Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1987

Spalte:

633-635

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Churches respond to BEM; Vol. I und II 1987

Rezensent:

Hinz, Christoph

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

633

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 8

634

Modernismus im Jahre 1982" aus den USA (191-204). Hier wird der
Blick über den deutschen Sprachraum hinaus erweitert und die Auseinandersetzung
zwischen dem New Age Movement und dem Fundamentalismus
analysiert, die nach Stoodt beide auf dem Boden des
Chiliasmus stehen. Die praktische Relevanz der gemeinsamen Krisenmentalität
liegt auf der Hand.

Bei den Rezensionen ist Manfred Josuttis' Besprechung von Hans-
Jürgen Fraas, Glaube und Identität (Göttingen 1963), besonders
wichtig. Inzwischen ist darüber im EvEz eine weiterführende Diskussion
begonnen worden (EvEz 38, 1986, 286-289; 384-387). Die bei
Josuttis angeschnittene Frage, wie Glauben und Lernen sich verhalten
, ist in der Tat eine Frage, die wohl auch das hoffentlich regelmäßig
weiter erscheinende Jahrbuch der Religionspädagogik - Band 2
ist angekündigt-noch mehrfach aufnehmen muß. So ist zu wünschen,
daß diese neue Initiative, die Fragen der Religionspädagogik in jedem
Jahr konzentriert zu bündeln, genügend Resonanz findet. Neben den
Zeitschriften ist dies auch gerade für den Religionslehrer eine Möglichkeit
, auf dem laufenden zu bleiben. Hoffentlich spricht sich diese
hilfreiche Unternehmung herum und gelingt es, das mit Band 1
erreichte Niveau zu halten.

Bonn Henning Schröer

Ökumenik: Allgemeines

Thurian, Max [Ed.]: Churches respond to BEM. Official responses to
the "Baptism, Eucharist and Ministry" text. Vol. I: VI, 129 S.
Vol. II: VII, 348 S. Genf: World Council of Churches 1986. 8' =
Faith and Order Paper, 129/132. Kart, sfr !5.-a.29.50.

In der Vergangenheit war das Ziel der ökumenischen Bewegung, die
sichtbare Einheit der Kirchen wiederzugewinnen, oft als unerreichbar
aufgegeben worden. „1982 jedoch hat die Commission on Faith and
Order Christen an allen Orten plötzlich dazu gebracht, daß sie zu
glauben anfingen, das Ziel sei realistisch" (Vol. II, 177). Diese Feststellung
der amerikanischen Methodisten-Kirche erklärt vielleicht die
ungewöhnlich starke Beachtung, welche die Lima-Erklärung (BEM)
in den Kirchen gefunden hat, wo sich überall Gemeinden, Kreise,
Synoden u.a. kirchliche Gremien mit ihr befaßten. 1986 werden
über 30 Übersetzungen von BEM genannt. Allein dieser Gesprächsvorgang
wurde immer wieder als „ein einzigartiges ökumenisches
Ereignis" bezeichnet (Vol. 1,1; II, 178 u. ö.).

Die Kirchen waren um offizielle Stellungnahmen (responses) auf
der höchst möglichen Ebene ihrer Autorität gebeten worden und hatten
ganz überwiegend diese Bitte aufgenommen.

Im Frühjahr 1986 nennt Gassmann, Direktor der Faith and Order
Commission, 130 offizielle Antworten (Vol. II, Preface) und erwartet
weitere. „Es ist jetzt die Aufgabe der Faith and Order Commission,
eine Übersicht des Rezeptionsprozesses von BEM vorzubereiten und
eine Auswertung der Antworten, der offiziellen und der nicht offiziellen
. Ein Element in dieser Arbeit, die eine Antwort auf die Stellungnahmen
ins Auge faßt, (towards a response to the responses) ist es
auch, eine Dokumentation der offiziellen Reaktionen auf BEM vorzusehen
! Es gibt ein offensichtliches Interesse daran, zu erfahren, wie
die Kirchen, aus verschiedenen Traditionen, die in sehr verschiedenen
Kontexten leben, die Bedeutung von BEM sehen, seinen Anstoß
verspüren und zu seinem Inhalt Stellung nehmen" (Vol. I, Preface). -
Die vorliegenden zwei Bände beginnen diese Dokumentation.

Bisher haben 50 Kirchen und Gemeinschaften ihre Stellungnahmen
vorgelegt. Vol. I enthält 10, Vol. II 40 Stellungnahmen. Die
Liste reicht von der Russisch-Orthodoxen Kirche bis zur Waldenser
Kirche Italiens, der Vereinigten Kirche Christi in Japan (Kyodan), ja,
den Sieben-Tagcs-Advcntisten, die nicht zum World Council ofChur-
ches gehören. - Die katholischen Reaktionen, Voten der Bischofskonferenzen
u. a. Gremien gehen nicht an den ÖRK, sondern an das

Sekretariat zur Förderung der Einheit der Christen, das eine amtliche
katholische Stellungnahme vorbereitet. Darum erscheinen katholische
Voten in dieser Dokumentation nicht. Da die Kommission
beschloß, alle eingegangenen Texte zu veröffentlichen, ist mit
weiteren Bänden zu rechnen (inzwischen erschien Vol. III).

Vol. I beginnt mit einer Einleitung von Max Thurian und schließt
mit dem Ergebnis des inter-orthodoxen Symposions, das vom
11.-18. 6. 85 in Brookline, Massachusetts/USA stattfand. Schon der
in diesen zwei Bänden vorliegende Überblick ist in vieler Hinsicht
instruktiv, spiegelt etwas von der gegenwärtigen ökumenischen Partizipation
der Kirchen und reicht im Aussagewert weit über die
Bearbeitung in der Faith and Order Commission hinaus.

Max Thurian, der langjährige Begleiter der Studie in der Kommission
und Vorsitzender der Redaktionsgruppe, gibt in seiner Einführung
Vol. I, 1-27 der Faith and Order-Arbeit und ihrem Ergebnis
im Limatext eine Interpretation aus seiner spirituell-ökumenischen
Theologie. Er erinnert daran, daß mit der erbetenen Antwort zu BEM
die Kirchen zu einer „authentischen ökumenischen Konversion" eingeladen
sind (I, 2). Er skizziert die ökumenische Vorgeschichte
(Lausanne 1927 über Montreal 1963, Bristol 1967 bis Accra
1974/Lima 1982) und sieht in dieser von den Gliedkirchen gewollten
Arbeit des WCC ein ökumenisches Geschehen von Kirche unter
Leitung des Hl. Geistes, das in den Konferenzergebnissen mehr und
mehr „eine ökumenische Tradition" ausbildet (1,4). „Diese ökumenische
Tradition, von der wir glauben, daß sie vom Hl. Geist geleitet
ist, ist die Frucht eines gemeinsamen Lesens der Hl. Schrift und der
großen Traditionen, die das Wort Gottes auslegen, unternommen
durch die Kirchen in der Hoffnung, die sichtbare Einheit wieder-
zuentdecken, die der Wille Christi ist" (1,4). „Es ist ein gemeinsames
Hören auf das, was der Geist den Kirchen bezüglich ihrer Einheit im
fundamentalen Glauben Sagt" (ebd.). Aus diesem Verständnis ökumenischer
Arbeit (das sie fast wie eine charismatisch-ekklesiologische
Bewegung auf sichtbare Einheit hin deutet) kommt es unter Erinnerung
an Montreal zu der Erwartung, im Ergebnis der Lima-
Dokumente den Glauben der Kirche durch die Jahrhunderte zu
erkennen.

Thurian erhebt aus BEM eine „ökumenische Ekklesiologie" (I, 70,
zeichnet das Kapitel Taufe (I, 10-12), das trinitarische Mysterium der
Eucharistie (I, 13-17) und Ministry (II, 17-27) nach und erinnert
daran, daß mit "response" eine „Stellungnahme" erbeten ist,- nicht
eine „Rezeption" wie bei den Beschlüssen der Altkirchlichen Konzilien
. Der Lima-"reception-process" aber könnte eine langhin
gehende ökumenisch-spirituelle Erneuerung im Leben der Kirchen
werden. - Wie nebenbei notiert Thurian, daß es ganz stark von der
Ekklesiologie einer Kirche abhängt, wie sie das Limadokument aufnimmt
. „Sind die Grundlagen der kirchlichen Struktur durch eine
apostolische Einsetzung gegeben, die von Christi eigenen Worten
ausgeht, oder hängt diese Struktur allein an den Entscheidungen, die
die christliche Gemeinde vollzieht, die in einem vorgegebenen kulturellen
Kontext lebt?" (I, 6). Man erschrickt über diese und ähnliche
Alternativen (ebd.) und kann nur hoffen, daß sie nicht in der Auswertung
der Antworten zu Scheidungen werden, sondern als Akzente
einer ökumenischen Zwei-Naturen-Ekklesiologie in Beziehung bleiben
. - Um einen weiteren „ökumenischen Lernprozeß" im Zusammenhang
mit der BEM-Rezeption offenzuhalten, hat Gassmann dem
Vol. II einen Beitrag vorangestellt, „BEM - vorläufige Ergebnisse und
Perspektiven eines ökumenischen Prozesses" (II, 1-4).

Man wünschte sich die Veröffentlichung der anderen Stellungnahmen
in der gleichen Weise, wüßte auch gerne, welche Kirchen
nicht reagierten. Die Stellungnahme des Römisch-Katholischen Einheitssekretariats
möchten wir natürlich nur zu gerne daneben lesen
können.

Auf die Auswertung - "response to the responses", welche die Faith
and Order Kommission in Stavanger 1985 den Kirchen für die Weltversammlung
1989 versprochen hat, kann man nur gespannt sein!
Möchte die Intensität des ökumenischen und zwischenkirchlichen