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Ausgabe:

1987

Spalte:

859-860

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Seifert, Margareta

Titel/Untertitel:

Bildkünstlerische Gestaltungen in neuausgestatteten evangelischen Kirchenräumen in der DDR (1945 - 1984) 1987

Rezensent:

Seifert, Margareta

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859

Theologische Litcraturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 11

860

mus kritisch geprüft und die synkretistischen Elemente aufgezeigt. Im
4. Teil erfolgt dann anhand wesentlicher Aussagen der VK-Dogmatik
..Die Göttlichen Prinzipien" eine exegetisch-dogmatische Auseinandersetzung
durch das christliche Glaubenszeugnis. Gibt die Einleitung
die Einführung in die Fragestellung, so fassen die Schlußfolgerungen
das missionswissenschaftliche Verständnis des „christlichen
" Synkretismus in Grundzügen zusammen.

Der koreanische Synkretismus wird in zwei Epochen geteilt: Der
vorchristliche Synkretismus besteht in der Vereinigung der aus China
stammenden Religionen mit dem einheimischen Schamanismus. Ihre
Vercinigungspotcnzen liegen in dem gemeinsamen Charakter von
Monismus und Spiritismus, die den Menschen mit dem religiösen
Absoluten gleichsetzen bzw. vereinigen. Die Gotteserkenntnis wird so
aufgelöst in die Selbsterkenntnis und die Erlösung in die Selbsterlösung
.

Diese Einhcits- bzw. Vercinigungsidec von Gott und Mensch wird
im ..christlichen" Synkretismus fortgesetzt. Sie verwandelt sich in die
Einhcits- bzw. Vercinigungsidec von Christus und Mensch. So bildet
sich eine messianische Bewegung. Die Kontinuität der vor- und nachchristlichen
Religionen fuhrt zum antichristlichen Charakter. Der
..christliche" Synkretismus lehnt nicht nur die biblische Christologie,
sondern auch die biblische Theologie. Sotcriologie und Eschatologic
ab.

Wird diese grundsätzliche Unvereinbarkeit mit dem Evangelium
auf Grund der völlig verschiedenen Grundlagen nicht erkannt, besteht
bei der missionarischen Anknüpfung die Gefahr einer vollständigen
Perversion des Evangeliums und Verlust des Heils. Der „christliche"
Synkretismus beruht jedoch nicht auf der Stärke der nichtchristlichen
Religionen, sondern vielmehr auf dem Verlust des biblischen Glaubens
der Christen selbst.

Die Einhcimischwcrdung des Evangeliums kann nicht durch eine
Vereinigung der Menschheit, sondern nur durch die Verkündigung
des biblischen Evangeliums und der Mctanoia der Menschen erreicht
werden.

Seifert, Margareta: Bildkünstlcrische Gestaltungen in neuausgestatteten
evangelischen Kirchenräumen in der DDR (1945-1984). Ikono-
graphische Untersuchung: Befund und Tendenzen. Diss. theol.
Halle (Saale) 1986.254 S. u. Bildbd. m.203 Abb.

Angesichts der Diskussionen um moderne Kunst im Kirchenraum
und der Frage der für die Gestaltung gottesdienstlicher Räume Verantwortlichen
: Was sollen wir tun? erschien es wichtig, einmal zu
fragen: Was ist bisher getan worden? Ziel der Untersuchung war es, in
einer Bestandsaufnahme (von ca. 400 Kirchen) und ihrer Bearbeitung
Entwicklungsgang, Schwierigkeiten und eventuelle Neuansätzc in der
evangelischen Kirchenkunst in der DDR aufzuzeigen. Es ging dabei
vor allem um ikonographische Aspekte. Welche Bildtypen wurden
bevorzugt, wie haben sie sich verändert? Begleitende Fragestellungen
waren: Wie ist die Spannung zwischen Restauration und Ncuanläng
bewältigt worden? Wie ist - in Bildern im Gotlesdienstraum - von
Gott, von Christus gesprochen worden?

Als Schwerpunkte wurden die Themenbereichc Apokalypse,
Ostern. Passion Jesu Christi und auch Abendmahl festgestellt. Kreuze
bzw. Kruzifixe, zu gleichen Anteilen, gehören fast selbstverständlich
zur Ausstattung jeder Kirche. Bemerkenswert ist neben den zentralen
Bereichen die umfassende Beschäftigung mit den in Theologie und
Kirche sonst weniger beachteten apokalyptischen Themen. Gestaltungen
zum Alten Testament, zur Geburt und zum Leben Jesu sowie
zum ckklcsiologischcn Themenkreis haben weniger Bedeutung. In
den 50er Jahren sind vereinzelte Darstellungen von Heiligen und
Evangelisten anzutreffen. Trinitarischc Darstellungen sind insgesamt
selten. In jüngerer Zeit treten Kompositionen hervor, die verschiedene
Themen bzw. Symbole in einem Werk vereinigen.

