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Ausgabe:

1987

Spalte:

496-497

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Schnabel, Eckhard J.

Titel/Untertitel:

Inspiration und Offenbarung 1987

Rezensent:

Marschner, Ralf

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Theologische Lileraturzcitung I 12. Jahrgang 1987 Nr. 7

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durch C. Wagenseils Tela ignea satanae, Mxdorf 1681) und sogar bei
dem Apologeten C'almet auftauchen.

Es schließt sich ein Abschnitt über Bibelübersetzungen an. C. Des-
plat berichtet über Bearn und die baskischen Provinzen (169-191).
C. Dimaras über die griechische Kirche (193-199), M. Popa über die
Rumänen (201-209). Bei J. Dchergne (211-227) findet man eine
Bibliographie jesuitischer Schriften über die Bibel auf chinesisch.
C. Wanquet referiert über Madagaskar und Nachbarinseln (229-236).
Durch J. Baumgarten erfahren wir über eine (fragmentarische) jiddische
Bibelübersetzung aus Galizien aus der Hand von Mendel Lefin
Satanower (237-252). J. A. de Carvalho informiert über Bibelübersetzungen
und Kommentare auf portugiesisch (2 53-265).

In der anregenden Abteilung ..Das Buch und die Künste" finden wir
Beiträge über das Theater in Frankreich (M. de Rougemont,
269-287), über das evangelische (deutsche) Kirchenlied (P. Veit,
289-315), über Händeis biblische Oratorien (J. Michon, 317-330).
über die synagogale Musik in Europa (F. Alvarez-Pereyre, 331 bis
354), über die Poesies sacrees (1751) des J.-J. Le Franc de Pom-
pignan, Gegners Voltaires (T. E. D. Braun, 355-364), über „Bibel
und Architektur in Frankreich" (C. Taillard, .365-396), über biblischen
Auferstehungsglauben, Grabinschriften und Bestattungsriten
im Judentum (S.-A. Goldberg, 397-414). über Bibel und Malerei
(H.Comte, 415-429).

„Das Buch und sein vielfacher Sinn" ist der umfangreichste Unterabschnitt
(mit 10 Beiträgen). Hier hören wir über die offizielle
Präferenz für den Wortsinn in der katholischen Orthodoxie (J. Armo-
gathe, 431-439), über die lutherische Bibelausgabe des Frankfurter
Plärrers J. P. Frisenius (1705-1761) (H. Plard, 441-458), über die
Bibel bei der reformierten „aufgeklärten Orthodoxie" (F. Laplanche,
459-480), über die protestantische Mystik F. C. Oetingers
(1702-1782) (P. Deghaye, 481-510), über Mystik in der jüdischen
Bibelauslegung (R. Goetschel. 511-521), über die Schrift in der
englischen Predigt (F. Deconink-Brossard, 523-543), in den Predigten
in Nordamerika (A. Caden. 545-561). über die Bibel in der katholischen
Aufklärung (Bibelausgaben und Bibelpraxis) (Y.-C. Gelebart,
563-577), bei den Freidenkern in Deutschland (Reimarus und Edelmann
) (E. Walravens, 579-597), über Übersetzungen und Kommentare
von M. Mendelssohn (W. Weinberg, 599-621).

Der nächste Abschnitt zeigt, wie die Bibel bei den Moralisten der
Aufklärung (Vauvenargues, Chamfort, Rivarol, Senacde Meilhan)gelesen
wurde (H. Mydlarski, 625-647), welches Aufsehen das Projekt
einer modernisierenden Bibelübersetzung von C. Le Cene (1647 bis
1703) erregte, und bringt Proben aus dem 1741 postum erschienenen
Werk (J. Vercruysse, 649-656); weiter finden wir einen Beitrag über
„Bibel und Toleranz" (C. Cheymol, 657-676). über „Die Bibel der
Revolutionäre" (der französischen Revolution von 1789) (D. Me-
nozzi, 677-695), über die Bedeutung der Bibel Tür den Schriftsteller
der Restauration L. de Bonald (J. Bastier, 697-717), über den Bibelgebrauch
bei den Freimaurern (D. Ligou, 719-755).

Unter „einigen Lesern der Bibel" erscheinen die Herausgeber der
Encyclopedie Diderot und d'Alembert (B.-E. Schwarzbach,
759-777), Voltaire, Rousseau und noch einmal Diderot (M.-H.
Cotoni, 779-803), Christian Wolff (J. Ecole. 805-822) und schließlich
Kant (H. d'Aviau de Terney, 823-835).

Die bloße Aufzählung der Themen zeigt die Breite der (bei nur
wenigen Überschneidungen) behandelten Probleme, die durch einen
Blick auf das umfangreiche Personenregister(857-869) bestätigt wird.
Auf Einzelheiten einzugehen, verbietet der Raum; der Rez. wäre auch
keineswegs überall dafür kompetent. Doch wird man in vieler Hinsicht
reich belehrt.

