Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1987

Spalte:

579-581

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Achten, Gerard

Titel/Untertitel:

Die theologischen lateinischen Handschriften in Quarto der Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz Berlin 1987

Rezensent:

Karpp, Gerhard

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

579

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 8

580

Sinngehalt der Ehe ist durch die Forderung nach einem „gebührenden
Platz" für die gegenseitige Liebe der Ehegatten ergänzt. Empfängnisregelung
bleibt an die kirchliche Weisung gebunden. „Keuschheit" als
Stichwort für Sexualethik taucht jetzt nicht mehr auf, stattdessen ist
unbefangen von „Sexualität" die Rede; gegenüber „der historischen
Verbindung von Sünde und Sexualität" und der „lehramtlichen
Konstanz" in der Moralverkündigung wird „für einen anderen Stellenwert
der Sexualität" plädiert. Nach wie vor gilt die Familie als
„erste Lebenszelle der Gesellschaft"; die „christliche Auffassung von
Familie" orientiert sich am „Verhältnis von Gott und Mensch".

An der Gestaltung der Neufassung fällt auf, daß die Beiträge
jeweils auf 4-5 Druckseiten begrenzt sind. Das führt gelegentlich zu
einer verkürzten oder ziemlich allgemein gehaltenen Darstellung.
Zugeordnete, thematisch ähnliche Beiträge gleichen diesen Mangel
nicht immer aus. Hingegen kann mancher Artikel bei dem vorgegebenen
Umfang mit Details glänzen. Ob alle Stichworte „religiöse Gegenwartsfragen
" markieren, ob dieses oder jenes zugunsten eines anderen,
aktuelleren Themas hätte entfallen können, haben die Hgg. gewiß
bedacht. Was sie unter den heutigen Problemen ausgewählt und
dadurch akzentuiert haben, läßt sich durchaus kritisieren. Nicht jeder
religiös interessierte Zeitgenosse wird „Lehrbeanstandungsverfah-
ren", „Zölibat" u. ä. m. zu den „heute gleichermaßen aktuellen und
grundsätzlichen Fragen" zählen und unter Stich worten wie „Kirche",
„Gemeinde" usw., aber auch unter solchen wie „Friedensethik",
nicht bloß lesen wollen, was die römisch-katholische Kirche lehrt und
anzubieten hat. Der „Vorläufer" nannte den „katholischen Hintergrund
und Standort" auf dem Titelblatt, im neuen Werk wird er in den
einzelnen Beiträgen „in keiner Weise verleugnet", was wohl auch zur
heutigen „religiösen Situation" gehört, die „eine völlig andere" ist.

Zu einigen vermißten Fragen findet der Leser im Register das
entsprechende Stichwort mit Verweisen, wenngleich die Auskunft
dann oft nicht ausreicht. Doch insgesamt gibt das Handbuch zu vielen
Gegenwartsfragen genügend Informationen und Literaturhinweise,
die zum Verständnis von Sachverhalten und Meinungen helfen.

Lautcrtal Erwin Fahlbusch

Achten, Gerard: Die theologischen lateinischen Handschriften in
Quarto der Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz Berlin.

[West] Teil 2. Ms. theol. lat. qu. 267-378. Wiesbaden: Harrassowitz
1984. 306 S. 4' = Kataloge der Handschriftenabteilung/Staatsbibliothek
Preussischer Kulturbesitz: Reihe I, Handschriften, Bd.
l,Lw. DM 124-.

Becker, Peter Jörg, und Tilo Brandis: Die theologischen lateinischen
Handschriften in Folio der Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz
Berlin. [West] Teil 2. Ms. theol. lat. fol. 598-737. Wiesbaden
: Harrassowitz 1985. 367 S. 4' = Kataloge der Handschriftenabteilung
/Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz: Reihe 1,
Handschriften; Bd. 2, Lw. DM 132,-.

Nur wenige Jahre nach dem Erscheinen seines ersten Bandes (vgl.
ThLZ 108, 1983, 99-102), der zugleich die neue Berliner Katalogreihe
begründete, kann G. Achten die Beschreibung der Ms. theol. lat.
qu.-Reihe mit einem zweiten Teilband fortsetzen. Damit ist zugleich
die wissenschaftliche Erschließung einer ganzen Formatreihe mit 378
mittelalterlichen Handschriften (Hss.) in Berlin zum Abschluß gekommen
, mit der einst V. Rose begonnen hatte (Verzeichnis der lateinischen
Hss. der Kgl. Bibliothek zu Berlin. Bd. 2. Abt. 1-3. Berlin
1901 -1905). Der neue Katalog enthält die sehr sorgfältig gearbeiteten
Beschreibungen von 100 mittelalterlichen Codices und 14 Hss. des
16.-18. Jh., die allesamt zwischen 1885 und 1911 von der Kgl.
Bibliothek zu Berlin erworben wurden. Dies geschah, wie in der Einleitung
(S.7-15) über den Bestand und seine Geschichte ausgeführt
wird, teils durch Aufkauf von Privatbibliotheken (vor allem derjenigen
von Fürst Heinrich von Starhemberg, 1889; wertvoll besonders
wegen ihrer altdeutschen Literatur), etwa zur Hälfte durch Erwerb im

