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Ausgabe:

1988

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Neuerscheinungen

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I

209 Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 3 210

ist jeweils die Struktur des Papyrus erkennbar, an dem sie einst hafteten
. Ihre Größe liegt zwischen 11x13 mm und 16x19 mm. Alle Abdrücke
stammen nicht von einer legalen Ausgrabung, sondern aus
dem Antikenhandel. Nach Auskunft eines Jerusalemer Antikenhändlers
aus dem Jahre 1975 soll das Material nahe bei Teil Bct Mirsim
gefunden worden sein. Das Faktum, daß diese Gruppe von Bullae
nicht aus einer legalen Grabung stammt, ist natürlich sehr bedauerlich
, da dadurch ihr stratigraphischer Kontext fehlt, was ihre kulturgeschichtliche
Einordnung erschwert und in mancher Beziehung
hypothetisch bleiben läßt. Über die Echtheit des Materials kann
jedoch nach den gründlichen Untersuchungen Avigads kein Zweifel
bestehen!

Die althebräische Schrift der Bullae läßt sich typologisch in drei
Gruppen unterscheiden: 1) klassische althebräische Schrift des
7. Jh. v. Chr., 2) eine dieser sehr ähnlichen Schrift (in diesem Typus ist
der Großteil der Abdrücke gehalten) und 3) eine flüchtige, teils
unsorgfältige Schrift. Die paläographische Prüfung läßt somit eindeutig
den Schluß zu, daß das Material aus der letzten Phase der
Eisenzeit II C (Ende 7./Anfang 6. Jh. v. Chr.) stammt. Die belegten
Beamtentitel: 'ir I hbjt (Nr. 1-3), 'bd hmlk (Nr. 4-5), bn hmlk
(Nr. 5-7), spr (Nr. 9) und sr h'r (Nr. 10) sind durchwegs auch sonst
bezeugt und für die judäische Monarchie typisch. Besonders die
Bullae Nr. 8 und 9 (Ijrhm 1 bn hmlk und Ibrkjhw bn nrjhw hspr) sind
historisch besonders wichtig. Der Prinz Jerachmeel ist aus Jer 36,26
bekannt; und unter Baruchjahu ist der Schreiber und Vertraute des
Propheten Jeremia zu verstehen. Sein Siegelabdruck stammt noch aus
der Zeit, als er hoher königlicher Beamter war, also vor dem Jahre
605/604 v. Chr.

Das umfangreiche Material birgt auch eine Reihe von bisher noch
nicht bekannten althebräischen Namen: pdjhw (unsichere Lesung)
und jhwqm (Nr. 12), jhw'b (Nr. 31; erster Beleg für volle Form des
biblischen Namens Joab), 'Ijhw (Nr. 35), h'djhw (Nr. 36), g'lj
(Nr. 39-40), msms (Nr. 70), jhw'h (Nr. 71-73), 'l$dq (Nr. 84), mns
(Nr. 103; Abkürzung Tür Manasse?), pgj (Nr. 104), msr (Nr. 108),
mS'nQir. 112), 'ddnjhj (Sr. 113), ngbj(Sr. 120), nmsr (Nr. 123), Irhj
(Nr. 126), -srjht (Nr. 127), s't und jsp (Nr. 131), ksl' (Nr. 132), pth
(Nr. 153). Insgesamt sind 132 verschiedene Namen belegt. Die
meisten davon sind theophore Namen entweder in voller oder in abgekürzter
Form.

Der Schluß des Vf., daß wir hier die Reste des Materials eines königlichen
, judäischen Archivs vor uns haben, ist gerechtfertigt und naheliegend
. "The archive probably continued in use for another eighteen
years, until it was burned upon the fall of Judah in 586 BCE."
(p. 130)

Diese ausgezeichnete Studie Prof. Avigads sollte nicht nur den Spezialisten
der althebräischen Epigraphik bekannt sein, sondern auch
von anderen Vertretern der alttestamcntlichen Bibelwissenschaft studiert
werden.

Wien KarIJaros

Murphy-O'Connor, Jeröme: Corinthc au temps de Saint Paul, d'apres
les textes et l'archeologie. Paris: Cerf 1986. 297 S. m. II Abb. 8°.
ffr 119.-.

Das 1983 unter dem Titel "St. Paul's-Corinth. Texts and Archaeo-
l°gy" erschienene Buch des seit 20 Jahren an der Exole biblique et
archeologique in Jerusalem lehrenden Vf. liegt nun in einer französischen
Übersetzung vor. Die von J. H. Elliott verfaßte Einführung
bereitet den Leser darauf vor, daß er es hier mit einer Fundgrube hinsichtlich
aller Informationen über das historische, soziale und kulturelle
Leben des spätantiken Korinth zu tun hat. Diese Einschätzung
wird bei der Lektüre bestätigt.

