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Ausgabe:

1987

Spalte:

142-144

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Pastor, Félix Alejandro

Titel/Untertitel:

La lógica de lo inefable : una teoriá teológica sobre el lenguaje del téismo cristiano 1987

Rezensent:

Neufeld, Karl H.

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Theologische Literaturzeitung I 12. Jahrgang 1987 Nr. 2

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berücksichtigt wird und die von ihnen befolgten Regeln und Kriterien bleibt letztlich im Dunkeln. Konsequenterweise ist für Jones nicht die
"Wenigstensteilweise-übernommenwerden. theoretische Reflexion, sondern die Ethik der Ort. an dem sich die
Irn ersten Teil der Arbeit (Vier Modelllalle perspektivischer Plausibilität der Glaubensperspektive erweist oder nicht erweist. Das
Sprache aus der angelsächsischen Religionsphilosophie) (19-85) aber heißt: Einerseits ist die Lcbens-story Israels und der Kirche „Ort
erden vier einflußreiche rcligionsphilosophischc Versuche, eine der Bewährung und Bewahrheitung der Perspektive, die von der story
solche perspektivische Konzeption zu entwickeln, exemplarisch dar- getragen und vermittelt wird" (230), andererseits entzieht sie sich
Bestellt und diskutiert: John Wisdoms Metaphysik der Wahrnehmung ..einer erschöpfenden erkenntnistheoretischen Analyse" (230) und
Nl>n Zusammenhängen und des Bemerkens von Strukturen zeitlicher gewinnt ihre Plausibilität nur im konkreten Lcbensvollzug. Es ver-
E-reignisse (Kap. I): R. M. Hares blik-Konzeption (Kap. 2); John wundert daher nicht, daß die Überlegungen zur Logik theologischer
'cks Konzept des „Erlcbcns-als" (Kap. 3); und lau Barbours Theorie Perspektiven am Ende in ein Plädoyer für die Mt 7.20 formulierte
religiöser Modelle und des ..Intcrpretieren-als" (Kap. 4). Knapp und Maxime münden: ..An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen."
Prazis werden die jeweiligen Positionen entfaltet, analysiert und die Trotz einer Fülle treffender Einzelbcobachtungen und guter
°Tcn bleibenden Fragen notiert. Dabei wird deutlich, daß perspekti- Analysen der vorgestellten Positionen fehlt den vorgelegten Untergehe
Redeweise nicht nur eine Vielzahl erkenntnis- und bedcu- suchungen in der konstruktiven Dimension die Geschlossenheit und
Ungsthcoretischer Fragen aufwirft, sondern auch unabweisbar vor Pointe eines Entwurfs. Sic bleiben programmatisch und oft gerade
ontologische Probleme stellt. Denn: ..Sieht man aus verschiedenen dort vage, wo man einen präzisen Zugriff erwartet - die oszillierenden
^ erspektiven verschiedene Aspekte derselben natürlichen oder gött- Bemerkungen zum logischen Status von „Gott" (229) sind dafür
'chen Wirklichkeit? Oder sieht man je nach der Perspektive verschie- typisch. Auch der innere Zusammenhang der drei Teile wird nicht
dene natürliche oder göttliche Wirklichkeiten?" (85) wirklich deutlich: es handelt sich eher um eine Reihe präziser Einzellern
überhaupt Möglichkeiten zu gewinnen, sich mit Fragen dieser analysen als um einen kontinuierlich entwickelten Problemzusam-
11 sinnvoll auseinandersetzen zu können, wird in einem zweiten Teil menhang. Schließlich läßt das am Ende systematisch ins Zentrum
'Sprachanalyse der perspektivischen Redeweise) (87-139) auf Witt- rückende story-Konzept eine ganze Reihe von Fragen offen. Zwar
Benstein zurückgegriffen. Seine Philosophie, vor allem aber seine erläutert Jones ausführlich, was er damit meint (213IT) und zeigt die
sprachphanomenologischen Analysen des Sehen-als sind der gemein- Zusammengehörigkeit von story und Perspektive überzeugend auf.
same Hintergrund der im ersten Teil diskutierten Ansätze. Am Leit- doch damit ist weder der Begriff der story noch der der Perspektive
cn seiner - seine gesamte philosophische Entwicklung begleiten- zureichend analysiert. Beides sind keine Grundbegriffe, sondern - das
n - Beschäftigung mit der ..Tatsache, daß Dinge einmal so, einmal belegt die ganze Untersuchung - komplexe clustcr-Begriffe, in denen
nders gesehen werden können" (89). wird Wittgensteins Denken in unterschiedliche und keineswegs nur homogene Aspekte zusammen-
Se'ncn verschiedenen Phasen in Grundzügen skizziert. Obgleich dabei gefaßt werden. So stammt die Attraktivität des Story-Begriffs nicht
Ugegebcnermaßen „mehr auf die Breite als auf die Tiefe der Philoso- zuletzt daher, daß er nicht nur deskriptive, sondern auch wertende
,e Wittgensteins eingegangen" wird (133), werden die Tür die und normative Momente einschließt und sich aus diesen Gründen Tür
'emstellung des Perspektivismus relevanten Aspekte seines eine Rekonstruktion der Glaubensrede besonders gut zu eignen
nkens klar und übersichtlich herausgearbeitet. Besonderen Nach- scheint. Entsprechendes gilt auch lür den Begriff der Perspektive, der-
ruek legt Jones dabei auf den Aufweis der von Wittgenstein und auch das zeigt Jones - in den einzelnen Entwürfen höchst untcr-
Praktizierten ..Technik des Aufstellens von Zwischengliedern und schiedlich gebraucht wird. Diese unter diesem Gesichtspunkt
achspielen", mit deren Hilfe es einen „stufenweise aufgebauten sprachanalytisch sensibel erschlossen zu haben, ist das Verdienst die-
Bäng zur Welt eines anderen Menschen" geben kann (133f) und die scr Arbeit. Sie provoziert aber geradezu dazu, das Problem thcolo-
seine Position von dem Sprachspiclsolipsismus mancher seiner sich gischer Perspektiven weiter zu verfolgen - und dann z. B. auch die in
auHhn berufenden Schüler unterscheidet. der Leibniz- und Whitehcad-Schulc vorgenommenen Pcrspektivcn-

