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Ausgabe:

1987

Spalte:

553

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Leben als Last 1987

Rezensent:

Winkler, Eberhart

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Seite 1

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553

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 7

554

Jeziorowski, Jürgen [Hg.]: Leben als Last. Sterbehilfe - Freitod -
Menschenwürde. Hannover: Lutherisches Verlagshaus 1986.
1I3S. kl. 8' = Zur Sache, 2 7. Kart. DM 16,80.

Arzte, Theologen und ein Sozialwissenschaftler denken über menschenwürdiges
Sterben und „freiwilligen Tod" nach. Hauptproblem
ist die Frage nach den Grenzen der Freiheit, unerträgliches fremdes
oder eigenes Leiden so zu behandeln, daß dadurch der Tod herbeigeführt
oder das Leben verkürzt wird. Dürfen andererseits lebenserhaltende
Maßnahmen menschliches Leiden verlängern? Nach U. Eibach
haben „die Schmerzlinderung und die Sorge um ein erträgliches und
noch sinnvolles Leben absoluten Vorrang vor der Verlängerung der
Lebenstage". Lebensverlängernde Maßnahmen sollten nicht mehr angestrebt
werden, wenn keine Kommunikationsfähigkeit, keine körperliche
Eigentätigkeit und kein Leben ohne andauernd schwere
Schmerzen mehr möglich sind. Der Patient soll Subjekt sein, für das
wir handeln, nicht nur Objekt, über das verfügt wird. Unterschiedlich
sehen die Autoren teilweise das Verhältnis von „aktiver" und „passiver
" Sterbchilfe (wobei die Problematik dieser Begriffe deutlich wird!)
sowie die Frage, wie frei der „Freitod" ist und sein kann. Die schwierigen
Themen werden engagiert und doch sachlich diskutiert sowie gut
lesbar dargestellt.

E.W.

Rueno de la Eucnte. Eloy: La conversiön cn la tcologi'a contemporänea (RAE
27. 1986. 185-230).

Heimbruck, Hans-Günler: Erfahrung des Leidens - Schule des Glaubens?
Plädoyer für ein pathisches LernversländnistPTh 76, 1987. I 71 -184).

Huck. Karin: Die Frage der Ethik in der psychotherapeutischen Begleitung
Sterbender(WzM .19.1987.67-79).

Kk'ssmann. Michael: Aggression in der Seelsorge (WzM .18. 1986,
410-421).

Mettger, Hans-Gcert: Engagement und Distanz - Über die Wirksamkeit kritischer
Erkenntnis (WzM 39. 1987, 150-158).

Strubel. Robert: Zur tiefenpsychologischen Auslegung der Adam-Christus-
Typologie (In: Strolz. W.: Vom alten zum neuen Adam. S. 151-181).

Verheule, A. F.: Seelsorgc in einer säkularen Gesellschaft (WzM .19, 1987.
103-1 15).

Ökumenik: Allgemeines

Bericht aus Vancouver 1983. Offizieller Bericht der Sechsten Vollversammlung
des Ökumenischen Rates der Kirchen 24. Juli bis
10. August 1983 in Vancouver/Kanada. Hg. von W. Müller-Röm-
hcld. Frankfurt (M.): Lembeck 1983. 338 S. 8-. Kart. DM 25,-.

Raiser. Konrad: Ökumenische Impressionen Vancouver 1983. Mit
Beiträgen von G. E. Stoll, D. Trautwein, P. Sandner, R. Fricling,

G. Cirohs, R. Rohrandt, L. Coenen, U. Duchrow, J. Linz u.

H. -W. Heßler. Frankfurt (M.): Lembeck 1983. 134 S.m. l7Abb.8-.
DM 12,-.

Die Vollversammlungen (VV) des Ökumenischen Rates der
Kirchen (ÖRK) werden mit ihren wachsenden Tcilnehmerzahlen
immer mehr zu Mammutunternehmen, die schwer zu strukturieren,
d. h. so zu gestalten sind, daß die Investition an Arbeit und Geld sich
für die Arbeit des ÖRK, seine Mitgliedskirchcn und die Teilnehmer
der VV lohnt. Dem offiziellen Bericht einer VV fällt in dieser Beziehung
für den Fortgang der ökumenischen Bewegung keine geringe
Rolle zu: Er soll über das Geschehen informieren und zu ökumenischem
Engagement stimulieren, er soll als eine Art Handbuch das
nötige Material für die Weitcrarbcit zwischen den Wen auf allen
Ebenen - von den Gemeinden bis zu den kirchlichen Leitungsgremien
- zur Verfügung stellen und gilt als Dokumentation, u. a. für
ökumenische Studien weit über den genannten Zeitraum hinaus Es
ist dem Hg. der deutschen Ausgabe „Bericht aus Vancouver 1983 .. .
24. 7.-10. 8. 1983 in Vancouver/Kanada" (B) W. Müllcr-Römhcld

(es erschien gleichzeitig eine von David Gill besorgte englische und
eine von Jean-Marc Chappius und Rene Beaupere besorgte französische
Ausgabe) zu danken, daß ihm die skizzierte schwierige und
anspruchsvolle Aufgabe vorzüglich gelungen ist.

