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Ausgabe:

1988

Spalte:

175-177

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Das Deuteronomium 1988

Rezensent:

Kaiser, Otto

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Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 3

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beruht. Hinzuweisen ist besonders auf die Ausführungen über die
Guru-Verehrung. Denn der'Guru nimmt heute als Typus religiöser
Autorität vielfach eine zentrale Stellung auch in anderen neuen Religionen
ein, deren gegenwärtige Bedeutung größer ist als die der
Ramakrishna-Bewegung.

Heidelberg Günter Lanczkowski

1 Friedrich Max Müller, Ramakrishna. His Life and Sayings. London 1899,
'Kalkutta 1951.

2 Romain Rolland, La vie de Ramakrishna. Paris 1929, dt. Das Leben des
Ramakrishna. Zürich 1930.

Ayoub, Mahmoud Mustafa: The word of God in Islam (GOTR 31, 1986,
69-78).

Berner, Ulrich: Ansätze zur Religionsforschung (VF 32, 1987,96-97).

Hummel, Reinhart: Gurus in Ost und West. Hintergründe - Erfahrungen -
Kriterien. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1987. 176 S.
8- = GTB/Siebenstern782. Kart. DM 14,80.

Sequeira, A. Ronald [Hg.]: Gandhi für Christen. Eine Herausforderung. Freiburg
-Basel-Wien: Herder 1987.222 S. 8' = Herderbücherei, 1345. DM 10,90.

Stcnshoel, Peter: The „New Age" Anthropology (Dialog 26,1987,49).

Tworuschka, Udo [Hg.]: Der Weg zum Heil: Buddha. Mit einer Einführung
hg. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1987. 64 S. m. zahlr. Abb.
8* = GTB Siebenstern, 482. Kart. DM 7,80.

Altes Testament

Lohfink, Norbert [Hg.]: Das Deuteronomium. Entstehung, Gestalt
und Botschaft. Leuven: University Press; Leuven: Peeters 1985. XI,
382 S. gr. 8" = Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lova-
niensium, LXVIII. Kart. BF 2000.-.

Der vorliegende, von Norbert Lohfink betreute und konziliant eingeleitete
Band enthält 27 Referate und Kurzreferate, die auf dem
33. Colloquium Biblicum Lovaniense im August 1983 gehalten
worden sind, sowie einen weiteren, anläßlich des 50. Todestages
A. Van Hoonackers verfaßten Beitrag, der seine Bedeutung als Ausleger
des Deuteronomiums nachzeichnet und so dem genius loci huldigt
. Sein Verfasser, J. Lust, hat dem Band auch eine abschließende
Bibliographie des großen Gelehrten beigegeben (S. 13-23 bzw.
363-368). Wer die zahlreichen, eine grobe Gliederung in forschungsgeschichtliche
, das Phänomen des Deuteronomiums und des Buches
als eines Ganzen, des Textes und von Einzelproblemen wie schließlich
des Deuteronomistischen Geschichtswerkes erlaubenden Beiträge
nacheinander liest, mag zunächst von der Vielfalt der Stimmen
und der ihr entsprechenden methodischen Divergenz verwirrt werden
. Gibt er sich jedoch abschließende Rechenschaft über das Gelesene
, zeichnen sich trotzdem einige Grundlinien ab, die dazu berechtigen
, den Kongreß ebenso wie den Sammelband als einen Erfolg
für die alttestamentliche Wissenschaft zu bezeichnen:

Um diesen Eindruck zu vermitteln und zugleich dem Leser einen
Leitfaden an die Hand zu geben, sehen wir von der tatsächlichen
Abfolge der Beiträge in dem Sammelband ab, um die erzielten Ergebnisse
und Probleme in den Vordergrund zu rücken. Nachdem in den
zurückliegenden Jahren das Verhältnis zwischen dem Deuteronomium
und P, aber auch zwischen ihm und der JE-Erzählung kontrovers
diskutiert worden ist, verdient es Beachtung, daß die Hypothese
von M. Rose, die Erzählung in Numeri sei jünger als die historischen
Anspielungen in Dtn 1-3, nachhaltig von L. Perlitt in seinem
temperamentvollen Plädoyer für den Vorrang der Literarkritik und
deren Bedeutung für eine die Geschichtlichkeit ernst nehmende Theologie
„Deuteronomium 1-3 im Streit der exegetischen Methoden"
(S. 149-163) ihre Widerlegung gefunden hat: So wie die geographischen
Daten in diesen Kapiteln dem Josuabuch entnommen sind,

