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Ausgabe:

1987

Spalte:

658

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Dommershausen, Werner

Titel/Untertitel:

1 Makkabäer, 2 Makkabäer 1987

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 9

658

die ganz andersartige Interpretation von K.-F. Pohlmann, Studien zum
Jeremiabuch (FRLANT 118), Göttingen 1978, 19-31, auf die allerdings einige
von McKanes kritischen Gesichtspunkten zutreffen.

Schmitt, Rainer: Abschied von der Heilsgeschichte? Untersuchungen
zum Verständnis von Geschichte im Alten Testament. Frankfurt
/M. -Bern: Lang 1982. 241 S. 8' = Europäische Hochschulschriften
. Reihe XXIII: Theologie, 195. Kart, sfr 55.-.

Das Buch ist eine Auseinandersetzung mit dem „Abschied von der
Heilsgeschichte", den F.Hesse 1971 in einer programmatischen
Studie unter diesem Titel vollzog (ThSt 108), wobei ihm, dem Alt-
testamentler, in mehreren Veröffentlichungen der Neutestamentier
G. Klein sekundierte. Beider scharfsinnige und in sich folgerichtige
Argumentation geht von der göttlichen Heilstat in Christus aus, die
s'ch nach ihrer Auffassung von dem, was im Alten Testament Heil ist,
kategorial unterscheidet und, da sie alles neu macht, eine kontinuierliche
positive Vorbereitung nicht erfordert, ja nicht einmal erträgt.

Schmitt setzt (12fT) mit grundsätzlichen und definitorischen Fragen
ein- Er konstatiert bei seinen Gegnern einen modernpositivistischen
Geschichtsbegriff, der es ihnen von vornherein unmöglich macht, für
das Recht der traditionellen Rede von Heilsgeschichte offen zu sein.
Demgegenüber hat sachgemäßes theologisches Denken von den biblischen
Zeugnissen auszugehen. Folgerichtig gilt ihnen der umfänglichste
Teil des vorliegenden Buches (48ff). Unter dem Gesichts-
Punkt ihres Geschichtsverständnisses werden nacheinander der Jährst
, die Schriftpropheten (besonders Arnos, Hosea, Jesaja, Jeremia,
Ezechiel und Deuterojesaja) und das Deuteronomistische Geschichtswerk
vorgeführt. Das Ergebnis ist, daß das hcilsgeschichtliche Denken
dort in vielfältiger Weise angebahnt, ja eigentlich schon vorhanden ist.
Dieses Ergebnis wird in einem dritten Teil unter der Überschrift „Zeit
und Geschichte im Alten Testament und Alten Orient" (101 ff) in
einen weiteren Rahmen gestellt und einer sachlich ordnenden Reflexion
unterzogen. Dabei geht es zunächst um alttestamentliche Zeit-
Begriffe in ihrem Unterschied zu heutigen: sie bezeichnen, wo sie zusammenfassen
, nicht so sehr ein Kontinuum mit faßbaren Kausalitäten
als eine Folge von Ereignissen. Zum sonstigen altorientalischen
Zeit- und Geschichtsverständnis gibt es Analogien und Unterschiede.
Schemata wie „zyklisch" und „linear" oder „Tun-Ergehen-Zusam-
•fienhang" sind mit Vorsicht zu gebrauchen, zentral ist stets der Gedanke
an den schaffenden, erwählenden, richtenden Gott Israels als
den Herrn der Geschichte. Der bekannte Satz aus der Einleitung von
^- Noths „Geschichte Israels", daß „im Zentrum der Geschichte
•'sraels' Erscheinungen begegnen, für die es keine Vergleichsmöglichkeiten
mehr gibt.. .. weil nach allem, was wir wissen, dergleichen
Dinge in der sonstigen Völkergeschichte überhaupt nicht begegnen",
Wird gegen Hesse ausdrücklich als auch „dem Historiker bzw. Reli-
Bionswissenschaftler mit seiner historisch-kritischen Fragestellung"
n'ichvollziehbar verteidigt (1 19). Insgesamt erweist sich die Kategorie
der Hcilsgeschichtc, mag es für den Begriff auch kein biblisches Äqui-
valent geben, als unentbehrlich, .um das auf Israels Erfahrungen mit
seinem Gott beruhende kerygmatisch-doxologische Bild des Alten
' CStaments von der Geschichte zu kennzeichnen. Ein kurzer Ausblick
(127ff) gilt dem für Hesse und Klein zertralen Verhältnis zwischen
alttestamentlicher „Heilsgeschichte" und paulinischer Recht-
krtigungslehre, wobei in Exkursen alt- und neutestamentliches Heils-
verständnis miteinander in Beziehung gesetzt und alttestamentliche
Vorbereitungen auf die paulinische Rechtfertigungslehre ins Auge
Befaßt werden.

