Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1987

Spalte:

688

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Ladaria, Luis F.

Titel/Untertitel:

Antropología teológica 1987

Rezensent:

Rostagno, Sergio

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

687 . Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 9

darf, wenn auch mit Vorsicht, vom Einnehmen von Drogen gesprochen
werden. „Es öffnen sich hier durch einen kontrollierten Gebrauch
von Drogen neue Wege, die freilich sehr behutsam zu begehen
wären wegen der gesellschaftlichen Folgen" (115). Diese Thesen ufern
bedenklich weit aus in einem Buch, das im übrigen die Nähe der Liebe
Gottes zu allen Menschen und Christen im Leben und im Sterben
meditierend bezeugen möchte. Das soll anerkannt werden, auch wenn
die Beziehung zwischen Natur und Gnade, Offenbarung, Glaube und
Wort noch anders gesehen werden muß.

Berlin Friedrich Winter

Systematische Theologie: Dogmatik

Lochman, Jan Milic: The Faith we confess. Transl. by D. Lewis. Edinburgh
: Clark 1985. XIV, 274 S. gr. 8" = An Ecumenical Dogmatics.
Lw.£ 14.95.

Der cnglischsprachigen Ausgabe des Buches „Das Glaubensbekenntnis
" ist nicht die Übersetzung des deutschen Untertitels
„Grundriß der Dogmatik im Anschluß an das Credo" beigefügt. Vielmehr
wird das Buch - und das mit Fug und Recht - als "an ecumenical
dogmatics" vorgestellt. Das läßt nach den ökumenischen Akzenten
fragen. Diese liegen nicht nur im bewußten Eingehen auf Themen,
die für das ökumenische Gespräch besonders relevant bzw. brisant
sind (wie beispielsweise die Mariologie). Vielmehr wird der Tenor des
Buches insgesamt damit gekennzeichnet. Er kommt zum Ausdruck in
einer Lernhaltung, die die konfessionellen Traditionen nach vorn hin
öffnen möchte. Das geschieht nicht sowohl durch das Aufarbeiten alter
Kontroversen, als vielmehr durch die Aufnahme aktueller Fragestellungen
im Verhältnis zur Welt. Lochman nimmt die Herausforderungen
unserer Zeit an und gibt von einer um die christologische Mitte
konzentrierten Theologie aus Antworten. Drohende Verzeichnungen
des christlichen Glaubens, wie sie in einer existentialistisch ausgerichteten
Theologie einerseits und in einem theologischen Horizontalismus
andererseits gegeben sind, sind Gegenstand der Auseinandersetzung
. An dieser wird deutlich, daß das Gewinnen der ökumenischen
Dimension für theologisches Denken keineswegs das Entschwinden
klarer Positionen nach sich ziehen muß. An solchen mangelt
es nicht. Diese Positionen lassen die reformierte Tradition des Vf.
erkennen, die fruchtbar gemacht werden soll für die Formulierung des
Selbstverständnisses von Kirche und Christsein in der Gegenwart.

Insbesondere kommt das reformierte Erbe in der engen Verklammerung
von Dogmatik und Ethik zum Tragen. In der Lehre von der
Kirche führt dies dazu, daß gleichberechtigt neben die lutherischen
Merkmale der Kirche gemäß CA VII die godly discipline gestellt wird:
"that is, the duty of the individual Christian and of Christian Community
to live according to the gospel." (S. 204) Ebenso sieht Lochman
die Betonung des Kingdom of God als Horizont allen christlichen
Lebens und der Kirche in der reformierten Tradition verwurzelt. Gewiß
ist dieses Kingdom "the future of the whole world". (S. 207).
Gleichwohl bleibt die Kirche in ihrer servanthood "the indispensable
field of Operation for the kingdom of God". (S. 207) Charakteristisch
für den geforderten umfassenden Wirklichkeitsbezug des Glaubens,
den alle Glaubensaussagen intendieren, ist Lochmans Interpretation
des Himmelfahrtsmotivs. Dieses insistiere auf der Materialisierung
des Glaubens in der Weise, daß dieser zur authentischen und freien
Praxis führe (S. 166)

( Leichte Veränderungen, die in der englischen Übersetzung gegenüber
dem deutschen Original zu finden sind, dienen der Präzisierung.
Wird beispielsweise in der deutschen Fassung vom Vorwurf der
Materialisierung des Glaubens (im Sinne der Verdinglichung) im
Himmelfahrtsmotiv ausgegangen, so fügt der englische Text erhellend
hinzu: "amaterializingofthe original faith"(S. 166).