greifen die historischen Anspielungen auf die ältere Geschichtserzählung
zurück. Am Beispiel von "The Destruction of the Calf
(Exod 32,20/Deut 9,21)" (S. 208-251) kommt C. T. Begg zu einem
vergleichbaren Ergebnis. S. A. Kaufman wiederum plädiert in "Deu-
teronomy 15 and Recent Research on the Dating of P" (S. 273-276)
unbeschadet der Tatsache, daß P ältere priesterliche Überlieferungen
verarbeitet hat, für die klassische zeitliche Vorordnung von D vor P,
die bekanntlich die Achse der ganzen Neueren Urkundenhypothese
darstellt. Trotzdem sind die Akten über das absolute Alter des Deuteronomiums
selbst nicht geschlossen. Die Schlüsselfunktion, die bei
seiner zeitlichen Ansetzung der Erzählung über die Josianische
Reform 2Kön 22-23 zukommt, wird einerseits durch den Beitrag von
M. J. Paul "Hilkiah and the Law (2 Kings 22) in the 17th and 18th
Centuries: Some Influences on W. M. L. de Wette" (S. 9-12) und
N. Lohfinks „Zur neueren Diskussion über 2Kön 22-23" (S. 24-48)
unterstrichen. Dabei setzt sich Lohfink kritisch zumal mit der Arbeit
von H.-D. Hoffmann auseinander, der er die Verlagerung von der
literarkritischen auf die überlieferungsgeschichtliche Problematik
vorwirft, um weitere diachrone, selbst mit mehrfachen Schichtungen
rechnende Untersuchungen ausdrücklich willkommen zu heißen.
Ernst Würthweins leider erst 1984 erschienener Kommentar
(ATD 11/2) bietet sich inzwischen dem Leser an, der auf diesen
Pfaden weitergehen möchte. Die bestehende Unsicherheit im Blick
auf die Datierung des Deuteronomiums wird deutlich, wenn man den
Beitrag von G. Braulik mit dem von L. J. Hoppe vergleicht: Hoppe
plädiert in seinem knappen Aufsatz "Jerusalem in the Deuterono-
mistic History" (S. 107-110), von der geschichtlichen Realität der
zentralen Bedeutung Jerusalems ausgehend, für eine nachexilische
Entstehung des Deuteronomiums und der deuteronomistischen Geschichtsschreibung
. Dagegen läßt sich freilich einwenden, daß es
historische Anlässe Tür die Aufstellung eines zunächst utopischen Programms
gegeben haben könnte. Und so stellt sich Braulik die Entwicklung
des Deuteronomiums in seinem Beitrag „Die Abfolge der
Gesetze in Deuteronomium 12-26 und der Dekalog" (S. 252-272)
umgekehrt dar: Für ihn liegt der Kern des Buches gerade in den
c. 12 - 16 + 26. Erst in der Exilszeit wären nach ihm die verfassungsrechtlichen
c. 17-18 und in einem weiteren, exilisch-nachexilisch
anzusetzenden Entwicklungsstadium die c. 19-25 hinzugefügt. Erst
auf dieser letzten Stufe wäre weiterhin der Bezug zum Dekalog als
Ordnungsprinzip hergestellt. Im Blick auf das Königsgesetz in Dtn 17
ließe sich dieses Ergebnis mit dem von F. Garcia Lopez «Le Roi
d'Israel: Dt 17,14-20» (S. 277-297) erzielten vereinbaren, der in dem
Königsgesetz einen protodeuteronomistischen Kern aus dem Nordreich
vor dem Fall Samarias und spätere, vermutlich exilisch-nach-
exilische Zusätze findet. Vor allem aber entspricht der Braulikschen
Grundthese von der erst nachträglichen Berücksichtigung des Dekalo-
ges der Beitrag von C. Brekelmans "Deuteronomy 5: Its Place and
Function" (S. 164-173), nach dem Dtn 5 erst der Endredaktion des
Deuteronomiums angehört. Freilich beurteilt J. Vermeylens«Lessec-
tions narratives de Deut 5-11 et leur relation ä Ex 19-34»
(S. 174-207) die Dinge umgekehrt, indem erden Grundbestand von
c. 5 bereits zur primären Einleitung des Buches rechnet. Dagegen
spricht m. E. die pluralische Rahmung, so daß ich Braulik und Brekelmans
darin zustimmen möchte, daß c. 5 mit seiner Wiederholung des
Dekalogs und demgemäß auch die dekalogische Strukturierung des
Gesetzteiles nicht zum Grundbestand, sondern erst zu einer späteren
Bearbeitung gehören kann.

Daß wir im Deuteronomium mit mehreren Schichten zu rechnen
haben, entspricht nicht nur der Sicht von Perlitl, Braulik, Brekelmans
und selbstverständlich auch Vermeylen, sondern das findet seine
exemplarische Illustration in M. Anbars Vergleich zwischen
Dtn 27,2-8 und Jos 8,30-32(5), "The Story of the Building of an
Altar on Mount Ebal" überschrieben (S. 304-309). Anbar kommt
hierzu dem Ergebnis, daß der Abschnitt Dtn 27,2 ff von dem erst dem
Spätstadium der deuteronomistischen Schule angehörenden Verfasser
von Jos 8,30ff an seinen Text angeglichen worden ist. Auf die Spuren