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Ausgabe:

1987

Spalte:

804-805

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Andrew, Maurice E.

Titel/Untertitel:

Responsibility and restoration 1987

Rezensent:

Baltzer, Dieter

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Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 1 1

804

C" Sarah in foreign palace; ordeal ends in peace and success; Abraham and

Ishmael part(20,l-21,34)
B' Climax of Abraham's Spiritual Odyssey (22,1 -19)
A' Genealogy ofNahor (22,20-24).

Für die übrigen „Zyklen" müssen hier die Versangaben genügen: Urgeschichte
: A 1,1-3,24; B 4,1-16; C4.17-26; D 5,1-32; E 6,1-8;
A'6,9-9,17; B' 9,18-29; C 10,1-32; E' 11,1-9; D- 11,10-26; Jakobzyklus:
A 25,19-34; B26J-34; C 27,1-28,9; D28.10-22; E29.I-30;
F29,31-30,24; F 30,25-43; E'31,1-54; D'32,1-32; C 33,1-20;
B* 31,1-31; A'35,1-22; Verbindungsstücke: A23J-20; B24.1-67;
C25.1-6; D25,7-Il; E25,12-18; A'-; C'35,23-26; D'35,27-29;
B' 36,1-5; E' 36,6-43; Josephgeschichte: A 37,1-36; B 38,1-30; C 39,1-23;
D40,l-41,57; E42,1-43,34; F44,l-34; F*45,l-28; E'46,1-47,12;
D' 47,13-27; C 47,28-48,22; B' 49,1 -28; A' 49,29-50,26.

Diese - intern z. T. weiter differenzierten - Strukturbildungen
basieren nach R. nicht nur auf den thematisch-inhaltlichen Entsprechungen
, sondern auch auf der Verknüpfung der inhaltlich korrespondierenden
Komponenten durch eine Vielzahl gemeinsamer Leitwörter
("theme-words") und aufeinander folgender Einheiten durch
Stichwortanschlüsse ("catchwords"). Derartige Bezüge seien gegeben
bei jeweiligen Vorkommen des gleichen sprachlichen Ausdrucks oder
derselben Wurzel, aber auch bei einem Gleichklang verschiedener
Wurzeln oder bei ähnlichen Bedeutungen/Konnotationen.

Das Ergebnis der bis dahin rein synchronen Textuntersuchung wird
sodann in Kapitel VI (S. 99-106) der Urkundenhypothese gegenübergestellt
- zu deren Nachteil, wie R. meint, da mehrere seiner Strukturbezüge
quer zu den traditionellen Quellen verlaufen. Zwar könne man
die Genesis nicht einfach auf einen Autor zurückführen, auch müsse
man mit verschiedenen Quellen und Traditionen rechnen, doch sei
zumindest für Urgeschichte, Abraham-, Jakob- und Josephzyklus
jeweils ein Sammler ("Compiler or collator") anzunehmen. Ob dahinter
verschiedene Tradenten oder ein und dieselbe Person stünden,
müsse offen bleiben (S. 106). Im abschließenden Kapitel VII ("The
Date ofGenesis") spricht R. gleichwohl nur noch von „dem Redaktor
der Genesis", den er (und damit die Endgestalt des Buches) in die davidisch
-salomonische Zeit datiert.

Das Anliegen R.s, die Bemühung um die bisher allzu vernachlässigte
Endgestalt dieses wichtigen Buches, ist nur zu begrüßen. Fraglicher
erscheint, ob das methodische Vorgehen, und damit auch die
Resultate, der selbstgestellten Aufgabe wirklich gerecht werden. Gerade
auch synchrone Deutungen der „Endgestalt" müssen sich ja daran
messen lassen, wie eng sie sich an das gegebene Profil des Textes
halten. Nur mit strengen Maßstäben wird man der Grundgefahr (im
Grunde jeder Exegese) begegnen können, der Anpassung des Textes
an eine konstruierte Struktur des Auslegers. Die Schwierigkeiten beginnen
schon bei der Bestimmung der Makrostruktur. Endet z. B. die
gegebene Abrahamgeschichte wirklich mit der Genealogie Nahors
und nicht vielmehr mit Abrahams Tod und Bestattung (In Gen 25
gründet er immerhin noch einmal eine Familie)? Ist die Zusammenfassung
so eigengewichtiger Episoden wie Kap. 15 und 16 bzw. 17 und
18,1 ff in jeweils einem Gliederungspunkt nicht schon von dem angestrebten
Chiasmus her gedacht? Darf ein Abschnitt wie Isaaks Geburt
(21,1-6) in der Gesamtgliederung fehlen? Haben Parallelisie-
rungen wie die von 13,1-4 und 21,22-34 unter "ordeal ends in peace
and success" noch Anhalt am Text? - Die Fragen ließen sich mehren,
auch im Blick auf die aufgelisteten "theme-word"-Bezüge. Ihre Definition
ist so großzügig, ihre Anwendung oft so „atomistisch", daß
man dergestalt wohl beliebige Texte aufeinander beziehen kann.
Auch Kumulierungen unspezifischer Ausdrücke generieren nicht
Signifikanz; dies belegen u. a. die inzwischen vergessenen Listen zum
Sprachgebrauch der einzelnen Quellenautoren. Hochkomplexe Entsprechungen
zwischen Texten wie Gen 9; 17; 35,9ff usw. bleiben
demgegenüber unberücksichtigt. Implizit bekräftigt also auch diese
Arbeit die Dringlichkeit methodologischer Auseinandersetzungen
über die Voraussetzungen (nicht nur diachroner, sondern auch) synchroner
Zugänge zum Text.

