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Ausgabe:

1987

Spalte:

149

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Johannsen, Friedrich

Titel/Untertitel:

Gleichnisse Jesu im Religionsunterricht 1987

Rezensent:

Winkler, Eberhard

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Seite 1

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149 Theologische Literaturzeitung I 12. Jahrgang 1987 Nr. 2 150
it.

u"igang mit religiöser Erfahrung heute bei Kindern und Schülern in Schwestern, die sich nach lebenslanger Trennung kaum ein Wort

Religionsunterricht und Christenlehre durch unreflcktierte Über- mehr zu sagen wissen" (9). Aber in einer diakonischen Einrichtung

"ahme des Glaubens- und Religionsbegriffs der Dialektischen Theo- müssen beide nicht nur miteinander reden, sondern gemeinsam eine

'°gie durch einige Theologen einer nachfolgenden Generation ent- Aufgabe durchführen.

standen ist. Um Glauben und Leben zu verbinden, hat man durchaus Endlich, so möchte man sagen, liegt die Bearbeitung eines Fragen-
"nmer wieder versucht, theologische Inhalte in eine wechselseitige bereiches vor, der-welche,,merk würdige Tatsache" (9)!-trotz seiner
eziehung zu den religiösen Erfahrungen von Schülern und Jugend- fundamentalen Bedeutung für die Diakonie „bis heute noch kaum je
lchen zu setzen. Man stellte einerseits biblisch-religiöse Unterrichts- ausdrücklich thematisiert" (ebd.) worden ist. Darum darf dieses Buch,
Stoffe und andererseits sozialkundliche Themen nebeneinander. Aber natürlich vor allem bei der vom Vf. benannten Ziclgruppe, diako-
die erwünschte Korrelation kam nicht zustande. Die in den einzelnen nische Leitungsgremien (11), mit größtem Interesse rechnen. HolTent-
hemen vorausgesetzten Erfahrungsbereiche des eigenen Lebens, des lieh jedoch nicht nur bei denen, die in der täglichen Leitungspraxis
Lebens mit anderen, der Begegnung mit Religion und Religionen und innerhalb der Diakonie mit Theologie und Ökonomie, mit Glaubens-
dann die Erfahrung mit dem Leben der Kirche ließen sich durch ein grundsätzen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten integrativ um/u
faktisches Strukturgitter nicht einfangen. Die „Glaubenskunde" gehen sich bemühen - „integrativ" (z. B. 29) bzw. „integral" (z. B. 45).
'eb bei diesem theologischen Ansatz erfahrungsfern, die „Lebens- „Integration" (z. B. 146) - Schlüsselworte zum Verständnis eines
nde ' glaubensfern. Hauptanliegens des Vf.! -, sondern bei allen, die als Leitende oder als
Kap. 7 (Elementare Strukturen und Perspektiven zur Thcodizee- Lehrende (und darum auch als Lernende) sich Tür die Auftragsgemäß-
"^ge im Rahmen biblischer Theologie) und Kap. 8 (Erträge) zeigen heit und Glaubwürdigkeit dieses Dienstbereiches der Kirche, der
nun neue Wege auf, und zwar an konkreten Beispielen (Erdbeben, Diakonie heißt, engagieren. Nicht zuletzt darf solches Interesse dort
■Ob, Flutberichte). erwartet werden, wo die Lehrstühle für Praktische Theologie stehen.
Der Vf. hat es sich bei der Sichtung vorliegenden Unterrichtsmate- denn der Vf. möchte seine Darlegungen auch als „Appell" an die
na's n'cht leicht gemacht. Die von ihm dargestellte Auswahl ist exem- Hochschultheologie verstanden wissen. „Diakonie" als eine „in der
P'arisch und zugleich fundamental. Bundesrepublik" wie „auch in der DDR hochentwickelte Existenz-
So ist die Untersuchung ein wichtiger Beitrag zur Konzeption eines form von Kirche verstärkter als bisher wahrzunehmen" (12). Schließ-
schülerorientierten Bibclunterrichts. Der „Religionslehrer vor Ort" lieh signalisiert er, der Systematiker, sein Interesse, zu erkunden.
). Tür den das Buch doch auch geschrieben sein wollte, wird aber inwieweit die Beschäftigung mit der „Sondersituation diakonischer
°ch noch viel arbeiten müssen, bis er ein Unterrichtsprojekt zur Unternehmen" als „Modcllsitualion" zum Durchdenken „grundsätz-
odizeefrage w'r(^ k°nzipiercn können: „Warum läßt Gott es zu, licher Fragen" einer theologisch bestimmten Wirtschaftsethik dienen
"es in unserer Welt soviel Sinnlosigkeit, Leid und himmclschrci- könnte (17).
endc Ungerechtigkeit gibt?" (Leitfrage des Vorworts). Die besondere Aktualität für die Bearbeitung des Themas sieht der
Greifswald Günther Kehnscherper Vf-und mit ihm gewiß jeder, dem die anstehenden Probleme einigermaßen
bekannt sind - in der weltwirtschaftlich wie auch volkswirt-
. schaftlich angespannten Situation. Die „Zeichen der Zeit" sprechen
°hannsen. Friedrich: Gleichnisse Jesu im Religionsunterricht. An- deutlich genug (36). Auch Für den Bereich der BRD gilt: „Das Leitregungen
und Modelle Tür die Grundschule. Gütersloh: Güters- prinzip Expansion muß abgelöst werden durch das Prinzip diako-
oher Verlagshaus Gerd Mohn 1986. 96 S. m. zahlr. Abb. 8' = GTB njscher Konzentration" im „theologisch überlegten, rationell-