Der Berichtsband enthält sechs. Abschnitte. Zunächst wird unter
„Allgemeines" das Notwendige zum Verständnis angeboten. Der
zweite Abschnitt ist ein knappes Tagebuch, das lediglich über den
Verlauf der VV orientiert. Dem sind nur einige wichtige inhaltliche
Angaben eingefügt (u. a. die Botschaft des Ehrenpräsidenten Visser't
Hooft, ein Abschnitt aus dem Dank des Sikh Göpel Singh im
Namen der 14 Vertreter anderer Religionen für die an sie ergangene
Einladung, Zitate der Redner des Pazifik-Plenums, vor allem von
Frau Darlene Keju-Johnson). Der dritte Abschnitt ist dem in der
ersten Konferenzwoche erörterten Thema der VV „Jesus Christus -
das Leben der Welt" gewidmet. Die zu den vier Unterthemen im
Plenum gehaltenen Referate werden inhaltlich skizziert (keine „Kurzfassung
der Beiträge und der Diskussion" bei der Einbringung
der Ergebnisse der Arbeits- und Themengruppen ins Plenum, wie
die Tagebuchnotiz vom 2. 8. B 39 erwarten läßt). Die folgenden drei
Abschnitte dokumentieren die von der VV entgegen- bzw. angenommenen
Berichte, Beschlüsse und Erklärungen (4. Fachgruppen
, 5. Gegenwart und Zukunft des ÖRK. 6. Öffentliche Erklärungen
), denen jeweils ein knapper Bericht über die bei der Einbringung
ins Plenum stattgefundene Diskussion vorgeschaltet ist. Der Anhang
enthält u. a. die Berichte des Vorsitzenden und des Generalsekretärs,
die beiden Vorträge zum Hauptthema, die Predigt des Eröffnungsgottesdienstes
, den Bericht des Ausschusses für Programmrichtlinicn,
Namenslisten, sowie abschließend die Verfassung und Satzung des
ÖRK und ein für die Benutzung des Bandes sehr hilfreiches Sachregister
.

Es kann nicht ausbleiben, daß der interessierte Benutzer des Berichtsbandes
manches vermißt, was er - etwa wegen seines unterschiedlichen
Echos wie das eine der Einführungsreferatc zum dritten
Unterthema von Frau Dorothee Solle - gern vollständig und
nicht nur in Zusammenfassung gelesen hätte. Aus Raumgründen
ist das leider nicht möglich. Vielleicht hätten indessen Überschneidungen
in der Berichterstattung vermieden werden können. Ein
Namensregistcr der genannten Haupt- und Diskussionsredner, sowie
der Verhandlungsleiter hätte die Benutzung des Bandes erleichtert.

Für die Rezeption der Sechsten V V sind die von Konrad Raiser herausgegebenen
„Ökumenische(n) Impressionen Vancouver 1983" (I)
eine wertvolle Hilfe. Es handelt sich dabei um „eine Sammlung von
Beobachtungen, Erfahrungen und Gedanken" von elf Teilnehmern
der VV, die „Impulse und Anregungen für die Nacharbeit zu dieser
V V geben" möchte; denn „die VV kommt erst ans Ziel, wenn ihre Beschlüsse
. Berichte und Empfehlungen in den Kirchen und Gemeinden
besprochen und aufgenommen werden" (I 7f). Während die
offiziellen Texte des Berichtsbandes nur kurz gestreift werden, erfährt
der Leser über diesen hinaus den Wortlaut einiger besonders
prägnanter, eindrücklicher und stimulierender Voten. Die Einzeldarstellungen
, orientiert auf die acht in den Fachgruppen behandelten
Sachthemen, lassen zweierlei deutlicher als der offizielle Bericht
erkennen: einerseits die Einheit von Hauptthema und Sachthema,
bzw. die Anregungen, die von ersterem (erste Konferenzwoche) auf
die Arbeit der Fachgruppen (zweite Konferenzwoche) ausgingen,
andererseits die an der Methode und Planung der Konferenz geübte
Kritik, „ob eine internationale Konferenz solchen Umfangs nicht eine
andere Arbeitsmethode fordert" (I 36; vgl. auch I 57. 73. 82). Die
schärfste Kritik äußerte Gerhard Grohs: „Es ist ein bedenkliches
Faktum, daß die klassische soziale Frage nach der Beteiligung der
Arbeiterschaft an der Macht und nach der Überwindung der Armut
. . . nur wenig behandelt wurde" (I 57).

So weit das heute schon zu beurteilen ist. dürfte in der Reihe der
Wen Vancouver eine herausragende Bedeutung behalten, infolgedessen
auch die hier anzuzeigenden Veröffentlichungen mit der Einschränkung
der „viel beklagtc(n) Tatsache, daß die meisten Gemein-