Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1987

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

771

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 10

772

Kirche glauben (Themenheft Glaube und Lernen 2, 1987, Heft 1): Lerngemeinschaft
Kirche (K. Engelhardt) (5-7)- Kirche glauben (H. Ulrich) (8-18)
- „Volk Gottes" - Aspekte des Alten Testaments (W. H. Schmidt) (19-32) -
Die Bedeutung des Gottesvolk-Gedankens für die neutestamentliche Ekklesio-
logie (J. RolofT) (33-4*) - Kirchenleitung als Theologie (G. Sauter) (47-59) -
Wie begegnet uns Kirche im Kirchenrecht? (A. Stein) ( 60-69) - Kirche und
Glaubensvermittlung (K. Bätz) (70-79) - Kirche glauben - in ökumenischer
Perspektive(G. Gaßmann)(80-86).

Winkler, Eberhard: Das Verhältnis von Diakonie und Gemeindeaufbau
(ZdZ 41,1987,64-69).

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Enteis, Dieter, u. Karl Heinz Schmitt: Handbuch der Gemeinde-
katechese. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1986. 240 S. 8". geb. DM
29,80.

Seit knapp zwei Jahrzehnten gibt es in der katholischen Kirche eine
katechetische Rückbesinnung, die mit dem Namen Gemeinde-Katechese
(GK) bezeichnet wird. Die Gemeinde wird als genuiner Lernort
des Glaubens nicht nur entdeckt, sondern auch in Anspruch genommen
. Die Gemeinde - das heißt konkret: Christen, die bewußt mit und
in einer Gemeinde leben - wird als Träger der Katechese angesprochen
; es wird Ernst gemacht mit dem Gedanken, daß die Gemeinde
Subjekt, nicht Objekt der Pastoral ist. Damit wird einer
Grundforderung der Würzburger Synode entsprochen, wonach eine
der wichtigsten pastoralen Gegenwartsaufgaben der Übergang ist von
Gemeinden, die sich versorgen lassen, zu Gemeinden, die ihr Leben
im gemeinsamen Dienst aller und in übertragbarer Eigenverantwortung
jedes einzelnen gestalten (Dienste und Ämter 1.3.2).

Dieter Emeis und Karl Heinz Schmitt legen mit ihrem „Handbuch
der Gemeinde-Katechese" - nach einem ersten Theorieentwurf
„Grundkurs Gemeindekatechese", der vor zehn Jahren erschien -
eine Theorie zu dem pastoral-katechetischen Neuansatz vor. Das
Buch hat vier Teile.

Im ersten wird der katechetische Auftrag der Gemeinde bedacht.
Die Autoren geben einen gerafften Überblick über die Entwicklungsgeschichte
der Katechese, sie schildern die Situation in den Gemeinden
und werten ohne Euphorie die schon gemachten Erfahrungen mit
der neu gesehenen alten Aufgabe aus (auch von Enttäuschungen wird
in diesem Zusammenhang ehrlich gesprochen); die apostolische Verantwortung
aller Christen kommt zur Sprache und die mögliche Motivation
, sich für die Weitergabe des Glaubens zu engagieren; endlich
wird die enge und natürliche Beziehung zwischen Gemeinde und
Katechese zur Sprache gebracht: Gemeinde als Subjekt ihres Lebens
und ihrer Katechese.

Der zweite Teil führt unter didaktischem Aspekt in die GK ein:
Lernfeld, Ziele und Inhalte, Methoden und Medien werden erörtert.
Diese Stichworte finden sich natürlich in jeder herkömmlichen Kate-
chetik; hier aber sind sie bestimmt und sozusagen eingefärbt durch
den Lernort Gemeinde und seine Grundvollzüge: Diakonie, Liturgie
und Verkündigung. Ein Schaubild (S. 64) macht den Bedingungszusammenhang
und die Bedingungsfaktoren für die GK deutlich.

Der dritte Teil widmet sich der für die Gemeinde-Katechese wichtigen
Fragen der Mitarbeit und der Mitarbeiter. Dabei ist ein Grundsatz
für die gemeinde-katechetische Arbeit festzuhalten: „Die Verantwortung
der Laien in den verschiedenen Diensten ist. . . nicht eine vom
Amte des Priesters abgeleitete, sondern eine eigenständige. Sie steht
aber in Zuordnung zum Dienstamt des Priesters und Bischofs" (S.
117). Gerade an diesem Teil spürt der Leser, daß die Autoren die
Praxis der GK, ihre psychologischen Hemmnisse, die vorliegenden
Erfahrungen, die Fragen derer, die eine Reihe von Schritten auf dem
Weg der GK gemacht haben, kennen. An einer entscheidenden Stelle
des Buches werden die Eigenschaften eines Glaubensbegleiters im
Sinn der GK in Parallele zur Emmausperikope (Lk 24,13-35) dargestellt
: „ - er kommt dazu - er geht mit - er fragt, was bedrückt, bzw.
verunsichert - er erzählt, was über ihn in der Schrift geschrieben steht
- er drängt sich nicht auf- er nimmt die Einladung zum Essen an - ißt
schließlich mit ihnen zusammen" (S. 142).

