnte „Instruktion" der Glaubenskongregation vom
h-August 1984. Die weiteren 13. zumeist sehr kurzen. Dokumente
S|nd kritische Kommentare zum Artikel Ratzingers. Bekräftigungen
der wesentlichen Anliegen der Theologie der Befreiung und Solidaritätsbekundungen
Für Theologen wie Leonardo Boff und GustavoGut-
t'crez. die mit kurzen Stellungnahmen auch selbst zu Wort kommen.
Kapitel V konkretisiert am „Beispiel Nicaragua" mit mehreren
Dokumenten sowohl die Rezeption der Befreiungstheologie als auch
die Auswirkungen des Konllikts um diese Theologie. In Kap. VI gibt
der Hg. einen zusammenfassenden Überblick über die zentralen

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Streitfragen, und in Kap. VII schließt er mit einem knappen Ausblick
auf die Bedeutung der Theologie der Befreiung für die Zukunft der
Kirche in Lalcinamerika und der gesamten röm.-kath. Kirche.

Die einzelnen Dokumente sind mit kurzen, sie situierenden Einleitungen
sowie Quellenangaben versehen. Im Anhang hilft eine Zeittafel
von 1955 bis 1984 zur Orientierung, und eine .ausführlichere
Bibliographie enthält eine hilfreiche Auswahl an Quellen und Veröffentlichungen
zur Theologie der Befreiung.

Angesichts des breiten Interesses für die Theologie der Befreiung ist
das Buch von Greinacher sehr zu begrüßen. Es bringt Material zusammen
(darunter grundlegende Dokumente), das nicht immer leicht auffindbar
oder zugänglich ist. Die eigenen Beiträge des Hg. helfen zur
Einordnung und Bewertung der Dokumente und der in ihnen zum
Ausdruck kommenden politischen, wirtschaftlichen, kulturellen,
theologischen und innerkirchlichen Situationen. Probleme, Konflikte
, Positionen und Hoffnungen. Diese Beiträge sind geprägt vom
Engagement für das Ringen um Befreiung der armen, unterdrückten
und ausgebeuteten Massen Laleinamerikas und für eine dieser Befreiung
dienende Theologie und Kirche. Auch die Auswahl und Einordnung
der Dokumente ist von dieser entschiedenen Haltung
bestimmt. So ist dieser Dokumentations- und Diskussionsband zugleich
ein sehr persönliches Buch, das vom Einsatz eines europäischen
Theologen für die Armen und Kleinen dieser Welt zeugt.

Ein solches Engagement ist aber auch in Gefahr, mit gewissen vereinfachenden
Entgegensetzungen zu leben und zu arbeiten. Es gibt
eine politisch motivierte - und häufig blutige - Gegnerschaft gegen
Vertreter einer Theologie der Befreiung. Aber Für Greinacher scheint,
trotz gelegentlicher Differenzierungen, auch eine theologisch motivierte
Kritik an bestimmten Aspekten der Theologie der Befreiung
gleichbedeutend zu sein mit einer ausdrücklichen oder zumindest
indirekten Unterstützung jener nationalen und internationalen sozio-
politischen Kräfte und Systeme, die für Armut. Unterdrückung
und Ausbeutung in Lateinamerika und für die Verfolgung derjenigen
verantwortlich sind, die sich Für Befreiung einsetzen. Daß man hier
wohl unterscheiden kann, ohne das grundlegende Engagement zu verwässern
, zeigen gerade einige der abgedruckten Stellungnahmen
lateinamerikanischer Befreiungstheologen. Diese äußern sich gegenüber
kritischen theologischen Anfragen sehr viel offener als manche
ihrer westdeutschen Kollegen.

Die Theologie der Befreiung ist wohl eines der bedeutendsten Elemente
gegenwärtiger Thcologicgcschichte. Als Einführung in das Verständnis
der theologischen, politischen und kirchenpolitischen Konflikte
, die mit dieser Theologie verbunden sind, leistet das Buch von
Greinacher einen w ichtigen Dienst. Eine eingehendere Beschäftigung
mit dieser Theologie selbst wird allerdings weitere Literatur, vor allem
Schriften von Befreiungstheologen, heranziehen müssen.

Nachzutragen wäre noch, daß durch die zweite „Instruktion über
die christliche Freiheit und die Befreiung" der Kongregation für die
Glaubenslehre vom 22. März 1986 der Konflikt um die Befreiungstheologie
, jedenfalls im Verhältnis zwischen Rom und Lateinamerika,
wesentlich entschärft worden ist.

Genf Günther GaBmami

Martensen, Hans L.: I)äb og Kristenliv. Kobenhavn: Katolsk For-
lag/Niels Steensens Forlag 1980. 464 S. 8

-: Däh ok (.iidstro. Kobenhavn: Niels Stccnscns Forlag 1982.

395 S.8

Der römisch-katholische Bischof von Kopenhagen entwickelt in
seinen zwei Bänden über die Taufe eigentlich eine ganze Glaubens*
lehre. Der Stil ist nicht lächtheologisch, sondern pastoral: aber in seinen
Fußnoten zeigt der Vf., daß er mit der aktuellen theologischen
Debatte vertraut ist. Im Vorwort zum ersten Band erklärt er seine Intention
: Er hat ein Buch für Eltern schreiben wollen. Eltern nicht nur
aus der katholischen Kirche, sondern auch aus der lutherischen
Volkskirche, die ihre Kinder laufen lassen wollen. Auch an Leute, die