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Ausgabe:

1988

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Litcralurzcilung I 13. Jahrgang 1988 Nr. 4

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unsicher und unklar es auch immer sein möge, vorgangig oder doch
mindestens parallellaufend zu einem Gottesverständnis? Schließlich:
Der Zusammenhang von Beten und Handeln aus der Verantwortung
des Glaubens ist von Mössingcrs konzentriertem und fruchtbarem
Ansatz aus folgenreicher weiterzudenken, als er selbst es hat tun
kön nen.

Wittenberg 1 lansjürgen Schulz

Becker. Ulrich [Hg.]: Dietrich Bonhoeffer als Provokation für heute. Hannover
: Lutherhaus Verlag 19X6. 78 S. 8*. DM 19.80.

Borger. Klaus: Wie ein Vogel ist das Wort. Wirklichkeit des Menschen und
Parteilichkeit des Herzens nach Texten der Bibel. Stuttgart: Quell Verlag 1987.
296 S. 8".

Didazuweit, J. Rainer, u. Rainer Meier [Hg.]: Niemand ist allein. Begegnungen
. Ciütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1987. 207 S. m. zahlr.
Abb. 8". Lw. DM 24.-.

llsinselmann. Johannes, u. Peter llelbich [Hg.]: Lebenslage. Ein Begleiter
durch das Jahr. In Zusammenarb. mit K.-W.Gattwinkel, II. diese. T.Glaser,
H.Löwe, H.G.Lubkoll u. f. Schober. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn 1986.384 S.m. 16 Taf. 8*.Geb. DM 24.80.

Ratzmann. Wolfgang: Zur Situation junger Theologen heute. Erfahrungen
aus dem Bereich der sächsischen Landeskirche (C hristenlehre 41. 1988.
14-19).

Schweizer. Harald: Anmerkungen zur Sprachverwendung in der Kirche
(ThQ 166. 1986.209-223).

Sorg. Theo: Probleme der volkskirchlichen Taufpraxis. Erwägungen /u
aktuellen Fragestellungen (Theologisehe Beiträge 18. 1987.81 -103).

Stolpe, Manfred: Evangelische Kirche in der DDR unterwegs zum Jahr 2000
(ZdZ4l. 1987.218-222).

Virkkunen, Riitta: Konfirmation in den lutherischen Kirchen heute. Studien
über die Konfirmation in den LWB-Mitgliedskirchen von 1979-19X6 (LWB-
Studien 1987.46 S.).

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Rupp. Horst F.: Religion und ihre Didaktik bei Kr. A. \. Diesterweg.

Ein Kapitel einer Geschichte der Religionsdidaktik im 19. Jahrhundert
. Weinheim: Deutscher Studien Verlag: Weinheim-Basel:
BeltZ 1987.416 S. 8". Kart. DM 68,-.

Von seiner Beschäftigung mit der Historie verspricht sich der Autor
grundsätzlich einen mehrfachen Erkenntniszuwachs: ..Ausgehend
von einer /.urkenntnisnahme. Analyse und Ästimation des Eigenwertes
des historischen Gegenstandes kann ich die Gegenwart in
ihrem Gewordensein aus der Vergangenheit besser verstehen und
habe darüber hinaus die Möglichkeit, aufgrund der spiralenähnlichen
Struktur bestimmter historischer Abläufe in Vergangenheit. Gegenwart
und Zukunft ein Problemlösungspotential auch für gegenwärtige
und zukünftige Fragen zu erheben." (S. 13) Er erwartet auch, daß die
Beschäftigung mit der Geschichte der Religionspädagogik hilf!, die
aktuellen, als drängend empfundenen Probleme in ihrer Brisanz zu
relativieren und den auf das ..absolute Jetzt" fixierten Blick zu öffnen,
eine gewisse Gelassenheit und Ruhe und ein Mehr an Vertrauen in die
eigene Sache zu gewinnen. (S. 140

Im Blick auf seinen Forschungsgegenstand stellt Rupp fest, daß es
bislang niemand unternommen habe. Diesterwegs Religionsbegriff
und seine religionsdidaktischen Vorstellungen aus seinem Gesamtwerk
systematisch zu erarbeiten. Die Untersuchung möchte diese
Lücke füllen. Mit Recht wird dabei besonders auf die Erziehungsfrage,
den Religionsbegriff, den institutionellen Aspekt und die Rcligions-
didaktik geachtet. Von ..Religionsdidaktik" will Vf. deshalb reden,
weil Für Diesterweg nicht die Theologie die dem Unterrichtsfach
zugeordnete Fachwissenschaft darstelle, sondern seine Religions-
theorie.(S. 17)

In methodischer Hinsicht wird - durchaus sachgemäß - eine Form
der Bearbeitung gewählt, in welcher inhaltlich-systematische Aspekte

mit dem biographisch-genetischen Zugriff auf das Thema verbunden
werden, so daß sich eine Einteilung nach Zeitabschnitten ergibt. -
Eröffnet wird die Untersuchung mit einem Abriß der Forschungsgeschichte
. Abgeschlossen wird sie mit einer Reflexion über die
Bedeutung der Dicsterwegschen Religionsdidaktik Für die Gegenwart
.