In jedem Themcnbercich wiederkehrend zeichnen sich drei Etappen
ab:

1. 50er Jahre (bis 1962): restaurativer Ncuanläng

2. 60erJahre: UmschwungoderGegenrcaktion

3. 70/80er Jahre: Versuch der Neukonstitution

Zu 1: Kirchliche Kunsthandwerker schallen Bildwerke in Nachahmung
der „guten alten" byzantinischen und abendländisch-mittelalterlichen
Ikonographie, die sie in Einzelformen modernisieren.
Auffallend ist der repräsentative Charakter zahlreicher Christusbilder
, die den jeweiligen Kirchenraum beherrschen. Die Welt, in der
man lebt, wird nicht als „bleibende Stadt" empfunden. Man blickt aul
zum majestätisch thronenden Christus. Nur vereinzelt erscheinen,
wie auch in den anderen Etappen, Christus oder die Christen als Leidtragende
der faschistischen Herrschaft und des Zweiten Weltkrieges
.

Zu 2: Die Unzufriedenheit mit den aus übernommenen Bildtypen
entstandenen Werken und die Scheu vordem vermeintlichen Heilig'
keitscharakter dieser personhaften Darstellungen in der jetzt oft als
Mehrzweckraum genutzten Kirche werden in der fortschreitenden
Auflösung der Bildtypen deutlich. Diese werden noch beibehalten,
doch alle Einzelheiten fallen weg, z. B. verschwinden die Gesichtszüge
. Im Extremfall bleiben Strichzeichnungen übrig (..katechetische
Stenographie"). Nur vereinzelt treten Künstler mit eigenständiger
Verarbeitung des Themas hervor.

Zu 3: Die bildlichen Gestaltungen lassen sich, bis auf Ausnahmen,
weiterhin den genannten Themenbcrciehen zuordnen, doch die traditionellen
ikonographischen Typen entfallen. Die Kunst als Veranschaulichung
biblischer Ereignisse oder christlicher Dogmata im
traditionellen Sinn, die personhaften Gottes- bzw. Christusbilder
haben sich aufgelöst. Es werden immer mehr nichtpersonhafte oder
stark konzentrierte Darstellungen gewählt: Z. B. bei den Passions-
und Kreuzigungsdarstcllungcn treten an die Stelle der szenischen
Personengruppen einfach nur Domengestaltungen oder dunkle bzw.
violette Farben. Bei den Ostcrbildcrn führt der Weg vom Auferstandenen
, der realistisch dem Grab entsteigt, zu Sonne. Licht, aufwärtsziehenden
Händen oder einer aufstrebenden Stele. An die Stelle des
apokalyptischen thronenden Christus tritt auf späteren endzeitlichen
Bildwerken das Himmlische Jerusalem in abstrahiert-geometrischen
Formen. Der künstlerische Einsatz, Form, Farbe und Technik werden
bei den Bildern bestimmend. Neuansätze aus der freien Kunst machen
sich bemerkbar, wenn auch die Diskrepanz zwischen inner- und
außerkirchlicher Kunst (noch) deutlich zu spüren ist. Es *ind Versuche
, im Medium des Bildes auf meditative Weise heute von Gott-
von Christus zu sprechen. Dabei ist festzustellen, daß es keinen allgemeingültigen
Konsensus zum Christusverständnis gibt. Durch die
veränderte Ausdrucksweise wird versucht, den Betrachter zu sensibilisieren
, ihn in Regionen seines Inneren zu führen, um die Relevanz
Gottes bzw. Christi erahnen zu können. Aufgabe der Kirche bleibt es.
Verständnis für solche Kunst zu wecken, Sehgewohnheiten zu verändern
, das Schauen einzuüben.

Vieweger. Dieter: Die Spezifik der Berufungsgerichte Jeremias und
Ezechiels im Umfeld ähnlicher Einheiten des Alten Testaments-

Diss. Leipzig 1985. 177 S.

Das Interesse an den herkömmlich als Berufungsberichte bezeichneten
Einheiten des Alten Testaments (nach allgemeiner Überzeugung
: Jes6,l-I3: ,1er 1,4-10-, Ez 1.1-3,15: Ex 3.1-4.9.1 7:
6,2-12; 7,1-7; Ri 6,1 lb-17 u. ISam 9,1-10,16) erwuchs im 19. Jh.
aus der aufstrebenden Prophetenforschung, ihre besondere, form-
orientierte Ausrichtung erhielt die Beschäftigung mit diesen Peri-
kopen jedoch erst in der zweiten Hälfte des 20. Jh. (seit Zimmerli U.
Kutsch).

Die vorliegende Arbeit basiert auf der Überzeugung, daß zur Abfassungszeit
der Texte über die Indienstnahme Jeremias und Ezechiels
bereits zwei unterschiedlich stilisierte Formen der Verschattung von
Bcauftragungsbcrichten vorlagen: Einerseits waren das die vor-