Der Vf. arbeitet wie schon in seiner (bei F. Hesse entstandenen!) forschungsgeschichtlichen
Dissertation „Zelt und Lade als Thema alt-
testamentlicher Wissenschaft" (Gütersloh 1972) mit ungewöhnlich
Leiter Kenntnis und Benutzungder irgendwie einschlägigen Literatur
ür>d schreibt eher breit als pointiert, aber gerade darum umsichtig und
tnit dem Bemühen, nach allen Seiten gerecht zu sein. So habe ich auch
n,cht den Eindruck, daß er die Position der von ihm angegriffenen

Gegner der Heilsgeschichte nennenswert verzeichnet hätte: bei Hesse
stellt er zu Recht gewisse Wandlungen heraus. Er selbst ist vielfach um
die Vermeidung unsachgemäßer Alternativen bemüht und hütet sich,
seinerseits der Heilsgeschichte eine Monopolstellung in Bibel und
Theologie zuzuerkennen, wendet sich in diesem Sinn auch gegen modische
Apotheosen der Geschichte. Er ist weit von der Position des
Pannenberg-Kreises der sechziger Jahre entfernt, wahrt aber auch
Distanz zu O. Cullmann. Das gibt seiner Stellungnahme erhöhtes Gewicht
. Die andere Seite hat den Streit an dieser Front bisher nicht
wieder aufgenommen; er dürfte sich auf das durch den Beschluß der
rheinischen Landessynode von 1980 „Zur Erneuerung des Verhältnisses
von Christen und Juden" recht extrem bezeichnete Problem
verlagert haben, worauf Vf. noch kurz eingeht (129).

Göttingen RudolfSmend

Dommershausen, Werner: 1 Makkabäer, 2 Makkabäer. Würzburg:
Echter 1985. 188 S. gr. 8* = Die Neue Echter Bibel. Kommentar
zum Alten Testament mit der Einheitsübersetzung, 12. DM 34,-.

Dic zwölfte Lieferung der „Neuen Echter Bibel" ersetzt den Kommentar
von D. Schütz in der alten „Echter Bibel", der 1948 erschien
und bis 1970 vier Auflagen erreichte. W. Dommershausen schickt seiner
neuen Bearbeitung eine verhältnismäßig umfangreiche Einführung
nebst Literaturverzeichnis voraus (5-12), in der auch auf den für
den christlichen Leser der Makkabäcrbücher relevanten theologischen
Gehalt eingegangen wird. Das Anliegen, die Makkabäerbücher
als Frömmigkeitszeugnisse theologisch zu erschließen, findet auch in
den Anmerkungen zum Text eine angemessene Berücksichtigung. Die
Anmerkungen sind hauptsächlich der Erklärung der oft sehr komplizierten
geschichtlichen Vorgänge vorbehalten, die von einer Vielzahl
von Personen getragen werden. Der Vf. bringt in dem knappen Raum
bewunderungswürdig viel unter; aber im besonderen Falle der Makkabäerbücher
hätte man vielleicht einen etwas ausführlicheren Anmerkungsteil
vorsehen sollen. Eine Zeittafel der wichtigsten Ereignisse
ist hinzugefügt (183-184). Vermissen wird mancher Benutzer
des Kommentars einige einfache Kartenskizzen zur Erläuterung der
zumeist vom Text nicht gerade einleuchtend geschilderten topographischen
Situation der militärischen Aktionen.

K.-H. B.

Judaica

Neusner, Jacob: Midrash in Context. Exegesis in Formative Judaism.
Philadelphia: Fortress Press 1983. XXI, 217 S. gr. 8' = The Founda-
tionsof Judaism: Method, Theology, Doctrinc. I: Method.

-: Messiah in Context. Israel's History and Destiny in Formative
Judaism. Philadelphia: Fortress Press 1984. XXVII, 259 S. gr. 8° =
The Foundations of Judaism: Method, Theology, Doctrine, II:
Theology.

Die beiden hier zu besprechenden Bücher sind Teil einer Trilogie
über die "Foundations of Judaism "; der dritte, der Torah gewidmete.
Band ist inzwischen ebenfalls erschienen (1985). Beide Bände sind in
einer klaren Sprache geschrieben, die auf Anmerkungen gänzlich verzichtet
und ihre Argumente sorgfältig aufbaut; die didaktisch geschickte
Darstellung macht die Lektüre auch für Nicht-Fachleute einfach
.

Die These von Midrash in Context läßt sich wie folgt zusammenfassen
:

1. Am Anfang des rabbinischen Judentums steht die Mishnah. ein
Dokument von unerhörtem, vorher nie erhobenem Anspruch: in
Sprache und Stil völlig anders als die Bibel und doch mit dem Anspruch
gleichberechtigter Autorität neben der Bibel. "The advent of
the Mishnah therefore marked a turning in the life of the nation-