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Ausgabe:

1987

Spalte:

856-858

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Thurian, Max [Ed.]

Titel/Untertitel:

Churches respond to BEM ; III 1987

Rezensent:

Hinz, Christoph

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Theologische Literaturzeitung I 12. Jahrgang 1987 Nr. 11

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Ökumenik: Allgemeines

Wainwright, (ieoffrey: The Keumcnical Movement. Crisis and Oppor-
tunity tbrthc Church. Grand Rapids: Eerdmans 1983. VII. 263 S.
8'. Kart. $8.95.

GeofTrey Wainwright ist englischer Methodist. Er ist Professor für
systematische Theologie an der Duke University in Durham/USA.
nachdem er zuvor einige Jahre als Ordinarius im gleichen Fachbereich
am Union Theological Seminary in New York tatig war.
Durch seine beiden Hauptwerke "Doxology" (1980) und "Eucharist
and Eschatology" <" 1981 > ist er als eigenständiger systematischer
Theologe hervorgetreten. Er gehört heute zu den führenden Vertretern
einer „ökumenischen Theologie", nicht zuletzt dank seiner langjährigen
und einflußreichen Mitgliedschaft und Mitarbeit in der Kommission
lürGlaubcn und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates
der Kirchen.

Das vorliegende Buch von Geoffrey Wainwright vereinigt zehn
Vorträge, die in erweiterter und überarbeiteter Form in den Jahren
zwischen 1975 und 1982 in verschiedenen englisehsprachigen Zeitschriften
erschienen sind. Ihnen wird ein in die verschiedenen Beiträge
einführendes, für dieses Buch geschriebenes erstes Kapitel ("The Ecu-
mcnical Movement") vorangestellt. Der Band behandelt also nicht die
ökumenische Bewegung als solche, wie es der Titel nahelegt, sondern
legt einem größeren Leserkreis wissenschaftlich-theologische Arbeiten
vor, die unterschiedlichen Themen gewidmet sind, für deren Bearbeitung
die ökumenische Bewegung allerdings den gemeinsamen
1 linlergrund und Orientierungsrahmen abgibt.

Prof. Wainwright hat eine wichtige Rolle bei der Ausarbeitung des
sog. Lima-Dokuments über ..Taufe. Eucharistie und Amt" gespielt
und die abschließenden Beratungen der Kommission für Glauben und
Kirchenverfassung geleitet, die im Januar 1982 zur Annahme dieses
Dokuments geführt haben. Vier Beiträge des Bandes befassen sich daher
mit den Themen dieses Dokuments. Kap. III über "Baptism and
Unity" gibt einen Überblick über die Geschichte der ökumenischen
Diskussion über die Taufe seit 1927 bis hin zu den unmittelbaren Vorarbeiten
für das Lima-Dokument, dessen Taufteil ebenfalls kommentiert
wird. In Kap. IV über "Eucharist. Rcconciliation and Rcncwal"
wird die Eucharistie als Sakrament unserer Versöhnung mit Gott und
untereinander (räumliche Dimension) und als Sakrament der Erneuerung
der Menschheit (zeitliche Dimension) entfaltet und diese doppelte
Bedeutung zur ökumenischen Aufgabe der Versöhnung und Erneuerung
auf dem Wege zur Einheit in Beziehung gesetzt. In Kap. V
über "Eucharist and Conciliarity" liegt das Hauptgewicht auf einer
Darstellung des ökumenischen und altkirchlichen Verständnisses von
Konziliarität. während im letzten Teil des Kapitels die Bedeutung der
Eucharistie für den ökumenischen (vor)konziliaren Prozeß konstruktiv
umrissen wird. Kap. VI über "Ordained Ministry" legt, ausgehend
von biblischen, altkirchlichen und liturgiegeschichtlichen Ouellen.
wesentliche Aspekte eines Amtsverständnisses im Zusammenhang
der gegenwärtigen ökumenischen Amtsdiskussion dar. Diesen drei
Aspekten der Ekklesiologie wird in Kap. II über "Church and Spirit",
ausgehend vom dritten Artikel des Nizänums. eine Konzeption des
Wesens. Gottesdienstes, der Kennzeichen und der Vollendung der
Kirche vorangestellt, die durchgängig vom Wirken des Heiligen Geistes
her entworfen wird.

Die übrigen Kapitel des Bandes lassen sich nicht in Gruppen zusammenfassen
, da sie jeweils spezifischen Themen gewidmet sind:
Kap. VII "Sacramental Time", Kap. VIII "Between God and
World". Kap. IX "Revolution and Quictism", Kap. X "Mary and
Methodism" und Kap. XI "Ecclesial Location and Ecumenical Voca-
lion" (eine Näherbestimmung des Standorts und der Berufung des
Methodismus innerhalb der ökumenischen Bewegung).

