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Ausgabe:

1987

Spalte:

906-908

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Krüger, Friedhelm

Titel/Untertitel:

Humanistische Evangelienauslegung 1987

Rezensent:

Delius, Hans-Ulrich

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Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 12

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ich mit dem VI", gerade in diesem Mangel den Ausdruck der eigenartigen
Spiritualität des Mg. sehen, deren Subjektivität einerseits dem
Frühhumanismus entspricht, wie schon gesagt wurde, andrerseits
einer Mystik, in der die ckklcsiologische Dimension noch nicht
thematisch geworden ist.

Das Buch von G. gibt wertvolle Anregungen für die weitere Forschung
. Aufdie zuletzt genannte in der Richtung der Mystik weist Vf.
selbst hin. (S. 233) Hier muß den Verbindungslinien nachgegangen
werden, die von der Mystik (G.: Scuse) über das Mg. zur Dcvotio
moderna führen. Für manchen Weg einer weitergehenden Forschung
hat G. konkrete Hinweise gegeben. Dies gilt besonders für die noch
ausstehende und sehr zu erwünschende Edition des Mg., für deren
Vorbereitung Vf. einen weiteren Beitrag in Aussicht gestellt hat.
(S. 149 Anm. 9) Schon das vorliegende Werk stellt das Mg. in das helle
Licht der Geschichte, llgg. und Verlag gebührt der Dank für die sorgfältige
Erstellung dieser Veröffentlichung. Ich habe nur ganz wenig
Druckfehler und nur im lateinischen Text der Anmerkungen gefunden
, die sich aus dem Zusammenhang leicht korrigieren lassen.7 Wer
ein bedeutsames Phänomen spätmittelalterlicher Geschichte kennenlernen
will, in dem sich die geistlichen, theologisch-wissenschaftlichen
, anthropologischen und politischen Linien überkreuzen, darf
an diesem Buch nicht vorübergehen.

Erfurt Fritz HofTmann

' Ein besonderer Vorzug des Werkes von Ci. ist die Einbeziehung und
kritische Wertung der bisher vorliegenden Literatur zum Malogranatum und
zur zeitgeschichtlichen Umwelt.

1 Eduard Winter ist dem zeitgeschichtlichen Umfeld in seinen Forschungen
ein Lehen lang nachgegangen, (i. hat diese aufgegriffen, weitergeführt und für
manche offengebliebene Frage exaktes Material aus den Quellen und der Fachliteratur
vorgelegt

' Ich verstehe den Begriff der Spiritualität im weiten Sinne. Natürlich gibt es
zahlreiche Werke über das religiöse Leben im M. A.. über f ormen der Liturgie,
über die Regelung des geistlichen Lebens in den Orden u. v. a. Doch bleiben
diese Untersuchungen und Darlegungen mehr oder weniger innerhalb des
Sektors ihrer je eigenen Thematik. Auch in den Standardwerken der Kirchengeschichte
werden die Kapitel über die Spiritualität meistens fein säuberlich
von der kirchenpolitischen und theologischen Geschichte abgehoben.

' Zur Literatur dieses Forschers vgl. Mg S. 302.

1 H. Haage: Zur Überlieferung des ..Malogranatum". ZDA 108. 1979.
407-414.

1 Wir stollen damit wieder einmal auf ein Zeugnis lür die Bedeutung des
Trinitälsdogmas in der Theologiegeschichle des M. A. Cielegentlich einer
Rezension habe ich vor kurzem darauf hingewiesen. Vgl. ThLZ 112. 1987.
206-209 (Heinz. Ilanspeter: Trinitarischc Begegnungen bei Bonaventura.
Münster 1985).

'S. 194 Anm. 54 TL 3 v. u. muß doch wohl heißen: terreslia remediata?
S. 210 Anm. 43: ..l'rcmium vero eelestis patrie. quod nihil aliud est..." So
auch die deutsche Ubersetzung im Text darüber.

Zum Schluß eine Anregung: Wäre es lür den Leser nicht hilfreich, die
DiphtongC ae und oe bei der Transkription der spätlateinischen Texte in der
klassischen Form wiederzugeben statt des in den Hss. und Frühdrucken gebräuchlichen
.x'"' Ich gebe damit eine Anregung und Bitte weiter, die anläßlich
meiner ersten Tcxtcdilion vor vielen Jahren an mich von einem Rez herangetragen
w urde und die ich gern angenommen habe.

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Luther. Martin: Studienausgabe. 4. In Zusammenarb. mit M. Beyer.
H. Junghans U. J. Roggc hg. von H.-U. Dclius. Berlin: Evang. Vcr-
lagsanstalt 1986.448 S.gr. 8 Lw. M 37.-.

