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Ausgabe:

1987

Spalte:

42

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Schattkowsky, Martina

Titel/Untertitel:

Das Zisterzienserkloster Altzella 1162 - 1540 1987

Rezensent:

Seifert, Siegfried

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Seite 1

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41

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 1

42

Kirchengeschichte: Mittelalter

Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. Namens der
Monumenta Germaniae Historica hg. von Horst Fuhrmann und
Hans Martin'Schaller. 41. Jg. Köln-Wien: Böhlau 1985. 736 S.
gr. 8'.

Otto Prinz bietet „Eine frühe abendländische Aktualisierung der
lateinischen Übersetzung des Pseudo-Methodios". Um 674 wurde
eine Schrift dem 313 gestorbenen Methodios von Olymp zugeschrieben
, um 700 ins Lateinische übersetzt und dann nochmals verändert
. Prinz denkt an das Jahr 732, den Höhepunkt der Araberinvasion
. „Vieles spricht dafür, daß die Umarbeitung in St. Gallen
erfolgt und der Verfasser ein Schwabe oder ein Bayer gewesen ist.
Damit könnte das Werk zu den frühesten literarischen Erzeugnissen
eines deutschsprachigen Autors zählen" (22). Pascal Ladner beschreibt
„Die Welt Notkers des Dichters im Spiegel seiner Urkunden
". Die 5 Urkunden entsprechen „im ganzen der reichskirchlichen
Praxis im damaligen ostfränkischen Reich ... In manchen Sätzen
schwingt leise, indirekte Kritik an den Zuständen seiner Zeit mit"
(37). Gunther Wolfs Beitrag „Der ,Waise'. Bemerkungen zum Leitstein
der Wiener Reichskrone" stellt Beziehungen zu Christus heraus,
nicht zu Petrus. Unter der Überschrift „Heinrich der Löwe und das
Stader Erbe" nimmt Gerd Althoff Stellung zum Problem der Beurteilung
des „Annalista Saxo". Genealogische Ausführungen sollten
Erbansprüche Heinrichs bestreiten. „Wer immer diese Zusammenstellungen
konzipiert hat, er tat dies als ausgesprochener Gegner der
Weifen" (97). Paul Zinsmaiers „Beiträge zur Diplomatik der Urkunden
Friedrichs II." betreffen Verfälschungen von echten Urkunden im
13. Jahrhundert (101-174). Hans-Eberhard Hilpert äußert sich „Zu
den Prophetien im Geschichtswerk des Matthaeus Paris". Dieser
übernahm wohl Prophetien, doch stand er ihnen „mit großer Reserve
gegenüber" (185). Es folgen 2 Miszellen: Claudia Märtl, Zur Überlieferung
des Liber contra Wibertum Anselms von Lucca (192-202)
und Katrin Baaken. Zu Wahl, Weihe und Krönung Papst Cöle-
stins III. (203-211). Karl Schmids Beitrag „Zum Quellenwert der
Memorialbücher von St. Gallen und Reichenau" gibt kein abschließendes
Urteil, betont aber die „Notwendigkeit einer Methodologie
für die Erforschung der Memorialbücher" (388). Claudio
Leonardi schreibt „Von Pacificus zu Rather. Zur Veroneser Kulturgeschichte
im 9. und 10. Jahrhundert". Der 844 verstorbene Pacificus
„ist als Abschreiber von Handschriften und als Editor von Texten
bekannt" (395). Die Veroneser Kultur erscheint „wie eine großenteils
ungenutzte Schatzkammer . . . Erst mit Bischof Rather läßt sich mehr
als ein Jahrhundert später kulturelles Interesse nachweisen" (399).
Das zeigen Einträge Rathers in einen kanonistischen Codex
(407-417). Werner Goez und Christoph Hafner bringen eine Edition:
„Die vierte Vita des Abtes Johannes Gualberti von Vallombrosa
(t 1073)". Die Quelle enthält „instruktive Beispiele für das Wuchern
und Umgestalten von topischen Legendenmotiven innerhalb eines
vorgegebenen und erhalten gebliebenen biographischen Zusammenhanges
" (419). Franz-Joseph Schmale informiert über „Überlieferung
und Text des .Libellus' des Otto Morena und seiner Fortsetzer". Der
Geschichtsschreiber Morena (t 1 167) war Parteigänger Kaiser Friedrichs
I. Anna-Dorothea v. den Brinkcn bietet „Studien zur Überlieferung
der Chronik des Martin von Troppau (Erfahrungen mit
einem massenhaft überlieferten historischen Text)". Sie zeigt eine
„fast erschreckende Verunstaltung der Chronik als Meisterwerk einer
Präsentation der Weltgeschichte" (500). Eine Tabelle verzeichnet 275
Handschriften (501-531). Martin Heinzelmanns Miszelle „Zum
Stand der Genofeva-Forschung" stärkt die Glaubenswürdigkeit jener
Quelle (532-548). Hannes Möhrings Beitrag „Zu einem Brief des
Sultansas-Salih Aiyuban den Papst: Beweisstück Innozenz' IV. gegen
Friedrich II." führt zum Konzil von Lyon 1245. Man verlas dort einen
Brief, in dem jener Sultan von Freundschaft mit Friedrich II. berichtet
hatte. Innozenz IV. nahm diesen Brief an Gregor IX. nachträglich in
das Register auf, um die Häresieanklage zu stützen.

