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Ausgabe:

1988

Spalte:

238

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Weinmann, Thomas

Titel/Untertitel:

Tarifverträge für kirchliche Mitarbeiter? 1988

Rezensent:

Weinmann, Thomas

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237

Theologische Litcraturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 3

258

Treu, Ulrike: Die Prager Weltkirchenkonferenz für Frieden und
Freundschaft (1928) des Weltbundes für internationale Freundschaftsarbeit
der Kirchen unter besonderer Berücksichtigung der
deutschen Landesvereinigung. Diss. Halle 1986. 256 S.

Die vorgelegte Arbeit versucht den fast völlig vergessenen Weltbund
für Internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen und die von
diesem Bund 1928 in Prag veranstaltete Wcltkirchenkonferenz für
Frieden und Freundschaft in die wissenschaftliche Diskussion wieder
einzuführen. Ansatzpunkt war die Feststellung einer Diskrepanz zwischen
der Bewertung von Prager Konferenz und Weltbund in der
damals zeitgenössischen und in der gegenwärtigen Fachliteratur.
Denn zur Zeit seines Wirkens (1914-1948) wurde der Weltbund als
eine der Hauptströmungen in der ökumenischen Bewegung anerkannt
und die Prager Konferenz von 1928 in einer Reihe mit den Welt-
kirehenkonferenzen von Stockholm (1925) und Lausanne (1927) gesehen
. Der Weltbund verstand sich selbst als eine Bewegung politischer
Pazifisten christlicher Prägung bzw. Motivation innerhalb der Kirchen
. Seine Zielstellung fand er in der politischen Friedenssicherung
durch vertraglich garantiertes Völkerrecht und internationale
Schiedsgerichtsbarkeit, für die er sich durch das Evangelium beauftragt
und bevollmächtigt sah. Die theologische Reflexion seiner
Friedensarbeit spielte, abgesehen von einigen deutschen Bemühungen
von Dietrich Bonhoeffer, dem Berliner Ökumeniker Max Diestel
u. a., in der Praxis eine nur untergeordnete Rolle. Dem Problem der
theologischen Grundlegung der Arbeit des Weltbundes wurde ein
längerer Exkurs unter besonderer Berücksichtigung Bonhoeffers
gewidmet. Strukturell warder Weltbund locker organisiert, die einzelnen
Landesvereinigungen waren durch das Internationale Komitee,
das höchste Leitungsgremium auf internationaler Ebene, lose verbunden
. Die finanzielle Sicherung der Organisation wurde hauptsächlich
von der amerikanischen Landesvereinigung getragen, die dadurch
auch einen entscheidenden Einfluß auf die Leitung des gesamten
Weltbundes hatte. Außer in den USA gab es noch in Großbritannien,
Deutschland, Frankreich und den Niederlanden zahlenmäßig starke
und profilierte Landesvereinigungen.

Auf Grund der Quellenlage wurde die Arbeit im Sinn des Untertitels
eingegrenzt und besonders die deutsche Weltbundgruppe berücksichtigt
. Da der längste Abschnitt im Wirken des Weltbundes mit
dem Höhepunkt der Prager Konferenz 1928 in die Zeit der Weimarer
Republik in Deutschland fällt, wurde die Darstellung mit einer Einordnung
des Bundes in die geistig-politische und kirchengeschichtliche
Situation dieser Zeit begonnen. Im geistigen und politischen
Klima der Weimarer Republik, das von militaristischen und antidemokratischen
Strömungen, auch innerhalb des deutschen Protestantismus
, geprägt war, gehörte der Weltbund zu einer Minorität
von demokratischen und pazifistischen Bewegungen, deren Anliegen
nicht typisch für die politischen Forderungen der Zeit war. Die Entstehungsgeschichte
der Prager Konferenz läßt sich bis 1926 zurückverfolgen
, entscheidend für die Organisation eines Weltkirchen-
kongresses war der Einsatz des deutschen Sozialethikers, Ökumeni-
kers und Pazifisten Friedrich Siegmund-Schultze (1885-1969), eines
der beiden Gründer des internationalen Weltbundes überhaupt.

Die Weltkirchcnkonferenz für Frieden und Freundschaft des Weltbundes
für Internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen fand vom
24. bis 30. August 1928 in Prag statt. Es versammelten sich dazu
500 Delegierte aus aller Welt. Aus Deutschland nahmen 74 namentlich
ermittelte Delegierte, Besucher und Studenten teil, deren Daten
ftt" eine Kurzbiographie zum größten Teil erstellt werden konnten.
Nach Untersuchung aller zugänglichen Quellen wurde deutlich,
daß die Prager Konferenz nicht nur den Höhepunkt im Wirken des
Weltbundes darstellt, sondern auch in ihrer Bedeutung den Welt-
kirchenkonferenzen von Stockholm und Lausanne gleichrangig zu
bewerten ist. Dem entsprichtauch die große und überwiegend positive
Resonanz in der in- und ausländischen Presse auf die Prager Konferenz
. Die längerfristigen Wirkungen liegen in den Impulsen für die
Weltbundarbeit selbst, die u. a. in der Entschließung von Eisenach-