Dem neuen Band in der Berliner Sludienausgabc von Marlin
Luthers Werken wird mit großer Erwartung entgegengesehen. Die
früher erschienenen drei Bände haben in der Lutherlorsehung gutes
Ansehen erlangt, als zuverlässige, in vielen Fällen die bisherigen Editionen
übertreffende Ausgabe der in der StA vorkommenden Schriften
. Der vierte Band entspricht in bewundernswerter Weise den
Erwartungen und steht auf demselben hohen Niveau.

Vier Schriften zu verschiedenen Themen werden hier vorgelegt. Die
große Hauptschrift in der Abendmahls-Kontroversc ..Vom Abendmahl
Christi. Bekenntnis" 1528 bildet mit ihren 258 Seiten den
größten Teil des Bandes. Ernst Koch, Leipzig, ist der Herausgeber.
Dann folgen drei Schriften, die alle aus demselben Jahr. 1530,
stammen: ..Von Ehesachen", herausgegeben von Sieghard Mühlmann
. Leipzig. ..Vermahnung an die Geistlichen, versammelt auf
dem Reichstag zu Augsburg" - Günther Wartenberg. Leipzig, hat die
Edition besorgt - und zum Schluß die Arbeit „Von den Schlüsseln",
vom Herausgeber der Ausgabe, Hans-Ulrich Dclius. ediert.

Gemeinsam ist diesen vier Schriften, daß sie alle für unsere Kenntnis
der Theologie Luthers sehr wichtig sind, wie auch, daß sie alle auf
Hauptfragen der heutigen theologischen Diskussion bezogen sind.

Die Abcndmahlsschrift von I 528 enthält vieles, was bis jetzt in der
Lutherforschung nur wenig beachtet worden ist. Dazu gehören Luthers
sprachtheoretische Erwägungen, die nicht selten im Lichte der
heutigen Linguistik von überraschender Aktualität sind. Der Schlußteil
der Schrift, das sogenannte ..Bekenntnis", verdient besondere
Beachtung durch seine Schlüsselstellung im Schrifttum Luthers wie
auch in der Bekenntnisbildung der damaligen evangelischen Gemeinden
.

Die Editionen sind wie in den früheren Bänden mit einem umfangreichen
Kommentar versehen. Die Belege und Vergleiche aus der
älteren und zeitgenössischen Literatur umfassen in der Ausgabe der
Abendmahlsschrift mehrere Werke aus dem spätmittelalterliehen
Nominalismus. Biel. Ockham. v. Usingen. Trutvetter u. a.. aus dem
zeitgenössischen Spiritualismus wie auch von Melanchthon. Brenz
und Bucer.

Ein besonderes Gewicht wird im Kommentar daraufgelegt, ungewöhnliche
oder altertümliche Ausdrücke im Deutsch Luthers zu
erklären oder in modernes Deutsch zu übersetzen. Das bedeutet, daß
diese Kommentierung des Textes besonders für nicht-deutsche Leser
sehr nützlich ist. Besonders wertvoll sind auch die zahlreichen Textverweise
auf Luthers eigene Schriften.

Die Neuausgabe der Schrift „Von Ehesachen" ist bedeutsam nicht
nur wegen der realistischen nuancierten Ratschläge Luthers in den
damaligen kritischen Fragen zum Thema, sondern auch weil Luther
sich hier grundsätzlich zu den Folgerungen der Zwei-Regimenten-
Lehre auf dem Gebiet der Ehe äußert. Da die Ehe eine bürgerliche
Angelegenheit ist, soll die Kirche keine eigenen Gesetze auf diesem
Gebiet festlegen. Seine eigenen Gesichtspunkte sind - trotzdem daß
auch sie Regeln und Handlungsnormen enthalten - nur als Ratschläge
zu verstehen.

Daß die „Vermahnung an die Geistlichen, versammelt auf dem
Reichstag zu Augsburg" hier erscheint, ist mit Hinblick auf das
heutige Interesse an derConfcssio Augustana sehr zu begrüßen.

„Von den Schlüsseln" 1530 ist Luthers zusammenfassende Arbeit
über die Schlüsselgewalt und damit indirekt über die evangelische
Buße und Beichte. Die Schrift ist deshalb - obschon weniger bekannt
und benützt als frühere Reformationsschriften - für unser Verständnis
dertreibenden Kräfte der Reformation sehr wichtig.

In der Studienausgabe ist noch ein Band mit Texten und ein sechster
Band mit Übersetzungen der lateinischen Stücke sowie mit einem
Glossar und Registern vorgesehen.

Lund «engt Hägglund

Krüser. Friedhelm: Humanistische KvanKelienauslenunu. Desiderius
Erasmus von Rotterdam als Ausleger der Evangelien in seinen
Paraphrasen. Tübingen: Mohr 1986. IX. 260S.gr. 8' = Bcilräge zur
historischen Theologie. 68. Lw. DM 136.-.

Erasmus von Rotterdam hat es seinen Interpreten nie leicht gemacht
, läßt er sich doch auf Grund einer fehlenden Dogmatik nicht in