Der Durchgang durch die Forschungsgeschichte in Kap. I bietet
einen sachgemäßen Überblick, wobei natürlich den Arbeiten von
H.G. Bloth und P. C. Bloth zu Recht ein besonderes Augenmerk
gelten muß. - Im 2. Kap. werden „Elemente von Diesterwegs Werdegang
bis 1820" herausgestellt. Hier geht es vor allem um biographische
Zusammenhänge, während im folgenden Kap. ..Diesterwegs
Anschauungen über Pädagogik. Religion und Religionsdidaktik bis
1820" anhand von vier frühen Schriften erarbeitet werden. In diesem
Zusammenhang wird das Religionsv erständnis des jüngeren Diesterweg
sorgfältig erhoben, so daß unser Bild von Diesterweg bereichert
wird. Seine Einordnung „als Vertreter eines revidierten, fortgeschriebenen
Philanthropismus" (S. 145) erscheint einleuchtend. Sein Verständnis
von Religion („sie ist letztes Prinzip im Leben, sie prägt qua
Moral das Verhalten der Menschen") bedeutet Für das Schulfach Religion
: „es verschwindet, religiöse Erziehung sublimiert in Erziehung
allgemein, Religion, dogmatisch entkleidete reduzierte Religion wird
zum Unterrichtsprinzip." (S. I 50)

In Kap. 4 „Erziehung und Religion in der ersten Moerser Zeit bis
1826" wird herausgearbeitet, wie Diesterweg nun auf einmal als
Lehrerbildner an einer staatlichen Einrichtung vor der Aufgabe steht.
Religionsunterricht konkret durchzuführen und wie die Forderung
nach Auslegung, Begründung und Beweisführung in allem nun auch
Für den Religionsunterricht als Verfahren herausgearbeitet wird. Die
Kontinuität zu früher besteht darin, daß die religiöse Erziehung auf
dem unveränderten Religionsbegriff und der Pädagogik Diesterwegs
ruht, aber die Zielsetzung darf sich nicht vom anderen Unterricht
unterscheiden. ..So wie aller anderer Unterricht herausragenden Wert
auf die Erziehung der Schüler, die Disziplin, die Moral legt, so hat
auch bzw. richtiger: ganz, besonders der Religionsunterricht diesen
Zielen zu dienen, daß die Religion in ihrem Kern mit Moral identisch
ist." (S. 187)

Es folgt die Analyse des Zeitraumes von 1827-18.35. der pädagogisch
fruchtbar ist. in religiöser und religionsdidaktischer Hinsicht
aber keine grundlegend neuen Ansätze bringt. Das gleiche Ergebnis
erbringt Kap. 6 ..Religion und Institution: Bestandsaufnahme der
Jahre 1835-1847". Am Ende dieser Zeit zeigt sich, daß unter den
gegebenen staatlichen, gesellschaftlichen und kirchlichen Voraussetzungen
an eine Verwirklichung der schulpolitischen Vorstellungen
von Diesterweg nicht zu denken ist.

Kap. 7 ist überschrieben: „Nach dem Bruch: Schule und Religionsunterricht
ohne den Faktor Kirche". Diesterweg vertritt nun ein diastatisches
Modell: hier Vernunft. Moral und Religion, dort Kirche
und sterile kirchliche Lehre. Daraus folgt ein „allgemeiner Religionsunterricht
" (S. 31811"). in dem es um Biblische Geschichte. Sittenlehre
der ganzen Welt. Gebet und Andachtsübungen, des Lehrers Beispiel
und die größere Innerlichkeit des ganzen Unterrichts" geht. - In
einem Exkurs „Diesterweg und die Theologie" (S. 373ff) werden zwar
keine neue Einsichten vermittelt, aber es wird dankenswerter Weise
noch einmal das zusammengefaßt, was in den einzelnen Kapiteln zu
diesem Thema zu sagen war. Darum eignet sich dieser Exkurs gut zum
Einstieg in die Lektüre des Buches.

Im 8. Kap. wird Diesterwegs Religionsdidaktik durchaus kritisch
und differenziert auf ihre Bedeutung Für die Gegenwart befragt.

Der Umgang mit den Quellen ist in der Untersuchung durchgängig
sorgfällig, die Sekundärliteratur wird gründlich verarbeitet. Die
Untersuchung hat in der Tat ihre Hauptabsicht, Diesterwegs Religionstheorie
und -didaklik zu erarbeiten, eingelöst und damit einen
wichtigen Beitrag zur Dicsterwegforschung wie zur Erforschung der
Geschichte der Religionspädagogik überhaupt geleistet. Sie hat zugleich
gezeigt, dal.) die Religionsdidaktik Diesterwegs in spezifisch