In einem vierten Teil werden katechetische Handlungsfelder geschildert
: die Familie, der christliche Kindergarten, die Einführung in
die Sakramente, die Jugendarbeit und die theologische Erwachsenenbildung
. Sie werden unter dem Gesichtspunkt betrachtet, was sie für
ein Lernen im Glauben bedeuten. Hierbei wird die Familie als „Hauskirche
" einer kritischen Betrachtung unterzogen, und es wird der
Leser angeregt, die theologische Erwachsenenbildung mit einem
gemeindekatechetischen Blick anzuschauen und neue katechetisch
fruchtbare Ansätze in ihr zu entdecken.

Das Buch bleibt bei allem Engagement für die GK nüchtern; es
überredet nicht, wirbt aber durch die Darstellung der Sache; durch
klare Schaubilder und eindrückliche Beispiele und Erfahrungsberichte
wird die an manchen Stellen abstrakte Sprache („Die in der
Katechese mit Inhalten zu verbindenden Ziele können zwar nicht wie
in manchen anderen Lernprozessen so geplant werden, daß ihr Erreichen
dadurch gesichert ist." S. 107) plastischer und farbiger.

Einige Kapitel - aus dem Zusammenhang des Buches herausgelöst -
sind geeignet, Anregungen und Materialien für Gemeindegespräche
oder Abende in Familien bereitzustellen, etwa zu den Themen: Familie
als Lebens- und Lernort des Glaubens (157), Ziele katechetischer
Elternbildung (173), Kultur des Sonntages (176), Grundfunktionen
der Gemeinde (47).

Das Buch ist aus einer Neubesinnung auf die gemeindliche Aufgabe
der Katechese, die im Raum der katholischen Kirche zuerst stattfand,
entstanden. Es ist aber kein konfessionelles Buch geworden. Das Anliegen
einer Erneuerung der Gemeinde von der Katechese her und der
Katechese von Seiten der Gemeinde her geht die Christen überhaupt
an; die meisten Aussagen der Autoren sind ohne Transferschwierigkeiten
in den Raum der Kirche der Reformation zu übersetzen. Das
Handbuch äußert sich nicht zum schulischen Religionsunterricht, der
am Lernort Schule seinen Sinn behält. Es ist aber eine besondere Hilfe
für Kirchen und Christen in Ländern, in denen es einen schulischen
Religionsunterricht nicht gibt.

Zum Schluß sei noch angemerkt, daß dem Buch ein Sachverzeichnis
gut getan hätte und daß man bei manchen sehr interessanten Zitaten
(St. Augustinus über das Bußsakrament, S. 199); der polnische
Minister über die Feiern der Christen (S. 206) gern die Quelle bzw. den
Fundort gewußt hätte.

Stotternheim Franz Georg Friemel

Koch, Diether: Christen in politischen Konflikten des 20. Jahrhunderts
. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1985. 335 S. 8" =
Analysen und Projekte zum Religionsunterricht, 19. Kart. DM
28,-.

D. Koch legt ein neues Arbeitsbuch zum Religionsunterricht vor,
das schon in der Formulierung des Titels Wegzeichen setzt. Man will
loskommen von der ausschließlichen Sicht auf Institutionen, Machtblöcke
, Zwangsstrukturen und Herrschaftsmechanismen und hinlenken
„zur Situation der Menschen, die als Christen in der Politik -
d. h. in Gesellschaft und Staat - denken, handeln und leiden" (8).
Diese Themenfassung scheint nicht nur für den Schulunterricht, sondern
ganz allgemein für die christliche Unterweisung angemessen. Der
dabei möglicherweise auftretenden Gefahr, politische Problematik
nun gewissermaßen zu personalisieren, sie auf ein individuelles Problem
zu reduzieren, ist der Vf. weitgehend entgangen, die sich dadurch
bietenden Möglichkeiten dagegen wurden voll genutzt. Denn „Christen
haben seit jeher zu politischen Fragen Stellung genommen und
sind selbst Objekte von politischen Handlungen gewesen; christliche
Gemeinden und Kirchen spielten und spielen im politischen Leben,
in Gesellschaft und Staat eine Rolle; auch wird ständig in unterschied-