Der Band enthält ferner einen Bericht über den Stand der
„Monumenta Germaniae Historica" von Horst Fuhrmann (I-XIV)
sowie Informationen über die Tätigkeit der Pius-Stiftung für Papsturkundenforschung
(340-341) und den Stand der Germania Sacra
(342-343). Die Seiten 212-339 und 558-714 enthalten Besprechungen
und Anzeigen.

Rostock Gert Haendler

Schattkowsky, Martina: Das Zisterzienserkloster Altzella

1162-1540. Studien zur Organisation und Verwaltung des klösterlichen
Grundbesitzes. Leipzig: St. Benno 1985. XXV, 90 S. 8" =
Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte, 27. Kart.
M 11,50.

Die Studie entstand als Dissertation am Inst. f. Wirtschaftsgeschichte
d. Akad. d. Wiss. d. DDR 1979-1983.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Forschung stark mit klösterlicher
Wirtschaftsgeschichte, besonders der zisterzienserischen Eigenwirtschaft
, beschäftigt. Die Arbeiten über Altzella, die Wirtschaftsgeschichte
berücksichtigen, liegen über 100 Jahre zurück. Mit dieser
Studie liegt nunmehr für das einstmals bedeutendste Zisterzienserkloster
des meißnisch-sächsischen Raumes eine solche Untersuchung
vor.

Einer kurzen Darstellung der Entwicklungsbedingungen des Klosters
(1-4) folgt der Hauptteil der Arbeit über die zisterzienserische
Eigenwirtschaft. Vfn. berichtet über die Grangien von den Anfangen
bis zur Säkularisation des Klosters, das Institut der Konversen und die
Stadthöfe des Klosters in Dresden, Freiberg, Leipzig und Meißen in
ihrer wirtschaftlichen Bedeutung (5-56). Ein 3. Teil berichtet über die
Ländereien, die nicht durch das Kloster selbst, sondern von Bauern
bewirtschaftet wurden; Umfang und Formen der Abgaben und der zu
leistenden Dienste; Entwicklung und Umfang der Gerichtsbarkeit
(57-77). Zusammenfassende Thesen, ein Anhang über Maße und
Münzen und ein Personen- und Ortsverzeichnis beschließen die
Studie (78-86).

Vfn. gibt eine sachliche und ausgewogene Darstellung (vgl. Abbau
des Zehnteinkommens und Aufbau eines Zinsnutzungssystems, 59ff;
Frondienste, 67ff). Für die Zahl der Konversen wäre darauf zu
verweisen, daß Altzella ihm unterstehenden Zisterzienserinnenklöstern
Konversen zur Verfügung stellte.

Die theologischen, spirituellen Motive der zisterzienserischen
Eigenwirtschaft hätten stärker berücksichtigt werden können. Eine
Karte der Besitzungen von Altzella - Grangien, andere Landwirtschaftsbetriebe
, Stadthöfe - wäre zu begrüßen. Bei Konversen kann
aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Ordensfamilie schlecht von „Anstellung
" gesprochen werden (6); „mercenarius" wäre besser mit „Tagelöhner
" als mit „Knecht" wiedergegeben (7); „Schwarzenbergisches
Fürstenarchiv" muß wohl heißen „Fürstlich Schwarzenbergisches
Archiv" (21).

Bautzen Siegfried Seifert

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Rlickle. Peter: Die Revolution von 1525. 2., neu bearb. u. erw. Aufl.
München-Wien: Oldenbourg 1981. IX, 326 S. m. 11 Abb., 4 Ktn.
7 Tabellen gr. 8'.

Der größere Seitenumfang und die veränderte Ausstattung (Bilder,
Anlagen, Register) sind äußere Zeichen, daß die Angaben zur 2. Aufl.
des 1975 zuerst erschienenen Buches (vgl. ThLZ 104, 1979,832-835)
ernst zu nehmen sind. Blickle (= B.) hat in erstaunlichem Ausmaß die
vor allem im Gefolge des Jubiläumsjahres 1975 publizierte Spezial-
literatur eingearbeitet. Ein beträchtlicher Teil der Anmerkungen
wurde dementsprechend neu formuliert. B. hat sich auch nicht
gescheut, in die Textsubstanz einzugreifen, zu ergänzen und zu