Der Band schließt mit einer Bibliographie (837-855), die mit Katalogen
und bibliographischen Hilfsmitteln beginnt, dann Abschnitte
über allgemeine Geistes- und Philosophiegeschichte und die Geschichte
des Buches, über die Religionsgeschichte des Jh. und schließlich
über die Heilige Schrift enthält. Hier werden sogar einige noch
nicht erschienene (oder gar, wie Nr. 438, vom Druck zurückgezogene)

Beiträge autgeführt. Andererseits haben sich gerade hier manche
Druckfehler eingeschlichen (Nr. 1. 14. 16. 17. 172.222.237.302.312.
.313. 320. .322. 343. 355. 369. 389. 400.401.404.406.417.441.452.
453. 458 (3x). 459. 460. 470. 484 [erg. „Bach"]). Die meisten sind
leicht erkennbar. Nr. 338 und 339 sind jetzt in (). Kaiser, Von der
Gegenwartsbedeutung des Altes Testaments. Göttingen 1984, 47-60
und 61-70, nachgedruckt worden. Übrigens sind nicht alle in den
Einzelbeiträgen zitierten Titel in die Bibliographie aufgenommen
worden.

Bochum I Inning Grif Reventlow

Sehnabel, Eckhard: Inspiration und Offenbarung. Die Lehre vom Ursprung
und Wesen der Bibel. Wuppertal: Brockhaus 1986. 264 S. 8*
= TVG. Allg. Reihe. Kart. DM 24,80.

Imbach. Josef; Die Bibel lesen und verstehen. Eine Hinführung.
München: Kösel 1986. 194 S. 8 Kart. DM 24,80.

Beide Bücher haben ähnliche Intentionen und ein gemeinsames
Ziel: Sie wollen die Bibel als Fundament des christlichen Glaubens
einsichtig machen und neu hervorheben. Diese grundlegende Thematik
wird von beiden Vff. sehr differenziert, fast konträr verstanden.
Während E. Schnabel eine heilsgeschichtlich modifizierte Verbal-
inspirationstheorie darstellen möchte, strebt J. Imbach eine, durch die
Ergebnisse historisch-kritischer Forschung bereicherte „Hinführung
zur Bibel und eine Hilfe für deren besseres Verständnis" (7) an. Verschieden
sind also nicht nur geistige Provenienz und damit der Ausgangspunkt
der Vff. (S. ist Dozent für evangelische Theologie in
Manila/Philippinen; I. lehrt als katholischer Professor Fundamentaltheologie
in Rom), sondern auch die präjudiziellen Ergebnisse
ihrer Veröffentlichungen.

S. untersucht in einem ersten, historischen Teil „Die Lehre von der
Inspiration in der Theologiegeschichte" (9-102). In diesem knappen
Querschnitt wird leider die geschichtliche Entfaltung und Differenzierung
zugunsten eines der Problematik inadäquaten Grobrasters fallengelassen
. Nur so kann er zusammenfassend konstatieren: „Preisgabe
der klassischen, vor Renaissance und Aufklärung allgemein und
selbstverständlich vertretenen Verbalinspiration" (101). Instruktiv
dagegen sind die Abschnitte über die evangelikale Diskussion in
Nordamerika und Europa (9.3. und 9.4.), da sie eine Fülle von Entwicklungen
reflektieren, die in der kontinental-europäischen Theologie
weitgehend nur ungenügend zur Kenntnis genommen werden. Im
zweiten, systematischen Teil „Die Lehre von der Inspiration nach der
Heiligen Schrift" (103-199) versucht S. die Inspirationstheorie und
ihre Bedeutung für den Schriftbezug der Theologie darzustellen. Seine
Argumentation folgt dabei größtenteils dem "Chicago Statement on
Biblical Inerrancy" von 1978. Dabei trägt er eine Reihe bekannter
Gedanken (wie progressive Offenbarung, Selbstevidcnz der Schrift sowie
aus der Inspiration abgeleitete Konsequenzen wie Autorität,
Suffizienz, Inerranz, Einheit und Perspicuitas der Schrift) zu einem
eindrucksvollen System zusammen, das akzidentiell durch Beiträge
aktueller Forschung (wie der Wissenschaftstheorie, Kommunikations
- bzw. Sprachtheorie, Hermeneutik oder auch der Textkritik)
komplettiert wird. Eigenartig schwebend bleibt S.s Vernunftsbegriff.
Während einerseits Vernunft als der Inspiration inadäquat abgelehnt
wird (55, 104, 153), sind Vernunft und Logik andererseits stets
wichtige Glieder seiner Argumentation (108, 166, 174). Natürlich ist
sich S. bewußt, daß die Überzeugung von der Notwendigkeit und
Richtigkeit einer Inspirationstheorie eine Grundentscheidung darstellt
(105, 148 u. ö.). So wird auch dieser Beitrag seine Kontrahenten
nicht überzeugen können; den Verfechtern der Verbalinspiration wird
er aber manchen wichtigen Hinweis geben. Ausgesprochenes Defizit
ist. bei der Fülle der oft nur abgekürzt zitierten Literatur, das fehlende
Literaturverzeichnis.

Auch J. Imbach geht von einer Inspiriertheit der Bibel aus (62ff),
was für ihn nicht die Bedeutung der Bibel begründet, sondern unterstreicht
. In seiner gut durchdachten Übersicht kommt eine ganze