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1987

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1 12. Jahrgang 1987 Nr. 2

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theoretische Analyse der Frage nach der religiösen Sprache für den
christlichen Theismus im Rahmen der augenblicklichen Krise der
Modernität (vgl. 6) unternommen werden. Die Untersuchung will
eine neue theoretische Methodologie entwerfen (vgl. 7); sie entfaltet
sich dazu in zwei Teilen nach der Einleitung ,,Una teoria teolögica"
(17-62), die unter dem Titel des Buches die Situation und die
Elemente der christlichen Glaubensaussage unter deutlich inhaltlichem
Vorzeichen vorstellt. Der erste Teil heißt dann „Kerygma y
Teismo" (64-163). Er gliedert sich in die beiden Kapitel „Die
biblische Rede von Gott" und „Biblischer Theismus und christliches
Kerygma". Das erste stammt von 1985, das zweite aus dem Jahre
1972, indes erweitert und in den Anmerkungen auf den neuen Stand
gebracht. Der zweite Teil steht unter der Überschrift „Teismo y
Dogma" (167-316) und unterteilt sich wieder in zwei Kapitel: „Die
apophatische Frage", dieser Text war bislang nicht veröffentlicht, und
„Die Gottesaussage als Problem", schon 1973 gedruckt, jetzt aber
erweitert und in den Anmerkungen aktualisiert.

Ohne Zweifel kommt dem Problem des Sprechens von Gott große
Bedeutung zu. Ohne Zweifel ist zu seiner Klärung auch der Rückblick
in die christliche Glaubens- und Theologiegeschichte unerläßlich.
Vor allem mit solchen Rückblicken soll dem Glauben in säkulari-
siertcrUmwelt eine Möglichkeit zur Artikulation erschlossen werden.
Wie angedeutet bezieht sich der erste große Teil dazu auf die Sprache
der Bibel, die in großzügigen Zusammenfassungen zitatenreich
referiert wird, ausgehend vom archaischen Henotheismus der
Patriarchen über den theoretischen Monotheismus von Propheten
und Weisheitsliteratur des AT bis zum christlichen Theismus und der
Dialektik der Offenbarung. Nach dieser mehr historischen Übersicht
will das nächste Kapitel eine sachlich-thematische, hier: synchron
genannte Übersicht zum biblischen Theismus bieten. Dazu wird die
Gottesaussage betrachtet und eine Analyse des biblischen Theismus
versucht. Wieder wird reichlich zitiert. Bis in die Formulierungen
hinein sind einzelne Stellen wiederzuerkennen, etwa die Ausführun-
genaufS. 106 unddieaufS. I 18.

Der zweite große Teil handelt von der Sprache der Tradition. „Die
theologische Sprache des christlichen Theismus kennt von ihren
Ursprüngen her die unüberwindliche Spannung zwischen Offenbarung
und Geheimnis. Erkennbarkeit und Unerfaßbarkeit. Aussage
und Verneinung, Glaube und Vernunft. Diese Spannung konkretisiert
sich beispielhaft in der Konfrontation zwischen dem apophätischen
Entwurf einer Theologie des Geheimnisses und dem kataphatischen
Entwurf einer Theologie der Aussage über Gott." (167) Damit ist der
Ausgangspunkt der Übersicht über das religiöse Reden von der Väterzeit
über die Scholastik bis zur Aporie der Moderne und der postmodernen
Diskussion angegeben. Erkennbar hat auch dieser Text
einen eher historischen Charakter, während das Abschlußkapitcl
thematisch über die Erkennbarkeit Gottes in seiner Wirklichkeit bzw.
Existenz, über die Dialektik und Typologie der Analogie in der
religiösen Sprache und schließlich über die Spannung zwischen
Erkennen und Unerkennbarkeit im Glaubensdiskurs reden will, bevor
die Sprache des christlichen Theismus, d. h. die Attribute Gottes, das
Hellenisierungsproblem und die säkularistische Krise des christlichen
Theismus behandelt werden.

Bevor auf ein paar Einzelheiten hingewiesen wird, bleibt zu unterstreichen
, daß dieses Büch sicher für die spanischsprachige Welt ein
Thema aufgreift, das dort anregend und fruchtbar wirken kann. Es
vermittelt ja eine breite Auseinandersetzung mit den großen Neuansätzen
mitteleuropäischer Theologie, während merkwürdigerweise
die Herausforderung der analytischen Philosophie - trotz gelegentlichen
Hinweises auf I. U. Dalferth (41.51)- nicht aufgenommen ist.
Mit der „Gott ist tot"-Theologie und zeitgleichen Erscheinungen
scheint der wirksame Austausch zu enden. Von daher fragt sich
natürlich, wer der eigentlich gemeinte Adressat dieses Buches ist. Es
dürfte seinen vornehmlichen Sinn darin haben, den Glaubenden an
die Bedingungen seines Redens von Gott zu erinnern und ihm so zu
helfen, nicht zu simpel und zu mißverständlich seinen Glauben zu

