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Ausgabe:

1987

Spalte:

497-498

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

mrd - ʿzb 1987

Rezensent:

Heller, Jan

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497

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 7

498

Palette von Fragen zur Sprache, die mit dem Thema ,,Bibel" verbunden
sind. Dabei werden Probleme historisch-kritischer Forschung
ebenso genannt (wenn auch stark verkürzt), wie in dogmatische
Grundübcrlegungen eingeführt wird. Vorbildlich ist die allgemeinverständliche
Diktion dieses Buches, das damit, ohne unwissenschaftlich
zu werden, auch jedem Nichttheologen wichtige Anregungen vermitteln
kann.

An diesen beiden Publikationen wird wieder einmal sichtbar, daß in
der gegenwartigen Theologie, auf verschiedenen Ebenen und mit
unterschiedlichen Prämissen, ein durch die historisch-kritische Exegese
provoziertes Bemühen um ein neues Gesamtverständnis der Hl.
Schrift eingesetzt hat.

Leipzig Rall'Marschner

Altes Testament

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament Bd. V. in Verb, mit
G. W. Anderson, H. Cazelles, D. N. Freedman, S. Talmon u. G.
Wallis hg. von G. J. Botterweck. H. Ringgren u. H.-J. Fabry. Stuttgart
: Kohlhammer 1984-86. 1208 Sp. gr. 8°.

Es ist die zehnte Besprechung dieses großen Werkes. Die Besprechung
des Bd.s IV findet maninThLZ 110, 1985. 443 f; dort sind
auch die Angaben der früheren Besprechungen (vorletzte 107, 1982.
725).

Zuerst das Statistische: Der Bd. V enthält die voces Tin bis 3TS7. insgesamt
163 Artikel, manche auch zusammenfassend für inhaltlich
verwandte Ausdrücke. So z. B. findet man unter vm acht weitere verwandte
Begriffe. Normalerweise konzentriert man sich nur auf eine
Wurzel und ihre verbalen und nominalen Ableitungen. Den Redaktoren
ist es gelungen, die einzelnen Artikel (im Vergleich zum ThWNT)
knapp zu halten. Kein Artikel in diesem Band überschreitet 30 Spalten
, über 20 Spalten haben nur VB3, 13» und 11», gerade 20
Spalten hat ]m. 20 Artikel sind über 10 Spalten lang, es sind nE>n,

netra. tu, m, "?m, vm, nw, un, npa, siw. 330. to. ido.iso. ino.

13», rTW, dVi» und pf. Die längeren Artikel über 10 Spalten - alle
insgesamt 25 - bilden also nur 15%. Von den 163 Artikeln sind
5 Propria: rwn. D10, qio 0 td und '13». Der Vergleich mit THAT
ergibt, daß alle in THAT besprochenen Ausdrücke in ThWAT vorkommen
. Wo ThWAT 163 voces bietet, hat THAT 43 voces, etwa ein
Drittel. Das bedeutet: ThWAT repräsentiert etwa das Dreifache von
THAT. Und natürlich gibt es auch Unterschiede in der Breite und
Tiefe der Bearbeitung.

Am Anfang des Bandes findet der Leser diesmal keine Vorrede.
Man beginnt gleich mit dem Autorenverzeichnis. Im Bd. V finden
sich Beiträge von insgesamt 68 Fachleuten. Die Deutschen überwiegen
, es sind aber auch 7 US-Amerikaner. 3 Norweger und 3 Österreicher
. 2 Holländer. 2 Schweizer und 2 Italiener vertreten, je ein
Mitarbeiter stammt aus Schottland, Frankreich. Spanien, Israel, Belgien
und Dänemark. Die drei bekannten Namen aus Schweden wiegen
mehr als ihre Zahl ahnen läßt, besonders der Anteil eines der
Hauptherausgeber H. Ringgren ist wichtig. - Vor dem eigentlichen
Text steht noch der Inhalt des Bandes, eigentlich ein alphabetisches
Verzeichnis der voces mit Seitenangaben. - Am Ende des Bandes
findet man ein ausführliches Verzeichnis der deutschen Stichwörter,
ein Bibelregister, nach der Überschrift zwar in Auswahl, in Wirklichkeit
aber sehr ausführlich, und zuletzt auf einer Seite Korrigcnda zu
Bd. V und Büch zusätzliche Korrigcnda zu Bd. III und IV.