Avignon zum Tragen kommen, bis hin zum Interesse und der Relevanz
für die gegenwärtige Friedensdiskussion. Denn der Weltbund
und die Prager Abrüstungskonferenz von 1928 sind unverzichtbarer
Bestandteil einer im deutschen Protestantismus des 20. Jh. fast vergessenen
friedliebenden Traditionslinic der evangelischen Kirchen,
deren Geschichte, Selbstverständnis, Ziele und Aufgaben wesentliche
Anregungen für Fragen und Probleme von Frieden und Abrüstung
heute geben können und müssen.

r

Weinmann, Thomas: Tarifverträge für kirchliche Mitarbeiter? Ein

Beitrag zur Entscheidung der evangelischen Landeskirchen, für ihre
Mitarbeiter Tarifverträge abzuschließen bzw. mit der Setzung des
kirchlichen Arbeitsrechts eine paritätisch besetzte Kommission zu
beauftragen. Diss. Tübingen 1985. XVII, 369 S.

Die Arbeit hat zwei Hauptteile. Im ersten Teil wird versucht, das
Gesetzgebungsverfahren innerhalb der einzelnen Landeskirchen zu
verfolgen und die in den einzelnen Synoden vorgebrachten Gesichtspunkte
zu ordnen und darzustellen. Von den 17 Kirchen haben sich
1 1 gegen Tarifverträge entschieden, desgleichen das Diakonische
Werk. Zwei Kirchen haben sich für Tarifverträge entschieden. Als
Schwerpunkt der synodalen Argumentation wurde dabei festgestellt,
daß die Kirche mit ihrer Ordnung ihr Wesen zu bekennen habe.
Unterlasse sie dies, verrate sie ihren Herrn. Im zweiten Hauptteil wird
versucht, die Tragweite dieses gewichtigen Arguments auszuloten,
und zwar unter Einbindung in die aktuelle kirchenrechtliche Grundsatzdiskussion
. Dabei wurde festgestellt, daß es neben dem „bekennenden
Kirchenrecht" („Bekennen" verstanden als ein Abbilden in
Entsprechung nach außen) noch eine andere Art von Recht bzw. Ordnung
innerhalb der Kirche gibt; deren Sinn und deren Umfang sind
bisher in der kirchenrechtlichen Diskussion so gut wie nicht erörtert
worden. Dies zeigt sich u. a. an der unzureichenden Auseinandersetzung
mit dem Problem des Zwanges (oder weitergehend: der Sanktion
) innerhalb der Kirche.

Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, daß es sich bei der Entscheidung
, ob man Tarifverträge in der Kirche einführen soll oder nicht,
wesentlich um jenes andere Recht handelt, das bisher kaum erörtert
wurde. Ein „Bekennen" im obigen Sinne würde dazu fuhren, daß
wesentliche Erkenntnisse der Rechtfertigungslehre mißachtet würden
.

Zeitschriftenschau

Reformätus F.gyhaz 38, 1986

Redaktion: A kenösis es az isteni hatalom megnyilvänuläsa a Jänos
evangeliumäban (Die Kenosis und die Offenbarung der göttlichen Macht im
Johannesevangelium)S. 29-33.

Bekefi, Lajos: A Szentlelek Krisztusröl tesz bizonysagot, vallästetelre indit,
igazsägra vezerel (Der Heilige Geist legt Zeugnis von Christus ab, veranlaßt zum
Glaubenszeugnis, führt zur Wahrheit) S. 56-60.

llantos. Jenö: Ifjak a gyülekczetben (Jugendliche in der Gemeinde)
S. 67-69.

Bekesi. Andor: Üj Institutiö forditäs (Eine neue Institutio-Übersetzung)
S. 75-77.

Bekesi, Andor: Üj Kälvin portre(Ein neues Calvin-Porträt) S. 99-102.
Szabo, Läszlö: Kälvin, az igehirdetö (Calvin als Prediger) S. 102-104.
Boross, Geza: Kälvin pncumatolögiäja (Die Pneumatologie Calvins)
S. 104-106.,

Maczi, Istvän: Keressünk, kerjünk, neveljünk munkatärsakat! (Suchen, erbitten
und erziehen wir Mitarbeiter!) S. 121-123.

Horvath, György: Kälvin es a reformäciö radikälisai (Calvin und die Radikalen
der Reformation) S. 164-167.

Szenasi, Sändor: Kälvin irodalmi jelentösege (Die literarische Bedeutung
Calvins) S. 184-185.

Barcza. Jöszef: A XVI. szäzadi magyar reformätus hitvalläsok tanitäsa az
ürvacsoräröl (Die Lehre vom Abendmahl in den ungarischen reformierten
Bekenntnissen des 16. Jahrhunderts) S. 196-199.