Wie schon dem in deutscher Sprache herausgegebenen Buch
wünscht der Rez. dieser Übertragung ins Englische einen breiten

688

Leserkreis und Ausstrahlungskraft Für neue Wege des ökumenischen
Miteinander.

Greifswald Bernd Hildebrandt

Ladaria, Luis F.: Antropologia Teologica. Madrid: UPCM; Roma:
Universitä Gregoriana Editrice 1983. XI, 425 S. gr. 8° = Analecta
Gregoriana. Vol. 233, Series Facultatis Theologicae: Sectio A n. 24.
L. 22.000.

Eine .Anthropologie' ist dieses Buch nur in gewisser Hinsicht. In
seinem Werk bietet der spanische Professor der päpstlichen Universität
Gregoriana in Rom eine Entfaltung der den Menschen betreffenden
kirchlichen Botschaft. Er arbeitet mit folgendem Schema: der
Mensch als Geschöpf, die Sünde, die Soteriologie, der Neue Mensch.
Dieses Schema ist alt und zuverlässig. Gnade wird als Hilfe verstanden
(S. 169,284ff). Die Vermittlung des Guten geschieht durch das Sakrament
(255). Das Sein des Geschöpfes ist Teilnahme (partk ipacion)am
Sein Gottes (I69f). Die Gerechtigkeit Gottes ist auch unsere Gerechtigkeit
(355). Aber der Vf. bezweckt, die alten Begriffe zu aktualisieren
, und modernisiert die Problematik.

Luther und Calvin werden im Zusammenhang mit der Erbsünde-
Lehre des Tridentinums erwähnt. Sonst ist die Diskussion meistens
innerkatholisch (aber s.u.). K. Barths und G. von Rads Lehren von
der Schöpfung als Voraussetzung des Bundes werden zu Rate gezogen,
sie bekommen aber keine systematische Anerkennung.

Außer guten Forschungsberichten über verschiedene Begriffe (wie
z. B. Imago Dei, Neuer Mensch usw.), werden im Buch von Ladaria
auch die Fronten der kulturellen Auseinandersetzung wahrgenommen
. Die Probleme der menschlichen Autonomie, der Geschichte,
der menschlichen Verantwortung sind immer gegenwärtig. Das Ergebnis
ist eine gute, wenngleich unproblematische katholische Orientierung
in allen Feldern.

Die Darstellung der Rechtfertigungslehre bei Luther wird mit
Objektivität geführt; die Position von O. H. Pesch ist hier maßgebend
(vgl. S. 329, A. 42). Daneben wird die Lehre des Tridentinums dargestellt
und kritisch beurteilt (346). Übrigens werde heute Paulus auch
von den Katholiken anders verstanden als damals. So sei Rechtfertigung
aus Glauben allein kein Problem mehr, unter der Bedingung,
daß die Gnade die tatsächliche Verwandlung des Menschen bewirkt
und so auch seine Heiligung ermöglicht (3501T). Katholiken und Protestanten
haben die Akzente nur anders gesetzt (348). „Viele Mißverständnisse
scheinen heute überwunden zu sein." Manche ev. Theologen
verneinen „eine reale Veränderung des gerechtfertigten Menschen
nicht mehr, und ebensowenig schließen sie eine freie Annahme der
Rechtfertigung seitens des Menschen aus" (350). Der Weg des gegenseitigen
Verständnisses ist offen, so daß „eine reziproke Ausschließung
aus diesem Grunde ungerechtfertigt ist. In den ökumenischen
Gesprächen sind heute andere lehrmäßige Punkte viel problematischer
" (350).

Durch die Rechtfertigung wird der Mensch „verwandelt von einem
Sünder in einen Gerechten" (406). Die Gabe Gottes manifestiert sich
durch die Erneuerung der menschlichen Freiheit. Aber die alten
Theorien von der im gerechtfertigten Menschen innewohnenden
Gnade werden preisgegeben. Dagegen ist der Vf. mit K. Rahners
These vom „übernatürlichen Existential" einverstanden: „Wenn wir
in unserem Leben dem .Gratuitum' begegnen und uns von ihm durch
die Gabe selbst bewegen lassen, dann haben wir es da in Wirklichkeit
mit einer genuinen Erfahrung der Gnade zu tun, d. h. mit Gott selbst,
der in uns gegenwärtig ist" (405).

Das Buch verdient in der Tat, ein „Traktat" genannt zu werden.
Der Ertrag von vielen Einzeldiskussionen wird systematisiert; die herkömmliche
kirchliche (katholische) Lehre wird nicht so sehr erneuert
als vielmehr durch neue begriffliche Mittel dargestellt. Aber durch
die Aktualisierung der Sprache wird manchmal auch die Substanz anders
verstanden.

Rom Sergio Rostagno