Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1987

Spalte:

760

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Titel/Untertitel:

Kirkelige dokumenter fra besættelsestiden 1987

Rezensent:

Kjeldgaard-Pedersen, Steffen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

759

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 10

760

Corrigenda: 8: Cottbus; 11: Egranus war in Zwickau nicht Pfarrer, sondern
Prediger; 25: „Von dem Papsttum zu Rom" ist von Luther, nicht von
Alveldt.

Berlin Siegfried Brauer

Kirchengeschichte: Neuzeit

Pieper, Monica; Daniel Sudermann (1550 - ca. 1631). Als Vertreter
des mystischen Spiritualismus. Stuttgart: Steiner 1985. XI, 224 S.
gr. 8' = Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte
Mainz, 121. Abt. f. abendländ. Religionsgeschichte. Lw. DM
63,-. .

In diesem ausgezeichneten, präzisen und scharf formulierten Band
erstellt Monica Pieper die beste erhältliche Einführung in das Leben
und Werk von Daniel Sudermann, dem Dichter, Handschriftensammler
und mystischen Spiritualist. Nachdem der Leser mit den
Komplexitäten der publizierten sowie zahlreichen unpublizierten
Quellen im Zusammenhang mit Sudermann vertraut gemacht wurde
(ein Unternehmen, das durch den sorgfältigen bibliographischen Anhang
hilfreich gestützt wird [195-211]), legt Pieper eine kritische, ausgewogene
und vollständige Diskussion der vorausgegangenen Arbeiten
vor.

Sie stellt fest, daß die biographisch und bibliographisch bedeutsamen
Forschungen über Sudermann größtenteils vollständig sind. Sie
fügt jedoch an, daß „Lücken offen blieben, welche die kirchenhistorische
Seite betreffen". Dieser wendet sie ihre Hauptaufmerksamkeit
zu.

Drei biographische und bibliographische Kapitel, eines über Sudermanns
Leben, das zweite über sein Werk als Handschriftensammler
(besonders von mittelalterlichen mystischen Texten, zu deren Themen
sie einige wertvolle Einsichten anfügt) und das dritte über seine
Rolle als Publizist von mystischen und spiritualistischen Texten (insbesondere
diejenigen von Caspar Schwenckfeld), verdienen besondere
Beachtung. Nirgends werden in der gegenwärtigen Literatur die hier
behandelten Inhalte so klar und sorgfältig ausgesprochen.

Mehr als die Hälfte des Bandes ist einer ausführlichen Studie der
Dichtung von Sudermann gewidmet. Nach einer Behandlung von
Sudermanns Literaturformen (zu Beginn der Darstellung) beschreibt
Pieper die „mystischen und spiritualistischen Elemente in Sudermanns
Gedankenwelt". Sein Konzept der Weltordnung ist dualistisch
, der göttliche Bereich steht dem weltlichen gegenüber. „Die
Schöpfung ... ist Ausdruck des Wirkens Gottes in der Welt und soll
dem Menschen beständigen Anlaß zum Dank geben; sie ist ein Anzeichen
dafür, daß Gott den Menschen in der Ewigkeit noch viel herrlicher
versorgen wird, als er es in der Zeitlichkeit tut. Die Schönheit
der Natur verweist auf Gottes Herrlichkeit, Weisheit und Liebe zu
seinen Kindern und soll sie gleichzeitig dazu anleiten, den Weg zu
Gott zu finden." (104)

Auf diesem Weg ist der Viator gerufen, den Begierden des Körpers,
welche diejenigen der Seele bekämpfen, zu widerstehen, während
sich die letzteren zunehmend der Vereinigung mit Gott nähern. Auf
dieser Erde kann eine solche Vereinigung aber nur ein „vorsmack"
der Ewigkeit sein. „Die unio wird damit ins Jenseits transponiert;
durch diese Verschiebung erhebt sich weit stärker als in der klassischen
Mystik die Frage nach dem Sinn des irdischen Daseins." (142)
Pieper untersucht zwei der wichtigsten Vorstellungen, mit welchen
Sudermann den Viator vergleicht, nämlich die Vorstellung von Christus
als Pilger und als Ritter. Beide werden unter den „praktischen
Aufforderungen des christlichen Lebens" erörtert. (142)

Sudermanns Überlegungen, welche die Weltordnung betreffen, sind
problematisch. „In Sudermanns Kirchenbegriff, Amtsauffassung und
Schriftverständnis werden zwar spiritualistische Anschauungen
sichtbar, doch die Kluft zwischen dem Idealbild und der Realität ist
für Sudermann - im Unterschied zu Schwenckfeld - keine Separation

wert." (165) In der Diskussion der Geisteswelt Sudermanns ist Pieper
darum bemüht, die bedeutenden Gemeinsamkeiten und Differenzen
zwischen seiner Position und derjenigen der von ihm verehrten mittelalterlichen
Mystiker hervorzuheben. Das gleiche gilt auch für den
Gedanken Schwenckfelds, seines theologischen Mentors.