Antiquariatshandel (mit 21 Namenseinträgen im Register vertreten)
oder auf Auktionen (vor allem aus der Sammlung des englischen
Bibliophilen Sir Thomas Phillipps; darunter kostbare Hss. aus England
, Frankreich, Italien und Deutschland, besonders aus der
Kartausc St. Barbara in Köln) oder durch Bestandsübernahme aus
mehreren längst säkularisierten preußischen Klöstern (Domstift
Brandenburg 6 Hss., Benediktinerabtei Ammensieben II, Katholisches
Gymnasium Heiligenstadt 16, aus den Benediktinerklöstern
Gerode bzw. Reinhausen und der Zisterzienserabtei Reifenstein).
Einige patristische, liturgische und mittelhochdeutsche Texte des hier
beschriebenen Bestandes werden S. 12f wegen ihrer wissenschaftlichen
Bedeutung hervorgehoben, und aus einer Anzahl Unica finden
sieben Texte besondere Erwähnung.

Im Kreuzregister der „Personen, Orte, Sachen", dem der Benutzer
meist den Einstieg in das dargebotene Quellenmaterial verdankt,
erkennt man unter den Autoren der verschiedenartigen Texte als vorrangig
: Jakob von Jüterbog (mit 28 Einträgen), Augustin (und Ps.-: 8
bzw. 14), Bernhard v. Clairvaux (8 und 7), Petrus Damiani (12),
Gregor d. Gr. (II), Nicolaus deClamengiis(IO). Unter dem gegenüber
Bd. 1 veränderten Lemma „Buch- und Schriftwesen" bietet das Register
hier sehr zahlreiche kodikologische Eintragungen zu: Blattzählung
, Lagensignaturen, Lagenzählung und Reklamanten, die man in
solchem Umfang zukünftig wohl nicht wird beibehalten können.
Ebenfalls verändert ist das Lemma „Provenienz I", das durch die
Unterteilung in Orden, Länder und Orte sehr gewonnen hat. Entgegen
dem Registereintrag unter „Johannes" (S. 289a, s. a. 274a) heißt der
Vf. einer Ars sermocinandi tatsächlich Thomas de Tuderto (Ms.
theol. lat. qu. 286, I52r-I72v).

Als Beigabe sind die Addenda und Corrigenda zu Teil I (S. 237)
hinzugekommen, die neben inzwischen erschienener Literatur auch
die Erhaltung aller in Bd. I als seit 1945 verschollen bezeichneten Hss.
mitteilen: Sie befinden sich in der Universitätsbibliothek Krakau.
(Vgl. i. E. Wolfgang Milde, Lateinische Handschriften der ehemaligen
Preußischen Staatsbibliothek Berlin in der Bibliotheka Jagicllönska
Krakau. In: Codices manuscripti, Jg. 12, 1986, S. 85-89.) Sehr anzuerkennen
ist auch, daß der Vf. zu den drei in Krakau wiederaufgefundenen
Hss. dieses 2. Bandes (2. 14: Ms. 325, nicht 352; 364; 365)
sowie zu den von V. Rose schon beschriebenen 9 Hss. (Ms. 285-293;
hier S. 58-61) kodikologische Ergänzungen (wie die Ergebnisse der
inzwischen bei Papier-Hss. unerläßlichen Untersuchung der Wasserzeichen
) und neuere Literatur zur Verfügung stellt.

Wer mit Hss.katalogen zu arbeiten hat, muß dankbar sein für.diese
ausgezeichneten Beschreibungen eines in der mittelalterlichen
Geistes- und Kulturgeschichte sehr kenntnisreichen Bearbeiters, der
mit seinen beiden Katalogen der Berliner Hss.katalogisierungt.zu
einem beeindruckenden Neuanfang und bleibenden Maßstab verhol-
fen hat.

Der jüngste Berliner Hss.katalog führt mit 140 Nummern (darunter
nur wenige nachmittelalterliche Hss.) die gleichfalls von V. Rose
1901-1905 vorgelegten Beschreibungen (1-374) der Ms. theol. lat.
fol.-Reihe fort; er setzt allerdings erst bei Nr. 598 ein, so daß eine
Lücke von 196 Hss. verbleibt, die der Teilband 2,1 füllen wird. Die
Beschreibungen der Folio-Hss. dieses Katalogs stammen überwiegend
von P. J. Becker, die übrigen von T. Brandis; beide sind durch ihre
Hss.kataloge der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg bestens
bekannt.

Den Benutzer orientiert - neben der Einleitung, die auch auf Provenienzen
, Zusammensetzung und Geschichte des hier beschriebenen
Teilbestandes eingeht - ein zusätzliches „Gesamtverzeichnis der
Ms. theol. lat. fol.-Reihe" (S. 15-38; entsprechend schon im 1. Bd.
der Quart-Reihe von 1979). Dieses nützliche Hilfsmittel ist wiederum
sehr zu begrüßen, zumal es jetzt neben der Übersicht in Signaturenfolge
mit jeweils kurzer Notiz über Inhalt, Schriftheimat und Datierung
jeder Hs. auch eine alphabetische Übersicht über die Inhalte
(Autoren und Sachtitel) aller Hss. der Folio-Reihe enthält.

Als Provenienzen dieser Codices sind ganz überwiegend zu nennen: