Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1987

Spalte:

858-859

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Lee, Dong-Joo

Titel/Untertitel:

Koreanischer Synkretismus als missionstheologisches Problem unter besonderer Berücksichtigung der Vereinigungskirche Sun Myung Moons 1987

Rezensent:

Lee, Dong Joo

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

857

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 11

858

Weise zu durchdringen, wie so vielleicht keine andere Konfession.
Das zeugt von der ökumenisch-theologischen Kraft der Anglikanischen
Gemeinschaft, welche die verschiedenen Traditionen, die
sich in BEM gegenseitig korrigieren, miteinander zu verknüpfen und
in der einen apostolischen Tradition zu begreifen vermag, die sie
unterwegs sieht, miteinander die Einheit der Universalkirche ökumenisch
sichtbar zu machen! Vielleicht sind die Anglikaner die kongenialsten
Interpreten der Lima-Texte (vgl. schon Vol. II, S. 36-47,
Anglikanische Kirche von Canada).

Dcsidcrien bleiben zurückhaltend: B.: S. 40/Nr. 53 verlangt weitere
Klärung von ..Initation"-Beziehung von Taufe - Konfirmation -
Abendmahl; E.: S. 44/Nn. 67 wünscht biblische Differenzierung zu
"sacrifice". weil vermutlich relevant für die Frage Pfarrer-Priester.
(S. 57/Nr. 10; 58/Nr. 103). M.: S. 63/Nr. 117 verlangt realistische
Erörterung der Ordination von Frauen zum Priesterdienst, unter
Anglikanern selber kontrovers (S. 62/Nr. I 14).

In allen Abschnitten wird der Vergleich mit den Ergebnissen der
bilateralen ökumenischen Dialoge hergestellt, welche die Kirche von
England führt, den römisch-katholischen, dem reformierten, dem
methodistischen. Darin wird der ökumenische Wille und die Entscheidung
für einen ökumenischen Weg multilateraler Integration,
erkennbar, auf dem nicht eine Beziehung unter Preisgabe der anderen
vorangetrieben wird.

Bemerkenswert ist es, wie die Church of England, welche ja selber
die biblische Sukzession als Zeichen apostolischer Kontinuität
bewahrt und weiterführt, mit Lima M 34 die Apostolizität im Leben
der ganzen Kirche für wesentlich und unverzichtbar hält
(S. 55/Nr. 97). Die Betonung der Wechselbeziehung von ordiniertem
Amt und Berufung des ganzen Volkes Gottes (S. 50/Nr. 84.85)
bekommt eine eigene Bedeutung. Eine deutlich akzentuierende Interpretation
wird in, der wiederholten Aufnahme der drei Aspekte des
ordinierten Amtes erkennbar, seiner personalen, kollegialen und
gemeinschaftlichen Dimension (S. 59/Nr. 105; S. 62/Nr. 116;
S. 63/Nr. I 17; S. 71/Nr. 144; S. 77/Nr. 158). Für die in Lima M 26
noch ungelösten (S. 59) Zuordnungen von Entscheidungskompetenzen
erhofft es weitere Klärung durch Faith and Order (S. 62/63 vgl.
die Studie Common struetures of decision-making). Gerade im Blick
auf diese drei Dimensionen des ordinierten Amtes sieht die Kirche
von England sich in einem wechselseitigen Lernvorgang durch ihre
ökumenischen Beziehungen zu anderen Kirchen Großbritanniens
(S. 71/Nr. 144). Nimmt die C hurch of England mit dieser Lima-
Re/cption den Reformatorischcn Kirchen etwas von der Sorge, daß
Lima besonders durch das Kapitel Ministry letztlich zu einer
episkopalen Kirche nach römischem Muster führt? Wird die Anglikanische
Gemeinschaft ökumenische Integrationskraft für Reformatorische
Kirchen auf einem nicht-römischen Weg?

Schließlich notiert S. 64/Nr. 120, fast unerwartet als Frucht der
verschiedenen Anläufe, zur Bildung von kirchlichen Zusammenschlüssen
: Versöhnung von Kirchen auf der Ebene von Lehrvereinbarungen
bleibt hoffnungslos unzureichend. Zum Weg ökumenischer
Gemeinschaft gehöre das aktuelle, gemeinsame Bekennen, das Lobpreis
und Gehorsam ist und einander verändert, der Ausdruck des
gemeinsamen Lebens, das bereits gewonnen wurde, das Wissen, daß
Fortschritte aus Gebeten hervorgehen und durch sie weitergeführt
werden.