Was die verschiedenen Beiträge, die hier nicht näher besprochen
werden können, verbindet, ist nicht nur ihre ökumenische Orientierung
und die sie alle bestimmende sakramental-liturgisch angelegte

ekklesiologische Grundposition des Autors. Alle Beiträge sind gleichzeitig
geprägt von einer ökumenischen theologischen Methode, die
beeindruckend und vorbildlich ist. Jedes der genannten Themen wird
vom Vf. entwickelt in einer weitgefaßten Berücksichtigung der
biblisch-exegetischen Forschung, der patristischen Theologie, der
liturgiegeschichtlichen Entwicklungen, der systematischen Reflexion
in den verschiedenen Konfessionen und Sprachgebieten, des Wellbezugs
der Kirche und der eigenen, methodistischen Tradition. Diese
Weite des Ansatzes und der Durchführung findet man nur selten. Sic
läßt zwar nicht immer deutlich genug erkennen, welches die zentralen
Kriterien lür die theologische Urteilsbildung des Autors sind. Sie verleiht
aber den Beiträgen dieses Buches eine unverwechselbare eigenständige
Prägung, einen wahrhaft ..katholischen" Charakter. Sachkompetenz
, theologische Kreativität und ökumenisches Engagement
sind hier eine faszinierende Verbindung miteinander eingegangen.

Genf Günther GaBmann

Thurian. Max [Ed.]: Churches respond to BKM. Ofllcial responses 10
the ..Baptism. Eucharist and Ministry" text. III. Geneva: World
Council of Churches, 1987. XVII. 302 S. 8- = Faith and Order
Paper, 135. Kart, sfr 27.50.

Der dritte Band, im Frühjahr 1987 erschienen, setzt die Veröffentlichung
der Antworten in der begonnenen Weise fort und enthält
35 Stellungnahmen von Kirchen, bzw. Unionen und kirchlichen
Gemeinschaften. Das Spektrum überdeckt auch in diesem Band die
konfessionelle Breite von orthodoxen Kirchen, Provinzen der Anglikanischen
Gemeinschaft. Rcformalorischcn Kirchen bis hin zu den
Mennonitcn und Ouäkcrn der Niederlande und Kanadas. Dabei
erinnert die Stimme der „Gesellschaft der Freunde" (Quäker.
S. 297IF; 300 ff) daran, daß auch diese Gemeinschaft ohne Sakramente,
aber mit eindrucksvoller Spiritualität und persönlicher Lebens-
nachfolge seit Lausanne 1927 an der Faith-and-Order-Arbeit teilnimmt
(S. 300).

Im Rückblick liest man heute fast mit Wehmut, daß das griechisch
orthodoxe Patriarchat von Alexandrien dem interorthodoxen S mpo-
sion von Boston zugestimmt hat (S. 2. vgl. den Abdruck in Churches
respond... Vol. I. S. 122-129). Zwar müsse ein Pan-orthodoxes
Konzil endgültig über die Haltung der orthodoxen Kirchen entscheiden
, aber das Patriarchat von Alexandrien hoffte doch, daß die orthodoxen
Kirchen den Limatext annehmen werden, wenn auch nicht
übernehmen (aeeept but not reeeive the document, S. I)

Diese Hoffnung ist wohl überholt, seit im März 87 die Reaktion des
ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel (Istanbul) bekannt
wurde, das in gewissem Sinne als Sprecher der gesamten orthodoxen
Kirche gilt. Es weist im Grunde genommen die Lima-Dokumente insgesamt
zurück, weil es für orthodoxe Kirchen nicht möglich sei, eine
Übereinstimmung im Blick aufTaufe, Eucharistie und Amt anzustreben
, ohne eine Übereinstimmung in der Ekklesiologie zu haben oder
doch als Voraussetzung zu suchen. Der Ökumenische Rat solle darum
einem neuen Programm über die Lehre der Kirche Vorrang einräumen
(vgl. epd 4/87; IDL 4/87.8).

Zwei Texte in Bd. III haben besonderes Gewicht, das Votum der
Kirche von England und der beigefügte Text von Nissiotis.

Das Votum der Church of England ragt heraus unter den bisher
veröffentlichten Anglikanischen Stimmen (vgl. Vol. I-Ill). ungewöhnlich
im Umfang, 50 Seiten (S. 30-80), und in der Verabschiedung
durch die Gcncralsynode. welche 27 Millionen Kirchenglieder
vertritt (S. 30) und den Text mit 383 Stimmen beschloß (S. 80. bei
12 Nein- u. 1 Enthaltungsstimme, ebd.). Damit hat sie bekräftigt, in
BEM den Glauben der Kirche durch die Jahrhunderte wiederzuerkennen
, was vorher schon zu Einzelabschnitten notiert worden
war (B.: S. 41: E.: S. 45-2x, S. 49; M.: S. 54. 55. 59. 63). Bemerkenswert
sind 4 Aspekte:

Alle drei Kapitel vermag dies Votum aufzunehmen und in gleicher