dritten Teil (Philosophische und theologische Anwendungen Reflexionen in die systematischen Überlegungen einzubezichen.

Incr Perspektivischen Redeweise) (141-233) werden religions- In den letzten beiden Jahren vor seinem Tod hatte Hugh Jones ein

Philosophische und theologische Konsequenzen aus dem Vorgetra- eher distanziertes Verhältnis zu den. wie ihm schien, zu

Senen gezogen. Das geschieht zunächst wiederum in Form cxempla- rationalistischen Gedankengängen seiner Arbeit. Seine Interessen

rischer Analysen charakteristischer Entwürfe: der Philosophie perso- hatten sich dem Heiligen Geist und seinem Wirken zugewandt. Und

na'en Erkennens von Michael Polanyi (Kap. 6). der geschichtstheolo- in der Tat dürfte hier die Antwort auf die am Ende seiner Arbeit

8'schen Konzeption Gordon D. Kaufmanns (Kap. 7) und der die story offenen Fragen liegen: So gewichtig das Plädoyer lür die ethische

■ h. die Verarbeitung von Geschichte in einer spezifischen, Tür den Bewährung der Glaubensperspektive auch ist, theologisch befriedi-

^"'elncn und eine Gemeinschaft verbindlichen Perspektive) als gend wird sich eine „Logik theologischer Perspektiven" nur im

^rager der Glaubensperspektive entfaltenden Theologie Paul van Rahmen einer Tür epistemologische und ontologische Fragen

Urens (Kap. 8). In einem abschließenden Kapitel werden die damit sensiblen Lehre vom heiligen Geist entwickeln lassen. Hier würde er

Crarbeiteten Elemente in ein Modell integriert, das das Verhältnis wohl selbst weitergearbeitet haben. Doch das müssen nun andere

^wischen der Sprache glaubender Menschen und ihrer erlebten tun.

""klichkcit" (212) als Aufbau und praktische Bewährung einer Tübingen IngolfU. Dalferth
p ebens-story innerhalb einer mit der Lebens-story fortschreitenden

CrsPektivc zu entfalten" sucht (229). „Lcbens-story" nennt Jones _ ., , , , , . - . , • ■

dabei . , , , Pastor. Felix Alejandro: La Logic» de lo ine fahle. U na teoria tcologica

e, „erstens das. was überuns und zu uns erzählt wird; zweitensdas. ^ d |cnguajc dc, lcismo cristiano. Roma: Ponlillcia Universilä

*»r aus dem uns Erzählten machen" (213). Das Gefälle dieser Grcgoriana 1986. 329 S. 8". Lire 30.000.
esiirnmung auf das Machen hin bestimmt den Duktus seiner

eiteren Ausführungen. So tradiert die Kirche in der von ihr Die Veröffentlichung geht auf fünf zwischen 1972 und 1985

Pr°Pagicrtcn und gelcbten Lebens-story eine Glaubensperspektive. erarbeitete Texte zurück, von denen vier in dieser Zeit schon als

^0n der her sich ein glaubendes Sehcn-als auch der Natur aufdrängen größere Zeitschriftenaufsätze in den Madrider „Estudios ecclesiä-

nn. Mehr als diese Möglichkeit läßt sich freilich, nicht einsichtig sticos" gedruckt wurden. Dennoch ist die thematische Einheit

aehcn. Zwar kommt es immer wieder dazu, daß Menschen von deutlich: Es geht um Möglichkeit und Bedingungen der christ-

ser Glaubensperspektive in Beschlag genommen werden und in liehen Gottesaussage, genauer noch um die Voraussetzungen, unter

ern Lieht die Well und ihre Existenz in der Welt verstehen. Aber denen der erste Artikel des Glaubensbekenntnisses sinnvoll

W|e das geschieht, ist allenfalls annäherungsweise beschreibbar und gesprochen und verstanden werden kann. In diesem Sinn soll eine