Das letzte Kapitel ist der Beschreibung und Untersuchung von
Sudermanns 469seitigem Werk Harmonie oder ConcordantZ zugewendet
, welches am zutreffendsten in seinem Untertitel umschrieben
wird: „Ein Zusammenbestimmung, vergleichung und einhellung etlicher
puneten und artickeln Christlicher lehre, dere(n), so die weit nun
mehrCatholische, Lutherische, Caluinische, etc. nennet, welche sie in
erster erleüchtung . . . öffentlich ans tag geben, und aber heute noch
darüber etwas streittig geworden, und gelichwohl doch, in dem für-
nehmsten Articlen des uralten Christlichen glaubens zusammen stim-
me(n). . ." Dieses letzte Werk Sudermanns faßt gewissermaßen sein
Leben und Werk zusammen. Sein ausführliches Interesse für die
christliche Tradition als Ganzes, insbesondere aber für die mittelalterliche
, mystische Tradition, hinterläßt seine Spuren in seinem Denken
; ein Denken, das nicht immer lückenlos und konsequent ausformuliert
wurde und nur geringen historischen Einfluß ausübte. Der
einzige größere Theologe, der sich später für ihn interessierte, war
Gottfried Arnold. Dennoch gilt, was Pieper abschließend erklärt: „Es
darf nicht übersehen werden, daß [Sudermann] einer der wenigen
war, die mitten im Zeitalter des Konfessionalismus mit spiritualistischen
Grundsätzen das Ideal der Toleranz verwirklicht haben, um die
zwieträchtigen Konfessionen auf der Ebene der Frömmigkeit an ihre
höhere christliche Einheit zu erinnern und auf sie hinzuführen."
(194)

Waterloo, Ont. Peter C. Erb

Glcnthnj, Jorgen [Hg.]: Kirkelige Dokumenter fra Besa.'ttelsestiden.

Officiclle hyrdebrevc, bekendelser og erklseringer fra den danske
kirke - sam et tillaig fra den norske kirke og den tyske Bekendelses-
kirke udgivet i anledning af 40 ärs dagen for Danmarks bcfriclse
5. maj 1945. Borum: Borum-Lyngby praesteembede 1985. 38 S.,
1 Notenbeilage 8*.

Diese kleine Textsammlung enthält in vier Abteilungen 14 dänische
kirchliche Dokumente aus den drei letzten Jahren (1943-45) der
Okkupationszeit, dänische Übersetzungen von 4 norwegischen kirchlichen
Schriftstücken des Jahres 1942 sowie von der Barmer Theologischen
Erklärung vom 31. Mai 1934 und von dem Wort der Bekenntnissynode
der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union
zum Büß- und Bettag im Jahre 1943 und endlich ein dänisches Dankgebet
anläßlich des Friedens vom 5. Mai 1945. Die Texte stehen meist
unkommentiert, und die äußerst sparsamen Erläuterungen des Hg.
beschränken sich auf nackte Daten wie Anlaß, Autorschaft und Art
und Weise der ersten Veröffentlichung. Aus dem knappen Vorwort
erhellt denn auch, daß der Hg. sich bei seiner Auswahl nicht so sehr
von historischem als von theologischem Interesse hat leiten lassen. Da
aber die Erforschung der Kirchengeschichte Dänemarks in den Jahren
1940-45 erst neuerdings angefangen hat, ist die Sammlung auch ein
wichtiger Hinweis aufdie hier noch zu leistende Arbeit.

Viele der Texte sind Beispiele entschlossener kirchlicher Stellungnahme
, so z. B. der Hirtenbrief der dänischen Bischöfe zur „Judenfrage
" vom 29. September 1943 und der Protest der norwegischen
Bischöfe vom 14. Februar 1942 gegen eine staatliche Regelung der
Kindererziehung. Eindrucksvoll ist auch die briefliche Gehorsamsverweigerung
des im Januar 1944 ermordeten dänischen Pfarrers Kaj
Münk. Die theologisch bedeutsamsten Dokumente sind - neben der
Barmer Erklärung und von dieser beeinflußt - das von Regin Prenter
verfaßte Gutachten über die Kirche und das Recht (1944) und
„Kirkens Grunn", das Bekenntnis und die Erklärung der norwegischen
Kirche vom Osterabend 1942.

Koskilde Steffen Kjeldgaard-Pcdcrscn