Kritische Anmerkungen provozieren auch die Ausführungen zu

den diachronen Konsequenzen der Strukturanalysen. Auf der einen
Seite geht der knappe Vergleich mit der Urkundenhypothese von
einem Forschungskonsens aus, wie er seit Jahren nicht mehr besteht
(wenn er überhaupt je bestand); die vielseitige jüngere Pentateuch-
diskussion wird auch nicht andeutungsweise aufgenommen. Auf der
anderen Seite verschwinden mögliche Implikationen der vorgelegten
Deutung (Ist die Argumentation mit Details des Sprachgebrauchs
vereinbar mit der Hypothese eines oder mehrerer „Sammler"? u. ä.)
ungeklärt in der "black box" des "final editor's" der Genesis. Auch
kann man zweifeln, ob die generelle Frühdatierung der Genesis (oft
aufgrund punktueller Bezüge zu Texten, die von der Zeit Davids/Sa-
lomos handeln [!]) über Schulgrenzen hinaus überzeugen wird.

Unbeschadet der methodischen Anfragen bleibt gleichwohl die
Lektüre dieses klar geschriebenen Buches mit seinen oft bedenkenswerten
Textbeobachtungen anregend und empfehlenswert.

Heidelberg Erhard Blum

Andrew, M. E.: Responsibility and Restoration. The Course ofthe
Book of Ezekiel. Dunedin: University of Otago Press 1985. VI,
255 S. 8".

Vf. gliedert seine fortlaufende Auslegung des Ezechielbuches in fünl
Großabschnitte. Nach Auslegung der grundlegenden Einleitungskapitel
1-3, I. The source of Responsibility, und der Sammlung der
sog. Gerichtsworte in 4-24, II. The reeipients of Restoration, sowie
der Fremdvölkerworte, 25-32, III. The Restoration of Reality, folgt in
Abschnitt IV, Responsibility and Restoration, die Behandlung der
Heilsworte, 33-39. Hier findet sich das theologische Herzstück der
vorliegenden Gesamtinterpretation des Ezechielbuches, allen voran
Kapitel 33, das Bild vom Späher mit seiner Botschaft von der „Freiheit
zur Umkehr" (W. Zimmerli). In der rechten Wahrnehmung des
Prophetenamtes durch Ezechiel liegt die Entscheidung über Leben
und Tod beschlossen. Hierbei ist nicht bloß das persönliche Risiko
einer einzelnen Amtsperson angesprochen, sondern das Volk insgesamt
. Die "responsibility" des Spähers bewährt sich in der Kundgabe
der Gerichtsankündigung Jahwes. Daraus folgt: "there can be no
restoration if the people do not recognize what obstruets it within
thcmselves" (150). Andrew betont, des Propheten "responsibility is
indead the integrating agent" (ibd.). Responsibility auf Seiten des
Volkes wird Ausdruck der Wahrnehmung und Anerkenntnis des Willens
Jahwes durch Israel, wobei je zwischen den unterschiedlichen
Adressaten, den Exulanten und den Jerusalemern, differenziert wird.
So werden ungeachtet gegenläufiger literarhistorischer Forschungsergebnisse
, die Vf. würdigt, die Schlußkapitel 40-48 in Abschnitt V.,
The Restoration of the Medium of Life, mit dem übrigen Buch theologisch
verknüpft, indem Vf. als "Conclusion and Summary"
(215-219) zur These der "Integration of Responsibility and Restoration
" gelangt: "Restoration is not therefore possible without responsibility
, and responsibility therefore precedes restoration" (215). Mit
Hilfe dieser beiden theologischen Schlüsselbegriffe gelingt es Vf. ungeachtet
des vielfältigeren originalen Wortfeldes der czechielischcn
Schriftprophetie bemerkenswerte Perspektiven zu entwickeln, die
über das Ezechielbuch hinaus für die Exilstheologie von Bedeutung
sind.

In einer knappen Einleitung (1-11) wird der historische Hintergrund
des Ezechielbuches derart eingegrenzt, "that the book presents
Ezekiel's activities between 593 and 571 B. C." (3). Alsdann referiert
Vf. die wesentlichen literarhistorischen Fragen vor dem Hintergrund
der neueren Ezechielforschung. Die anschließende Auslegung der
48 Kapitel des Ezechielbuches bietet Theologen, die selbst nicht unmittelbar
an der Ezechielforschung beteiligt sind, informative Einblicke
in die wissenschaftliche Textdiskussion. Sparsam ausgewählte
Anmerkungen (223-255) bieten Hinweise auf wichtige Fachliteratur,
die ihrerseits knapp auf drei Seiten (220-222) zusammengestellt ist.
Für den alttestamentlichen Fachwissenschaftler und speziell für den