formulieren. Aber auch dazu wäre vermutlich eine etwas strengere
Abstimmung der Texte hilfreicher gewesen. Man vergleiche etwa S.
194-197 mit S. 259-261 oder auch S. 243-247 mit S. 264-266. Nur
nebenher sei bemerkt, daß auch einem nichtspanischen Leser eine
ganze Reihe störender Druckfehler auflallen, was ebenfalls auf die
wünschenswerte Durcharbeitung solcher Texte für eine Buchveröffentlichung
insistieren läßt. Vermutlich wäre dann auch für das
wichtige Thema selbst noch einiges an Verbesserung herausgekommen
. So fragt sich der Leser, ob nicht der oben erwähnte Gegensatz
ein wenig zu äußerlich und schematisch konzipiert ist - besonders
deutlich zu sehen an den Entgegensetzungen aufS. 274? Gibt es diesen
schematischen Gegensatz wirklich? Oder wie wären die entsprechenden
Wirklichkeiten zutreffender zu bestimmen und einander zuzuordnen
? Handelt es sich überhaupt in jedem Fall um einen Gegensatz
? Diese Fragen ließen sich vermehren. In ihre Diskussion ist hier
nicht einzutreten. Genannt wurden sie ohnehin nur, um deutlich zu
machen, wie wichtig die Frage des Buches ist und daß sie nach W eiterführung
, Vertiefung und Einordnung in die Diskussion unserer Tage
verlangt.

Dabei wird man gewiß nicht vergessen dürfen, was zum Problem
die Tradition an Material bietet. Man wird auch nicht übersehen
dürfen, welche Aktualität der Frage im geistigen Kontext der
Moderne zukommt, welche Antworten sie hervorrief, was an ihnen
gültig, was an ihnen überholt ist. Bisweilen entsteht nämlich der Eindruck
, erst unsere Zeit habe ihre Schwierigkeiten mit religiösen und
theologischen Aussagen. Daß dem nicht so ist, ruft dieses Buch durch
seine reiche Information nachdrücklich insGedächtnis.

Rom Karl H. Nebfeld

Baur. Jörg: Theologisches Reden über die Schöpfung christlich oder vorchristlich
.'(NZSTh 28, 1986, 124-138).

Gollwitzer. Helmut: Das Ereignis Karl Barth (ZdZ40. 1986.110-113).

Minrichs. Wolfgang: Schlciermachers ..deutsche" Univcrsitätsidec - ein zeitgemäßes
Wissenschaftsideal? (Univ. 41. 1986.916-924).

Seils. Martin: Marginalien zur lutherischen Theologie heute (NZSTh 28.
1986, 111-123).

Verweyen, Hansjürgen: Wie wird ein Existential übernatürlich? Zu einem
Grundproblem der Anthropologie K. Rahners (TThZ 95. 1986. 115-131).

W'euer. Karl-Heinz: Karl Rahner. Eine Einführung in sein theologisches
Denken. Freiburg-Bascl-Wicn: Herder 1985. 175 S. 8'. Kart. DM 19.80. (s-
ThLZ 106, 1981.683-685).

Wissink. Jozcf: Fundamcntclc theologic en feministische theologie; Fundamental
Thcology and Feminist Theology-notitie(Bijdr. 47, 1986. 318-324).

Systematische Theologie: Ethik

Wiebering. Joachim: Partnerschaftlich leben. Christliches Ethos im
Alltag. Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1985. 132 S. 8-. Lw.M8.50.

Unter dem Leitbegriff „partnerschaftlich leben" behandelt J-
Wiebering, der Autor des vielbeachteten Grundrisses der Theologischen
Ethik „Handeln aus Glauben", 1981, einige ausgewählte
Themen der speziellen Ethik. Partnerschaft drückt, sozial wissen*
schaftlich betrachtet, eine Beziehungsstruktur aus. Diese Beziehung
ist sachlich vermittelt, denkt man an Begriffe wie „Geschäftspartner"
oder neuerdings, in der Friedensdiskussion, „Sicherheitspartnerschaft
in Europa" zwischen Staaten unterschiedlicher Gesellschaftssysteme.
Als ethische Forderung enthält das Programm „partnerschaftlich
leben" positiv die Aufforderung zur Gemeinschaft und Zusammenarbeit
und negativ die Ablehnung disfunktionaler Autoritätsstrukturen
, Hierarchien, Standesunterschiede und Privilegien. Die
programmatische Aussage „partnerschaftlich leben" verweist sowohl
auf ein orientierendes wie auf ein kritisches Element. J. Wiebering
entfaltet das Programm in sechs Kapiteln. Kap. I „Partnerschaft - eine
Selbstverständlichkeit?" (S. 9 IT) erläutert den Begriff auf seinen verschiedenen
Bedeutungsebenen (ökonomische, allgemein-soziale,
emotionale Bedeutungsebene) und betont unter normativem Aspekt.