Der vorliegend^ Band ist dem griechisch-orthodoxen Theologen
Nikos Nissiotis gewidmet, der im August 1986 durch einen Autounfall
in Athen ums Leben kam. Er hat von 1975-1983 die Arbeit der
Faith and Order Commission als Moderator geleitet, also gerade in
der letzten Phase der Ausarbeitung und Verabschiedung der Lima-
Dokumente. Einer der letzten Texte von ihm ist dem Band als Einleitung
vorangestellt, The Crcdiblc Reccption of the Lima-Documcnt
as the Ecummenical Conversion of the Churches, S. XI-XVII. Man
liest ihn wie sein Vermächtnis. Er macht auf bewegende Weise erkennbar
, mit welchen Erwartungen er von der Faith-and-Ordcr-
Arbcit aus den responses der Kirchen entgegensah. Er hoffte, diese

würden aus dem Geist „ökumenischer Bekehrung" der Kirchen geschehen
, d. h. in veränderter Einstellung zur eigenen konfessionellen
Abgrenzungsgeschichte (S. XII, Abs. b) und neuem Wahrnehmungsvermögen
für andere Konfessionsfamilien, um sie als Teilhaber an der
gleichen apostolischen Tradition zu achten ("within the context of the
Lima document conversion means that each seperate confessional
family now regards the orthers with a renewed determination to
appreciate them as sharers in the same apostolic tradition", S. XI).
Nissiotis weiß, daß das Lima-Dokument den theologischen Autoritäten
in den Kirchen und Konfessionen zumutet, ihre Einstellung zu bestimmten
Glaubenspositionen, auf denen ihre partikularen Selbstverständnisse
ruhten (particular-self-idendities) zu revidieren und sieht
bereits 1985/1986, daß in einigen Stellungnahmen Kirchen sich weigern
, die Sicherheit ihrer traditionellen theologischen Festungen zu
verlassen ("to abandon the security of traditional theological fortres-
ses", S. XII). Nissiotis stellt deutlich heraus, was mit der Reaktion auf
das Lima-Dokument und der Frage nach der ökumenischen Konversion
der Kirchen ans Licht kommt, daß heute keine Kirche mehr ihrer
selbst als Kirche gewiß sein kann, die nicht in ihrem Leben, Denken
und Handeln die Beziehung zu anderen Kirchen miteinschließt
(". . . the Lima document painfully accentuates the problem of self-
identity in the measure that this identity has to be expressed in the life,
though and action of your own church in relationship with other
churches", S. XIII).

Lima-Rezeption aus ökumenischer Bekehrung heißt nach Nissiotis:
"The Lima document urges the churches humbly to aeeept their
responsibility for disunity, but also show them to converge once more
towards their own centre of faith in the confidence, that as they do so
the Spirit will lead them" (S. XIII).

Es wäre schön, wenn dieser Text nicht als zurückblickende Erinnerung
an Nissiotis vergeht, sondern als Zeugnis ökumenischer Konversion
der Kirchen präsent bleibt. Mit dem Votum der Kirche von
England und dem Beitrag von Nissiotis hat Band III zwei ökumenische
Lehrtexte. Es ist nur zu hoffen, daß sie - theologisches
Gewissen bildend - präsent bleiben, bei der Erarbeitung der responses
to the responses und über den Lima-Prozeß hinaus.

Magdeburg Christoph Hinz

Referate
über theologische Dissertationen
in Maschinenschrift

Lee, Dong-Joo: Koreanischer Synkretismus als miss. theol. Problem
unter bes. Berücksichtigung der Vercinigungskirche Sun Myung
Moons. Diss. theol. Tübingen 1986.430 S.

Die missionswissenschaftliche Forschung steht vor dem Problem
des ..christlichen" Synkretismus. Wie kann das Evangelium heimisch
gemacht werden, ohne dabei seinen Inhalt zu verfälschen? Angesichts
der heutigen Vercinigungsbcstrebungen und Synkretismusbildungen
stellt sich das Problem ..christlicher" Synkretismus in besonderer
Weise.

In der Bewältigung der Aufgabe geht die Arbeit am Beispiel der
koreanischen „Vereinigungskirche" (VK) des Sun Myung Moon vor.
Neben der religionsphänomenologischen Darstellung eines „christlichen
" Synkretismus wird die Wahrheitsfrage theologisch berücksichtigt
. Zur Herausstellung der Wesenszüge des „christlichen"
Synkretismus wird der rcligionsgeschichtliche Hintergrund der VK
uniersucht sowie die Ursache des messianischen Bewußtseins des
Anführers.

Die Arbeit ist in vier Hauptteile gegliedert:

Im I. Teil erfolgt die Darstellung der bisherigen Forschung zur VK
mit einer kritischen Prüfung. Der 2. Teil legt den rcligions- und philo-
sophiegeschichtlichcn Hintergrund Koreas als Wurzelgrund der VK
dar. Im 3. Teil wird die Erscheinung dieses „christlichen" Synkretis-