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Ausgabe:

1987

Spalte:

590-591

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Beiträge zur prophetischen Bildsprache in Israel und Assyrien 1987

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 8

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können, daß die Auslegung der Könige-Bücher im "Word Biblical
Commentary"'zwei im Grundansatz so verschiedenen Bearbeitern
übertragen worden ist.

Marburg(Lahn) Winfried Thiel

' Die referierte Literatur besteht selbstverständlich in einer Auswahl. Zu
Kap. 11 fehlt ein Verweis auf C. Levin. Der Sturz der Königin Atalja (SBS 105),
Stuttgart 1982. Unerwähnt bleibt auch der in der Tendenz dem Verfahren von
Hobbs gerade entgegengesetzte Kommentar von E. Würthwein, Die Bücher der
Könige. IKön 17-2Kön 25(ATD 11,2),Göttingen 1984.

Haglund, Erik: Historical Motifs in the Psalms. Uppsala: Gleerup
1985. 144 S. gr. 8' = Coniectanea Biblica. Old Testament Series,
23.

Der Vf. legt hier seine Diss. an der Univ. Uppsala von 1983 in Übersetzung
vor. Nach entsprechenden Arbeiten von Jirku, Lauha,
Westermann, Zirker und Kühlewein', denen er unterstellt, die Probleme
nur ."literary-critical" behandelt zu haben, sieht er seine
Hauptaufgabe darin, die kultische Funktion der "historical psalms"
und ihre Bedeutung in der alttestamentlichen Ideengeschichte zu
diskutieren (7).

Für die untersuchten Motive wird gefordert, daß sie zu Ereignissen
gehören müssen, die aus den erzählenden Texten des AT identifizierbar
sind, daß es sich um abgeschlossene Ereignisse handeln muß und
daß ein positivistischer Gesichtspunkt ausgeschlossen werden darf.
Die Psalmenüberschriften bleiben ebenso wie die sog. Urgeschichte
außer Betracht.

Der Hauptteil (10-101) analysiert 23 Psalmen nach ihrer Struktur
sowie ihren terminologischen und inhaltlichen Bezügen zu anderen
Texten des AT, wobei nach Gattungen geordnet wird: Hymnen (Ps
68, 81, 95, 99, 105, 107, 111, 114, 135, 136), individuelle Dankpsalmen
(Ps 66, 103), nationale (Ps 44, 74, 80, 83, 106, 137), individuelle
(Ps 77) und königliche Klagepsalmen (Ps 89, 132, 144), Lehrpsalmen
(Ps 78). Als Ergebnis sei festgehalten: Sowohl in den Hymnen
als auch in den Klagepsalmen sind Exodus und Landnahme die
Hauptmotive. Das Exodusmotiv bestimmt auch die individuellen
Dankpsalmen. Die Davidtradition der königlichen Klagepsalmen
wird nicht mit anderen historischen Motiven verbunden, sondern mit
derZiontradition (Ps 132) und Schöpfung (Ps 89). Hymnen wie Klagepsalmen
(exkl. Ps 83, 137) sind durch das Bundeskonzept beeinflußt.
Für die Klagepsalmen wird der fehlende Einfluß der ethischen und
kultischen Lehren der Propheten festgestellt. Die Funktion der historischen
Motive in den Hymnen sieht der Vf. in der Illustration
bestimmter göttlicher Qualitäten, die ihn als preisenswert darstellen:
seine Macht, Treue, Gerechtigkeit, aber auch in didaktischen und
paränetischen Zwecken. Beiden individuellen Dankpsalmen ist es die
Verbindung des eigenen Schicksals mit dem des Volkes. In den Klagepsalmen
dienen sie der Begründung des Vertrauens (mit Ausnahmen).
Ps 78 ist ein "non-cultic instructivcpocm"(123).

Dem analytischen 2. Teil folgt ein 3. (Ziffer 3 samt Überschrift fehlt
allerdings. Der Einsatz erfolgt mit 3.1), in dem die Motive unter verschiedenen
Gesichtspunkten summarisch behandelt werden
(102-118): I. Arten: Patriarchenzeit (Ps 105, 107; Annahme, daß
eine ursprünglich umfangreichere Tradition durch die Kultzentralisa-
tion verschwand), Exodus (Hauptmotiv), Wüstenwanderung, Landnahme
(zweithäufigstes Motiv), Leben im Land ("The time of the
Conquest marks the end of the historical interest of the psalmists . ..
The interest is moved from God's works to the acts of men and to
human reaction to the divine deeds." 106). David (Ps 78, 89, 132,
144), Exil und Rückkehr (Ps 106, 107,137). 2. Gebrauch: Als häufigste
Funktion wird noch einmal herausgestellt, "to promote praise"
(108). 3. Kombination mit anderen Motiven: Vf. nennt die Zion-
tradition, wetsheitliche Elemente, das Königtum-Gottes-Motiv und
Schöpfungsmotive. 4. wird die Beziehung der Psalmen zu den Traditionsblöcken
des AT (Tetrateuch, Dt, dtrG, Propheten) zusammengefaßt
. Vf. sieht keine direkte Abhängigkeit zwischen den erzählenden
Texten und den Psalmen. Gemeinsamkeiten werden auf einen
gemeinsamen literarischen Hintergrund in den kultischen Traditionen
zurückgeführt. Im allgemeinen repräsentieren die Psalmen ein
älteres Stadium der Tradition. Ähnlichkeiten zur Terminologie und
Wertung des Dt und dtrG zeigen Ps 78,81 (beide vordtr), 83,105,106,
107, 135,136.

Im 4. Teil'werden "Settings of the historical motifs" (119-128)
dadurch bestimmt, daß die Psalmen "two cultic and ideological
blocks of tradition" (119) zugeordnet und dafür die alten Raster von
„Bundesfest" und „Heiligem Krieg" angegeben werden. Neuere Forschungsergebnisse
werden abgelehnt (Perlitt, Terrien) oder bleiben
unberücksichtigt.

Die materialreiche, leider durch eine Unmenge von Druckfehlern
belastete Arbeit bietet so gerade dort, wo sie ihre Hauptaufgabe sieht,
wenig Neues.

Leipzig Dietmar Mathias

' Anton Jirku: Die älteste Geschichte Israels im Rahmen lehrhafter Darstellungen
. Leipzig 1917; ders.: Das alttestamentliche Lehrstück von der
mosaischen Zeit. Berlin-Lichterfelde 1918; Aarre Lauha: Die Geschichtsmotive
in den alttestamentlichen Psalmen. Helsinki 1945; Claus Westermann:
Vergegenwärtigung der Geschichte in den Psalmen (1963), in: Westermann,
Lob und Klage in den Psalmen. Göttingen 1977, S. 165-194; Hans Zirker: Die
kultische Vergegenwärtigung der Vergangenheit in den Psalmen. Bonn 1964;
Johannes Kühlewein: Geschichte in den Psalmen. Stuttgart 1973.

Weippert, Helga, Seybold, Klaus, u. Manfred Weippert: Beiträge zur
prophetischen Bildsprache in Israel und Assyrien. Freiburg,
Schweiz: Universitätsverlag; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
1985. IX, 93 S. gr. 8' = Orbis Biblicus et Orientalis, 64. sfr 22,-.

Unter einem allgemein gehaltenen zusammenfassenden Titel werden
drei im einzelnen sehr interessante Beiträge zur Erläuterung
prophetischer Texte geboten.' Helga Weippert widmet sich in ihrer
Studie „Arnos: Seine Bilder und ihr Milieu" (I -29) den aus der landwirtschaftlichen
Situation stammenden Bildern im Amos-Buch und
gelangt dabei zu einer ganzen Reihe exegetisch weiterführender
Beobachtungen. Überraschend deutlich wird, wie genau die einschlägigen
sprachlichen Bilder des Propheten die speziellen Bedingungen
seines Heimatortes Thekoa widerspiegeln. Aus der vom geographischen
Milieu bedingten Verbindung von Ackerbauer, Gärtner und
Viehzüchter in der Zone am Rande der Steppe läßt sich auch die oft
diskutierte Frage nach dem Beruf des Arnos beantworten. - Klaus
Seybold steuert unter dem Titel „Die Verwendung der Bildmotive in
der Prophetie Zefanjas" (31-54) eine Untersuchung über die satirischen
bzw. karikierenden Züge in der Verkündigung dieses Propheten
bei. Die Zahl und der Nuance-Reichtum solcher von Bildmotiven
geprägten satirischen Worte ist viel größer, als man zunächst erwartet.
Auf die manches theologisierende oder mißverstehende Redaktion
des Zephanja-Textes wird aufmerksam gemacht. - Manfred Weippert
befaßt sich mit der „Bildsprache der neuassyrischen Prophetie"
(55-93), deren erhalten gebliebenen Zeugnisse - wie W. ganz zu Recht
bemerkt - von der alttestamentlichen Prophetenforschung merkwürdigerweise
wenig berücksichtigt werden, obgleich sie der alttestamentlichen
Prophetie des 7. Jh. zeitlich parallel laufen.2 Auch
inhaltlich ist die Ähnlichkeit mit alttestamentlichen Prophetensprüchen
(Heilsorakel) beeindruckend. Sie sind auch in dieser Hinsicht
dem Alten Testament näher als die alten Texte aus Mari. Aramäischen
Einfluß hält auch W. für nicht ausgeschlossen. Die Bildmotive
, soweit sie aus dem Bereich der Natur entlehnt sind, entsprechen
aber der regionalen Naturerfahrung. Ausführlich erörtert
werden die Varianten des Mutter- und Ammenbildes (eine Göttin
oder mehrere Göttinnen als Mütter. Ammen oder Kindsfrauen des