In dem umfangreichsten, ersten Hauptteil werden die Texte von 21
griechischen und lateinischen Autoren vom 1. Jh. v.Chr. bis zum
2- Jh.n.Chr. zitiert und kommentiert. Sie begegnen in chronologischer

Reihenfolge (von Antipatros von Sidon bis Athenaios von Naukratis);
lediglich die Aussagen des Pausanias stehen am Anfang, weil sie durch
ihre Ausführlichkeit für das Verstehen auch der älteren Zeugnisse
grundlegend sind. Die Texte werden in französischer Übersetzung
geboten, in den Zusammenhang von Leben und Werk des jeweiligen
Autors gestellt und mit Konzentration auf das Wesentliche kommentiert
, wobei auch aufschlußreiche sachliche Querverbindungen gezogen
und archäologische Funde ausgewertet werden.

Der zweite Hauptteil beschäftigt sich mit der Frage „Wann ist Paulus
nach Korinth gekommen?". Hier werden zunächst die Zeugnisse
für das Claudius-Edikt untersucht; das Ergebnis lautet (in Übereinstimmung
mit G. Lüdemann): Claudius ließ im Jahre 41 christliche
Missionare aus Rom vertreiben und entzog einer an den Unruhen
beteiligten Synagoge das Versammlungsrecht. Die Frühdatierung des
Edikts erfolgt unter Hinweis auf Dio Cassius. Da Paulus auch nach
J. Murphy-O'Connor im Jahre 49 nach Korinth kam, wird die Zeitangabe
von Apg 18,2 als eine lukanische Kombination verstanden (in
Analogie zu Luk 2,2). Das Prokonsulat Gallios wird unter eingehender
Auswertung der Inschrift von Delphi von Juli bis Oktober 51
datiert; in diesem Zusammenhang erfährt man auch Näheres über
Herkunft, Charakter und Karriere Gallios.

Im dritten Teil kommt die Archäologie thematisch zu Wort: Ausmaß
und Anordnung eines Privathauses aus der Zeit des Paulus veranschaulichen
die vom Apostel gerügten Mißstände bei der Feier des
Herrenmahls; die Anlage des Asklepiostempels illustriert die in der
korinthischen Gemeinde diskutierte Teilnahme an heidnischen Kultmahlzeiten
; die Einrichtung der korinthischen Läden und Werkstätten
ergibt, daß Paulus auch bei seiner Arbeit missionarisch tätig sein
konnte; für 2Kor 3,1-3 wird auf Inschriften mit selbstempfehlendem
Charakter hingewiesen.

Ein Anhang enthält den griechischen Text der Gallioinschrift und
erörtert die vorgeschlagenen Ergänzungen der Lücken. Eine umfangreiche
, freilich nicht vollständige Bibliographie sowie vielseitige
Indices schließen das im übrigen reich illustrierte Buch ab.

Dem Autor ist für seinen neuerlichen Beitrag zur Förderung des
Verständnisses der Korrespondenz des Paulus mit den Korinthern
herzlich zu danken.

Berlin Christian Wölfl"

Biran, Avraham: The Danccr from Dan, the Empty Tomb and the Altar
Room(IEJ 36,1986,168-187).

Naveh, Joseph: A Medical Documcnt or a Writing Exercise? The So-called
4Q Therapeia (IEJ 36, 1986,52-55).

Naveh, Joseph: Unpublished Phoenician Inscriptions from Palestine(IEJ 37,
1987,25-30).

Schwank, Benedikt: Die neuen Ausgrabungen in Sepphoris (BiKi 42, 1987,
75-79).

Vuk, Tomislav: Neue Ausgrabungen in Jerusalem - Ketef Hinnom (BiKi 42,
1987,30-36).

Kirchen- und Konfessionskunde

Klöckener, Martin: Die Liturgie der Diözesansynode. Studien zur
Geschichte und Theologie des ,,Ordo ad Synodum" des „Ponti-
ficale Romanum". Mit einer Darstellung der Geschichte des Ponti-
fikales und einem Verzeichnis seiner Drucke. Münster/W.:
Aschendorff 1986. XXXV, 361 S. gr. 8' = Liturgiewissenschaftliche
Quellen und Forschungen, 68. Kart. DM 98,-.

Das Buch entstand als Dissertation auf Anregung und in durchgängiger
Förderung durch den namhaften Paderborner Liturgiewissenschaftler
Professor Dr. Dr. H. Rennings. Sie will erweisen, daß
die liturgischen Stücke von Synodenordnungen niemals nur Rahmenwerk
sind. Sic sollen vielmehr Kirchenvcrsammlungcn vom Konzil
bis zu Provinzial- und Diözesansynoden als Dienst von Menschen zur