^ebenstern 757. Religionspädagogik. DM 9.80. , c. , . . , , . ^

" o& sten Einsatz der begrenzter werdenden Mittel (ebd.).

'm ersten Teil skizziert J. Ansätze der Gleichnisauslcgung von der Einleitend gibt der Vf. - und das dürfte sich für die Interessen unter-

■^"egorese über Jülicher bis zur sozialgeschichtlichcn und tiefen- schiedlicher Leser als sehr hilfreich erweisen - Anleitung zum

Psychologischen Auslegung. In den didaktischen Erwägungen legt er Umgang mit den Texten bis hin zu ihrem praktischen Gebrauch

Cpt auf die Erschließung metaphorischer Rede und die Eröffnung (12-19). Wie überhaupt die unbedingte Praxisbezogenheit seiner

"euer Erfahrungen mit Hilfe der Gleichnisse. Der Hauptteil enthält Ausführungen besticht, die in entscheidenden Abschnitten den

°delle für den Unterricht mit didaktischen und methodischen Hin- Charakter einer .Handreichung', ja einer Handlungsanweisung.

*eisen zu Lk 10,25-37: Mt20,l-16; Lk 15,11-32; 14,16-24; haben. Vereinfacht kann darum das Ziel dieser Veröffentlichung so

* 4-3-8.30-32; Lk 16,3-9. Die verschiedenen hermeneutischen beschrieben werden: Es soll konkret Hilfe dazu gegeben werden, daß

Ansätze werden didaktisch aufgenommen, sofern sie als geeignet er- die institutionalisierte Diakonie Gestalt des .Glaubens, der in der

Scheinen. „die in den Geschichten ausgedrückten Möglichkeiten Liebe tätig ist', bleibt, nicht obwohl die ökonomischen Fragen eine zu-

^nnerhalb der konkreten Alltagserfahrung wahrnehmbar zu machen". nehmend größere Rolle spielen, sondern »eil Theologie und Ökono-

le können unter dem Aspekt entdeckenden Lernens „im Sinne einer mie sich wechselseitig so verzahnen, ja durchdringen können (64). daß

Mehrdimensionalen Erschließung ins Spiel gebracht werden" und „Diakonie als christliches Unternehmen" möglich ist.

komplementär erganzen. Die Beispiele zeigen in ansprechender Dieser Titel des Buches ist zugleich Untertitel des umfangreicheren

C|se. wie unterschiedliche Zugänge zu den Gleichnissen Kindern Teiles B der Veröffentlichung. Voraus geht Teil A „Diakonie als öko-

e"en können, im Kontext ihrer Lebenswelt und kreativ zu lernen, nomisches Unternehmen". Denn zuerst muß bedacht werden, warum

■auf welche Erfahrungen sich das christliche Reden von Gott be- es „leichter und offenbar akzeptabler (ist), über Diakonie theologisch

*'eht". zu sprechen als in der harten Sprache der Ökonomie" (22). Aber Dia-

E. W. konie ist „immer und sehr zentral ein ökonomisches Unternehmen"

(ebd). .Unternehmen' hier im Sinne einer rechtlichen, finanziellen

und sozialen Wirtschaftseinheit, die im „Unterschied zum markt-

Praktische Theologie: Diakonik orientierten Unternehmen . . . von Grund auf ein Non-Profit-Unter-

nehmen ist" (22). Befremdlich, ja schockierend wirkt auf den ersten

' "Her. Alfred: Diakonie als christliches Unternehmen. Theologische Blick (für Leser, die in einer sozialistischen Gesellschaftsordnung

^irtschaftsethik im Kontext diakonischer Unternehmenspolitik. leben, sicher stärker als anderswo), daß das Miteinander und Ineinan-

^ütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1986. 365 S 8'. der der bejden Existenzgrundlagen Theologie und Ökonomie in

art. DM 68,-. Begrifflichkeiten wie „Diakonisches Management", „diakonischer

-In der ganzen Breite von Gesellschaft. Wirtschaft und Wissen- Manager". „Management-Theologie". „Der Theologe als Manager"

Schaft sind sich Theologie und Ökonomie so fremd geworden wie zwei (siehe Inhaltsverzeichnis) abgehandelt wird. Allerdings nicht um