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Ausgabe:

1987

Spalte:

90-91

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Das eine Wort für alle 1987

Rezensent:

Schulze, Rudolf

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89

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 2

90

Allgemeines, Festschriften

[Krctschmar. Georg:] Kirchengemeinschaft - Anspruch und Wirklichkeit
. Festschrift Tür Georg Kretschmarzum 60. Geburtstag. Hg. von
W.-D. Hauschild, C. Nicolaisen u. D. Wendebourg. Stuttgart:
Calwer 1986. 335 S., 1 Taf. gr. 8". Lw. DM 68,-.

Einleitend wird die „vielfältige Verbindung zwischen theologischer
Wissenschaft und kirchlicher Praxis" als ein Charakteristikum des
Jubilars bezeichnet, dessen Lebensdaten und Schriftenverzeichnis am
Ende des Bandes stehen (325-332). Häufig haben ihn ökumenische
Gespräche beansprucht, so daß der Titel der Festschrift gut begründet
ist. Wolf-Dieter Hauschild schreibt über „Die theologische Begründung
der Kircheneinheit im frühen Christentum" (9-42). Paulus, das
Johannesevangelium, Ignatius und der 1. Clemensbrief zeigen bei
aller Verschiedenheit doch „gewisse Grundmuster der Argumentation
" (41). Ferdinand Hahn betrachtet „Liturgische Elemente in
den Rahmenstücken der Johannesoffenbarung". Ein Zusammenhang
zwischen irdischem und himmlischem Gottesdienst war „ein grundlegendes
Motiv und Strukturelement dieser neutestamentlichen
Schrift" (55). Hans Klein überschreibt seinen Beitrag „Die Gemeinschaft
der Gotteskinder - Zur Ekklesiologie der johanneischen
Schriften". Johannesevangelium und 1. Johannesbrief zeigen als
Charakteristikum wahren Christentums „das Bleiben in der Gemeinschaft
der Gotteskinder und die Tat der Liebe" (67). Gerhard May
beleuchtet „Die Einheit der Kirche bei Irenaus". Ämter und
Ordnungen waren sekundär, entscheidend ist „der Geist- und Wahrheitsbesitz
der Kirche", die diesen „Einheitsbegriff des Irenaus nicht
völlig preisgegeben hat" (81). Peter Stuckmeier untersucht das Thema
„Universalis ecclesia - Papst Leo der Große und der Osten". Mit den
arianischen Wirren verlor derOsten an Autorität. Das führte mit zum
Aufschwung des Papsttums. Petrus hat „Rom zum Strahlungspunkt
der Verkündigung gemacht" (90). Der Ostkirche wendet sich
Dorothea Wendebourg zu: „Taufe und Oikonomia. Zur Frage der
Wiedertaufe in der Orthodoxen Kirche". Hintereiner Vielfalt von Beschlüssen
steht doch ein einheitlicher theologischer Maßstab, der ..der
westlichen Sicht sehr viel weniger fernstand, als aus der Literatur der
Gegenwart hervorgeht" (97). Der einzige Beitrag zum Mittelalter
stammt von Ulrich Köpf. „Ekklesiologie im Vorfeld der gregorianischen
Reform - Das Kirchenverständnis Roberts Tombelaine".
Robert schrieb zwischen 1066-1078 einen Kommentar zum Hohen
Lied; darin hat er „aus seiner Konzeption des asketischen Lebens
selbständige Konsequenzen gezogen" (128).

Das Thema „Reformation und Kirchenspaltung" skizziert Wolfhart
Pannenberg. Die 1520 verurteilten Sätze Luthers „bedürfen aus
heutiger Sicht einer differenzierenden Würdigung" (143). Das
2. Vatikanum hat manche Anliegen der Reformation aufgenommen
(148). Reinhard Schwarz untersucht „Wurzeln evangelischen Verantwortungsbewußtseins
". Luther bekämpfte das Bild von Christus als
rächendem Richter der Endzeit. Die Wittenberger Reformation begründete
das „Verantwortungsbewußtsein im Rückgriff auf das recht
verstandene Gesetz Gottes" (158). Bernhard Lohse erörtert „Die
ökumenische Bedeutung von Luthers Schmalkaldischen Artikeln".
Luthers Gesprächsbereitschaft war „eine durchaus begrenzte. Die
Schlußbemerkungen nehmen im Grunde die zu Beginn des dritten
Teils angedeutete Verhandlungsbereitschaft zurück." Luther wußte
aber um „einen Konsens in den fundamentalen Glaubensartikeln"
(175). Der katholische Kirchenhistoriker Georg Schwaiger bietet jene
Vorlesung, mit der er 1983 die Ringvorlesung der Evangelisch-
Theologischen Fakultät München über Luther eröffnet hat: „Diener
des Wortes (Lk 1.2) oder Größe und Grenze des Theologen". Luther
wird ..den ganz großen Zeugen und Kündern der zweitausend Jahre
Kirchengeschichte" zugerechnet (178). „Bei keinem Theologen der
christlichen Kirche hat die paulinischc Kreuzestheologie eine solche
Auferstehung erlebt wie bei Martin Luther" (180). Der Reformationszeit
zuzurechnen ist auch der Beitrag von Jan Roh „Die Gegenwart

des Gekreuzigten - Werk und Person Christi im Herrenmahl". Er
setzt sich u. a. mit Odo Casel und Paul Althaus auseinander unter
Berufung auf Calvin und reformierte Traditionen.