Nun zum Inhalt: Den Schwerpunkt bilden wieder, wie schon
früher, die längeren Artikel, in denen besonders die theologisch bedeutsamen
Ausdrücke analysiert werden. Alles bleibt in Proportionen
, die ständige Berücksichtigung von Sachlichkeit und Übersichtlichkeit
muß man bei jedem Band neu werten. Druckfehler sind
äußerst selten. Eine bestimmte Problematik, die mit der persönlichen
Einstellung des Vf. zusammenhängt, äußert sich-cigcntlich nur in zwei
Fragen: Einige Etymologien und die theologische Auswertung der

vorgelegten Texttatsachen. Es sind aber nur Kleinigkeiten. Ein Beispiel
: Etymologie von VtPH. Der Vf. (Beyse) vermutet, übrigens in
Übereinstimmung mit KB1 Bd. II. S. 61 1, zwei nur zufällig gleichklingende
Wurzeln. Es besteht jedoch auch die andere Möglichkeit,
die z.B. M. Buber (Werke II, 1167) vertritt: „Daß beide Verben
wurzelgleich sind und die Bedeutung im Qal etwa als .die einander
entsprechenden Dinge zusammenordnen' zu fassen ist, möchte ich
immerhin vermutungsweise äußern: von dieser Einheit aus läßt sich
eine Verzweigung zu einerseits .regeln, verwalten, walten' und andererseits
als ,als entsprechend behandeln, vergleichen' wohl verstehen
." Dazu nur eine kleine Bemerkung: Bei den Wurzeln, die einen
schwachen, veränderlichen Konsonanten beinhalten, besonders vav
oder jod, sind mehrere, sekundär graphisch gleichgesetzte Wurzeln
mit Berechtigung zu erwarten, aber gerade beiVtPO ist es nicht der Fall.
Natürlich muß diese Frage beim heutigen Stand der Forschung offen
bleiben, nur könnte man die andere Möglichkeit erwähnen. Das zu
häufige Teilen der gleichklingenden Wurzeln ist m. E. mehr ein Zeichen
der Verlegenheit als Zeichen eines wirklichen linguistischen
Fortschrittes. - Der zweitlängste Artikel (nach B?S3) ist !T33 - Prophet.
Er bringt wohl die ausführlichste Bibliographie zum Thema, und
seine gründliche sprachliche Bearbeitung mit vielen außerbiblischen
Belegen ist musterhaft, auch wenn der Leser hie und da eigene theologische
Schlüsse ziehen wird. - Der längste Artikel des Bandes
analysiert tPS3 - Seele; er umfaßt 24 Spalten, sein Vf. ist Seebaß. Es ist
auch - wie bei dem eben erwähnten „Propheten" - eine gründliche
Monographie mit guter Bibliographie. Auch das ägyptische, akka-
dische und ugaritische Material wird vorgelegt. Der Vf. stützt sich auf
die bekannten Arbeiten von D. Lys, H. W. Wolff und C. Westermann.
Das schwierige Suchen nach der Urbedeutung bleibt offen, der Vf.
empfiehlt „Kehle". Da möchte ich meinen Vorschlag beifügen,
ursprünglich als Lebenshöhlung, die das Blut beinhaltet, zu fassen.
Vgl. dazu Gen 9,4 101 1KJ = Fleisch, in dessen Seele sein Blut
ist. Diese Stelle ist sicher älter als Lev 17,11, wo man von der Seele im
Blute spricht. In einem Exkurs, sonst in ThWAT ungewöhnlich, widmet
sich der Vf. dem schwierigen Problem, wie man die reichen Bedeutungsschattierungen
von tPS3 wiedergeben soll. Gründlich wird
auch die spätere Entwicklung im nachbiblischen Hebräisch, besonders
in Qumran, dargelegt.

Welche Sorgfalt der wichtigen Wurzel 13» gewidmet wurde, zeigt
schon formal die Tatsache, daß sich an dem Artikel drei Autoren beteiligt
haben: Ringgren. Rüterswörden und Simian-Yofre. Es widerspiegelt
ein inneres, offenes und sachliches Gespräch besonders über
die Identität des Knechtes von Dtjes. Das ist eine besonders empfindliche
theologische Frage. Der Leser findet hier in Kürze praktisch alles
wichtige, was dazu bisher gesagt wurde, und zwar sachlich und übersichtlich
geordnet. Die auseinanderlaufenden Meinungen verbindet
m. E. die Auffassung, die zwar nicht ausdrücklich in dem Artikel
steht, auf die aber alles hinweist: Der Gottesknecht in Dtjes ist eine
Rolle, die zwar von manchen getragen wurde, die aber letzten Endes
übersieh selbst weiterhinausweist.

Zusammenfassend kann man sagen, daß das ThWAT durch alle
fünf Bände sein wissenschaftliches Profil und Niveau durchaus bewährt
hat. ja noch mehr, daß der bisher letzte Band noch ausgewogener
erscheint als die vorangegangenen. Wie sieht es mit ThWAT
für die Zukunft aus? Für 16 Buchstaben des hebräischen Alphabets
brauchte man 5 Bände und 17 Jahre. Man könnte also erwarten, daß
für die übrigen 6 Konsonanten (bzw. 7, wenn man V und unterschei-
det)etwa noch zwei Bände nötig werden, eventuell, wenn das Material
noch anwachsen würde und die Register mehr Raum einnehmen
würden, noch drei Bände. Das ergibt insgesamt acht Bände, also den
Umfang, mit dem man von Anfang an gerechnet hat. Die Zeit? Bei
demselben Tempo, also ungefähr ein Konsonant pro Jahr, könnten
das noch sechs oder sieben Jahre sein. Das ist eine überschaubare
Frist. Und wenn es doch etwas früher fertig wäre, würden wir uns
freuen.

Prag Jan Heller