Fünf Beiträge betreffen die neueste Kirchengeschichte. Birger
Maiwald formuliert das Thema: „Eine biographische Notiz: Theodor
Heckel". Er skizziert die frühere Entwicklung und sagt zu den Jahren
1933-1945: Es ging Heckel um „Selbstbehauptung nach allen
Seiten", und zwar „um des Amtes willen, an dem er hing, nachdem er
es kontinuierlich geformt hatte" (226). Carsten Nicolaisen untersucht
das Problem „.Kirchengemeinschaft' nach der Barmer Theologischen
Erklärung". Er findet „in der Barmer Theologischen Erklärung
Elemente, die ihrem Charakter nach eine Vorform und vorauslaufende
Anwendung des Konzepts der Leuenberger Konkordie sind,
obwohl die Barmer Erklärung bei der Entwicklung dieses Konzepts
gerade nicht Pate gestanden hat" (242). Wenzel Lohff geht es um
„Lutherisch-reformierte Kirchengemeinschaft: Die Leuenberger
Konkordie". Leuenberg wird als Modell empfohlen: „Die Feststellung
einer fundamentalen Übereinstimmung von Kirchen, die
auch Verschiedenheiten der Gestalt trägt, ist ja der einzige Weg, auf
dem die Gemeinschaft von Kirchen nicht als Aufgehen der einen
Kirche in die andere gedacht werden muß, sondern so, daß die Überlieferung
und das Glaubenszeugnis der einen für die andere Kirche
fruchtbar gemacht wird" (272). Fairy von Lilienfeld bringt ihre
Abschiedsvorlesung in Erlangen 1985 „Über einige Probleme der
Lehre von .Kirchengeschichte' im .ökumenischen' Zeitalter: Kirchengeschichtsschreibung
und das Gedächtnis der Kirche". Sie erinnert an
die Heiligenkalender; mit deren Vorbild könnten „wir vielleicht
besser schon jetzt imstande sein, die eine Kirche in den getrennten
Kirchen wenigstens umrißhaft ins Blickfeld zu bekommen" (264).
Gunter Wenz bietet den Aufsatz „Die Einheit der Vielen. Erwägungen
zum Amtstext des Limadokuments aus der Perspektive
lutherischer Theologie". Er warnt vor einer Überbetonung des Amtes.
„Repräsentanten Christi zu sein, dazu sind alle Christen bestimmt,
wenn anders sie durch die Taufe am allgemeinen Priestertum teilhaben
" (277). Erörtert werden die dreigliederige Amtsstruktur in
Diakone. Presbyter und Bischöfe, die Stichworte Sukzession und
Ordination sowie der Vorsitz beim Abendmahl. Christen können vertrauen
auf die Selbstbewährung der Wahrheit ohne Sorge, „sie selbst
in Kraft setzen und in ihrem Bestand garantieren zu müssen. Eben
dieses Vertrauen ist nichts anderes als der Rechtfertigungsglaube, der
reformatorisches Christentum ausmacht und mit dem Reformationskirchen
auch heute noch stehen und fallen" (295).

Rostock Gert Haendler

Stephan, Hans-Ulrich [Hg.]: Das eine Wort Für alle. Barmen
1934-1984. Eine Dokumentation. Im Auftrag der Evangelischen
Kirche im Rheinland hg. Neukirchcn-Vluyn: Neukirchener Verlag
1986. XVI, 342 S.8°. Pb. DM 34,-.

Zur fünfzigjährigen Wiederkehr der Verabschiedung der Theologischen
Erklärung von Barmen veranstalteten die Evangelische
Kirche in Deutschland und die Evangelische Kirche im Rheinland am
31. Mai 1984 in Wuppertal einen Gedenktag, die Rheinische Kirche
darüber hinaus eine „Kirchliche Woche Barmen 1934-1984". Die
jetzt herausgegebene Dokumentation „enthält bis auf wenige, technisch
bedingte Ausnahmen" die Texte der vielfältigen Zusammenkünfte
, die dort aus diesem Anlaß stattfanden. Die Veranstaltungen
waren weit gefächert, entsprechend weit ist die Fülle der wiedergegebenen
Beiträge.

Die Zusammenstellung beginnt mit der Gottesdienstordnung und
den Predigten in einer Reihe von Kirchen in Wuppertal. Ihnen folgen
die Texte der Vorträge, die an fünf Abenden zur Auslegung der
Thesen der Theologischen Erklärung gehalten wurden. Die Prediger
und Vortragenden kommen - mit einer Ausnahme - aus der Bundesrepublik
Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik.